Grundsätzliche Überlegungen nach gut einer Woche Diskussion: Neuenrade. Notwehr oder … ? – (Teil 2)

NotwehrWordle201605077. Mai 2016. Zunächst einmal bitte ich um Verständnis, dass ich mich erst jetzt, nach einer Woche, äußere. Prinzipiell finde ich nämlich, dass die Diskussion über einen Artikel nicht vom Autor dominiert werden sollte.

(Ein Gastbeitrag von Dr. Werner Jurga)

Ja, ich weiß: ich habe bereits einen Kommentar abgegeben – dabei handelte es sich aber eher um eine kurze und entsprechend schnoddrige Bemerkung zum Eröffnungsbeitrag von Meier, von dem ich mich in seiner unbedarften Mischung aus Aggressivität und Naivität wohl provoziert sah. Fortan gelobte ich mir mehr Zurückhaltung. Nun hat mich aber der Webmaster höchstpersönlich gebeten, „zu der Einschätzung Notwehr-Vorsatz vielleicht noch mal etwas zu sagen“.

Damit hatte zoom mich ein wenig auf dem falschen Fuß erwischt, und zwar aus zwei Gründen. Es handelt sich nämlich, auch wenn mir dies mancher unterstellen mag, keineswegs eine taktisch motivierte, aber letztlich doch konsequenzenlose Selbstdistanzierung, wenn ich voranstelle, dass „die Unschuldsvermutung gilt. Niemandem steht es an, auch mir nicht, öffentlich in die Rolle des Richters schlüpfen.“ Das ist der erste Grund. Ich räume ein, er sieht auf den ersten Blick vorgeschoben aus, weil dann ein ganzer Absatz folgt, der diesem vornehmen Anspruch nicht gerecht zu werden scheint. Er beginnt mit dem deutlich Satz: „Das, was in der Nacht von Montag auf Dienstag im sauerländischen Neuenrade passiert ist, war keine Notwehr…“ und endet mit der Schlussfolgerung, dass „…die Staatsanwaltschaft Hamm wegen Mord ermitteln (müsste)“.

Ich fühle mich ein wenig auf dem falschen Fuß erwischt, weil hier ja wirklich ein Widerspruch vorliegt. Kein nur scheinbarer Widerspruch, sondern ein echter. Wer nun den Verdacht hegen sollte, ich wolle mich aus dieser misslichen Lage mit einem dialektischen Taschenspielertrick rauswinden, dem kann ich versichern, dass dem nicht so ist. Glaubhaft, wie ich finde. Kann ich doch immerhin darauf verweisen, dass ich mich diesem hier auftretenden Problem schon vor einigen Jahren grundsätzlich, wenn auch in einem anderem Zusammenhang, gewidmet hatte. Der Beitrag trug den Titel „Sex and Drugs and Rock and Roll“ und erschien in der bemerkenswerten Online-Zeitschrift Das Blättchen, die es erfreulicherweise noch heute gibt.

Es geht um die Frage, ob das Gebot der Unschuldsvermutung einem Verbot gleichkommt, Schuld auch nur zu vermuten. Anders gefragt: wen bindet das Gebot der Unschuldsvermutung? Die Staatsanwaltschaften offenbar nicht; sonst käme ja nie eine Anklage zustande. Die Gerichte eigentlich schon… – oder aber gilt für die Strafkammern zu Beginn des Verfahrens ein Neutralitätsgebot, haben sie am Start also überhaupt nichts zu mutmaßen? Juristische Feinsinnigkeiten, um die es hier aber nicht gehen soll. Tatsächlich soll es nämlich nicht um die Justiz gehen, sondern um die Meinungsmacher, um die heutzutage recht ausdifferenzierte Medienlandschaft. Und zum Beispiel auch um die Politiker, die aus anderen, aber doch ähnlichen Motiven heraus danach streben, einen mit Volkes Stimme harmonierenden Ton zu treffen.

Sind also die Meinungsmacher im Grunde eigentlich gar keine, sondern eher im Gegenteil von ökonomischen bzw. wahlpolitischen Zwängen Getriebene, die einer Volksmeinung hinterherhecheln, die sich gleichsam naturwüchsig gebildet hat und stets aufs Neue bildet? Einem „gesunden Menschenverstand“, wie man das beispielsweise bei der AfD so nennt, auf die umständehalber noch die Rede kommen wird. Andererseits werden in öffentlichen Debatten immer wieder „Vorverurteilungen“ beklagt – häufig genug, wie ich finde, zu Recht. Eine Vorverurteilung ist das Gegenteil der gebotenen Unschuldsvermutung, gehört sich also nicht – das wusste und weiß auch heute noch jeder. Vorverurteilungen erfolgen aus den Reihen der Erzieher, um den zu Erziehenden, also dem vermeintlich dummen Volk, das aber andererseits im Grunde mit einem gesunden Menschenverstand ausgestattet ist, ein „sozial wünschenswertes“ Denken und Fühlen anzutrainieren.

