Kommunale Zukunftsgespräche Teil II: Gibt es Hoffnung für das Hochsauerland?

Herausforderungen für das Hochsauerland
Die Herausforderungen für das Hochsauerland

“Wenn man heute Deutschland neu erfinden müsste, dann gäbe es keine Dörfer mehr.”

Vor zwei Tagen hatte ich über den äußeren Rahmen und das Referat von Reinhard Loos über den „demographischen Wandel“ im Sauerland berichtet(hier) und versprochen, die Podiumsdiskussion in einem zweiten Artikel auszuwerten.

Diese Versprechen löse ich an dieser Stelle zu einem geschätzten Fünftel ein.

Franz-Josef Rickert, Fachbereichsleuter Strukturförderung und Regionalentwicklung beim Hochsauerlandkreis(HSK), erklärte gleich zu Beginn der Aussprache, dass er froh sei, zum Thema zu referieren, selbst wenn nur 20 Zuhörer anwesend seien.

Das Hochsauerland sei vom Bevölkerungsrückgang besonders betroffen wie auch viel andere Landkreise. Diese lägen aber zumeist im Osten, in den neuen Bundesländern.

„Man kann das Thema nicht oft genug diskutieren“, bekräftigte Rickert und versuchte deutlich zu machen, welche „Stellschrauben“ es für ihn vor Ort gäbe.

Weder die Finanzierung der Renten noch die Steuerreform sei ein Thema für die Kommunen.

Wie aber könnte der Kreis es schaffen in die Bildungswanderung einzugreifen?

„Die jungen Leute kommen gehen weg zum Studieren und kommen nicht zurück.“

An der Fachhochschule in Meschede gäbe es 1800 Studienplätze, die in naher Zukunft auf fast 3000 aufgestockt würden. Das aber reiche nicht zur Trend-Umkehr.

Die Mobilität sei sehr wichtig: „Abends ins Theater, Ausgehen, Kneipenbummel ohne Auto“, da wo es einen hervorragenden öffentlichen Personennahverkehr gäbe , stiege auch die Bevölkerung.

Den gäbe es aber nicht im Hochsauerland, „denn wenn nur dreimal am Tag der Bus fährt, dann ist das unattraktiv“.

Zusammen mit dem Kreis Soest untersuche er zur Zeit innovative Busverbindungen, aber die Kehrseite sei: „Je weniger Menschen in der Region wohnen, desto weniger werden den ÖPNV benutzen. Die Buslinien im Hochsauerland finanzieren sich zum größten Teil über die Schüler.“

Am Hellweg, so Reinhard Loos, gäbe es eine hervorragenden ÖPNV . Die Bevölkerung wachse in Geseke um 4 Prozent, hingegen schrumpfe sie in Meschede um 11 Prozent.

„Wir kämpfen!“, versprach Franz-Josef Rickert, „immerhin haben wir zu den Hauptzeiten noch einen Halbstundentakt bei der oberen Ruhrtalbahn.“

—Hier mache ich einen Schnitt.—

Es fehlt die gesamte Diskussion zur Breitband-Initiative, Schulpolitik, Arbeitsmarktpolitik und Ärzteversorgung, die ich irgendwann noch einmal verwerten werde, aber nicht hier in der Berichterstattung über den Mittwochabend im Mescheder Kreishaus.

Viele interessante Fakten und bereichernde Beiträge kamen vom Podium und aus dem Publikum.

Schade, es hätte richtig zur Sache gehen können, denn, so Matthias Schulte-Huermann: „Alle etablierten Parteien waren eingeladen und glänzten durch Abwesenheit.“

In Teil III werde ich darüber nachdenken, ob und gegebenenfalls wie es einen Sinn macht, die Diskussion um den Bevölkerungsrückgang im HSK zu verbreitern.

37 Gedanken zu „Kommunale Zukunftsgespräche Teil II: Gibt es Hoffnung für das Hochsauerland?“

  1. Ich glaube kaum dass es Möglichkeiten gibt den Schrumpfungsprozess umzukehren. Nach vielen Jahren in denen die Menschen aufs Land zogen und in den Städten arbeiteten geht nun erst einmal der Trend in Richtung Urbanität – und Perspektivisch steigende Energiekosten werden ihn noch verstärken.

