Hochgebirge sind wie Polarregionen vom Klimawandel besonders betroffen – Wie wird sich die globale Erwärmung aus heutiger Sicht auf die Natur unserer Alpen auswirken? Teil I

Schlatenkees in den Hohen Tauern (Venedigergruppe). 1980 führte der Weg zur Alten- und Neuen Pragerhütte noch direkt an diesem Gletscher entlang, wie auf dem Foto zu sehen ist. Mittlerweile sind Ausdehnung und Eisvolumen stark geschrumpft. (alle fotos, falls nicht anders genannt: karl-josef knoppik)
Schlatenkees in den Hohen Tauern (Venedigergruppe). 1980 führte der Weg zur Alten- und Neuen Pragerhütte noch direkt an diesem Gletscher entlang, wie auf dem Foto zu sehen ist. Mittlerweile sind Ausdehnung und Eisvolumen stark geschrumpft. (alle fotos, falls nicht anders genannt: karl-josef knoppik)

Wenn in den letzten 2 bis 3 Jahrzehnten vom Klimawandel gesprochen und geschrieben wird, so ist damit in erster Linie der anthropogene, also menschengemachte Einfluß auf das Klimasystem unserer Erde gemeint, das sich aus Atmosphäre, Hydrosphäre (Ozeane, Seen, Flüsse), Kryosphäre (Eis und Schnee), Biosphäre (lebende Organismen auf dem Land und im Wasser) und Litho-/Pedosphäre (festes Gestein und Böden) zusammensetzt.

Klimaveränderungen natürlichen Ursprungs hat es schon vor Jahrtausenden gegeben. Klima ist stets einem Wandel unterworfen, da die Umlaufbahn des Planeten um die Sonne variiert, was Auswirkungen auf die Strahlkraft letzterer mit sich bringt, weil Himmelskörper einschlagen und Vulkane explodieren. Beunruhigend an der z. Zt. im Gang befindlichen globalen Erwärmung, wie sie seit Beginn des Industriezeitalters Mitte des 19. Jahrhunderts beobachtet wird, ist freilich das Tempo, in dem diese Veränderungen ablaufen. Im Zuge früherer, teilweise heftiger Klimaschwankungen, die sich innerhalb von vielen Jahrtausenden vollzogen, blieb den Ökosystemen mit ihren tierischen und pflanzlichen Bewohnern im Unterschied zu heute stets genügend Zeit sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen.

Alpenschneehuhn im alpinen Gelände - muß bei zunehmender Erwärmung immer höhere Gefilde aufsuchen (Foto: H. J. Fünfstück, Garmisch-Partenkirchen)
Alpenschneehuhn im alpinen Gelände – muß bei zunehmender Erwärmung immer höhere Gefilde aufsuchen (Foto: H. J. Fünfstück, Garmisch-Partenkirchen, www.5erls-naturfotos.de)

Der gegenwärtige, nachweislich vom Menschen verursachte Klimawandel, – und daran gibt es keinerlei Zweifel -, vollzieht sich derart schnell, daß bei ungebremstem Anstieg der Treibhauskonzentration in der Atmosphäre nicht nur gravierende Veränderungen in der Fauna und Flora zu erwarten sind, sondern auch wir Menschen in vielerlei Hinsicht die Folgen des weltweiten Klimawandels zu spüren bekommen und jetzt schon spüren. Schon längst wird unser Lebensalltag auch in den klimatisch gemäßigten Zonen infolge einer signifikanten Häufung von Extremwetterlagen ( Dürren, Überschwemmungen, Orkane, Tornados) durcheinandergebracht. Man ist das Jahr über mehr und mehr damit beschäftigt, Unwetterschäden zu beseitigen.

Tiroler Ache bei Schleching im Chiemgau nach dem verheerenden Hochwasser im Mai/Juni 2013.
Tiroler Ache bei Schleching im Chiemgau nach dem verheerenden Hochwasser im Mai/Juni 2013.

Es bleibt also eines festzuhalten: Ganz egal, wie der Klimawandel verläuft und wie viele davon es in der Erdgeschichte bereits gegeben hat: Noch nie hatte der Homo sapiens einen so großen Anteil daran.

