Sperrmüllabfuhr bei der Stadt Winterberg: „Eine logistische Meisterleistung“

In unserem BriefkastenDie Stadt Winterberg hat die Regeln für die Sperrmüllabfuhr geändert.

Reichte früher ein Anruf im Rathaus oder die Einsendung einer Sperrmüllkarte, muss der/die Winterberger Bürger/in heute ein anderer Weg gehen und vor allen Dingen 40 Euro im Voraus bezahlen, bevor die Sperrmüllabfuhr anrückt – oder auch nicht (siehe unten).

Zitat:

„Haben Sie Sperrmüll, der entsorgt werden soll, dann können Sie die Abholung online über unser BürgerPortal beantragen.
Gebühren

40,- Euro pro Abfuhr von 2,5 cbm
Zahlungsart

Überweisung
Besonderheiten
Wichtige Hinweise zur Sperrmüllabfuhr …“

Quelle: https://www.rathaus-winterberg.de/Mein-Anliegen/Abfall-Entsorgung/Sperrmuell

Schlechte Erfahrungen mit dieser neuen Sperrmüllregelung hat ein Winterberger Bürger gemacht. Er schildert uns seine „Sperrmüll-Odyssee“, die Mitte Mai diesen Jahres begann und auch heute noch nicht beendet ist:

Heute:

18.oder 19.05.2017:
Sperrmüllabholung gemäß der neuen „Sperrmüllabfuhrverordnung“ bei der Stadt telefonisch erfragt. Langwierige Erklärung der neuen Abwicklungslogik bei einer freundlichen Mitarbeiterin erhalten:
1. Möglichkeit: Persönlich erscheinen, Anliegen vorbringen, bar bezahlen. Zahlungseingang wird verbucht. Entsorgungsunternehmen wird sich mit mir in Verbindung setzen und Termin mitteilen.
2. Möglichkeit: Telefonisch beantragen. (Hierfür habe ich mich entschieden. Kann ja nicht jeder wegen einer Abholung persönlich das Bürger- und Stadthaus aufsuchen.) Bekomme die Nennung einer Bankverbindung mit Zweckangabe für Kto.432xxx und die Bitte zur Angabe des Namens und der Adresse sowie meiner Email Adresse für den weiteren Kontakt.

23.05.2017:
Online überwiesen mit allen notwendigen Angaben.

26.05.2017:
Nachgefragt, wann mir der Abholtermin genannt wird. (Mittlerweile sieht es bei mir vor dem Hausgeingang schon aus wie auf einer Müllumladestation. Ich musste mich ja auf einen unbekannten Termin vorbereiten. Schließlich kann ich mich ja nicht auf einen üblichen festen Abholtag verlassen, so wie früher) Antwort: „…Das Entsorgungsunternehmen wird sich melden…“

Unter der online einsehbaren Leistungsbeschreibung der Stadt Winterberg bzgl. des Sperrmülls wird mir übrigens detailliert mitgeteilt, was ich zu tun und zu lassen habe. Umfang des Volumens, möglichst keine demontierten Möbel, u.v.m.. (Na prima, vielleicht kann ich ja meinen bereits vor 8 Tagen abgebauten 3 Meter breiten Schlafzimmerschrank auf der Straße wieder aufbauen.) Bitte erst kurz vor Abholtermin an die Straße stellen, damit keine weiteren Personen den Sperrmüllhaufen anwachsen lassen, usw.

30.05.2017:
Erhalte endlich eine Mail seitens der Fa. Stratmann mit dem Hinweis des Zahlungserhalts und dem weiteren Hinweis, dass ich in den nächsten Tagen per weiterer Mail einen Abholtermin genannt bekomme. Ich möge bitte nicht auf die erhaltene Mail antworten, sondern ggfls. telefonisch Kontakt aufnehmen.

10.06.2017:
Jetzt sind gut 10 Tage vergangen. Bisher aber nichts weiter gehört. Versuche telefonisch Kontakt aufzunehmen. Klappte unter der mir genannten Nummer aber leider nicht.

12.06.2017:
Erhalte eine neuerliche Mail seitens des Unternehmens. Als Abholtermin wird mir Freitag der 23. Juni 2017 genannt. (Toll, da bin ich aber gar nicht da. Was mache ich denn jetzt? Vielleicht doch schon am Mittwoch an die Straße stellen? Oder vielleicht einen neuen Termin vereinbaren und wieder wochenlang warten?)

Jetzt ist der 16. Juni. Mal überlegen, was zu tun ist.

Früher:

Montags Karte wegschicken. Donnerstags Sperrmüll abgeholt. Fertig.

 
 

7 Gedanken zu „Sperrmüllabfuhr bei der Stadt Winterberg: „Eine logistische Meisterleistung““

  1. Eine Frechheit!
    Nicht nur das Prozedere, sondern besonders auch die Extragebühren!
    Ich habe aber schon lange damit gerechnet, dass sich eine Kommune diese Geldquelle erschließt!
    Der Pferdefuß bei der Sache ist aber, dass nun noch mehr Zeitgenossen als bisher schon, ihren Müll in unserer schönen, waldreichen Gegend entsorgen werden!
    Jetzt warte ich auf Gebühren für die Atemluft!
    …und immer schön schauen, wer die plotische Macht hat und wer die Abzocker gewählt hat!

