Pressemitteilung: Schulfrieden in NRW auf Kosten der Kinder

ahslogoVor einem „Schulfrieden in NRW auf Kosten der Kinder“ warnt die Aktion Humane Schule (AHS). „Der angestrebte Konsens zwischen SPD, CDU und GRÜNEN droht Strukturen zu zementieren, die die Umsetzung des Auftrags zur Schaffung eines inklusiven Schulwesens verhindern“, so AHS-Bundesvorsitzender Detlef Träbert*.

Die angestrebten Bestandsgarantien für Schularten auf die Dauer von zehn Jahren „führen das Selektionsprinzip ungeniert fort.“ Die Politik rechtfertige sich damit, dass man „die Menschen mitnehmen müsse“, aber lasse dabei die Kinder zurück.

Deutschland und seine Bundesländer haben sich verpflichtet, das Schulwesen im Sinne des Art. 24 der Behindertenrechtskonvention (BRK) umzugestalten. Das beinhaltet die Orientierung der Schule an Menschenwürde und Selbstwertgefühl der Kinder sowie an der Garantie zur vollen Entfaltung ihrer Talente und Persönlichkeiten.

„Kinder nach wie vor in verschiedenwertige Schularten einsortieren zu wollen bedeutet daher einen offener Rechtsbruch“, stellt Träbert den Standpunkt der Aktion Humane Schule klar. „Alle Bildungspolitiker anerkennen den Fakt, dass die soziale Selektivität der deutschen Schule höher ist als in den anderen PISA-Nationen. Gleichzeitig traut sich bundesweit niemand von ihnen, das Selektionsprinzip abzuschaffen. Selbst die Tendenz zur Zweigliedrigkeit stellt keinen prinzipiellen Fortschritt dar. Das ist ein kollektives Versagen der politisch Verantwortlichen.“

Träbert beklagt, dass es in der bundesdeutschen Gesellschaft einmal eine Zeit gegeben habe, in der das Prinzip „Für unsere Kinder ist das Beste gerade gut genug“ gegolten habe. Heute scheine es, als ob das parteipolitische Gesicht zu wahren Politikern mehr wert sei als das Wohl der Kinder.

*Detlef Träbert ist ebenfalls gelegentlich Autor in unserem Blog.

3 Gedanken zu „Pressemitteilung: Schulfrieden in NRW auf Kosten der Kinder“

  1. Die Rot-Grüne Regierung scheint nach taktischen Anfangserfolgen schulpolitisch in ein schwarzes Loch zu gleiten. Der Weg, eine integrative Schulform, nämlich die Gemeinschaftsschule, unter Umgehung der politischen Ebene als Verwaltungsakt zu installieren scheint zu scheitern. Nach dem Desaster von Hamburg ziehen auch in NRW für eine grüne Schulministerin dunkle Wolken auf.Der „Schulversuch“ wird möglicherweise als verwaltungspolitischer Trick schnell in der Schublade nordrheinwestfälischer Bildungspolitik verschwinden.

    Die Grünen werden sich als Angsthasen erweisen, die sich nicht der offenen Auseinandersetzung stellen wollen und können.

    Schade um die Schülerinnen und Schüler in NRW, die nach vielen Jahren Stillstand endlich ein modernes Schulsystem verdient gehabt hätten.

    Die grünen Hoffnungsträger sind wieder einmal angeknockt.

    Die CDU sollte angesichts dieser Entwicklung keine Schadenfreude empfinden, denn diese Partei zeigt schon seit Jahren keinerlei bildungspolitische Gestaltungsfähigkeit.

  2. Ich bin zwar kein Özdemir anhänger, aber hier sagt er durchaus etwas Richtiges:

    Zur Absicht der CDU, die Hauptschulen abzuschaffen, erklärt Cem Özdemir,
    Bundesvorsitzender von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:

    „Die CDU vertritt in jedem Bundesland eine andere schulpolitische
    Position und offenbart damit die ganze Schizophrenie ihrer
    Bildungspolitik. In Bayern hält die CSU eisern an der Hauptschule fest.
    In Nordrhein-Westfalen verweigert sich die CDU einem Schulkonsens mit
    der rot-grünen Landesregierung, während die CDU im Saarland gemeinsam
    mit Grünen, FDP und der Linken den Weg zur Gemeinschaftsschule durch
    eine Verfassungsänderung unterstützt. Eine derart haltungslose Politik
    nach Wetterlage dient nicht dem Interesse der Schülerinnen und Schüler
    und ihrer Eltern, schon gar nicht bei einer so entscheidenden
    Zukunftsaufgabe wie der Bildungspolitik.

    Die CDU schließt aus einer im Ansatz richtigen Analyse verkürzte und
    inkonsequente Schlussfolgerungen. Denn gerade weil zahlreiche Kommunen
    aufgrund des Rückgangs der Schülerzahlen um ihren weiterführenden
    Schulstandort fürchten, müssen sie die Möglichkeit erhalten, gute
    Gemeinschaftsschulen zu gründen. Ansonsten laufen die Kommunen nicht nur
    Gefahr, ihren weiterführenden Schulstandort zu verlieren, sondern büßen
    auch an Attraktivität für zuziehende Familien ein und schwächen sich
    dadurch wirtschaftlich massiv.

    Wenn die Bundes-CDU nun offenbar bereit ist, die Hauptschule aufzugeben,
    bewegt sie sich zwar mit Trippelschritten in die richtige Richtung,
    jedoch muss sichergestellt sein, dass die so genannten Oberschulen auch
    einen direkten Weg zum Abitur ermöglichen. Eine solche Reform kann aber
    nur ein erster Schritt sein.“

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