So weit, so klar, so einfach. So ließe sich fragen, ob eine Schuldvermutung in jedem Fall in eine Vorverurteilung münden muss. Ich räume ein, dass mein Text vom 29. April zumindest Wege skizziert, wohin der Gedankenfluss münden könnte. Aber deshalb allein muss es nicht so laufen. Ich habe, etwa den konkreten Fall von Neuenrade betreffend, eine Schuldvermutung. Mehr noch: ich bin – auf Basis der nachzulesenden unbestreitbaren Fakten – davon überzeugt, dass der Hauseigentümer, der in besagter Nacht zum Todesschützen wurde, Schuld auf sich geladen hat. Doch diese unbestreitbaren Fakten reichen weder aus, die Situation vollständig zu beleuchten. Und selbst ein von der Kripo vollständig aufgeklärter Fall spricht aus sich heraus noch kein Urteil über das Maß der individuellen Schuld des Täters.

Wir wissen doch nicht, was mit dem Rentner in der Tatnacht los war. Wir wissen schon gar nicht, was mit diesem Mann überhaupt so los ist. Um nochmal auf den Eröffnungsbeitrag von Meier zurückzukommen, auf den ich bislang eher schnoddrig denn ernsthaft eingegangen bin: so wie Meier mir alle möglichen Sinnestrübungen unterstellt, etwa eine Holophobie (krankhaft panische, irrationale Angst vor Schusswaffen), so könnte es doch genauso gut sein, dass der Todesschütze furchtbare Dinge erlebt hatte, die wiederum bei ihm Ängste verursachten, die sich schließlich zu Phobien weiterentwickelt haben – mit der Folge gefährlicher Sinnestrübungen. Muss nicht, könnte aber sein… Wer will da den Richter spielen? So vermessen können eigentlich nur selbsternannte Volkserzieher sein, die den normalen Menschen vorschreiben wollen, wie sie zu fühlen und zu denken haben.

Das ist sowieso klar. Mir jedenfalls ist das schon sehr lange klar. Absolut klar, und es ist gewiss keine Arroganz von mir, wenn ich das so schreibe, was Sie allein schon daran ermessen mögen, dass mir eine Sache in diesem Zusammenhang überhaupt nicht klar war. Mir absolut neu ist, mich regelrecht stark irritiert, sagen wir mal: total verunsichert. Dass nämlich der Volkserzieher-Vorwurf auf mich zielen soll, dass mit den elitären Besserwissern, den ach so erhabenen Richtig- und Wichtigtuern Leute meiner Sorte gemeint sein sollen. So ist zum Beispiel Herrn Meier stark daran gelegen, „dass das Recht zur Notwehr nicht durch moralisierende Weltfremde wie die Ihre…“ Sehen Sie! Das meinte ich. Das macht mich schon leicht nervös. Noch nervöser macht mich, wie Meiers Satz weitergeht, nämlich so: „…oder unfähige Justiz kompromittiert wird.“

Hier sind wir wieder bei dem Punkt, den ich drei Absätze zuvor angesprochen hatte. Es geht um die individuelle Schuld einer einzelnen Person in einer zeitlich erfassbaren und konkret bestimmbaren Situation. Es geht nicht um ein abstraktes Recht, dass auf jeden Fall, also unabhängig etwa von einem genauen Erfassen einer konkreten Person in einer konkreten Situation, zu verteidigen wäre. Weil es nicht „kompromittiert“ werden dürfe. Eine unmenschliche Prinzipienreiterei. Hauptsache ist, dass das Rechtsprinzip nicht durch die „unfähige Justiz kompromittiert wird. Und dass der Staat endlich wieder…“ Sie mögen selbst weiterlesen, wie Meiers Ausführungen weitergehen. Ich verstehe ihn so, dass „moralisierende Weltfremde“ – wie etwa Leute meiner Sorte – „endlich wieder“ ihre Futtfinger vom Staate lassen mögen, damit das Recht zur Notwehr nicht mehr nur auf dem Papier steht, sondern „endlich wieder“ auch in der Wirklichkeit zur Geltung kommt.