  2. Hi, na siehste, könnte ich jetzt meinen.

    Die Politik hat uns diese schlimme Situation gebracht und versagt (siehe auch Remmeswiese 2) und wird weiterhin versagen.

    Deshalb habe ich nicht nur gemeckert, sondern auch innovative Vorschläge gebracht wie PLiB-Eintext. Den Weg, den jetzt Winterberg geht, habe ich in meiner Heimat ab 2002 beschritten. Dann sind die Jungs sogar vor einem Jahr wach geworden und haben ein Bürgerforum 2027 zur „demokratischen Bürgerbeteilung“ bei der Stadtentwicklung gegründet.

    Dumm nur, keiner macht mit. Zu tief sitzt das Misstrauen in die Politik, dass auch von einem Teil der örtlichen Tageszeitungen in übler Weise gefördert wurde.

    Erinnerst Du Dich wie ich von den Stadien des Projektmanagements sprach? An erster Stelle steht die Information, die Erkenntnis der Wirklichkeit, in unserer vergessenen abendländischen Kultur auch als Tugend Klugheit bezeichnet.

    In dieser verfahrenen Situation am PiSo D müssen sich die Medien und auch die Demokratie weiterentwickeln. Lies mal brand eins „Die schlaue Menge“ (ca. 2005). Das gibt dann etwas Hoffnung.

    Übrigens Berlin Institut – die demographische Lage der Nation ist schon fest als Gratisgabe für Dich und Sonja von der WP in Planung.

  3. So manche Daten zur Demographiue sind über Einwohnerfragestunde oder IFG-NRW erhältlich. Stellt Euch darauf ein: Politik und Verwaltung werden massiv bei der Herausgabe mauern. Mit heftigem Schmipfen in einem Leserbrief gelingt das dann gelegentlich doch.

    Diese Leserbriefe werden aber nicht von den Lokalredaktionen des WAZ-Konzerns abgedruckt. Da erklären die Lokalchefs: „Das verstehen die Leser nicht!“ Aus meiner Sicht ist diese Aufgrichtigkeit glaubwürdig.

    Und da kommt das nächste Problem. Wenn eine Bevölkerung schon demographisch fortgeschritten ist, läuft überhaupt nichts mehr. Wer eine Initiative ergreift wird blöd angeschaut und erhält als Kommentar: „Ähh, iss doch schon hier! – Man braucht doch bloß die Tür aufzumachen und steht dann auf der Loipe!“

    Weist Du jetzt, wie der Begriff REITZ 2 entstanden ist? Erst geht der Hausarzt, dann kommt der Wolf (oder Luchs) – und vorher ist der Lokalredakteur von dannen 🙂

  4. > und vorher ist der Lokalredakteur von dannen

    Mit den Infos vom Berlin Institut habe ich schon einigen jüngeren Journis bei der Lebensplanung geholfen. Tit or Tat: Wenn sich gewisse Lokalredakteure um mich kümmern sollten, wie es bei MedienMoral verlangt wurde, tue ich das als Leser auch mit Lokalredakteuren – jedoch fördernd.

    Ich bin überzeugt, für PLiB-Eintext liese sich Überstützung von Fachhochschulen und auch Förder-/Forschungsgelder finden (eins bis zwei Stellen mehr pro Lokalredaktion plus wissenschaftliche Unterstützung).

    Nur Winterberg ist zu klein (besser ab 150.000 Einwohner). Den Kreis Soest fände ich ganz gut; das hat auch nicht ganz so schlechte Prognosen. Aber vielleicht gibt es eine vergleichende Untersuchung Soest versus Winterberg 😉

    Ihr habt gar nicht so schlechte Karten; denn das Revier ist zu blöd für das Projekt.

    So, ich wollte mich bloß mal melden.

  5. P.S. Nach der dritten Blognachricht war MedienMoral als Totgeburt erkennbar. Ohne Mediation läuft gar nicht und das genau kann PLiB-Eintext als Localsoap in der Tageszeitung.

