Wer den heutigen WP-Artikel über die Insolvenz der aquasphere Winterberg GmbH, Eigentümerin und Vermieterin des Oversum-Komplexes liest, kann sich bei den im Artikel zitierten Äußerungen des Winterberger Bürgermeisters Werner Eickler (im Folgenden hervorgehoben) nur verwundert die Augen reiben:
Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens bewertet Eickler „absolut positiv“: „Das haben wir angestrebt“, zitiert die WP den euphorischen Vertreter Winterbergs. Begründung: „Ab jetzt haben wir es nur noch mit einem einzigen Verhandlungspartner zu tun.“ – Na toll, sonst will man als Kommune auch nichts. Was soll man mit Hallen- und Freibad, Eislaufhalle und Stadthalle anfangen, wenn man stattdessen Insolvenzverhandlungen „mit einem einzigen Verhandlungspartner“ bekommen kann. Bestechende Logik.
Die WP berichtet weiter, dass Werner Eickler die Eröffnung des Insolvenzverfahrens als „wichtigen Meilenstein“ sehe, um die Berge von Verträgen (WP: „das Vertragskonvolut“) zu entwirren.
Soll wohl heißen: der Bürgermeister hofft, endlich zu entwirren, was ihn bisher nur verwirrt.
Außerdem solle das „vereinbarte, synergiebringende Gesamtkonzept des Oversums mit seiner Angebotsvielfalt und seinen vielen Chancen“ starten.
Damit meint Eickler vermutlich das zwischen ihm und Wolfram Wäscher „vereinbarte“ Konzept, welches durch den Abriss bzw. die Schließung der städtischen Infrastruktur wie Eissporthalle, Freibad, Stadthalle und Kurverwaltung als „synergiebringende(s) Gesamtkonzept“ realisiert wurde.
Als beeindruckendes Beispiel für die Chancen des Oversums nennt die WP ein Benefizkonzert des Heeresmusikkorps Kassel mit „Optimisten-Marsch“ und Bürgermeister Eickler als Besucher.
Über die zu erwartenden jährlichen Kosten derart spektakulärer Musikveranstaltungen sowie der leidlichen Nebenkosten des Oversum-Desasters schweigt der Bürgermeister weiterhin. Die WP fragt wie gewöhnlich nicht nach. Eins jedoch scheint sicher: weder Bürgermeister Werner Eickler noch der ehemalige Investor Wolfram Wäscher werden das Oversum bezahlen.
Hier im Blog berichteten wir vor drei Tagen über die Insolvenz der aquasphere.
@Johanna
Ich weiß gar nicht, was es für die Stadt noch groß zu verhandeln gibt? Der Insolvenzverwalter muss für die Konkursmasse einen Käufer finden und aus den Erlösen werden die Forderungen der Gläubiger nach Priorität, soweit es geht, beglichen. Die Bauunternehmung Pellikaan wird ihre Forderungen schon lange eingetragen haben, die Veltins Brauerei usw. Ob die Stadt Winterberg etwas abbekommen wird, wage ich zu bezweifeln.
Das ganze Gerede von Synergie und vom „das Gesamtkonzept leben“ kann sich auch schnell verflüchtigen, wenn ein neuer Käufer „keine Lust“ auf die Zusammenarbeit hat, vor allen Dingen nicht, wenn er ein defizitäres Schwimmbad unterstützen soll.
Die Stadt wähnt sich zwar im Besitz der Technik auf der linken Seite des Gebäudekomplexes, aber was sollte einen neuen Besitzer des rechten Teils (mit Hotel und Kongresszentrum) daran hindern eine eigene Technik zu bauen und die Leitungen zwischen rechtem und linkem Trakt zu kappen?
Gut, das ist jetzt viel Spekulation, aber die Aufklärung der Bürgerinnen und Bürger ist nach der Oversum-Versammlung auf Null zurück gefahren worden und das, was geäußert wurde, bot kaum Inhalte. Zahlen? Mangelware.
Ich bin gespannt, ob die Winterberger Herrn Eickler wiederwählen werden , obwohl er die Zerstörung der städtischen Infrastruktur zu verantworten hat, obwohl er die Stadt in unbekannter Höhe auf Jahrzehnte an Bank und Sparkasse verkauft hat, obwohl er für dieses miserable PPP-Projekt keine Verantwortung übernimmt und es stattdessen sogar noch schönredet. Ob die Winterberger Herrn Eickler wohl wieder als Bürgermeister wählen werden?
@Johanna
Ich wiederhole mich: Der Bürgermeister wird -Stand der Dinge- wiedergewählt. Es sei denn die SPD präsentierte einen Gegenkandidaten, den ich noch nicht kenne.
@ Johanna @ zoom
Kleiner Trost? Die Berliner werden ihren Wowereit auch nicht los ;-((
Für mehr Party-Stimmung im HSK schlage ich vor zu tauschen. Eickler nach Berlin. Wowereit nach Winterberg 😉
@Peter Prinzip:
Dann müßte aber in Berlin ein CDU-Kandidat und in Winterberg ein SPD-Kandidat die Mehrheit erhalten. Das zweite ist noch unwahrscheinlicher als das erste…
Um Gottes Willen… lieber Winterberg Verhältnisse, als Berliner…
Bin mir nicht sicher, ob die Genossen überhaupt jemanden aufstellen werden. Intern hat es offenbar nicht geklappt, jetzt suchen sie schon wochenlang extern. Angeblich erfolgreich…der armen Socke kann man nur Beileid aussprechen und darauf hinweisen, kein eigenes Geld im aussichtslosen Wahlkampf zu verbrennen.