Die Frage, ob nun im Einzelfall auch tatsächlich eine Notwehrsituation gegeben war – oder eben auch nicht – führt zum zweiten Grund, warum mich die Bitte des Webmasters, „zu der Einschätzung Notwehr-Vorsatz vielleicht noch mal etwas zu sagen“, auf den falschen Fuß erwischt hatte. Ich bilde mir nämlich ein, diese Sache in dem Absatz, der mit „Das, was in der Nacht von Montag auf Dienstag im sauerländischen Neuenrade passiert ist, war keine Notwehr…“ beginnt und mit der Schlussfolgerung, dass „…die Staatsanwaltschaft Hamm wegen Mord ermitteln (müsste)“, endet, einigermaßen erklärt zu haben. Wenn ich diese Darlegung hier einfach wiederholte, sähe dies, selbst wenn ich einige Wörter ersetzte und hier und da Reihenfolge und Satzbau umstellte, ein bisschen stur aus. Für die Schlauen unter Ihnen, die dahinter kämen, sähe es sogar doof aus. Will man ja auch nicht…

Aber bitte, ich gebe mir äußerste Mühe. Der Rentner hätte, nachdem seine Frau und er von den Geräuschen des Einbruches geweckt worden waren, einfach die Schlafzimmertür abschließen können, ja sollen – und die herbei phantasierte potenzielle Notsituation hätte schon rein theoretisch gar nicht entstehen können. Er hätte zusätzlich noch die 110 anrufen sollen, ja müssen. Weil doppelt gemoppelt bekanntlich besser hält, und weil man ja auch nicht will, dass Sachen wegkommen, die objektiv wertvoll sind, oder auch „nur“ – eben nicht „nur“, sondern noch schlimmer: von persönlich-emotionaler Bedeutung sind. Möglich, dass der Einbrecher davon Wind bekommen hätte und mit der Beute entkommen wäre. Nicht schön, aber immer noch besser, als eine Gefahr für die Frau, für sich selbst oder auch für den Einbrecher heraufzubeschwören. Auch wertvolle oder bedeutende Sachen können niemals so wichtig sein wie Menschen – selbst wenn diese für nicht ganz so wertvoll oder bedeutend gehalten werden.

Selbst wenn wir von der Annahme ausgingen, dass der Hausbesitzer zwar eine Pistole im, aber kein Telefon auf dem Nachttisch gehabt haben sollte, hätte es nie und nimmer zu einem Angriff des Einbrechers kommen können. Das muss man so einer Pistole lassen! Wenn der albanische Junge sich an der Schlafzimmertüre zu schaffen gemacht hätte, hilft eine Knarre einfach und schnell bei der Überwindung eventuell auftretender Sprachbarrieren. Es bräuchte viel Phantasie, auch unter diesen Umständen eine Möglichkeit für das Entstehen einer objektiv vorhandenen Notwehrsituation zu konstruieren. Nein, das ist unmöglich. Wir wissen leider, dass die Pistole in Schuss gewesen ist. Wir wissen, dass nicht der Albaner gewaltbereit zum Neuenrader gegangen ist, sondern dass es umgekehrt war. Wir können davon ausgehen, dass vieles von dem, was wir nicht wissen, die Polizei mittlerweile ermittelt haben dürfte.

War am Tatort das Licht an- oder ausgeschaltet? Hatte der Einbrecher das Messer wirklich in der Hand? Kriminalistischer Kleinkram. Wir kennen die Antworten nicht und bleiben bei dem Grundsatz in dubio pro reo, im Zweifel für den Angeklagten. Die Unschuldsvermutung. Doch von der Schuld, schon zuvor seiner Verantwortung nicht gerecht geworden zu sein, mag ich den Rentner nicht freisprechen. Wir werden sehen, ob sich ein Richter findet, der dies kann. Oder schon zuvor ein Staatsanwalt zu einem Ergebnis kommt, das nach meiner Rechtsauffassung nicht mit der, wie Meier zurecht formuliert, „vornehmsten Aufgabe (des Staates), nämlich die Gewährleistung der inneren Sicherheit“, zu vereinbaren wäre. Meier kommt aber zu einem anderen Ergebnis als ich, und er wird auch nicht umzustimmen sein. Auch deshalb hatte ich mich zu der erwähnten Schnoddrigkeit hinreißen lassen.

Denn Meier ist der konkrete Ablauf der konkreten Situation letztlich piepeschnurz. Ihm geht es nämlich gar nicht um die Frage, wer wirklich Täter und wer Opfer war. Er kennt ja schon den Tätertypen, und er kennt den Opfertypen. Wir sind schon wieder so weit, dass hier und da mal Elemente aus der in dunkler Zeit entstandenen Tätertypenlehre leicht angedeutet werden dürfen. Allerdings sind wir noch nicht ganz so weit, das dies in aller Offenheit und in aller Konsequenz geschehen könnte. Deshalb werden diese Elemente möglichst nebulös und etwas unverfänglich oder – im Krimijargon formuliert – so zum Anfüttern gereicht. Deshalb werden, um die konkrete Situation, um die es immerhin eigentlich zu gehen hat, zu verschleiern, irgendwelche Geschichten erfunden.