  6. > In Teil III werde ich darüber nachdenken, ob und
    > gegebenenfalls wie es einen Sinn macht, die
    > Diskussion um den Bevölkerungsrückgang im HSK zu
    > verbreitern.

    Ich hoffe, ich konnte einige Anregungen geben.

  7. Hast Du mit bekommen, wie bei MedienMoral der nackte Hinweis auf einen WAZ-Artikel von Seite eins am 7. Dez. 2007 (Meinerz) gelöscht wurde, der sich auf die Entwicklung des Miet- und Immobilienmarkt bezog?

    Da wird Wirklichkeit („Klugheit“) als Vorstufe zur Gerechtigkeit blindlinks ausgeklammert.

    Geht jemand in NRW zum Arzt, welcher ein Leben lang die WAZ gelesen hat, und zeigt einen fiesen Knubbel am Oberarm. Sagt der Arzt: „Du böses kleines Hautkrebsgeschwür! Da tun wir mal Pferdesalbe mit einem Schuss Balistol drauf und machen einen schönen Verband. Und dann beobachten wir das mal!“

  8. Mir kam heute so ein aberwitziger Gedanke:

    Will man gewisse Regionen langsam sterben lassen? Steckt etwa Methode dahinter? Ein menschenleeres Vorpommern oder ein entvölkertes Sauerland würden dem Staat in 50 Jahren oder so eine Menge Infrastrukturkosten ersparen!

  9. > eine Menge Infrastrukturkosten ersparen!

    Das ist kein Witz. Es gibt heute schon Berechnungen, wie viel Autobahnstrecke und Landstraße pro Kopf bei der Infrastruktur kosten.

    Vielleicht füllt sich für manchen – wie es bei MedienMoral schon angeklungen ist – der Begriff Renaturierung des Ruhrgebiets (oder HSK) mit konkreten Inhalten.

    Deshalb verlange ich neue Strukturen der Kommunikation: Mediation in den Medien, wenn noch irgendetwas von der Entwicklung aufgehalten werden soll.

  10. 50 Milliarden Agrar-Subvention pro Jahr in der EU (kann man nachlesen bei Reinhard Marx „Das Kapital“, dem Erzbischof von München-Freisingen).

    Also, wenn der Nono von Obersorpe und der Meckes von Niedersorpe weniger Geld für ihre 57 Milchkühe bekämen und sie stattdessen bezahlt würden, extensiv Zwergzebus und Burenziegen zuhalten, wäre tatsächlich Geldf da, die Remmeswiese 2 zu entwicklen oder man müsste nicht anderthalb Stunden zu einem Kinderarzt von Winterberg aus im Notdienst fahren.

    „Ja, aber! Nono und Meckes machen doch Landschaftspflege!“ Wie soll denn das aussehen, wenn die keine Subvention mehr kriegen?

    Antwort: „Wie Winterberg heute und morgen – nur anders!“ Meckes und Nono werden nie weglaufen. Aber alle anderen, besonders die Jungen und Zukunft von Winterberg. Meckes und Nono sind staatlich bezahlte Alleingänger. Die werden bis zum letzten Moment schwören: „Ähh, iss doch schön hier – woll! Landschaftspflege – ähh!“

  11. Wenn Nono und Meckes weniger Subventionen kriegten, hätten auch die Bauern der Dritten Welt bessere Chancen, so sieht es die Katholische Landjugend in einer Resolution.

    Und ich sage Euch: Auch die Katholische Landjugend in Winterberg selbst!

  12. Zumindest einen positiven Aspekt sehe ich. Hier und da wehren sich die ansonsten recht obrigkeitshörigen Sauerländer. Es formieren sich einige Bürgerbewegungen. Hoffentlich haben die Leute Durchsetzungskraft und einen langen Atem (und ziehen nicht weg)!

    Schließlich geht es ja auch um so ganz profane Dinge wie Immobilien, für deren Finanzierung sich manche Familien über Jahre krumm gelegt hat und die nun zusehends an Wert verlieren. Für das Thema war bei der SBL-Veranstaltung leider keine Zeit mehr. Falls sich die Prognose der Demographen bestätigt, und dafür spricht vieles, werden hier bald manche Hausbesitzer- und -erben froh sein, wenn sie ihre Buden verschenkt bekommen.