So hat die Zahl der „Naturkatastrophen“ in Bayern seit 1960 bis Ende der 2000er Jahre um das Vierfache zugenommen. Diese sind das Ergebnis von über 1 Grad mittlerer Temperaturerhöhung in diesem Bundesland während der vergangenen 30 bis 35 Jahre. Ein extremer Wert, wenn man den Einfluß auf die Atmosphäre berücksichtigt. Die Konsequenz daraus ist, daß sich ein intensiverer hydrologischer Zyklus bilden kann, der für solche und andere Wetteranomalien verantwortlich zeichnet.

Extreme Wetterereignisse haben im Alpenraum erheblich zugenommen.
Extreme Wetterereignisse haben im Alpenraum erheblich zugenommen.

Im Mai 2013 wurde in der Atmosphäre erstmals ein Wert von über 400 ppm (parts per Millionen) gemessen. D. h., daß 400 von einer Millionen Luftmolekülen CO²-Moleküle sind. Übrigens: 1 CO²-Molekül hat in der Atmosphäre eine Verweildauer von 120 Jahren. Wir müssen aber auf jeden Fall unter dem Wert von 450 ppm bleiben, wenn das von den Klimakonferenzen ausgegebene Ziel von höchstens 2 Grad Erwärmung noch eingehalten werden soll. Macht die Menschheit allerdings so weiter wie bisher, wird dieser Wert vermutlich in weniger als 25 Jahren erreicht.

Zu Beginn des Industriezeitalters lag der CO²-Gehalt noch bei 280 ppm; und in der Späteiszeit vor über 10.000 Jahren bei gerade mal 190 ppm. In den 1990er Jahren nahm der CO²-Gehalt im Durchschnitt um 0,7 ppm pro Jahr zu, im vergangenen Jahrzehnt um 2,1 ppm. Und von 2012 auf 2013 gar um 2,9 ppm.

Insgesamt sind die Temperaturen seit Mitte des 19. Jahrhunderts im globalen Mittel um 0,8 Grad C, im österreichischen Alpenraum um exact das Doppelte, nämlich um 1,6 Grad C gestiegen. Klimamodelle sagen für den Alpenraum bis zum Ende des Jahrhunderts eine Erwärmung um 3,5 Grad voraus. Es könnten aber auch 5,5 Grad sein.

Hauptverantwortlich für diese Entwicklung ist das CO². Es legt sich wie eine Decke über die Erdatmosphäre. Die von der Erdoberfläche ausgesandte langwellige Wärmestrahlung (auch als Infrarotstrahlung bezeichnet), wird wieder zu ihr zurückgestrahlt. Effektiv in der Rückstrahlung sind auch das Methan und andere Spurengase. Diese Zusammenhänge sind seit langem bekannt. Nicht nur durch steigende Wasserspiegel oder stärkere Stürme, sondern auch durch kleine, aber wichtige Veränderungen im Zusammenspiel von Tieren und Pflanzen in den verschiedensten Ökosystemen machen sich die Folgen der globalen Erwärmung für viele Menschen und an vielen Orten rund um den Globus lange bemerkbar. Für die Biodiversität können die Auswirkungen des Klimawandels sowohl positiver wie negativer Natur sein. Einerseits sind nämlich intakte natürliche und naturnahe Ökosysteme sehr wohl in der Lage den Veränderungen durch steigende Temperaturen zu trotzen. Andererseits kann infolge des beschleunigten Temperaturanstiegs ein gesundes Naturgefüge durcheinandergebracht werden. Dennoch bleibt festzuhalten: Nur vitale Ökosysteme können sich auf die Bedingungen des Klimawandels einstellen und dem Artensterben entgegenwirken. Deshalb besteht die vordringlichste Aufgabe darin, auf einen konsequenten Schutz naturnaher und natürlicher Gebirgsökosysteme hinzuwirken.

Geislergruppe in den Dolomiten, Südtirol
Geislergruppe in den Dolomiten, Südtirol

Das Klima auf unserem Planeten war während der gesamten Erdgeschichte von einem Wechsel aus Eis- und Warmzeiten geprägt. Insgesamt gab es 4 Eiszeiten, die sich über einen Zeitraum von Jahrmillionen erstreckten. Diese waren wiederum durch kürzere eisfreie Perioden voneinander getrennt.