Geschichten über die ballistischen Eigenschaften einer Handfeuerwaffe. Geschichten von Einbrechern, die ihnen unbekannte Zimmer im Dunklen durchwühlen – mit dem Messer in der Hand. Geschichten, auf die man spontan entgegnen möchte: „Jungs, habt Ihr sie eigentlich noch alle auf dem Zaun?!“ Die aber selbstredend, obwohl etwas weit hergeholt, objektiv nicht zu widerlegen sind. Womit sie zunächst einmal auf die gleiche Stufe gestellt wären wie die mit den von mir angeführten Tatsachen. Die sind nämlich ebenfalls objektiv nicht zu widerlegen, weisen aber den Nachteil auf, weniger Fach- und Sachkunde zu verströmen. Auf dieser Basis bzw. von diesem Hochstand aus meint Meier, nach Kräften auf mich ballern zu dürfen. Appetitlich ist das nicht; es tut aber auch nicht weh.

Bedenklicher ist da schon, dass damit der Boden bereitet ist für Menschen wie Paul, der schreibt, dass Menschen wie ich ihn „immer besorgter machen“. Paul, das zeigt auch seine Kontroverse mit Paolo, ist keineswegs ein schlichtes Gemüt wie Meier, sondern in gewisser Weise eine Art Repräsentant einer Gruppe, die sich bedrängt fühlt. Bei einem wie Meier ist nichts zu machen. Der war immer so, der ist so, der wird immer so sein. Die Lage hat sich verändert. Es weht ein anderer gesellschaftlicher Wind.Gleichzeitig und irgendwie im Zusammenhang damit stehend brechen Habenichtse vom Balkan in die schönen Neuenrader Häuser ein. Der Einwand, Einbrüche habe es immer schon gegeben, zieht nicht. Seitdem diese neuen Fremden hier sind, wird mehr eingebrochen. Da braucht man ihm nichts zu erzählen, da greifen seine Reflexe. Sein Wandel ist mit der Pawlowschen Lehre erklärbar. Appetitlich ist das nicht; aber es ist letztlich auch egal.

Bei Paul dagegen geht es um etwas! Er sieht den Rechtsruck in unserer Gesellschaft und „bestätigt“ ihn. Dass er ihn in Anführungszeichen bringt, hat wohl nicht viel zu sagen. Er leugnet ihn nicht, sondern bestätigt ihn. Er ist klug genug, nicht mit dem Zeigefinger auf die Habenichtse zu zeigen. Dies würde ja einen Rechtsruck bei ihm selbst belegen. Was er zwar nicht völlig von der Hand weist. Aber Schuld dran sein mag er auch nicht. Schuld an seinem eventuell zu konstatierenden Sinneswandel müssen andere sein. Die Zigeuner (arme Säue), Araber (Ausgebombte) und Neger (sowieso schon mal) scheiden aus besagtem Grund aus. Paul gehört nämlich mit Sicherheit nicht in die rechte Ecke. Gäbe er aber diesen Fremden die Schuld, na klar, da könnte er ja gleich zu „der AfD und anderen Gruppen“ gehen. Eigentlich geht es dort aber deutlich unter seinem Niveau zu.

Es ist nämlich ziemlich primitiv, diesen Leuten Verantwortung anzudichten, mithin eine Bereitschaft zum Selbstwandel bzw. im Falle des Nichtvorhandenseins eine eigene persönliche Schuldfähigkeit. Das alles hat ja nicht einmal er! Wie sollen denn dann all diese Leute so etwas lernen können? Die sind häufig sehr ungebildet. Paul dagegen ist gebildet und doch für sein Denken und in der Folge vielleicht auch für sein Handeln nicht verantwortlich zu machen. Er wird „gedrängt in eine Ecke“, in die er „mit Sicherheit nicht hingehört“. Er kann sich nicht einmal wehren. Es sei denn, man nennt es wehren, man läuft freiwillig in die Richtung, in die einen andere drängen. Immerhin hört auch so die Drängelei auf. Und das ist schon mal gut. Nicht ganz so gut dagegen ist, dass man sich dann „am Rand wiederfindet“. Und diese Ränder, diese Fanatiker, schaden jeder Gemeinschaft, sagt Paul. Und hier würde ich ihm in diesem Punkt zustimmen.