    Hat die Presse dieses Problem schon aufgegriffen? Mir ist das jedenfalls noch nicht aufgefallen. Im Gegenteil, oft wird doch noch pauschal von drohendem Wohnungsmangel geschrieben. Und bis vor ein oder zwei Jahren glaubte der ein oder andere Bürgermeister im HSK noch, seine Kommune durch die Ausweisung von Baugebieten zu retten.

    Es wird erzählt, in Arnsberg sollen mittlerweile 10 Prozent aller Wohnungen leer stehen. Ein großes, unter Denkmalschutz stehendes Haus in der Nähe vom Glockenturm in der Altstadt von Arnsberg, angeblich in gutem Zustand, ist vor ein paar Wochen für 25.000,- Euro unter den Hammer gekommen.

    Wer wird die Bruchbuden in den nächsten Jahrzehnten abreißen? Wer wird den „Rückbau“ bezahlen? Oder sagen sich in den verlassenen Geisterdörfern bald Wolf und Kojote „Gute Nacht“ (und übernehmen die Landschaftspflege)?

  13. > Hat die Presse dieses Problem schon aufgegriffen?

    Ja, die Sonja von der WP in Winterberg hat auch den Artikel von der WAZ-Seite 1 vom 7. Dez. 2007 zum Thema. Es wird Bezug genommen auf eine Studie des Landesbauminsterium (an die 200 Seiten).

    Ich denke, so mancher HSK-Politiker könnte sich aus eigener Betroffenheit schon heute kräftig die Augen reiben, wenn die steuerfreien Sitzungsgelder wegfallen, die zur Finanzierung des eigenen Häuschens fest eingeplant sind:

    Das Landeswahlgesetz NRW bestimmt in § 13:

    „(1) Das Land wird durch Gesetz in 128 Wahlkreise eingeteilt.

    (2) Die Wahlkreise sollen räumlich zusammenhängen. Sie sollen eine annähernd gleich große Einwohnerzahl umfassen. Beträgt die Abweichung der Einwohnerzahl eines Wahlkreises von der durchschnittlichen Einwohnerzahl der Wahlkreise mehr als 20 vom
    Hundert, ist eine Neuabgrenzung vorzunehmen. Auf die Grenzen der Kreise und kreisfreien Städte ist nach Möglichkeit Rücksicht zu nehmen. Gemeindegrenzen sollen nur ausnahmsweise durchschnitten werden. Örtliche Zusammenhänge sind nach Möglichkeit zu
    wahren.“

    Siehe http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB_II/II.2/Gesetze/Landeswahlgesetz.jsp

    Werden diese Kriterien nicht eingehalten, ist eine Klage möglich.

    Vor einigen Jahren wurde der Landtag NRW verkleinert:
    http://www.ra-kotz.de/landtagnrw.htm

  14. Heute in der WP/WR entdeckt:

    Erster Demographiebericht Bestwig

    Den Inhalt gebe ich hier etwas gekürzt und wertneutral wieder:

    Rat und Verwaltung beschäftigten sich schon seit Jahren mit dem Thema. Jetzt soll jährlich ein Bericht erstellt werden. So beginnt der Bericht 2009:

    „Wir werden weniger, wir werden älter, wir werden bunter und wir werden individueller.“

    Bestwig habe zw. 2002 und 2009 688 Einwohner (-5,47 %) verloren. In verschiedenen Prognosen ginge man bis 2020 von einem Verlust zw. 698 bis 1166 (-5,9 % bis -9,8 %) Einwohnern aus.
    Der Anteil der Über-65-Jährigen betrage derzeit 18,6 %.

    Arbeitsmarkt: Die Anwerbung von Fachkräften sei schon jetzt ein großes Problem. Viele Schulabsolventen wandern ab.

    Wohnungsmarkt: „Obwohl landesweit im Durchschnitt mit einer Zunahme der Haushalte gerechnet wird, geht das Pestel-Institut im HSK und auch in der Gemeinde Bestwig von einem künftigen Wohnungsüberhang aus.“

    Infrastruktur: Der Erhalt der Infrastruktur werde immer kostspieliger, „da immer mehr weniger Menschen die Kosten schultern müssen“.