  2. „Fortschritt“ bedeutet auch hier die weitere Verschlechterung öffentlicher Leistungen. Tief blicken ließ die Begründung der Stadt Winterberg bei der Einführung der Gebühr: die Gemeinschaft könne nicht für die Müllentsorgung einzelner aufkommen. – Nee klar, wer früher seinen Sperrmüll kostenlos abholen ließ, war ein Schmarotzer.

  3. Es ist ja irgendwie lustig zu lesen, was sich unsere ach so „bürgernahen“ Kommunalpolitiker und Stadtverwalter da ausgedacht haben. Und es entbehrt nicht eines gewissen Unterhaltungswertes, wenn es nicht so traurig wäre besonders für die deutlich älteren Mitbürger. Aber wahrscheinlich geht man davon aus, dass die richtig Alten ihre richtig alten Klamotten eh‘ behalten. Da gibt es schon keine Bankfiliale und keinen Bankschalter, keine Post, keinen Fahrkartenschalter bei Bus und Bahn, keine Stelle, die Pfandflaschen entgegen nimmt usw. Von Hausärzten oder anderweitiger medizinischer Versorgung im ländlichen Raum ganz zu schweigen. Dafür Computer, Tastaturen, Automaten allerorten, die mal mehr oder weniger gut funktionieren. Und die der Uropa aus Bödefeld nicht bedienen kann und will. Die Enkel und Urenkel sind längst weg gezogen und haben das Briefe- und Ansichtskartenschreiben verlernt. Der Briefträger ist schon lange nicht mehr bei der Post zu Tarif beschäftigt und ständig im Laufschritt mit Head-Set und tausenden Paketen von Amazon und Co. unterwegs. Kommunikation auf dem Nullpunkt. Im Briefkasten nur noch Rechnungen mit ellenlagen BLZ und IBAN-Nummern und – ganz wichtig! – alle 4 Jahre eine Wahlbenachrichtigung. Und wo jetzt soviel Arbeitsplätze abgeschafft wurden und praktisch die Computer miteinander kommunizieren holt vielleicht auch demnächst nicht Stratmann sondern eine Super-Drohne die alte Biedermeier-Couch vom verstorbenen Uropa aus Bödefeld vor seinem unverkäuflichen und deswegen langsam verfallenden Häuschen ab. Ende einer Fortschritts-Story.

  4. @Nofretete

    Ihre Kommentare sind stets sehr treffend. Ich frage mich, warum die Männer im Rat nicht von selber auf ähnliche Ideen kommen? Was läuft da falsch?

  5. @Novretete

    Ein köstlicher Kommentar. Und so wahr. Ich bitte um eine eigene Kolumne auf dem Titel des Kuriers.????????

  6. Hey, danke. Aber zuviel der Ehre. Nur gute Beobachtung und genügend eigene „leidvolle“ Erfahrungen. Leider breiten gut bezahlte Journalisten in unseren Regionalblättern eher ihre kleine privaten Sorgen und Erlebnisse in den Kolumnen aus und dann natürlich die tollen Pressemitteilungen, die diese Blättchen immer so „spannend“ machen. Das Sterben der Tageszeitungen ist eine Folge auch davon. Es ist ja nicht so, dass in Winterberg mit seinen Dörfern nichts passieren würde, was berichtenswert wäre (wie man hier im Blog immer wieder gut lesen kann!) . Was die frei verteilten Blätter anbelangt, werden sie leider nicht mal mehr frei verteilt, weil sie aufgrund der super Bezahlung der Austräger keine mehr finden. Wenn die Streuung oder Nicht-Streuung bei denen bekannt würde, die die teuren, bunten Prospekte ordern und bezahlen, hätte dies sicher gewisse Konsequenzen was künftige Budgetverhandlungen anbetrifft.

  7. Moment! Nicht die Stadt Winterberg mit eigenen Mitarbeitern holt den Sperrmüll ab, sondern ein externes Unternehmen – hier Stratmann aus Bestwig. Es hat sich auch nichts daran geändert (seit Jahren), dass der Abholtermin durch die Fa. Startmann mitgeteilt wird – und zwar früh genug vor dem Abholtermin. Und auch erst dann soll man einen Abend zuvor den Müll rausstellen. Wenn hier jemand meint mit dem 1. Anruf schon den Sperrmüll vor die Tür zu stellen, hat er selber schuld. In der Zeitleiste oben wurde ja selber mit 18. oder 19.05. erwähnt, dass sich Stratmann wegen dem Termin mit dem Bürger in Verbindung setzt wird. Stratmann möchte die Fahrten besser koordinieren, damit sie nicht in jedes Dorf zigmal fahren müssen um mal von hier und mal von dort Sperrmüll abzuholen. Da geht es nicht nur um wirtschaftliches Denken, sondern auch um die Umwelt! Und im Gegenzug der 40 Euro Gebühr als Verursacherprinzip ist doch auch die Müllgebühr für alle anderen gesunken, oder irre ich da?!

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