Politik muss Hygienestandards an Schulen sicherstellen
GEW stellt Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zur Hygiene an Schulen vor

Nach einer heute veröffentlichten bundesweiten Umfrage im Auftrag der Bildungsgewerkschaft GEW teilen drei von vier Befragten (74,9 Prozent) in NRW die Einschätzung, dass die hygienische Grundausstattung an Schulen vor der Corona-Pandemie durch die Politik vernachlässigt wurde. Damit liegt der Wert für NRW noch etwas höher als der Bundesdurchschnitt (71,2 Prozent).

(Pressemitteilung der GEW NRW)

„Die Corona-Pandemie hat die Hygienemängel an unseren Schulen aufgezeigt und Versäumnisse deutlich gemacht“, bilanzierte die Landesvorsitzende der GEW NRW, Maike Finnern, die Ergebnisse der repräsentative CIVEY-Umfrage. Sie zeige Versäumnisse der Politik und den Wunsch nach besseren hygienischen Bedingungen an Schulen auf – auch über die Corona-Pandemie hinaus. Finnern unterstrich: „Für die Befragten ist das Thema Hygiene an Schulen nicht auf die Corona-Pandemie beschränkt. 82,6 Prozent der Befragten in NRW denken, dass die Schulen in ihrem Bundesland auch über die Pandemie hinaus stärker auf die hygienischen Grundvoraussetzungen achten sollten.“

Die GEW-Landesvorsitzende erklärte: „Die Schwierigkeiten der Schulen, während der Corona-Pandemie Hygiene und Infektionsschutz sicherzustellen, kamen nicht überraschend. Sie sind eine Folge jahrzehntelanger Vernachlässigung des Bildungssektors, auf die wir die politisch Verantwortlichen immer wieder hingewiesen haben. Marode Schulen sind ein Skandal!“

Inzwischen sei im Bildungssektor ein Investitionsstau in Höhe von bundesweit 43 Milliarden Euro allein bei den Kommunen entstanden, der nicht zuletzt durch dringend renovierungsbedürftige Sanitäranlagen deutlich werde, kritisierte die GEW-Landesvorsitzende. „Spätestens jetzt muss die Politik aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und die Kommunen gut ausstatten. Das müssen die Kinder uns wert sein. Gute hygienische Bedingungen sind wir ihnen schuldig!“ Um dies zu erreichen, bekräftigte Finnern, müsse auch bei der Gebäudereinigung und Instandhaltung dringend gegengesteuert werden: „Statt Outsourcing brauchen wir auch in der Gebäudereinigung gute Arbeitsverhältnisse und ausreichend Personal. Jetzt ist die Zeit, sich darum zu kümmern.“

Die GEW-Vorsitzende warnte vor Einschnitten in die Haushalte der kommunalen Schulträger aufgrund der Belastungen durch die Corona-Pandemie. „Bund, Länder und Kommunen müssen gemeinsam dafür sorgen, dass endlich genügend in unsere Schulen investiert werden kann.“

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Info: Das Meinungsforschungsunternehmen CIVEY hat im Auftrag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) 5003 Personen zwischen dem 25. und dem 27. Juni 2020 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren und nach Bundesländern differenziert. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei 2,5 Prozent.

8 Gedanken zu „Politik muss Hygienestandards an Schulen sicherstellen
GEW stellt Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zur Hygiene an Schulen vor

  1. Ich habe im Jahr 2017 an einer Schule in Winterberg unterrichtet (es handelte sich lediglich um angemietete Räumlichkeiten) und war geschockt, wie die S u S den Pausenraum, die Sanitäranlagen und das Gelände jeden Tag verunreinigen. Die angestellten Reinigungskräfte arbeiteten im Akkord, um zeitlich nicht zu sehr über ihre bezahlten Zeiten zu kommen.
    Schule hat auch etwas mit Erziehung zu tun. Das wird im Schreiben anscheinend vernachlässigt

    1. Ursache für viele bauliche Mängel unserer Schulen ist der im Artikel zurecht angesprochene Investitionsstau. Wer kennt nicht den Aha-Effekt, wenn man nach 20 oder 30 Jahren wieder an seine alte Schule kommt und denkt: „Das sieht ja noch genauso aus wie damals. Hier hat sich nichts verändert“

      Vandalismus wird meines Wissens an Schulen verfolgt und geahndet. Die Ursachen für miserable Arbeitsbedingungen der Reinigungskräfte liegen, wie oben genannt, im Outsourcing. Hier wären die Städte in der Pflicht, nicht dem billigsten Anbieter den Zuschlag zu geben oder die Reinigung öffentlicher Gebäude wieder in eigener Regie mit städtischen Angestellten zu organisieren.