    Kindergartenplätze und Schulen: Lediglich bei der Grundschule in Velmede könne langfristig eine Zweizügigkeit beibehalten werden. Bei der Hauptschule Bestwig sei die Zweizügigkeit langfristig nicht beizubehalten, bei der Realschule hingegen schon. In den Kindergärten werde es weiterhin Überhänge (bei einer unterschiedlichen Verteilung der Kinder auf verschiedene Einrichtungen) an freien Plätzen geben.

    Einzelhandel: Es komme zu einer Konzentration des Einzelhandels. Durch geringere Absatzmengen würden die Produkte unvermeidlich teurer.

    Mobilität: Im ÖPNV werde sich die Situation, durch die Abnahme der Fahrgäste, verschärfen.

    Entwicklungspläne:
    Familienförderung für Bauherren
    Kooperation mit Nachbarkommunen
    Alleinstellungsmerkmal
    Neuaufstellung Flächennutzungsplan
    Stärkung als Bahnstandort
    Stärkung des Dorfwettbewerbs
    Stärkung der Eigeninitiative
    aktive Anwerbung von Betrieben
    Stärkung des Ortskerns Bestwig
    ein „erlebbar machen“ der Ruhr
    Verbesserung der Freizeitinfrastruktur
    Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit
    Errichtung eines Bungalowparkes *
    Ausbau/Optimierung des Radwegenetzes
    Wiedernutzung von Brachflächen

    Weitere Ziele:
    Dorfentwicklungsplan für alle Ortsteile
    Konzept zur optimalen Nutzung bzw. Aufgaben von Anlagen
    Verkehrs- und Einzelhandelsgutachten
    Leerstandsmanagement
    Kooperationen
    verbesserte Breitbandversorgung
    Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements
    Abrissprämie (für Häuser)
    Mehrgenerationenfreizeitanlage

    * Bei dem Bungalowpark handelt es sich vermutlich um eine bei Bestwig-Andreasberg geplante Feriengroßanlage, die wahrscheinlich nicht nur Befürworter finden wird.

  15. Das sind schöne Vorschläge.

    Da NRW kein modernes Kommunalwahlrecht wie alle anderen großen Bundesländer hat, wird es für gute Vorschläge, die auch möglicherweise von einer Mehrheit der Bevölkerung unterstützt würden, nur eingeschränkte Chancen geben.

    In NRW wird durch eine rückständige Demokratie der Wettbewerb um die besten Schritte in die Zukunft behindert. Und auch die Gerechtigkeit wird so ausgeklammert. Die Machthaber der alten Strukturen unterdrücken brutal Innovationen von Bürgergruppen – so jedenfalls im Ruhrgebiet, um die gar nicht erst hochkommen zu lassen.

    Wie ist das bei Euch in Südwestfalen?

    Ich hätte da mal eine Frage: In einer großén kreisfreien Revierstadt ist die Relation „ein Ratsmandat auf etwa 13.500 Einwohner (gemeint sind nicht „wahlbrechtigte Bürger“). Wie ist das Verhältnis bei Euch im Kreistag?

  16. @Stefan:

    rein intuitiv folge ich Deiner Einschätzung, zumal ich gerade eben von einem einwöchigen Familienurlaub in Berlin zurückgekehrt bin 🙂 Der „Trend“ zur Urbanisierung hatte allerdings in der Vergangenheit zur Folge, dass sich um die Metropolen diese langweiligen Speckgürtel bildeten, da dass Leben in der (Innen-)Stadt für Familien aus verschiedenen Gründen unattraktiv war. Dort – in den Speckgürteln- zu wohnen erschien mir persönlich immer als wenig erstrebenswert, zumal die Wege zum Arbeitsplatz auch in einer Großstadt sehr, sehr lang sein können, länger als hier im Hochsauerland. Wenn es allerdings in den ländlichen Regionen nicht genügend Arbeitsplätze gibt, erübrigt sich diese Fragestellung. Der „Trend“ in die Speckgürtel hatte, soweit ich das beurteilen kann, meist banale ökonomische Gründe: Adäquater Wohnraum für Familien war(ist?) in den Innenstädten zu teuer. Soweit erst einmal …

  17. @tenrix Formalia:
    ich gestehe Dir ja inzwischen zu, dass Du ein ernsthaftes Anliegen hast, aber könntest Du Deine barocke Entfaltung nicht etwas straffen?

