Meschede, die Berufspendler und die Steuern – Herr Denkmal erklärt.

Damit Sie nun auch soviel wissen wie unsere Stadtoberen oder Ratsherrschaften, hier die wichtigsten zwei Steuereinnahmen einer Kommune:

1. Gewerbesteuer (die wichtigste Steuereinnahme)
2. 15% als Kommunaler Anteil an der Lohn- und Einkommenssteuer (die zweitbedeutsamste Steuer)

Zu 1:
Wie Sie sich sicherlich erinnern, sind die Gewerbesteuereinnahmen in Meschede seit 2007 um fast 40% zurückgegangen. Mit dem neuen Gewerbegebiet Enste-Nord sollen die Einnahmen wieder steigen.

Zu 2:
In den Kommenden 10-12 Jahren gehen ca. 20% der Erwerbstätigen in Rente und deren Anteil entfällt für die Stadt Meschede. Das Älterwerden der Menschen kann die Verwaltung nicht verhindern. Insofern sollte die Verwaltung alle weiteren Möglichkeiten zur Steuereinnahme prüfen:

Die Stadt Meschede hat -wie die WP berichtete - 9100 Einpendler, aber nur 6008 Auspendler. (grafik: denkmal)
Die Stadt Meschede hat -wie die WP berichtete - 9100 Einpendler, aber nur 6008 Auspendler. (grafik: denkmal)

Die Stadt Meschede hat -wie die WP berichtete – 9100 Einpendler, aber nur 6008 Auspendler.

Maßgeblich, wo die zweitbedeutsamste Steuer für die Kommune bleibt, ist allein der (Haupt-)Wohnsitz, nicht der Arbeitsort.

Wir haben mit dem kommunalen Anteil von 15 Cent je Euro Lohn- und Einkommensteuer folgendes Beispiel berechnet:

denkmal2012030902Würde es der Stadt gelingen diese Zahlen umzudrehen, hätte Meschede nach diesem Beispiel fast 4 Mio.€ Steuer-Mehreinnahmen.

Daher muss Meschede lebenswert werden, damit diese Menschen nicht nur hier Arbeiten, sondern auch hier wohnen wollen.

Es geht also auch um die Frage, wie Meschede im Wettbewerb mit anderen Kommunen als Wohnort attraktiver wird. Die Lebensqualität muss nicht nur Bestandteil von Werbeplakaten sein, sondern Teil des realen Lebens.

Die schlechte Entwicklung Meschedes wird zusätzlich auch von anderer Seite bestätigt (Siehe WP 05.03.2012 Rubrik Wirtschaft):

Prof. Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds für Immobilienökonomik am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, verweist auf die regional unterschiedliche Entwicklung der Wohnflächennachfrage: Während Winterberg (-12%) und Meschede (-9%) eine deutlich schlechte Entwicklung aufzeigen, gelten die Zahlen von Schmallenberg und Brilon (jeweils -3%) schon als erträglich und Eslohe (mit -1%) als fast ausgeglichen.

Die neue Ruhrpromenade ist Teil einer sich bereits in der Umsetzung befindlichen Planung zur Verbesserung der Innenstadtqualität in Meschede:

Dabei wird für das Grundstück auf der Nordseite der Ruhr zwischen Studentenheim und neuer Ruhrbrücke -also bester Innenstadtlage- eine ausschließliche Parkplatznutzung gefordert, eine gewaltige Betonbrücke gebaut, dem ein 30 m Verkehrskreisel südlich der Ruhr folgt. Danach kommen Parkplätze für die Feuerwehr, ggf. eine Erweiterungshalle der Feuerwehr und die Feuerwehr selbst mit ihrem LKW-Ausfahrten und dem zugepflasterten Vorplatz. Weiterhin folgt ein Wohnhaus und der Mescheder Waschbeton-Palast das ehem. Hertie-Kaufhaus.

Den Erhalt einer Bebaubarkeit des Parkplatzes auf der Nordseite der Ruhr, wie es die Anwälte des Eigentümers der Dawnay-Day-Gruppe fordern, wurde von der Stadt Meschede abgelehnt.

