Meschede, Honsel und der 3-D-Drucker

Meschede, Honsel und der 3-D-Drucker
Meschede steht vor großen Veränderungen. Die kommunale Überschuldung kommt und der demographische Wandel lässt die Bevölkerung bis 2030 um 15 % schrumpfen. Die Automobilkonzerne fahren ihre Produktion runter. Laut Fachleuten wird die kommende wirtschaftliche Rezession 10 Jahre andauern. Ob die Firma Honsel dies am Standort Meschede übersteht ist fraglich. Aus meiner Sicht wird Honsel zum Dienstleister umgebaut werden und die Produktion zunehmend auslagern.

Nicht China sondern 3-D-Drucker
Dabei wird die Auslagerung nicht nach China oder andere fernöstliche Länder erfolgen, sondern an 3-D-Drucker. Diese Geräte verarbeiten heute mehr als 100 verschiedene Materialien in Pulverform. Ein Laserstrahl läuft mit 25 km/h über das Pulver, schmilzt es an zuvor genau festgelegte Stellen Schicht um Schicht auf, zu einem dreidimensionalen Gegenstand. Der Maschine ist es egal, ob das Pulver Kunststoff, Stahl, Alu oder Titan ist. Die Schichten und damit die Genauigkeit liegen bei wenigen Hundertstel Millimeter. Der teure Maschinenpark zum Gießen, Fräsen, Bohren, Drehen oder Schleifen entfällt. Auch die Anfertigung von Kleinserien oder Einzelstücken stellt kein Problem mehr dar, weil teure Gussformen und Spezialwerkzeug nicht benötigt werden.
Die Schattenseiten traditioneller Fertigung erlebte GM nach dem Erdbeben in Japan. Wegen eines fehlenden Bauteils aus japanischer Produktion im Wert von 2 Dollar, musste ein Werk in den USA schließen. Mit 3-D-Druckern wäre das nicht passiert.

Zukunft oder Realität?
Der Hamburger Zahntechniker Jan Reisenberg empfängt tagsüber via Internet Daten von Zahnärzten und Laboren aus ganz Deutschland. Ab 17:00 Uhr werden die Daten an den 3-D-Drucker übermittelt. Über Nacht fertigt der Drucker fast die Wochenleistung eines Zahntechnikers und produziert bis zum nächsten Vormittag 65 Kronen und 12 Brücken.
Fertigungen in China oder Asien wegen Lohnkostenvorteilen waren gestern.
Längst schon stammen Außenschalen von Hörgeräten aus 3-D-Druckern genauso wie unzählige Flugzeugteile. Mehr dazu z.B. unter:

http://www.eos.info/ueber-eos/technologie.html

NASA, Boeing und EADS treiben die Entwicklung voran
Die Entwicklung dieser Technologie wird mit viel Geld vorangetrieben. Da ist die NASA, die bisher jedes Ersatzteil für die Raumstation ISS mit Raketen ins All schießen muss. In zwei Jahren soll damit Schluss sein, soll ein 3-D-Drucker in der ISS installiert sein.

Auch die Flugzeugkonzerne Boeing und EADS entwickeln 3-D-Bauteile. Beschläge die zwei Bauteile in einer Tragfläche zusammenhalten, werden bisher aus einem teuren Titanblock mit bis zu 90 % Verschnitt hergestellt. Diese Beschläge sind symmetrisch, massiv und vergleichsweise schwer. Derselbe Beschlag aus einem 3-D-Drucker hat 0 % Verschnitt. Er ist je nach Anforderung hohl, asymmetrisch, fest und leicht zugleich. Jedes Kilogramm weniger Gewicht an einem Flugzeug bedeuten über die Lebensdauer des Fliegers eine Ersparnis von 80.000 Liter Kerosin und 200 Tonnen CO2.

Logistikzentren sind Ballast in der Unternehmensbilanz
Logistikzentren wie bei VW in Baunatal mit einer Fläche von 140 Fußballfeldern und 440.000 verschiedenen Ersatzteilen sind Balast in der Bilanz der Unternehmen.

Just in Time wird mit 3-D-Druckern neu definiert.

Daher ist anzunehmen, dass Honsel in Zukunft 3-D-Drucker bei den Firmen vor Ort bereitstellen und mit Datensätzen und Pulvern beliefert wird.

Meschede Standort für Dienstleistungen?
Aus meiner Sicht können die erforderlichen Fachkräfte für solche Dienstleistungen nur an Meschede gebunden werden, wenn die Stadt massiv an Attraktivität gewinnt. Eine fußläufige Achse von Honsel durch den Rinschen Park über ein offen und wohlgestaltetes Meschede-Center zu den Terrassen der freigelegten Henne, ist das Mindeste was die Stadt hier leisten muss um zukunftsfähig zu werden.

4 Gedanken zu „Meschede, Honsel und der 3-D-Drucker“

  1. @denkmal:

    Auf Facebook hat jemand kommentiert:

    „Die Technik ist ja schon alt aber wirklich rentabel kriegt man die einfach nicht hin, aber eine gute Firma die mit den Dingern arbeitet ist in Duisburg http://www.sturm-em.com/

    und

    „Wenn du Interesse daran hast kann ich dir gern mal den Kontakt herstellen und er zeigt dir vll. mal was.“

  2. Schon seit einigen Jahren kaufen sich die Asiaten (speziell Chinesen) im deutschen Mittelstand ein und erweisen sich – zugegeben! – bisher als überaus verlässliche Investoren. Entsprechend beklatschen Bundes- wie Landespolitiker die Entwicklung und breiten den Asiaten den Teppich aus. So weit, so gut.

    Wer Kultur und Wirtschaftsusancen der Chinesen jedoch näher kennt, der kultiviert das Bedenkentragen. Der Fall Sino Forest ist eines der Beispiele, das auch den unbedarften „Langnasen“ unter den Mitlesern manche unverständlichen, unehrlichen und teils deliktischen Handlungsweisen der Chinesen vorführt. Diese kristallisieren sich übrigens im chinesischen Sprichwort: „In trüben Wassern fängt man leichter Fische.“

    Solchermaßen informiert macht man sich mittelfristig Gedanken um die deutsche Ingenieurskunst und um das immaterielle Betriebsvermögen deutscher Mittelständler. Immerhin gibt man Kronjuwelen, die Wurzeln des deutschen Exportwunders an ein Volk, das Sun Tzu‘s „Kunst des Krieges“ nicht nur geschrieben bzw. studiert, sondern verinnerlicht hat. Nur die Naiven unter den Politikern, Managern und Bürgern glauben, die Chinesen beherrschten nicht auch die „Kunst des Wirtschaftskrieges“.

    Doch, in diesem Fall ein Hoffnungsschimmer: Taiwanesen (und übrigens auch Japaner) sind keine Chinesen!

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