    @tenrix Inhalt:
    Ich lese mir Deine Kommentare Morgen in Ruhe durch und antworte dann.

  18. @tenrix:
    Aus welchem Grund sollte die Remmeswiese 2 entwickelt werden. Sie ist bereits seit langem als Gewerbegebiet ausgeschrieben, aber aus welchem Grund sollte sich dort welcher Betrieb niederlassen. Die Gelder sind doch bereits geflossen, da ändern auch Ober- und Niedersorpe nichts mehr.

  19. @NN:
    >“Und bis vor ein oder zwei Jahren glaubte der ein oder andere Bürgermeister im HSK noch, seine Kommune durch die Ausweisung von Baugebieten zu retten.“

    Schön wäre es ja, wenn dieses Problem wenigstens mittlerweile erledigt wäre. Leider ist das Gegenteil richtig: Im Rat der Stadt Brilon wurde noch am 30.03. mit den Stimmen von CDU und SPD sogar die Erweiterung eines geplanten Neubaugebiets (im Ortsteil Petersborn) beschlossen. Dabei stehen in Brilon noch mehrere hundert erschlossene Baugrundstücke ungenutzt bereit, vom Wohnungsleerstand ganz zu schweigen. Angeblich (so Bürgermeister und Stadtbaudirektor in dieser Ratssitzung) ist Brilon vom demographischen Wandel nicht betroffen …

  20. @Tenrix
    > „Ich hätte da mal eine Frage: In einer großén kreisfreien Revierstadt ist die Relation „ein Ratsmandat auf etwa 13.500 Einwohner (gemeint sind nicht „wahlbrechtigte Bürger“). Wie ist das Verhältnis bei Euch im Kreistag?“

    Der Hochsauerlandkreis hat aktuell etwa 272.000 Einwohner [http://www.it.nrw.de/statistik/a/daten/amtlichebevoelkerungszahlen/rp9_juni08.html]. Dem Kreistag gehören 54 Mitglieder an (+ Landrat), und es gibt 27 Wahlkreise. Jeder Wahlkreis umfaßt im Durchschnitt also fast genau 10.000 Einwohner, und auf ein Kreistagsmitglied kommen somit 5.000 Einwohner.
    Allerdings kann man gelegentlich den Eindruck haben, dass in der Mehrheitsfraktion (die CDU hat 33 von 55 Sitzen, also 60%) nicht alle Fraktionsmitglieder großen Einfluß auf die Kreispolitik haben. Und die anderen 4 Fraktionen sind halt in der Minderheit… Somit spielt die Relation (Kreistagsmitglieder : Einwohnerzahl) keine so große Rolle.

  21. @ Reinhard

    Danke. Ich überlege mir, wie wir diese unsere politischen Vertreter motivieren könnten.

    Derzeit beginne ich, mich mit dem Landeswahlgesetz zu befassen und denke mir, ob mit der Entwicklung der Demographie gewisse politische Strukturten angepasst werden müssten.

    Weitgehend sind alle „spärlichen“ Einkünfte der Kreistagsmitglieder steuerfrei. Nach meinen Kenntnissen sind das um die 10.000 Euro im Jahr, Sitzungsgelder usw.

    Jetzt ist auch gut vorstellbar, weshalb NRW als letztes großes Bundesland kein neues Kommunalwahlgesetz hat. Nicht ganz.

    Dazu gehört noch das Verständnis über die Migranten-Demokratie, im Reich der Regionalsozialisten der SPD NRW.

    Aber! Wir im Hochsauerlandkreis haben doch die CDU.Klar, die sind von Reviergeist der Frühindustrialisierung genauso geprägt. Das ist die Migranten-Demokratie: Keiner macht den Mund mehr aus. Und wer es trotzdem tut, kriegt politisches Bürger-Mobbing.

    Warum schreibe ich das hier im Blog? Im Revier sind die demokratischen Strukturen maximal verfestigt. Das Ruhrgebiet geht den Bach runter.