Die meisten oben genannte Maßnahmen der Stadt Meschede, beziehen sich also auf Verkehrsprojekte. Ich glaube nicht, dass diese Form der „Verbesserung der Innenstadtqualität“ etwas bringt. Bedenklich ist auch das Auftreten der Stadt gegenüber dem Eigentümer des Hertie-Kaufhauses mit den dazugehörigen Grundstücken auf der Nordseite der Ruhr. Hier ist zu vermuten, dass der Eigentümer als möglicher Investor in Meschede nicht willkommen ist und auch nicht umworben wird.

5 Gedanken zu „Meschede, die Berufspendler und die Steuern – Herr Denkmal erklärt.“

  1. Hallo, es wäre natürlich interessant zu erfahren, aus welchen Gründen die Stadt die Bebaubarkeit eines Parkplatzes ablehnt. Sie könnte ja gute Gründe dafür haben.

    Ich persönlich kann mir auf Grund der Informationslage nicht vorstellen, dass Meschede eine Investor grundlos ablehnt.

    Gäbe es also die Ablehnung, müssten Gründe vorliegen. Solange ich diese Gründe nicht kenne, ist es schwer nachzuvollziehen, daß der Investor nicht willkommen sei.

    Solange dies nicht geklärt ist, lesen sich die letzten beiden Absätze wie Dawney-Day PR.

  2. Sicherlich war es nicht richtig an dieser Stelle den Hertie-Hut bzw. die Verkehrsplanung der Stadt Meschede in den Ring zu werfen, da davon nur ein Teil der Kernstadt betroffen ist. Hier geht es mir aber um die Frage, warum die Leute die hier arbeiten, hier nicht wohnen (wollen?). Diese Frage wird ganz unterschiedlich zu beantworten sein. Hier muss sich auch jeder Ortsteil fragen, was finden die Menschen, die nur zur Arbeit hierher kommen, an ihrem Wohnort, was hier nicht gegeben ist.
    An dem kommenden demografischen Wandel mit seinen Folgen für unseren ländlichen Raum lässt sich gemäß dem Vortrag von Herrn Prof. Voigtländer nichts mehr ändern. Kinder die heute nicht geboren werden, haben in 20 Jahren auch keine Kinder. Wir sollten uns wenigsten fragen, warum die Dinge sich so entwickeln, um vielleicht doch Stärken für den ländlichen Raum ab zu leiten.

  3. Was hält Menschen im ländlichen Raum: Arbeitsplätze, preiswerter Wohnraum, Besitz, Tradition. Einschränkung: Arbeitsplätze sind allerdings oft außerhalb -> Pendler, Wochenend-Ehen.

    Ein Paradox: der ländliche Raum kann sich nur dann entwickeln, wenn Arbeitsplätze bleiben und neue entstehen. Dies würde den ländlichen Raum urbanisieren.

    Einschränkung: die Urbanisierung würde sich nicht in der Fläche sondern um Kristallisationskerne herum vertiefen.

    Der Rest ist für mich „Glaskugel“.

  4. Zu Recht weist der Autor darauf hin, dass sich in Meschede eine Verbesserung der Lebensqualität durch den Rat und die Verwaltungsspitze der Stadt vornehmlich auf die „Autofahrerlebensqualität“ beschränkt.
    Senioren zum Beispiel haben da auch schon mal ganz schlechte Karten.

    Da ist es dann doch nicht verwunderlich sondern nur logisch und konsequent, dass man lieber wo anders wohnt.

    Zumal die visionären Verkehrsprojekte Henneboulevard und gewaltige Betonbrücke/Innenstadtumbau von der Mehrheit der Mescheder Bevölkerung abgelehnt werden. Da läuft dann auch der kostspielige Werbeaufwand für diese Prestigeprojekte ins Leere. Das Geld hierfür wäre im klammen Meschede andernorts besser angelegt.

    Aber in Meschede ist man es gewohnt, dass auf festgeklopften Positionen stumpf beharrt wird. Nur ohne echte Bürgerbeteiligung wird es in Meschede bald noch rasanter bergab gehen.
    Besserung nicht in Sicht!

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