In der Kritik: Buch zum NSA-Untersuchungsausschuss. Patrick Sensburg versucht, sich Deutungshoheit herbeizuschreiben

Was passiert, wenn Patrick Sensburg, der Vorsitzende des NSA-Untersuchungsausschusses, ein Buch schreibt? Das fragt sich die Rezensentin Anna Biselli auf Netzpolitik.org [1].

Sensburg habe gemeinsam mit seinem Co-Autoren, dem Journalisten Armin Fuhrer, eine regierungspolitisch gefärbte Interpretation der Erkenntnisse des NSA-Untersuchungsausschusses „mit einer Metaphernkiste voller Blutspritzer, Polygamie und Giftmüll abgeliefert“.

Die Rezension ist vernichtend und lässt kein gutes Haar am Buch unseres Sauerländer CDU-Bundestagsabgeordneten. Es wirke, so Biselli, als wolle Sensburg sich die Deutungshoheit gegenüber der Oppositionsfraktion verschaffen, deren Interpretation der Ereignisse im Abschlussbericht enthalten sein werde, der erst im nächsten Monat erschiene.

Falls sich jemand zwischen Buch- und Abschlussbericht-Lektüre entscheiden müsste, empfiehlt die Rezensentin den Bericht.

Das Werk von Sensburg und Fuhrer strotze vor absurden Bildern und propagiere eine ganz andere Realität des Ausschusses, als sie überwachungskritische Beobachter wahrgenommen hätten.

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[1] https://netzpolitik.org/2017/unter-freunden-vorsitzender-des-nsa-ausschusses-versucht-sich-die-deutungshoheit-herbeizuschreiben/#comments

9 Gedanken zu „In der Kritik: Buch zum NSA-Untersuchungsausschuss. Patrick Sensburg versucht, sich Deutungshoheit herbeizuschreiben“

  1. Was passiert, wenn Patrick Sensburg, der Vorsitzende des NSA-Untersuchungsausschusses, ein Buch schreibt?

    Nach Lektüre der online abrufbaren Auszüge müssten in für Sonntagabend-Schmonzetten-Filmchen verantwortliche Redaktionen alle Glocken klingen.
    Hera Lind, Frau Pilcher, Patrick Sensburg … – great Stuff!

    Link zu Auszügen:
    https://books.google.de/books?id=lxUkDwAAQBAJ&pg=PA1&lpg=PA1&dq=unter+freunden+sensburg&source=bl&ots=WrUiLJibXy&sig=Ls_q9h_bACpcx5VP-TRFKkQVnJU&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjM3Kn4xonUAhXBYlAKHTUlBqAQ6AEIWDAI#v=onepage&q=unter%20freunden%20sensburg&f=false

    btw:
    In dem Buch wird ein Abschnitt mit Transparenzprobleme – das „Sensburg-Verfahren“ als Ausweg überschrieben … ????

  2. Ist das „Sensburg Verfahren“ schon patentiert?

    Es ist bezeichnend, dass der „Nicht-Aufklärer“ Sensburg ein Buch mit Fuhrer herausbringt, bevor der Untersuchungsbericht überhaupt erschienen ist.

    Schreiben kann er auch nicht alleine, obwohl er doch einen akademischen Titel trägt.

    Wie „schäbbich“ ist das?

  3. Ist das „Sensburg Verfahren“ schon patentiert?

    Keine Ahnung … – entwickelt sich aber schleichend zu ner Art „Marke“ in Richtung „Däniken reloaded“.

    Wie „schäbbich“ ist das?

    Ob „schäbbich“ ein Sauerland-Ausdruck ist, weiß ich nicht genau.
    Meine „Altvorderen“ gönnten Typen wie P.S. das Kompliment: „Der hat keinen Ar… und keinen Kopp.“

  4. „Schäbbich“ habe ich nach Gehör geschrieben, müsste ja korrekt „schäbig“ heißen.

    Die Verkürzung des Umlaut passt allerdings zum Sauerland: Omma, Soffa usw

  5. Beim hessischen Rundfunk ist unter anderem Folgendes zu lesen:

    „Sensburg hat sich durch die Leitung des Untersuchungsausschusses für höhere Aufgaben in der CDU empfohlen, indem er, so sagt man in Berlin, die Bundesregierung in der NSA-Affäre aus der Schusslinie gehalten hat. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn er in der nächsten Legislaturperiode noch von sich hören ließe.“

    Quelle:
    http://www.hr-inforadio.de/programm/das-interview/das-interview-mit-patrick-sensburg-kanzlerin-war-lange-ahnungslos,sensburg-104.html

  6. Patrick Sensburg und der (sein?) schmutzige(r) Kampf um die Deutungshoheit werden ausführlich im Zeit-Artikel von heute besprochen:

    „Dann gibt es noch das Buch von Patrick Sensburg. Seine Existenz an sich ist bereits ein unglaublicher Vorgang: Noch bevor der Untersuchungsausschuss seine Analyse der Millionen Aktenseiten und Dutzenden Zeugenbefragungen vorlegen konnte, machte der Ausschussvorsitzende sein eigenes Ergebnis öffentlich. Zusammen mit dem Journalisten Armin Fuhrer hat der Unionspolitiker sein Buch geschrieben: Unter Freunden: Die NSA, der BND und unsere Handys – wurden wir alle getäuscht? Es erschien fast einen Monat vor dem offiziellen Bericht und prahlt auf dem Titel damit, aus Akten des Untersuchungsausschusses zu berichten.

