Prof. Dr. Patrick Sensburg, Bundestagsabgeordneter der CDU für den Hochsauerlandkreis: Haben Sie das nötig?

Screenshot von heute, 10. Mai 2012
Screenshot von heute, 10. Mai 2012

Heute habe ich einen Facebook-Eintrag auf der Seite von Prof. Dr. Patrick Sensburg gesehen, der mich ziemlich ratlos gemacht hat. Ich frage mich seit einigen Stunden kopfschüttelnd, wie ein Jurist und hochrangiger Politiker einen derartigen Unfug schreiben kann:

„Geht die Journalisten-Bezahlaktion der SPD im HSK weiter? Herr Schiebener macht in seinem Blog zoom seit geraumer Zeit Stimmung gegen die CDU. Stand er wohl auch auf der SPD- Gehaltsliste??“

Für unsere Leserinnen und Leser sei darauf hingewiesen, dass es seit gestern Vorwürfe gegen das Blog „WirInNRW“ gibt, von der SPD bezahlt worden zu sein.

Auf Twitter habe ich so auf diese Nachricht reagiert: http://twitter.com/#!/hskzoom/status/200209405390761985

Diese Vorwürfe wurden in der heutigen Ausgabe des STERN veröffentlicht.

Die Landesregierung NRW  hat eine Einstweilige Ver­fügung gegen die Berichterstattung des „Stern“ erwirkt.

Für mich ist die ganze Geschichte noch nicht geklärt und ich bin schon gespannt auf die weitere Entwicklung.

Jetzt aber wieder zurück zu Herrn Sensburg. Aus der Existenz eines Vorwurfs gegen ein Blog schließt er messerscharf, dass diese Vorwürfe schon bewiesen seien, denn er hat auch schon einen Begriff: „Journalisten-Bezahlaktion der SPD“.

Wenn es also solch eine „Journalisten-Bezahlaktion der SPD“ gibt und diese Prämisse scheint ja für Herrn Sensburg zu stimmen, muss sie ergo auch in seinem Wahlkreis dem HSK existieren, denn dort gibt es eine SPD und ein Blog. Bingo!

Der Herausgeber dieses Blogs sei Herr Schiebener und er mache „Stimmung“ und zwar gegen die CDU. Nun weiß ich natürlich nicht, welche Inhalte und Argumente sich bei Herrn Sensburg mit dem eher diffusen Begriff  „Stimmung“ verknüpfen und was er da so assoziiert.

Auf jeden Fall schließt Herr Sensburg messerscharf aus der erfühlten Stimmung, dass die Möglichkeit existiere, dass sich Herr Schiebener auf der Gehaltsliste der SPD befinde.

In der formalen Logik sind alle Schlüsse, die aus eine falschen Prämisse gezogen werden wahr: Wenn die Erde eine Scheibe ist, ist die CDU eine kommunistische Partei. Ja, ja, das geht liebe Freunde, aber die Erde ist zum Glück annähernd kugelig.

Herr Sensburg hat aber nicht nur diese holperige Logik als Beweis, sondern unterstützend auch folgenden Facebook-Eintrag. Genial! Heureka!

Herr Schiebener wünscht einen SPDler viel Erfolg oder so.
Herr Schiebener beglückwünscht Dirk Wiese von der SPD zur Wahl. Zum Vergrößern draufklicken.

Ein Freund von Herrn Sensburg hat ihm diesen Screenshot geschickt und rechts daneben die Bemerkung aufgeschrieben:

„zoom Blogger Hans J. Schiebener ist bester Freund der SPD und von Dirk Wiese!“

Lieber Herr Sensburg et alii, Sie haben Facebook eventuell, unter Umständen, vielleicht noch nicht begriffen. Das, was Facebook „Freunde“ nennt, sind Verlinkungen zu Personen, die erst einmal nichts über den inhaltlichen Charakter dieser Beziehung aussagen.

Wenn Sie beispielsweise im Bundestag gegen Fracking abstimmen, werde ich Sie zu dieser Handlung beglückwünschen, auch wenn sie nicht so wirklich mein Freund sind.

Bleibt zum Schluss noch die Frage des Geldes. Das Blog „zoom“ ist ein Minus-Projekt. Keine Werbung, niemand zahlt. Die Kosten begleiche ich allein.

Unglaublich? Tja, so ist es.

Den Rest erkläre ich gerne später, weil ich jetzt hundemüde bin.