    Ihr im Hochsauerlandkreis habt noch echte Chancen, Euch gut für die Zukunft aufzustellen, weil ihr traditioneller geprägt seit.

    Wer in Englisch gut drauf ist, kann sich zur Begründung Jonathan Haidt bei The New Yorker als zwanzigminütiges Videoclip angucken. Heidt fasst seinen Artikel in Scientence zusammen.

    http://www.newyorker.com/online/video/conference/2007/haidt

    Conference Video: Morality: 2012
    May 7, 2007

    The social and cultural psychologist Jonathan Haidt talks with Henry Finder about the five foundations of morality, and why liberals often fail to get their message across. From “2012: Stories from the Near Future,” the 2007 New Yorker Conference.

  22. > @tenrix Formalia:
    > ich gestehe Dir ja inzwischen zu, dass Du ein
    > ernsthaftes Anliegen hast, aber könntest Du Deine
    > barocke Entfaltung nicht etwas straffen?
    >
    >@tenrix Inhalt:
    > Ich lese mir Deine Kommentare Morgen in Ruhe durch
    > und antworte dann.

    Zoom, das ist eigentlich egal. Morgen stecke ich das Buch für Dich und Anja von der WP in die Post. Buch für lau 😉

    Berlin-Institut für Bevölkerungsentwicklung. Die demographische Lage der Nation. Wie zukunftsfähig sind Deutschlandsregionen?, 2006, DTV, € 10

    Mach´mers jutt, Jung 🙂 – im Reich der Regionalsozialisten SPD NRW. Und damit kein Missverständnis aufkommt. Auch die Revier-CDU macht Bürger-Mobbing.

  23. @ zoom

    Zu @tenrix:
    Aus welchem Grund sollte die Remmeswiese 2 entwickelt werden. Sie ist bereits seit langem als Gewerbegebiet ausgeschrieben, aber aus welchem Grund sollte sich dort welcher Betrieb niederlassen. Die Gelder sind doch bereits geflossen, da ändern auch Ober- und Niedersorpe nichts mehr

    Ich sag ja nicht, dass Remmeswiese II auf Biegen und brechen ökonomisch genützt werden sollte. Aber im Regionalen Wettbewerb werden Fördergelder nach gut Dünken ganz im Sinn der Regionalsozialisten SPD NRW verteilt.

    Hast Du mitbekommen, dass die Bundesregierung 20 Mio Euro für einen Werbefeldzug ausgibt, um die „Fernost“-Universitätren in den Neunen Bundesländern vor leeren Hörsälen zu retten, so die akteuelle ZEIT.

  24. @tenrix:

    Der Vortrag samt Diskussion ist wirklich gut. Das Hauptthema ist, wie sich die Linken(„liberals“) mit den Konservativen auseinandersetzen sollen/müssen und zwar nicht konfrontativ, sondern auch empathisch.

    Deinen Schluß:
    „Ihr im Hochsauerlandkreis habt noch echte Chancen, Euch gut für die Zukunft aufzustellen, weil ihr traditioneller geprägt seit.“
    teile ich allerdings nicht, da wir hier im Hochsauerland zwar den Konservatismus im Überfluss haben, aber kaum wirkliche „liberals“, die in der Verlegenheit wären den Konservativen entgegenzukommen.
    Aber trotzdem: Ein wirklich guter Link. Wie hast du den gefunden?

  25. >Der Vortrag samt Diskussion ist wirklich gut. Das
    >Hauptthema ist, wie sich die Linken(”liberals”) mit
    >den Konservativen auseinandersetzen sollen/müssen und
    >zwar nicht konfrontativ, sondern auch empathisch.

    Historisch stehen die alten Industrienation an der Schwelle sich demokratisch weiterzuentwicklen. Deshalb hatte ich Hoffnung bei MedienMoral, dies könnte sich über die Inforamtionsschiene „affirmativ“ weiterentwicklen. Mehr Demokratie braucht neue Strukturen wie das Neue Kommunalwahlrecht oder mediierte Meinungsvielfalt – z.B. durch PLiB.

