Medienumschau: Dirk Sensburg und Patrick Wiese stellen den Wahlkampf ein

Heute ist ein Artikel in der Westfalenpost erschienen, dessen Inhalt ich als subtile  Satire werte.

In Meschede hat ein Podiumsdiskussion mit unter anderem Patrick Sensburg (CDU) und Dirk Wiese (SPD) stattgefunden, über die der Autor folgendermaßen berichtet:

„Bundestagswahl – Schlagabtausch bleibt aus bei Diskussion in Meschede“

„Einigkeit bei den meisten Themen: Angesichts sprudelnder Steuereinnahmen sollten Schulden einerseits abgebaut werden, es müsse aber andererseits investiert werden, vor allem in die Infrastruktur. Die Breitbandversorgung muss verbessert werden. Alle sehen Europa als Friedensmodell, alle ärgern sich über Donald Trump.“

„Die Zeit war knapp, es kam nur zu drei Rückfragen von Zuhörern.“

Darüber, was gefragt wurde, schweigt sich der Autor aus. Wird wohl nicht wichtig gewesen sein.

Das ganze Ereignis sei auch parallel auf Facebook übertragen worden. Im Schnitt hätten 10 Leute zugeschaut. Fragen stellte niemand.

Auf dem Podium hätten die beiden Amtsinhaber Patrick Sensburg (46, CDU), Dirk Wiese (34, SPD) gesessen, dazu Carlo Cronenberg (55, FDP), Annika Neumeister (30, Grüne) und Reinhard Prange (70, Linke).

Persönliche Details hätten Dirk Wiese (verheiratet, ein Sohn), Carlo Cronenberg (verheiratet, drei Kinder) und Reinhard Prange („47 Jahre mit einer Frau verheiratet“, drei Kinder) genannt.

Sensburg und Neumeister seien nicht darauf eingegangen.

Vertreter von AfD und Piraten fehlten: Beide Parteien wären eingeladen worden, hätten aber nicht geantwortet.

Den Artikel in der Westfalenpost habe ich mir drei Mal durchgelesen, jedesmal kommt er mir absurder vor. Über zwei Stunden Podiumsdiskussion (oder waren es nur Monologe?) und keine inhaltlichen Ergebnisse?

Beachtlich angesichts der vielen Themen, die die Menschen bewegen. Ich nenne mal ein paar:

Agenda 2010, Hartz IV, Riester Rente

Gummigeschosse für die Polizei

NSA Untersuchungsausschuss

Dieselgate

Flüchtlinge, Migration

Klimawandel

Bildungssystem

… (ad libidum ergänzen) …

„Beifall, als jeder Kandidat noch einmal werben durfte und dann auffällig nach Parteibuch geklatscht wurde.“

Tusch!!!

14 Gedanken zu „Medienumschau: Dirk Sensburg und Patrick Wiese stellen den Wahlkampf ein“

  1. -> Befragung in Richtung persönlicher Details:

    Sensburg und Neumeister seien nicht darauf eingegangen.

    Sorry, so sich jemand um einen „Volksvertreterposten“ in einer/unserer repräsentativen Demokratie bewirbt, sollte nicht nur die mediale Um-Verpackung der Probanden und der ideologische Beipackzettel wichtig sein.

    Darüber, was gefragt wurde, schweigt sich der Autor aus. Wird wohl nicht wichtig gewesen sein.

    WP-Autor = J. Kortmann
    Moderation der Veranstaltung = Nicola Collas und Patrick Feldmann (warum war „Alles wird gut“ Frau Padberg nicht dabei …?)

    Tja, auch die vorgenannten Herrschaften sind unter dem Label „JournalistIn“ unterwegs.

    Eben ne olle Platte aus dem Regal geholt und aufgelegt. Frau Neumeister und Herr Sensburg werden vermutlich den Song „Misty“ nicht kennen:

    https://www.youtube.com/watch?v=c5_kkK8Y2Ts

    1. @gp

      Hast du weiter unten meinen Link zum Sauerlandkurier gefunden? Der Autor dort hat jedenfalls einen ausführlicheren Job gemacht als sein Kollege von der WP.