23 Gedanken zu „Prof. Dr. Patrick Sensburg, Bundestagsabgeordneter der CDU für den Hochsauerlandkreis: Haben Sie das nötig?“

  1. Prof. Dr. Sensburg hat wohl geglaubt: Einfach mal mit der Schrotflinte schießen, dann treffe ich schon irgend etwas.

  2. Ich möchte gerne vom Prof. Sensburg eine Definition davon haben, was er unter „Stimmung gegen die CDU“ machen versteht? Kritische Berichterstattung ist also Stimmungsmache? Der Rest ist einfach nur ein Witz!! Gehaltsliste der SPD… Leidet die CDU im HSK unter Paranoia? Sieht sie ihre Felle davonschwimmen?

  3. Wie erbärmlich wohlfeil(*) agiert der Herr Professor?

    Dieter Hildebrandt meinte – sinngemäß – vor Jahren zu/über Dirk Niebel: „Durch einen glücklichen und aktuell nicht mehr nachvollziehbaren Zufall, wurde der Nachname dieses Herrn um ein ‚e‘ ergänzt.“

    Korreliert doch prima mit Florian Ottos „SensEburg“.

    (*)bedeutet: einfach, billig, preiswert

    Münte würde derartige Effekthascherei kurz und knapp in der Kategorie „Kein Ar… und kein Kopp“ ablegen.

    Mir graust vor diesen „Kreißsaal-Hörsaal-Plenarsaal“-Typen ala Sensburg.

  4. Lapsus: Niebel-‚e‘-Ergänzung muss natürlich ein ‚i‘ sein.
    Komisch, der SensEburg bringt mich mit seinen dumpfbackigen Verlautbarungen in Wallung 🙂

  5. @Ließchen Müller: Guten Morgen!

    Ich habe folgende Zeilen an Patrick Sensburg geschrieben:

    „Sehr geehrter Herr Sensburg,

    ich beglückwünsche Sie ohne Einschränkung zu Ihrer Entscheidung bei der Abstimmung über die

    „Beschlussempfehlung des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und
    Reaktorsicherheit (16. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten Oliver Krischer,
    Hans-Josef Fell, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS
    90/DIE GRÜNEN
    Transparenz und Kontrolle bei der Förderung von unkonventionellem Erdgas in
    Deutschland“

    als einziger CDU-Abgeordneter nicht Ihrer Fraktion zu folgen.

    Eine Frage hätte ich aber noch: Aus welchem Grund sind Sie beim entsprechenden SPD-Antrag (Schwabe, Arndt-Brauer, Becker) nicht ebenso ausgeschert?

    Mir(sic!) freundlichen Grüßen aus Winterberg
    Hans J. Schiebener“

    Alles weitere später, bin jetzt erst mal im Offline.

    Es gab mehrere Abstimmungen:

    SPD: http://www.bundestag.de/bundestag/plenum/abstimmung/20120510_gas1.pdf

    GRÜNE: http://www.bundestag.de/bundestag/plenum/abstimmung/20120510_gas2.pdf

    Linke: http://www.bundestag.de/bundestag/plenum/abstimmung/20120510_gas3.pdf

  6. Huiuiui, dann muss die Piratenpartei ja auch ordentlich Geld gebene bei den vielen Artikeln über uns. 1.0 Politiker und das Internet… m(

  7. Um es mit Franz-Josef Strauß zu sagen: \Wir müssen die roten Ratten dahin jagen, wo sie herkommen: in ihre Löcher.\ Und da fangen wir im Sauerland mit an!

    Ich tippe darauf, dass Herr Schiebener mindestens auch noch auf der Gehaltsliste von KGB und nordkoreanischem Geheimdienst steht.

    Wohl den Journalisten vom Schlage eines [ … moderiert … ] von der Westfalenpest, der ein wesentlich subtileres Belohnungssystem auf Provisionsbasis hat. CDU, Pfarrgemeinderat, Caritas und 118 Schützengemeinschaften freuen sich über seine investigativen journalistischen Leistungen und prämieren sie gerne pro geschriebener Zeile, wie ich erfahren habe. Wie ich hörte hat er unlängst erst einen Koffer voll Geld für seinen Bericht über die Kräuterwanderung der KFD bekommen. Herr Schiebener, so wird’s gemacht!