      In der Stellungnahme der GEW geht es um Hygienekonzepte zur Verhinderung von Covid-19 Infektionen in Schulen. Diese umzusetzen ist in einem unterfinanzierten System mit sehr vielen Beteiligten schwieriger als z.B. in Rathäusern, Arztpraxen, Büros und an ähnlich netten, modernen, lichten und gut gelüfteten Arbeitsplätzen.

      Gelingt die Umsetzung der Hygienestandards in Schulen in Coronazeiten nicht, so werden eklige Toiletten, verdreckte Räumen und überquellende Mülleimer das geringere Problem sein.

      1. Was aber im Umkehrschluss nicht heißt, dass sogenannte „billige Reinigungskräfte“ nicht schlechter reinigen als „städtische“ – oder hab ich da was falsch verstanden? Rassismus. Kastendenken. Sie werden nur sehr viel schlechter bezahlt. Angekommen – verstanden ? Das ist der Sinn der Übung. Profitmaximierung.
        Dass Eltern aufgefordert sind und/oder sich so verstanden fühlen Klassenzimmer zu malern, Klopapier mitzubringen oder Desinfektionsmittel – vielleicht sogar Masken ist schon schlimm genug für ein Bildungssystem , welches sogar eine Ministerin hat. Und da frage ich mich ernsthaft – hat jemals ein Wire-Card – Mitarbeiter, ein Commerz-Bank-Mitarbeiter, ein VW-Mitarbeiter sein Klopapier oder Desinfektionsmittel mitbringen müssen oder seine eigenen heiligen Hallen malern müssen? Nein, weil sie alle mit großer staatlicher Unterstützung betrügen dürfen.
        Und unsere Kinder und Enkel werden uns, ob dieses Umstandes und seiner Grundlage (wir erinnern uns -marode Klassenzimmer, keine Bildung, keine Perspektive und noch Milliardenschulden der Corona-Krise zurückzuzahlen) verfluchen.

        1. Sie schreiben: „…oder hab ich da was falsch verstanden?“ Ja, haben Sie. – Das von Ihnen verwendete Zitat steht nicht in meinem Text. Sie schieben mir eine Formulierung unter und werfen mir aufgrund eines von Ihnen konstruierten Zusammenhangs Rassismus und Kastendenken vor. Warum? Keine Ahnung.

          1. Eben – deswegen meine Frage: „Habe ich etwas falsch verstanden?“ Offensichtlich. Ich wollte Ihnen nichts unterstellen. Aber die Städte haben nun mal dem „billigsten Anbieter“ in Sachen Schulreinigung den Zuschlag gegeben genauso wie es der feine Milliardär Tönnies in Sachen Zerlegung von Fleisch getan hat. Und der Verbraucher hat dem billigsten Fleisch den Vorrang gegeben… Wissen Sie , was mich wirklich stört: Über die Täter wird wie immer mehr gesprochen als über die Opfer. Ich weiß jetzt aus welcher Familie Clemens kommt, dass er mit einem der fünf Brüder (Bernd) in einem Bett schlafen musste, weil sie so arm waren, dass er dem gleichen Bruder (jung gestorben) noch ein paar Anteile auf dessen Sterbebett abknöpfen konnte und seitdem mit seinem Neffen im Dauerclinch vor Gericht liegt. Es gibt „Zerrüttungs-Klagen“ – so bei ihm in Rheda-Wiedenbrück. Das war mir neu – allein der Begriff. Er hat ein Flugzeug und mehrere Villen. Helene Fischer sang auf seinem 60. Geburtstag „Atemlos“. Maschmeyer war da und V.Pooth und der Ex-SPD Außenminister S. Gabriel hat ihn beraten. Das weiß ich dank der
            Medien.
            Atemlos sind die über 1500 mit Corona infizierten rumänischen oder polnischen „Werksarbeiter“. Leider habe ich über sie wenig gehört. Sie wurden hinter Bauzäunen interniert, ihnen wurden Kartons mit Essen vor dieselben gestellt… Gemeinschaftsduschen, Gemeinschaftsküchen, Gemeinschaftslager – nichts über ihre Namen , ihre Geschichten, ihre Herkunft, ihren Gesundheitszustand. Nichts. Nichts darüber wie viele Familienangehörige sie mit dem geringen Lohn in ihrer Heimat versorgen und wofür sie eigentlich so eine Schinderei machen. Nichts. Obwohl sich darüber Bücher schreiben ließen. Nichts. Und ich kaufe die SZ, die Zeit, den Spiegel, schaue Phönix, Arte, 3sat, ARD, ZDF, Euro-News etc. Nichts.

