Rückblick: Fährverbindung Hamburg – Harwich

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Aufnahme vom Deck des Fährschiffs aus Harwich: Hamburger Landungsbrücken während der Feierlichkeiten zum 800. Hafengeburtstag im Sommer 1989 (fotos: chris)

1989: Blick vom Deck der „England-Fähre“ auf die Landungsbrücken, auf die Jugendherberge, Bismarck, den Fernsehturm, den alten Elbtunnel und das Hotel Hafen Hamburg.  Regelmäßig  verkehren die Schiffe der Reederei DFDS zwischen der Hansestadt Hamburg und der englischen Hafenstadt Harwich. Die Fährverbindung  ist eine Institution.  Die Fahrt dauert 22 Stunden, der Reisende verbringt somit fast einen Tag und eine Nacht auf See.

Das Schiff verfügt über Mehrbettkabinen unterhalb der Wasserlinie (günstig, aber nur für klaustrophobie – freie Seefahrer geeignet), Innen- und Außenkabinen mit zwei oder vier Betten und ganz oben befindet sich ein Raum mit Flugzeugsesseln. Letztere verursachen die geringsten Kosten, erlauben aber nur den sehr erschöpften Reisenden eine Portion Schlaf. Es ist kein Traumschiff, dennoch ähnelt diese Reise einer kleinen Kreuzfahrt.

Diese Schiffsreise bietet viel Zeit zum Reden, Lesen, Lachen, Denken und bei ruhiger See auch zum Essen und Trinken. Es gibt tatsächlich Zeitgenossen, die selbst bei starkem Wellengang noch richtig zulangen können. Ja, die gibt es.

Am schönsten ist die Fahrt auf der Elbe

Von Harwich kommend fahren die ‚Admiral of Scandinavia‘ oder die ‚Prinz Hamlet‘ mehr oder weniger gemächlich über die Nordsee. Rund vier Stunden vor der Ankunft in Hamburg erreicht die Fähre bei Cuxhaven die Elbe. Das raue Meer verlassend, tuckert das Schiff nun den Fluss hinauf, an Deichen, Schafen, Kernkraftwerken, Dörfern, Höfen und Apfelplantagen vorbei.

Die Einfahrt nach Hamburg ist stets spektakulär. Vom Deck aus blicken die Reisenden auf Blankenese,  Teufelsbrück, Övelgönne und den Hafen. Vom Fischmarkt  fährt der Ankömmling an den bunten Häusern der Hafenstraße vorbei und abschließend dreht das große Schiff langsam auf der Elbe um an den Landungsbrücken anzulegen. Es bleibt genügend Zeit für Fotos.

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England-Fähre legt an den St. Pauli - Landungsbrücken an

Das Ende des langsamen Reisens

Diese kleine Kreuzfahrt war ein Erlebnis, und die Welt berichtete 2002 wehmütig vom Ende einer Institution: Die Kosten wären zu hoch, die Fahrgastzahlen zu niedrig. Die Linie DFDS sparte die Fahrt durch die Elbe ein und verlegte den Anleger nach Cuxhaven.

Das Jahr 2005 markierte endgültig das Ende der Strecke Cuxhaven – Harwich. Die Verbindung wurde eingestellt und damit verschwand die letzte Fährverbindung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien. Grund war, so der Spiegel,  die Konkurrenz durch Billigfluglinien. Das langsame Reisen passte einfach nicht mehr in unsere beschleunigte Zeit.

2 Gedanken zu „Rückblick: Fährverbindung Hamburg – Harwich“

  1. Ich habe mal versucht bei DFDS zu erfragen, wie oft ich mit der Linie nach Harwich und zurück gefahren bin. Das konnte man nicht beantworten, doch sind es sicher rund 30 Passagen gewesen. Das war von Kiel aus die perfekte Verbindung. Ab Hamburg bis etwa Glückstadt ist die Elbe ein Sahnestück. Brunsbüttel und Cuxhaven habe ich mir auch immer gern von Bord aus angesehen. Später am Abend dann das Leuchtfeuer von Helgoland. Für mich immer das Highlight der Rückreise: am späten Abend an der Niederländischen Küste sich von Leuchtfeuer zu Leuchtfeuer hangeln. Unglaublich faszinierend. Man meinte, fast hingreifen zu können.
    Nette Gespräche mit Mitreisenden habe ich an Bord gehabt. Damals konnte man noch ein einzelnes Bett buchen und teilte gelegentlich die Kabine mit interessanten Menschen.
    Heute benutze ich immer noch DFDS, doch ist es von/nach Esbjerg etwas aufwändiger, die Passage weniger interessant und als Einzelreisender mit PKW sündhaft teuer.

  2. Es ist sehr, sehr schade, daß es diese Fährverbindung Hambur-Harwich nicht mehr gibt. Als Jungmann habe ich gerne Fahrradtouren von Kiel nach HH und von dort durch Großbritannien gemacht. Die Fahrt von Hamburg nach Harwich per Schiff hatte so was von „Loslassen“. Die Fahrt in die Abenddämmerung extrem schön und das Ankommen am nächsten Morgen in Harwich war wie in einer anderen Welt. Faszinierend schon vorher, daß sich die Farbe der Nordsee geändert hatte. Ich mag das Fliegen gar nicht… nur wenn ich unbedingt muß. Es ist langweilig und mein Hirn kommt irgendwie nicht mit.

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