  8. Was ist das für eine Denkweise, wenn kritische Berichterstattung über die (Noch-)Mehrheitspartei im HSK quasi automatisch mit finanziellen Zuwendungen vom politischen Gegner gleich gesetzt wird? Wir sollten froh sein, dass es kritische Blogs gibt, die insbesondere auch im HSK ein Gegengewicht zu den oftmals sehr einseitig ausgerichteten „offiziellen“ Medien bieten. Z.B. befinden sich führende Positionen bei Radio Sauerland fest in CDU-Hand – und verdienen damit sicherlich gutes Geld!

  9. @Zoom: \Es gab mehrere Abstimmungen\
    Darüber war ich auch schon ins Grübeln geraten.

    Die Taktierei der Politikerkaste ist nicht nur nervig, sondern entlarvend. Wenn sie so eindeutig gegen Fracking wären, wie sie es vorgeben, dann müssten sie Fracking in ganz Deutschland kategorisch und schleunigst unterbinden. Als Ließchen M. überlege ich mir nun noch gründlicher als früher wen ich wähle. Ist doch klar, da kommen für mich nur noch Leute in Frage, die keine watteweiche Haltung einnehmen! Und wieso sich die Grünen beim Antrag der Linksfraktion geschlossen enthalten hat, ist mir als Frau vom Lande auch schleierhaft.

  10. Da ging dem Doktorchen wohl eine Granate, die zum Befreiungsschlag werden sollte, schon in der Hosentasche los. Denn wer mag angesichts dieser Schmiere noch an ein sauberes Promotionsverfahren glauben?

  11. Erhellend finde ich folgende Aussage von Herrn Sensburg in seiner Antwort auf die Fragen von Stefan Laurin/ Ruhrbarone:

    „2. Herr Schiebener hat mir bisher vor keinem Beitrag Gelegenheit zur Äußerung gegeben. Herr Schiebener scheint insoweit eher an einer einseitigen Darstellung interessiert zu sein. Dies ist ja auch völlig legitim. Hierin sehe ich dann aber auch einen wesentlichen Unterschied zur unabhängigen Presse, wie z.B. der Westfalenpost.“

    Soll das etwa heißen, dass die „unabhängige“ Westfalenpost vor jedem Artikel über Herrn Sensburg ihm „Gelegenheit zur Äußerung“ gibt?

    Von unabhängiger Presse würde ich da nicht mehr sprechen. Hofberichterstattung trifft es wohl eher. Und nah dran an Röttgens Bedauern über die Macht der Wähler ist es auch.

  12. … mea culpa, mea maxima culpa.

    Ich bekenne mich schuldig hier in diesem Blog immer wieder Dinge und Zitate in meinen Texten heranzuziehen, die ich in augenscheinlich „CDU-feindlichen“ (habe ich bisher nicht gewusst) Medien finde wie FAZ, die Zeit, der Süddeutschen, das Handelsblatt, die Welt, Wirtschaftswoche, dem Fachmagazin Photon, den Verbraucherzentralen in unserem Land, diversen weiteren Fachmagazinen, sowie Internetportalen wie

    http://www.unendlich-viel-energie.de/

    (mit Unterstützung des Bundesumweltministerium und des Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz)

    http://www.kommunal-erneuerbar.de/

    (mit Unterstützung des Bundesumweltministerium)

    http://www.foederal-erneuerbar.de/

    (mit Unterstützung des Bundesumweltministerium)

    Oh sehet an meinem von Gram gebeugten Kreuz, die Schuld die ich trage, zu schreiben was ich denke … und es wird immer wieder gerne vorkommen.

    Denn ich fühle mich nicht zum U-Boot-Demokraten, der nur alle 4 Jahre auftaucht, berufen.
    Auch glaube ich, dass die Erde keine Scheibe ist und ein offener Blog – insbesondere als Anregung die Dinge anders zu sehen und andere Informationen mit einzubeziehen – den Menschen die dies lesen viel näher ist, als Printmedien mit eindeutiger politischer Neigung.
    Ich glaube an das Selbstbeurteilungsvermögen von Menschen und halte nicht von vorverdauten Hofberichterstattungen in unserer Demokratie.

  13. „Von der SPD bezahlt …“ – Verflixt nochmal! Warum erfahre ich so topheiße Infos erst jetzt?!
    Ständig wird mir jeder Scheiß mitgeteilt; aber wenn wirklich einmal interessante News kommen, bin ich scheinbar der Letzte, der es erfährt.
    Zusammen sind wir stark! Alte Gewerkschaftsweisheit. Jetzt, wo ich weiß, dass wir zusammen auf der Paylist stehen, sage ich klipp und klar: wir müssen höhere Tarife durchdrücken!

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