Weißtannen sind die mächtigsten Bäume Europas. Sie können eine Höhe von bis zu 60 m erreichen
Weißtannen sind die mächtigsten Bäume Europas. Sie können eine Höhe von bis zu 65 m erreichen

Die letzte Eiszeit, das Pleistozän, dauerte etwa 3 Millionen Jahre. Und auch während dieser Eiszeit schwankten die durchschnittlichen Temperaturen ganz erheblich. In den kalten Zeitabschnitten betrug auf dem Gebiet Mitteleuropas die durchschnittliche Januartemperatur zwischen minus 14 und minus 22 Grad C; im Juli pendelten die Werte um plus 5 bis 10 Grad. In den warmen Phasen ähnelten die Klima- und Vegetationsverhältnisse in Bayern weitgehend denen der Gegenwart.

Silberwurz (dryas octopetala) Während der frühen Dryas-Eiszeit überall in Europa vorkommend. Der Zeitabschnitt am Ende des Pleistozäns wurde nach dieser Pflanze benannt. Vorkommen auf Fels- und Kalkschuttfluren sowie alpinen Matten und Moränenschutt.
Silberwurz (dryas octopetala) Während der frühen Dryas-Eiszeit überall in Europa vorkommend. Der Zeitabschnitt am Ende des Pleistozäns wurde nach dieser Pflanze benannt. Vorkommen auf Fels- und Kalkschuttfluren sowie alpinen Matten und Moränenschutt.

Die Eiszeiten der letzten 1 Mio. Jahre haben die heutige Landschaft der Alpen geformt. Die Gletscher wirkten auf die Oberfläche wie ein Hobel und verfrachteten Gesteinsmaterial vereinzelt sogar aus den kristallinen Zentralalpen in einige Täler der nördlichen Kalkalpen, z. B. des Berchtesgadener Landes. Im Vergleich zur Entstehungsgeschichte der Alpen fast unbedeutend, aber für ihr derzeitiges Landschaftsbild entscheidend, sind die letzten etwa 15.000 Jahre (Quelle: Nationalpark Berchtesgaden).

Wir befinden uns momentan in der Nacheiszeit, genau gesagt in der als Holozän genannten Warmzeit. Die weit zurückliegende Warmzeit des „Eam“ begann vor ca. 126.000 Jahren. Sie erstreckte sich über 11.000 Jahre und war durch stabile Verhältnisse gekennzeichnet. Sie wird im Alpenraum auch als Riß/Würm-Interglazial benannt, da sie die Warmzeit zwischen der Riß- und Würm-Kaltzeit darstellt. Die Temperaturen lagen damals ca. 1 bis 2 Grad oberhalb des heutigen Niveaus.

Normalerweise würden wir – erdgeschichtlich betrachtet – wieder auf eine Eiszeit zusteuern, gäbe es nicht den anthropogenen Klimawandel.

Und der ist in dem zentraleuropäischen Hochgebirge bereits deutlich sichtbar. Stichwort schmelzende Gletscher: Über die Hälfte des bayerischen Gletschereises ist in den vergangenen 100 Jahren weggetaut. Vom Blaueis- und mehr noch vom Watzmanngletscher in den Berchtesgadener Alpen sind nur noch kümmerliche Reste vorhanden. 1 m Firnmasse verliert das „Blaueis“ derzeit pro Jahr. Programmiert ist damit eine Wasserknappheit, die die Versorgung der alpinen Schutzhütten mit dem kostbaren Lebenselexier auf Dauer ernsthaft gefährdet.

Die idyllische Marxenklamm, Naturdenkmal nahe Ramsau im Biosphärenreservat .Berchtesgaden
Die idyllische Marxenklamm, Naturdenkmal nahe Ramsau im Biosphärenreservat Berchtesgaden.

Unsere ehemaligen Eisriesen von bizarrer Schönheit werden eines Tages nur noch auf historischen Aufnahmen zu bewundern sein. Das Institut für Atmosphärenforschung in Zürich kommt zu dem Ergebnis, daß bereits im Jahre 2030 20 bis 70 % der Eisriesen verschwunden sind. Indem sich die Höhenzonen immer weiter verschieben, verschwindet auch das vermeintlich „ewige Eis“ zusehends. Zurück bleibt eine trostlose Schutt- und Geröllwüste. Z. Zt. beobachten Wissenschaftler eine Rekord-Eisschmelze. Die Eisdicke der untersuchten Gletscher nimmt jedes Jahr zwischen einem halben und einem ganzen Meter ab. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts schmelzen die Gletscher in atemberaubendem Tempo dahin. Die Eisriesen sind durch die Schmelze inzwischen so stark aus dem Gleichgewicht geraten, daß sie vermutlich auch dann weiter an Substanz einbüßen werden, wenn der Klimawandel eine Pause einlegt.