    Wer das hastig zusammengeschriebene Sachbuch liest, dem kommt schnell ein Verdacht, warum es entstanden ist. In der Bewertung der Akten unterscheidet es sich kaum vom offiziellen Abschlussbericht der Koalition. Bis auf einen wichtigen Punkt.

    Zwanzig Prozent des Buches beschäftigen sich damit, ein negatives Bild von Belastungszeugen wie Edward Snowden und dem Drohnenoperator Brandon Bryant zu zeichnen. Für Sensburg ist Snowden kein Whistleblower, der einen weltweiten Skandal aufgedeckt und dafür mit dem Verlust seiner Freiheit, seiner Familie, seiner Zukunft bezahlt hat. Sensburg sieht in Snowden vielmehr einen gekränkten und frustrierten Niemand, der dazu neigt, Unwahrheiten über seine eigene Vergangenheit zu erzählen. Einen Aufschneider, der verzweifelt versucht, berühmt zu werden. Und Bryant ist für Sensburg jemand, der im US-amerikanischen Militär Karriere machen wollte und nun wütend Geschichten über seine Zeit dort erzählt, weil er mit seinem Plan gescheitert ist.

    Man kann von Edward Snowden und seinen Motiven halten, was man will. Unbestreitbar aber hat er einen Skandal aufgedeckt und Belege dafür geliefert, dass die NSA und andere Geheimdienste Millionen Menschen überwachten und in den USA und anderen Ländern gegen Gesetze verstießen. Bryant war daran beteiligt, mehr als tausend Menschen zu töten, leidet bis heute unter dem dadurch erlittenen Trauma und will die Welt darüber aufklären, wie hässlich der als so sauber beschriebene Drohnenkrieg ist.

    […]

    Ist Sensburg als Vorsitzender des Untersuchungsausschusses angetreten, um die Vorwürfe gegen NSA, BND und Bundesregierung zu untersuchen? Oder wollte er sie von Anfang an nur widerlegen? In einem richtigen Gerichtsverfahren wäre ein Richter mit solcher Einstellung wohl als befangen abgelehnt worden. Aber im Bundestag gelten andere Regeln.“

    Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-06/nsa-untersuchungsausschuss-bnd-bundestag-abschlussbericht

  7. „Sensburg sieht in Snowden vielmehr einen gekränkten und frustrierten Niemand, der dazu neigt, Unwahrheiten über seine eigene Vergangenheit zu erzählen. Einen Aufschneider, der verzweifelt versucht, berühmt zu werden.“

    Das hat Sensburg also auch noch mal in seinem Buch wiederholt.

    Ich mußte schon kotzen, als ich es das erste Mal von Sensburg hörte, ist schon länger her, dass das durch die Medien ging.

    Hat irgendwer eine Idee, wohin man auswandern kann?

    Ich dachte an eine „Demokratie“, die diesen Namen verdient, an ein Land, in dem Politiker für das Volk arbeiten, und nicht dagegen, wie Patrick Sensburg und die anderen Groß-Kolitionäre, die Untersuchungsausschüsse zur Farce machen …

  8. Da sitzt du um 06.45 am Morgen am Frühstückstisch, schaltest das Radio (DLF) an und hörst:

    (…) Harsche Kritik der Opposition am Vorsitzenden des NSA-Untersuchungsausschusses, und die können wir jetzt direkt an ihn adressieren, an den CDU-Politiker Patrick Sensburg. Guten Morgen, Herr Sensburg.

    Patrick Sensburg: Schönen guten Morgen, ich grüße Sie.

    Sarah Zerback: Wir haben es gerade gehört, Herr Sensburg. Sind Sie ein Demokrat?

    Und was dann aus dem Mund des Herrn Sensburg folgt, hat Zoom vor einigen Tagen treffend als „geschickte Faktenzerstäuberei“ bezeichnet.

    -> Patrick Sensburg im Gespräch mit Sarah Zerback | DLF | 28.06.2017
    http://www.deutschlandfunk.de/nsa-untersuchungsausschuss-da-ist-schon-viel-passiert.694.de.html?dram:article_id=389748

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