Ruhrbarone: „Hommage“ an Heinrich Lübke – den sprachgewaltigen Sauerländer

Ein schöner Artikel ist heute bei den ruhrbaronen zum Leben, Wirken und zu den Reden Heinrich Lübkes erschienen:

Sein Leben war mehr als eine permanente Freak-Show: Heute vor 50 Jahren trat Heinrich Lübke sein Amt als Bundespräsident an. Die Vorwürfe, KZ-Insassen hätten unter seinem Kommando schuften müssen, verstummten nie. Doch in seiner sauerländischen Heimat gedenkt man Lübke mit Wohlwollen. Gleich drei Gebäude tragen dort den Namen Heinrich-Lübke-Haus …

Ich habe mich beim Lesen augenblicklich an die fast vergessene Zeit erinnert, in der wir als Gymnasiasten unsere anti-autoritäten Stilübungen und Reflexe  durch das Auflegen der „Pardon Schallplatte“ mit Lübkes Redeschnippseln auslebten; oft in der „Fade-Out“-Phase unserer Partys im Morgengrauen, „when the music was over“.

(Allerdings kann ich mich beim besten Willen nicht daran erinnern, ob es eine 45er oder eine 33er Scheibe gewesen ist.)

Ein weiterer „Brüller“ war damals auf völlig gegensätzliche Art John Lennons Büchlein: „In meiner eigenen Schreibe“, vorzulesen vorzugsweise vor oder nach der Lübke Rezeption.

Lennon und Lübke ein unmögliches Paar, welches nur im schrankenlosen Denken von Jugendlichen zueinander finden konnte.

Die Platte gibt es seit einigen Jahren wieder als CD: (Direktlink funktioniert nicht, daher dort in der Suche „Lübke“ eingeben)

Das waren noch Zeiten, als Heinrich Lübke für Deutschland sprach! »Equal goes it loose«, sagte er 1965 zur englischen Königin im Garten von Schloss Brühl kurz vor dem Zapfenstreich. Oder: »Die Finnländer könnten eigentlich Westfalen sein«, oder: »Jeder von uns hat eine Mutter«. Geflügelte Worte, tiefe Einsichten, zeitlose Wahrheiten. Seine Parteifreunde haben seine zahlosen sprachlichen Fehlgriffe schier in den Wahnsinn getrieben, und 1965 schrieb der Spiegel: »Irgendwer muss Frau Lübke auch sagen, dass sie auf Staatsbesuchen ihren Mann nicht mit dem Ruf ›Heini, wir gehen zu Bett‹ ins Quartier beordern kann.« Aber »Pardon« ließ auf diesen Bundespräsidenten nichts kommen und veröffentlichte eine legendäre Langspielplatte: Heinrich Lübke redet für Deutschland. Eine Verteidigungsrede. Diesen Spaß können Sie jetzt wieder haben.

Aber lest erst einmal auch zu den hässlichen politischen Facetten eines bundesdeutschen Präsidenten den Artikel bei den ruhrbaronen.

7 Gedanken zu „Ruhrbarone: „Hommage“ an Heinrich Lübke – den sprachgewaltigen Sauerländer“

  1. Bei Ruhrbarone heißt es:
    *Es existiert noch eine zweite Lübke-Biografie: \Die 13 Leben des Heinrich Lübke\ heißt sie. Sie wurde von dem Drogen-Advokaten und Freak-Verleger Werner Pieper verfasst. Pieper stellt Lübke als eine Art \Patenonkel der Grünen\ dar. *
    Dazu noch eine Anmerkung: Der Autor des lesenswerten Buches stammt übrigends auch aus dem Sauerland: Er wurde in Meschede geboren und ist in Sundern- Dörnholthausen aufgewachsen. Jetzt lebt er in Heidelberg. Die Intention zum Schreiben des Buchs kam ihm wohl, da er als Schülersprecher der Realschule Sundern Lübke bei einem Besuch persönlich kennenlernte.

    Grüße

    Matthias Schulte- Huermann

  2. Genau! Deswegen wird er auch in Sundern vollkommen totgeschwiegen, Und erst recht sein Buch. Meines Wissens taucht es nicht mal im *Heinrich- Lübke- Haus* in Enkhausen auf. Und as obowhl er bei den Recherchen mit dem Orstvorsteher (und CDU Kreistagsabgeordneten Haffner) sehr lage und ausführlich gesprochen hat. Es scheint mir so, das das Buch weder der CDU passt noch den *rest 68gern*;_)

  3. Sorry, aber ich wurde in Sundern nicht %27großgezogen%27, sondern abgestoßen, floh %28als vormals einziges evangelisches Kind in der Zwergschule Stockum%29, sofort nach der Mittleren Reife …So viel Intoleranz ist mir seit dem nie wieder begegnet.
    In Sundern verbrannte man meine Schülerzeitung auf dem Schulhof, da ich 1965 die Anerkennung der DDR vorschlug &amp%3b man mir absurderweise unterstellte, von %27Drüben bezahlt zu sein%27… sowas prägt fürs Leben.
    Obwohl damals Klassensprecher, hat es nie wieder einen Kontakt zu ehemaligen Mitschülern o.a. aus der Region gegeben.
    Damals war das Leben für mich hart, aber seit 40 Jahren genieße ich es um so mehr – unabhängig zu sein.

    Für Heinrich wirds auch nicht leicht gewesen sein …wenn auch aus anderen Gründen, wie ich in meinem Buche darlege.

    *pi*

  4. @Werner Pieper:
    Vielen Dank für den Einblick in dein Leben. Gibt es noch ein Exemplar oder Faksimile der Schülerzeitung? Wer hat damals die Zeitung verbrannt? Mitschüler/innen? Lehrer/innen? Ein Exemplar oder alle? Ich versuche mir das vorzustellen.

  5. Genau, das wäre mal interessant! Hätte ich dann auch gerne. Ich hab vor ein paar Jahren der Realschulrektorin schon mal das Buch von WP gegeben. Aber leider kam auch keine Reaktion.
    Also für den Politik oder Geschichtsunterricht müßte das doch eigentlich ein interessantes Thema sein 2 Sunderaner nämlich Lübke und Pieper, die aus vollkommen unterschiedlichem Mileu stammen mal zu behandeln.
    Leider komt nix.

    M.

    Auch ansonsten hätte ich es doch einfach für den Politikunterricht mal ontere

  6. achso noch eine Bemerkung bezüglich Intoleranz:
    Lieber Werner: Da kannst du ja gut nachvollziehen wie ich mich in Stockum fühle (und das obwohl ich in der Sozialisation eher dem Lübkemileu ähnele ,_)

Kommentare sind geschlossen.