  2. Dirk Wiese und Patrick Sensburg

    sind wie:

    Skylla und Charybdis

    bitte selber andere Qual-der-Wahl-Duos finden, griechische Mythologie erscheint mir zu gewaltig für diese beiden Karrieristen

    gibt es in diesem Blog Informationen über Patrick Sensburg ?

    Dirk Wiese habe ich gefunden:

    https://www.schiebener.net/wordpress/dirk-wiese-im-gespraech-schule-spd-wahlkreis-sowie-die-ruinen-des-empires-und-black-sabbath/

    https://www.schiebener.net/wordpress/dieselgate-dokumentiert-acht-fragen-an-dirk-wiese-und-die-antwort/

  3. Eine Ergänzung zu den Berichten in den heimischen Medien:

    Die kostenlose Werbezeitung Sauerlandkurier hat einen ausführlicheren Bericht als die Westfalenpost über die Veranstaltung, in dem auch Inhalte angesprochen werden, veröffentlicht.

    Hier der Link:

    https://www.sauerlandkurier.de/hochsauerlandkreis/meschede/kandidaten-bundestagswahl-diskutieren-mescheder-imw-forum-8625921.html

    Am Ende des Berichts wird auf einen Mitschnitt (Film) der Veranstaltung verwiesen:

    https://www.facebook.com/imw.meschede/videos/334249153692582/

  4. @ zoom

    „in dem auch Inhalte angesprochen werden …“

    in dem die große Koalition vorbereitet wird?

    „Während sich alle Politiker auf eine Verurteilung der eskalierenden Gewalt im Rahmen des G20-Gipfels in Hamburg einigen konnten (Patrick Sensburg sprach von „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“, Dirk Wiese stellte sich angesichts der „nicht tolerierbaren, schweren Straftaten“ demonstrativ vor das Vorgehen der Polizei), gab es über die Ursachen für die Ausschreitungen und die daraus resultierenden Konsequenzen doch massive Wahrnehmungsunterschiede.“

    1. @Qual der Wahl

      Ich gehe davon aus, dass sich die SPD-Funktionsträger eine Koalition mit der CDU wünschen (müssen), damit sie ihren Job behalten.

      Ein Kommentator auf Facebook hat es folgendermaßen ausgedrückt:

      „Der eine – Wiese – ist bereits auf der höchsten für ihn erreichbaren Karrierestufe angelangt (Parl. Staatssekretär im großkoalitionären Wirtschaftsministerium), der andere – Sensburg – hat sich im NSA-Untersuchungsausschuss durch eine bedingungslose, ans Peinliche grenzende Parteitreue für höhere Weihen empfohlen. Es wäre die pure Heuchelei, wenn einer der beiden so tun würde, als verträte man ganz grundsätzliche Alternativen.“

  5. @ zoom

    keine „rhetorische Frage“, die Artikel zu Dirk Wiese sind von Wiese selbst verantwortet – gibt es sowas auch zu Sensburg?

    Dirk Wiese im Interview: https://www.schiebener.net/wordpress/dirk-wiese-im-gespraech-schule-spd-wahlkreis-sowie-die-ruinen-des-empires-und-black-sabbath/

    Dirk Wiese antwortet (nicht) auf Fragen zum Dieselskandal: https://www.schiebener.net/wordpress/dieselgate-dokumentiert-acht-fragen-an-dirk-wiese-und-die-antwort/

  6. Nein. Ja. Links. Rechts. Schwarz. Weiß. Pest. Cholera.
    Nun – Sie haben die Wahl. Nicht einfach für den Normalbürger.
    Oder um mit Brecht zu sprechen – wählen wir uns doch einfach ein neues Volk.
    Oder, um mit der Autoindustrie zu sprechen: „Mir doch egal wer unter mir Bundeskanzler(in) ist.“

  7. Nun hab ich mir auch den Bericht im „Sauerlandkurier“ angeschaut.

    Vorab: Ich teile ich die Einschätzung von Kandidat Wiese natürlich vollständig: „Schwarz-gelb ist nur im Fußball gut.“ Das muss man nicht begründen. Das ist eben so.