Ich denke Eickler hat den Ehrgeiz, das schwer angeschlagene Schiff namens Oversum wieder auf Kurs zu bringen. Wäre für alle Winterberger und ihn selbst wichtig, vor allem zu finanziellen Rahmenbedingungen, die zu stemmen sind. Heute stand in der WP, dass die Stadt Hallenberg mit drei Mio Euro verschuldet ist, das übertrifft Winterberg leider überdeutlich.
Insgesamt ist bei allen Kritik der letzten Monate und Jahre am Bürgermeister und Stadtrat die Chance nicht genutzt worden, in Winterberg eine politische Alternative aufzubauen. Ob Bürgerliste oder Freie Wähler, egal wie benannt, die Stimmung war da, um eine frische Kraft in der Ortspolitik zu etablieren. Viele haben gemeckert, keiner ist aufgestanden und hat das Heft in die Hand genommen.
Also stehen am 25. Mai wohl CDU, SPD und evtl. FDP zur Wahl, wobei die Leistung der Liberalen -Bernd Kräling ausgenommen- in der Schule als „nicht versetzungsfähig“ gewertet werden muss.
Jeder Ihrer vier Absätze ist sehr nachdenkenswert und auf seine Art treffend. Was die SPD angeht, kann ich mir nur vorstellen, dass die Genossen untereinander nicht einig sind -warum auch immer- und Teile der Partei mit Werner Eickler ganz zufrieden sind.
Was die finanzielle Situation der Stadt Winterberg angeht, habe ich eine Frage: Warum bleiben die Beiträge der Bürger (Gebühren) über Jahre stabil, obwohl doch die Verschuldung steigt. Es wird ja in Zukunft nicht leichter. Die Banken werden nicht auf ihre Millionen Euro, die sie von der Stadt Winterberg wg. Oversum PPP bekommen und bekommen werden verzichten. Die Rechnung ist den Bürgern noch nicht präsentiert worden. Was wird über die Ratenzahlungen hinaus an Renovierungen bzw. Ausbesserungen von möglichen „Bausünden“ gezahlt werden müssen? Wie ist die Substanz der Oversum-Gebäude einzuschätzen. PPP-Entwickler, die ihre Projekte auf allen Ebenen kontrollieren, haben häufig eine starke Tenzenz mit Billigbau bis hin zu Pfusch ihre Gewinne zu maximieren. Was kann der Bürgermeister unter diesen Umständen überhaupt noch stemmen? Ich persönlich habe wenig Hoffnung.
Außerdem, und das verzeihe ich den Politikern nicht, sind wir von Anfang an hinter die Fichte geführt worden, als uns gesagt wurde, bei den 600.000 bis 700.000 Euro pro Jahr handele es sich um „Betriebskosten“, obwohl den Entscheidunbgsträgern bekannt gewesen sein musste, dass es sich um die Rückzahlung der forfaitierten Verbindlichkeiten in Form einer sogenannten Miete handelt, wie sie denn nun auch im Haushalt auftaucht. Die eigentlichen Betriebskosten kommen noch oben drauf. Diese Tatsache hat die s.a.b. bzw. die aquasphere dem BM genüßlich unter die Nase gerieben als sie sich aus dem Schwimmbad zurückzog. In diesem Fall hatten sie Recht … na, ja ist alles schon mal hier im Blog geschrieben worden.
Etwas ketzerisch: das einzige, was in Winterberg wirklich zu funktionieren scheint, ist der privatwirtschaftlich betriebene Skitourismus (Skikarussel) und das Geschick öffentliche Subventionen vom Kreis bzw. vom Land NRW für allerlei Projekte (Bobbahn, Skischanze, Turnhalle etc.) einzuwerben.
Die Sargnägel für diese wirtschaftliche Monokultur Winterbergs könnten ein weiterer milder Winter und das Oversum werden.
Ein letztes zu Großprojekten in Winterberg: Erinnern Sie sich noch an die Eröffnung der neuen Skischanze? Eventarena! Ich erinnere mich noch an die Eröffnungsfeiern, die großen Reden im Rathaus, die Snowboardveranstaltung – und was ist heute daraus geworden?
Die SPD hätte, als sich der Oversum-Skandal abzeichnete, die Pflicht zur Opposition gehabt. Immer wieder hat sie sich mit ihrer Verschwiegenheitspflicht herausgeredet. Meiner Meinung nach eine Notlüge.
Ja, warum haben wir uns nach der Bürgerversammlung nicht zusammengesetzt und eine Bürgerliste oder was auch immer gegründet? Es gab den ein oder anderen Alteingesessenen im Saal, der es in der Hand hatte.
Soweit erst einmal …
@ zoom
Ich habe mir heute noch einmal eines Ihrer früheren Postings (Juli 2011) zur Oversum-Debatte zu Gemüte geführt und muss retrospektiv feststellen, wie richtig Sie derzeit mit Ihren Einschätzungen und Vermutungen gelegen haben – Chapeau!
Nachzulesen hier:
„Es wird einfach nicht besser: s.a.b. und Oversum verursachen bei mir immer noch Bauchschmerzen.“
23. Juli 2011 / 4 Kommentare / zoom