Blick zum Dachstein mit dem dazugehörigen Gletscher, 2.996 m im Bundesland Salzburg, Aufnahme von 1999
Blick zum Dachstein mit dem dazugehörigen Gletscher, 2.996 m im Bundesland Salzburg, Aufnahme von 1999

Die Anzahl der Sonnenstunden im Hochgebirge ist nach Angaben von Wissenschaftlern schon in den 90er Jahren gestiegen; und auch der Luftdruck hat sich leicht erhöht, so daß Hochdrucksituationen zugenommen haben. Sie können Inversionswetterlagen bewirken und den vertikalen Luftaustausch unterbinden. Warmes Bergwetter begünstigt aber die Gletscherschmelze.

Und was den Temperaturanstieg betrifft, so fällt dieser in den Alpen sogar stärker aus als im globalen Durchschnitt, weil dieses mitteleuropäische Hochgebirge nicht unmittelbar von Wasserflächen umgeben ist (Meer, große Seen), die für Abkühlung sorgen könnten. Landflächen heizen sich bekanntlich schneller auf als Wasserflächen. Erstgenannte bilden eine Heizfläche für Temperatur und Luft. Die Erwärmung wird durch die vorhandene Heizfläche inneralpin, infolge der geringeren Luftmasse im Vergleich zu außerhalb, deutlich stärker und schneller vor sich gehen. Die Anzahl der Frostnächte sinkt, und Schneefall wird in tiefen Lagen seltener. In den Städten werden so genannte Tropennächte, also mit Temperaturen nicht unter 20 Grad, immer häufiger auftreten. Dies führt dazu, daß es die nach Abkühlung sich sehnenden Menschen ins Gebirge zieht, wovon wiederum der Tourismus mittelfristig profitieren könnte, so die Auffassung der Alpenvereine. Ihrer Einschätzung nach ließen sich mit dem Sommertourismus in Zukunft große Erfolge erzielen. Der Fehler bestand ihrer Ansicht nach bisher darin, daß man kräftig in den ökologisch zerstörerischen Wintertourismus investiert hat, obwohl dieser durch die Folgen des Klimawandels immer mehr an Boden verliert.

In Sachen Wetterbeobachtung und Klimaforschung ist Deutschlands höchster Berg, die 2.968 m hohe Zugspitze, mit ihrer seit 112 Jahren ununterbrochenen Meßreihe ein wertvoller Beobachtungspunkt. Herausragend ist auch, daß die Zugspitzstation seit dieser Zeit unverfälscht mißt und nicht – wie manch andere Wetterwarte – von künstlichen Wärmequellen und Verschattung beeinflußt wird. Nach wie vor sind die Winter auf der Zugspitze lang und schneereich. Rekordwerte, wie die 8,30 m vom 2. April 1944, werden allerdings nicht mehr annähernd erreicht. Lediglich im Jahre 1977, also 33 Jahre später, wurden noch einmal beachtliche 7,30 m gemessen. Die maximale Schneehöhe am Meßpunkt, unterhalb des Gipfels, beträgt in den meisten Spätwinter- und Frühlingsmonaten noch immer 4 bis 6 m.

In 50 Jahren wird es auch auf der Zugspitze ganz anders aussehen als heute. Die Schneefallgrenze ist in den letzten 20 Jahren um 300 m nach oben gewandert. Bereits im Sommer des Jahres 1993 fiel auf dem höchsten Berg der Ostalpen, dem „König Ortler“ (3.902 m) der Niederschlag zum ersten Mal als Regen. Und Ende der 80er Jahre konnte die zweithöchste Passstraße der Alpen, nämlich das Stilfserjoch (2.756 m) in Italien den ganzen Winter hindurch ohne Einschränkungen befahren werden. Diese sehr außergewöhnlichen, zuvor nie dagewesenen Ereignisse wurden vom WWF schon damals als untrügliches Zeichen für die beginnende Erwärmung des Klimas gedeutet.

Das Edelweiß, die Königin der Alpenblumen; stammt ursprünglich aus den innerasiatischen Steppen.
Das Edelweiß, die Königin der Alpenblumen; stammt ursprünglich aus den innerasiatischen Steppen.