    Ansonsten wirkt der IMW-Abend wie ein großkoalitionäres Kuscheln oder eine großkoalitionäre Kuschelvorbereitung. Der SPD im HSK kommt das wahrscheinlich sogar entgegen. Ich habe knapp 24 Jahre in dem Landstrich gelebt, und ich hatte immer den Eindruck, dass die SPD dort nicht nur auf Platz 2 abonniert ist, sondern dass sie aus dieser Not sogar eine Tugend gemacht hat.

    Hört man sehr alten Sozialdemokraten im Hochsauerland zu, erinnern sie sich an Zeiten, da sie in den 50ern des vorigen Jahrhunderts mit Hunden vom Hof verjagt wurden, wenn sie Flugblätter hinter die Türklinken stecken wollten. Die Zeiten sind vorbei. Inzwischen darf man Stellvertreter und Stellvertreter von Stellvertretern stellen. Das wirkt wie ein Fortschritt und ist in die DNA mancher Sozis eingegangen. Kleiner Partner einer großen Koalition zu sein, das ist schon was. Alternativen sind da eher schädlich, weil sie die Stellvertreter- und Stellvertreter-von-Stellvertreter-Funktionen in Gefahr bringen.

    Und sollte man ganz plötzlich so wie vor knapp 20 Jahren im Bund in die Situation geraten, dass man Politik bestimmen kann, macht man immer noch Politik, als wäre man nur Stellvertreter. (Da könnte man nun auch noch viel zu Stellvertreter Müntefering, bei dem Wiese gelernt hat, sagen – aber das ist wieder eine andere Geschichte.)

  8. Die Fortsetzung wäre keine Geschichte über Wiese, über den ich aus der Ferne nicht viel sagen kann, sondern eine über Müntefering. Über einen aus der Diaspora der SPD, der dennoch die Seele der Partei erreichen konnte. Über einen, der subjektiv das Beste wollend, die SPD anfällig machte für die Verlockungen einer neoliberalen Politik, als die „Macht“ dann einmal da war. Erklärbar ist Letzteres wohl nicht, ohne seinen Hintergrund in der SPD in einer sehr konservativen Region. „Opposition ist Mist“, ist einer der am häufigsten zitierten Sätze aus seinem Mund. Seine SPD wollte mehr sein als der „Betriebsrat der Nation“. Herausgekommen ist eine Partei, die die Vorlagen eines Peter Hartz umsetzte. Die dann nach 2005, als die Macht weg war, mit Müntefering unter Merkel im alten Stellvertreter-Modus weitermachte. Herausgekommen ist eine SPD im 20-plus-X-Turm. Aus der Ferne betrachtet, ist Wiese, der für Dutzende ähnlich tickende Abgeordnete steht, ein guter Verwalter dieses Zustands.

  9. @ Ex-Hochsauerländer

    haben Sie Müntefering ausgegraben? (Zombie-Show im Ersten):

    Sonntag, 3.September 2017, 21:45 Uhr, ARD:

    „Anne Will

    Nach dem TV-Duell

    Nach dem TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Herausforderer Martin Schulz diskutiert Anne Will mit ihren Gästen: Wer von den beiden Kandidaten war überzeugender? Wer konnte bei welchem Thema punkten? Wie wird sich das Duell auf den Wahlausgang auswirken?

    Zu Gast bei Anne Will:

    Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU, ehemaliger Verteidigungsminister)

    Franz Müntefering (SPD, ehemaliger Parteivorsitzender)

    …“

Kommentare sind geschlossen.