Heute Abend in Winterberg: Der „Stream of consciousness“ beginnt im Konzerthaus Dortmund

Kurz vor Sonnenuntergang Spaziergang am Kuhlenberg – der Zusammenhang zum Text ist …  (foto: zoom)

Oh, was für eine Ansage: „Stream of consciousness“. Gerade noch bin ich durch die Wohnung getigert und habe versucht, meine Gedanken zu sortieren.

Vom gestrigen Mozart-Klavierabend im Konzerthaus Dortmund bis zum heutigen Schwimmen im Winterberger Hallenbad („Oversum“). Ich wollte Mozart retten und während meiner 1000 Meter eine Revolution ausrufen.

Ich habe sie sogar ausgerufen, aber im Wasser hat niemand auf mich gehört, am wenigsten ich.

Ich bin keinesfalls ein Mozart-Fan, aber auf den Klavierabend mit Sergei Babayan hatte ich mich riesig gefreut. Es war ein wunderschöner Abend. Nicht nur wegen Mozart, sondern weil das Programm genial zusammengestellt war.

Zwei Stunden Mozart hätte ich (Musikbarbar) nicht ausgehalten, aber eingestreut waren Fremdkompositionen von Gija Kontescheli, Vladimir Ryabov, Kit Armstrong. Frederic Rzewski und Arseny Gusev.

Eine Stunde vor Beginn des Konzerts hat uns ein cooler, gediegener Herr, dessen Namen ich nicht hätte vergessen dürfen, in den Abend eingeführt, also Mozart, den Solisten und die Komponisten erklärt.

Ich finde diese Einführungen, seitdem ich sie bei den Ruhrfestspielen zum ersten Mal erlebt habe, sehr hilfreich: 30 Minuten Vortrag ersetzen locker 10 Jahre Herumdümpeln im Keller des Bildungsbürgertums.

Erstaunt hat mich, dass das Konzert nicht ausverkauft war. Was heißt „nicht ausverkauft“? Der hintere Teil des Saals war durch einen Vorhang abgetrennt und auch auf den Balkonen sowie im Parkett bleiben viele Plätze frei.

Was ist mit Dortmund los? Irgendetwas stimmt da nicht. Selbst das Konzert von Igor Levit im Januar ist noch nicht ausverkauft. Igor Levit. DER Igor Levit.

Zur gleichen Zeit schoben sich die Menschenmassen durch die Einkaufszone. Dortmund Westhellen- und Osthellenweg: Thy name is Claustrophobia.

Um 23 Uhr auf der Autobahn Richtung Winterberg. Voller Musik, Gedanken und Gefühle.

Weit nach Mitternacht haben wir noch zusammengesessen und das Konzert Revue passieren lassen. Ich bin schon ganz nervös wegen Igor Levit. Das Konzert ist an einem Donnerstag, und ich muss am Freitag arbeiten. Schaffe ich das mit drei Stunden Schlaf?

Heute jedenfalls hatte ich Glück und musste nicht arbeiten. Ich bin dann, um aufzuwachen, zum Winterberger Hallenbad gefahren, und was ich da sah, trieb mir den Schweiß auf die Stirn[1] … darüber berichte ich besser unaufgeregt ein anderes Mal.

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[1] Einem typischen Aufreißer von „Der Westen“ nachempfunden, meiner Hassseite aus dem Hause Funke Medien.

3 Gedanken zu „Heute Abend in Winterberg: Der „Stream of consciousness“ beginnt im Konzerthaus Dortmund“

  1. @ zoom

    Freut mich, daß Du diesen musikalischen Hochgenuss erleben konntest.

    Persönlich eher nicht der Klassik zugetan bin ich dennoch fasziniert von der Virtuosität des gebürtigen Armeniers.

    Für Dich als Auffrischung, und für alle anderen, die SERGEI BABAYAN nicht auf dem Schirm haben sollten, hier ein Live Mitschnitt seines Konzerts in der Mariinsky Concert Hall, St. Petersburg, am 26. April 2012.

    Babayan spielt das Piano Concerto No 5 Opus 55 von Prokofiev:

    https://www.youtube.com/watch?v=MP66Sw7Q1so

    Ich wünsche einen entspannten, frühwinterlichen (spätherbstlichen?) Sonntag:
    Fernsehen aus. Buch aus der Hand. Klassische Musik genießen!

  2. @Rüdiger Schauerte

    Danke für den Link!

    Läuft schon im Hintergrund …

    In Dortmund konnten wir die Hände von Babayan nicht sehen, da wir auf der „falschen“ Seite saßen.

    1. @ zoom

      Aber gern. Freut mich, das Du bereits lauschst …

      Was klassische (Konzert-) Pianisten dieses Kalibers mit entsprechenden Jazz-Pianisten gemein haben, ist ihr Talent, das Werk, die Komposition, das Arrangement komplett im Kopf zu haben und ohne jegliche Notenhilfe ihre begnadeten Hände über die Tastatur laufen zu lassen, und das faktisch fehlerlos: Hochachtung!

      Die Solo-Passage zwischen 9.16 und 10.22. erinnert mich doch tatsächlich an Cecil Taylor (p) oder Paul Bley (p): hat was von Improvisation, wie man sie vom Free Jazz her kennt.

      Man möge mir diese Assoziation gestatten, aber so weit her geholt ist das doch nicht, oder …

      LG

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