Auch auf dem Rauriser Sonnblick in den österreichischen Hohen Tauern gab es lt. Angaben von Mitarbeitern des dort ansässigen Observatoriums einst an über 90 % der Tage Schneefall. Seit die Tage mit Regen und analog dazu höheren Temperaturen häufiger geworden sind, hat dies der Geologie und dem Permafrost (ab einer Höhe von 2.500 m) erhebliche Probleme beschert. Die Dauerfrostböden weichen immer mehr auf. Das führt zu losen Geröllhalden und rutschenden Felsblöcken. Damit muß man als Bergwanderer jederzeit rechnen. Alte, seit Jahrhunderten den Alpinisten vertraute Wege sind nicht mehr begehbar. Neue Wege und Steige werden gewiesen. Der Untergrund ist teilweise um 30 m eingesunken – in den letzten 3 Jahrzehnten. Die Tage, an denen Wasser bis in die Felsritzen eindringen kann und wieder gefriert, haben gleichfalls zugenommen. Dadurch werden Gesteinsmassen, ja ganze Felsbrocken herausgesprengt. Welche Folgen der tauende Dauerfrostboden (Permafrost) und die Sprengkraft von Wasser haben, konnte man bereits in den frühen 2000er Jahren am Gipfel des Sonnblicks selbst besichtigen. Seither muß das brüchige Gestein durch aufwendige Baumaßnahmen gesichert werden. Das Alpenvereinshaus auf dem Sonnblick befindet sich auf wackeligem Fundament. Mit dem Rückzug des Permafrosteises aus dem Fels und dem Kreislauf von Tauen und Frieren, der Frostsprengungen möglich macht, haben viele Alpengipfel ihre Stabilität inzwischen verloren. Über 100 Ankerstangen wurden in den Fels gebohrt. Jede dieser riesigen Nadeln ist 10 Meter lang. Große Teile des Gipfels erhielten einen Überzug aus Spritzbeton. In mehreren, besonders brüchigen Arealen sorgen so genannte Sehnen, das sind vertikale Betonanker, für Stabilität. Die Nadeln sollen den Gipfel wie einen Ring zusammenhalten. Gegen eindringendes Wasser wird die Oberfläche des Gesteins versiegelt.

Mehr als 3.700 Eisströme gibt es in den Alpen. In den letzten 150 Jahren verloren sie 1/3 ihrer Fläche. Die Ursache liegt eindeutig in der globalen Erwärmung. Sie ist so stark, daß sich im Nährgebiet des Gletschers, also in seinem oberen Teil, kaum noch neues Eis bildet. Es schmilzt also mehr ab als nachgeliefert wird. Lt. Greenpeace-Magazin (Ausgabe 4.15) drohen auch die Gletscher der Mount Everest-Region bis Ende des Jahrhunderts 70 bis 99 Prozent ihres Volumens zu verlieren. Selbst in hochgelegenen Gebieten regnet es immer öfter. Die Forscher warnen vor Problemen für die Landwirtschaft und vor Überschwemmungen durch Schmelzwasser.

Zu wenig Wassernachschub führt zu Dürrezeiten, zu viel Wasser zu Überschwemmungen. Klimamodelle prognostizieren, daß die Sommermonate Juni, Juli und August deutlich heißer werden sollen. Aber schon jetzt sind viele Alpenbäche und Flüsse versiegt, ausgetrocknet, der Energiegewinnung sowie der Kunstschneeproduktion zum Opfer gefallen. Da die Schneemengen im Winter rückläufig sind und die weiße Pracht tendenziell immer früher taut, hat das mit der Zeit gravierende Folgen für die Trinkwassergewinnung in den Ortschaften der Tallagen. Schon heute macht sich die Temperaturveränderung überall bemerkbar. Einheimische im Osttiroler Villgratental wissen zu berichten, daß es früher auf fast 1.500 m Seehöhe im Sommer nie 25 Grad C warm gewesen ist.

Ende Teil I.

Teil II folgt.

2 Gedanken zu „Hochgebirge sind wie Polarregionen vom Klimawandel besonders betroffen – Wie wird sich die globale Erwärmung aus heutiger Sicht auf die Natur unserer Alpen auswirken? Teil I“

  1. @ Zitronenfalter
    Den Handel mit Emissions-Zertifikaten halte ich so oder so für Quatsch, egal ob in Russland oder irgendwo! Das ist nur Augenwischerei und löst das Problem nicht ansatzweise.

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