          2. Rassismus und Kastendenken konnte ich aus dem obigen Kommentar nicht erkennen. Es ging für mich ganz deutlich darum, dass nicht unbedingt der billigste Anbieter den Zuschlag erhalten sollte. Die Gründe haben Sie jetzt sehr deutlich am Beispiel Tönnies aufgezeigt. Eine sehr gute Recherche.
            Viele Unternehmer nutzen ihre Möglichkeiten bis an die Grenze der Gesetze aus. Und wo die liegt, sehen wir anhand Ihrer guten Recherchen.
            Hier vor Ort gibt es einen Ziegenhof, da verschwinden Mitarbeiterakten (falls es jemals welche gab?). Rumänen und Bulgaren sind von heute auf morgen verschwunden, haben Handy, Jacke und noch mehr dort gelassen …
            Das haben wir nun von der Freizügigkeit: Keinerlei Kontrollen, weder an der Grenze noch im Rahmen der grenzüberschreitenden Arbeitsvermittlung. Da könnte jemand abgemurkst werden und niemandem fällt es auf! Der Ziegenhofbetreiber soll monatelang keinen Lohn bezahlt haben … Die Leute können sich nicht beschweren (sprachliche und institutionelle Barrieren).
            Ich hoffe, Sie erkennen, dass ich auch keine Rassistin bin, sondern die Machenschaften mancher Unternehmer sehr stark kritisiere.

            PS: Danke für Ihre sehr gute Recherche, die im „Nichts“ endet. Traurig, aber wahr.

          3. Vielen Dank. Es freut mich, wenn man nicht immer nur „falsch“ verstanden wird. Was Sie beschreiben ist genau der Punkt. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – ist unantastbar? Wo ? Nicht bei Tönnies, nicht auf beschriebenen Ziegenhof, nicht in so manchem Hotel und Restaurant. Antastbar – während der Mindestlohn (gut dass es ihn gibt!) in sagenhaften vier Schritten von 9,35 Euro auf irgendwas um 10,25 Euro bis 2021 steigen soll, und das obwohl selbst die FDP 12,00 Euro fordert. Vier Schritte, ich wette allein die Kommissionen, die Bürokratie, der Medienrummel kosten mehr als der einzige Schritt – 12 Euro jetzt! Was die Arbeitenden auch benötigen – wir schauen auf Mieten, Mobilität, Versicherungen. Ansonsten zahlt der Staat drauf. Aber der Staat sind wir – jeder Steuerzahler. Und wissen Sie, wenn alle logisch denken und nebenbei auch noch rechnen können lohnt sich das sogenannte „Hartz IV“ schon. Grüße an Peter Hartz und Gerhard Schröder – ich schäme mich für die deutsche Sozialdemokratie ! Und dies hat ein beträchtlicher Teil der Menschen (vor allem der jungen…) schnell begriffen… Traurig – man definiert sich eigentlich über Tun, über Arbeit über Engagement – leider ist es inzwischen so verkommen – dass es im „Nichts“ endet.
            Wir (ich eigentlich nicht, anders sozialisiert -war an der Stelle erfrischend – Gleichheit) sind es seit Generationen so gewöhnt, Sklaven, Diener, Knechte, Mägde, Zwangsarbeiter zu haben, dass die meisten nicht mehr merken, was sie Menschen antun und auch sich. Wenn Clemens Tönnies noch in einen Spiegel schauen könnte ohne zu kotzen, würde es mich wundern…

          4. Das folgende Zitat kann ich nur dreimal unterstreichen.:

            „Leider habe ich über sie wenig gehört. Sie wurden hinter Bauzäunen interniert, ihnen wurden Kartons mit Essen vor dieselben gestellt… Gemeinschaftsduschen, Gemeinschaftsküchen, Gemeinschaftslager – nichts über ihre Namen , ihre Geschichten, ihre Herkunft, ihren Gesundheitszustand. Nichts. Nichts darüber wie viele Familienangehörige sie mit dem geringen Lohn in ihrer Heimat versorgen und wofür sie eigentlich so eine Schinderei machen. Nichts.“

            Eigentlich geht es noch weiter, denn ein großer Teil der Lebenswelt ALLER arbeitenden Menschen wird in der täglichen Berichterstattung vieler Medien ausgeblendet: die Arbeitswelt.

            Das meiste ist Selbstverständigung der Eliten.

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