    Nur es macht keiner mit. Das habe ich Reviergeist und Migranten-Demokratie genannt (auf der Basis von Haidt). „Nur es macht keiner mit“: Auf der Basis des „Eingeschüchtertsein“ durch die lange Herrschaft im Reich der Reginalsozialisten (siehe Brandeins: Ich muss mal austreten) oder als extreme Ausgeburt des Liberalismus (auch auf der Basis von Haidt).

    Wie habe ich die „Psychologie der Moral“ gefunden? Ich habe versucht die multikuturelle Ethnologie als DEN Reviergeist, die Landsmannschaftlichkeit des Ruhrgebiets zu verstehen. Wie können sich übelste Machtstrukturen mit Unterstützung der Tageszeitungen im WAZ-Land aufrecht erhalten?

    Ich denke Du hältst jetzt Literarur in der Hand, um zu erkennen, dass es einen Riesenschritt braucht, um den NRW-Trend zu wenden. Und als erster Schritt muss die Inforamtionsschiene sauber und effektiv („affirmativ“) sein.

    Nicht das Ulrich Reitz mehrfach nicht wollte. Auch mit dem Infos von Abo-Sharing.blog.de hatte er immer wieder Impulse und nahm die auch auf. Aber: Keiner macht mehr mit. Das Vertrauen ist tief gestört. (siehe auch beim „ÜBER“-Kommentar)

    Um NRW zu retten, müssen neue handwerkliche Strukturen – MEDIATION bei der Inforamtion aus Bürgerhand. Die bisherigen administrativen und politischen Strukturen haben Winterberg, HSK und NRW dorthin gebracht, wo es ist; nämlchlich in Weicheihaft.

    Wenn die Tageszeigungen nicht PLiB-Eintext entwickeln, könnten das die Bürger durch ein PLiB-Eintext-Wiki. Wir sollten uns für die WP Winterberg und den HSK einsetzen, dass dafür Forschungsgelder bereitgestellt werden.

    Der PostindustrieStandort Deutschland (PiSo D) ist von Dienstleistung geprägt: Fangen wir damit an, neue Dienstleistungen zu entwicklen.

    Die erste Kardinaltugend ist die Klugheit. Und Klugheit ist nichts anderes als die bestmögliche Erkenntnis der Wirklichkeit. Da habe die Taqeszeitungen als Informationsträger versagt. JedeR in NRW kann sich umgucken und das Resultat betrachten.

    Es geht auch anderes: Siehe Raesfeld im Kreis Borken und Ostwestfalen.

  26. Der Typ hat schon in anderen blogs genervt. Der hat bestimmt viel Spass alles voll zu schreiben oder ist ein Stalker.

  27. @ Tenrix
    > „Weitgehend sind alle “spärlichen” Einkünfte der Kreistagsmitglieder steuerfrei. Nach meinen Kenntnissen sind das um die 10.000 Euro im Jahr, Sitzungsgelder usw.“

    Damit kein falscher Eindruck über den „Reichtum“ von Kreistagsmitgliedern im Hochsauerlandkreis entsteht: Als Kreistagsmitglied erhält man pauschal 384 Euro im Monat, das sind 4.608 Euro im Jahr. Extra Sitzungsgelder werden nicht gezahlt. Und von der pauschalen Aufwandsentschädigung sind 2.676 Euro pro Jahr steuerfrei, der restliche Betrag muß versteuert werden.
    Sobald der Kreis nur noch weniger als 250.000 Einwohner hat, sinkt der Steuerfreibetrag um 552 Euro 😉
    Reinhard

  28. Gibt es tiefere Erkenntnisse? Kann mir mal jemand (z.B. aus Latrop) auf die Sprünge helfen? Oder ist das alles nur ein Joke!?

  29. „Es fehlt die gesamte Diskussion zur Breitband-Initiative,…“

    Viele Grüße aus einer kleinen Stadt in der Mitte von irgendwo mittenmang in Lettland! Wenn hier offensichtlich auch immer noch das ein oder andere auf bessere Zeiten und die Auferstehung aus Ruinen hofft, Internet funktioniert rasend schnell und überall. Hier gibt`s ganz ohne Diskussion so etwas wie eine sehr erfolgreiche Breitbandinitiative!

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