Allerdings würde ich nicht von „Gemeinschaft“, sondern von „Gesellschaft“ sprechen, weil dem Begriff „Gemeinschaft“ eine Harmonie innewohnt, die sehr wohlig sein kann, die sich aber, wenn sie fanatisch angestrebt wird, als extrem unwohl erweisen kann. Sei´s drum. Es mag sich um eine sprachliche Überempfindlichkeit bei mir handeln und um eitle Koketterie mit derselbigen. Ich wollte es nur einmal erwähnen. Es gefällt mir nämlich auch nicht, dass Paul die Menschengruppe, in die er mich einordnet, als „Gutmenschen“ bezeichnet. Ich verstehe freilich sofort, welche Sorte Zeitgenosse er dabei im Auge hat, und fühle mich da nicht so hundertprozentig angesprochen. Ich verweise an dieser Stelle nur auf den letzten, auf meiner Homepage erschienenen Beitrag mit dem Titel „Es ist gut, dass es Greenpeace gibt“. Unabhängig von der Überzeugungskraft dieser abgrenzungsneurotischen Einlassungen erlaube ich mir zu bezweifeln, dass es sich bei diesem Milieu wirklich um den Gegenpart zu Rechtspopulisten und Rechtsextremisten handelt.

Ich stimme zu, dass dieses elitäre Gehabe mit pädagogischem Anspruch nicht nur ganz schön auf die Nerven gehen kann, sondern dort, wo es sich um nichts anders handelt als um Klassenkampf von oben, auch das gedeihliche Zusammenleben der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gefährlich stört. Und doch mag ich auf den Hinweis nicht verzichten, lieber Paul, dass ich den Kampfbegriff „Gutmensch“ für politisch nicht korrekt halte. Regen Sie sich bitte nicht wieder auf, Paul! Mir liegt es fern, Sie als Nazi zu denunzieren, nur weil Sie einen vermeintlich von den Nazis in die Welt gesetzten Begriff verwenden würden. Solch eine Behauptung wäre ohnehin äußerst umstritten, um nicht zu sagen: falsch. Entweder waren Sie sich dieses Sachverhaltes sicher, Paul, oder aber Sie hatten keinen blassen Schimmer davon. Das spielt überhaupt keine Rolle.

In jedem Fall ist Ihnen klar, dass Sie sich eines Begriffes bedienen, der es immerhin zum „Unwort des Jahres 2015“ gebracht hat. Schließlich ist das ja gerade erstmal ein Vierteljahr her. Bernd Matthies hat aus diesem Anlass die, wie ich finde, sehr differenzierte Abhandlung „Gutmenschen, das sind immer die anderen“ im Tagesspiegel veröffentlicht, die mit dem Satz schließt: „In hohem Maße unappetitlich ist der Begriff aber ohne jeden Zweifel.“ Sie mögen diesen Aufsatz nicht gelesen haben, Paul. Aber Sie wissen, dass dem so ist. Sie machen es und setzen sich damit ganz bewusst dem Verdacht aus, sich schon jetzt in einer Ecke zu befinden, in der Sie ihren Angaben folgend gewiss nicht hingehören. Warum tun Sie das?! Und daran soll ich schuld sein? Warum?

Weil ich so ein böses Wort wie „abgeknallt“ gebrauche? Oder weil ich so gezielt ein neutrales Wort wie „18 jähriger Albaner“ einsetze? Um dann ganz diabolisch mische zu: „Der albanische Junge war völlig überrascht.“ Dabei – so schreiben Sie, Paul! – „war er der Täter und hatte den Einbruch geplant.“ Bitte Paul, Sie sind doch nicht der Dümmsten Einer! Was soll ich Ihnen denn jetzt dazu sagen?! Sie wissen doch selbst, dass Sie hier – wenn auch nicht besonders geschickt – in grob irreführender Weise die Ebene wechseln. Na klar war der Balkanese „der Täter und hatte den Einbruch geplant“. Doch darum geht es hier doch gar nicht. Es geht um Mord und Totschlag. Oder, um zum Ausgangspunkt der ganzen Debatte hier zurückzukommen: es geht um die Frage, ob sich irgendetwas zwingend vom Todesschuss bis zum Einbruch zurückverfolgen lässt, was es erlauben könnte, einen Fall von Notwehr in Erwägung zu ziehen.

Ich bleibe bei meinem Eindruck: es sieht nicht danach aus. Ich sehe es nicht. Und Sie, lieber Paul, sehen es auch nicht. Sonst würden Sie uns doch darauf hinweisen, anstatt zu versuchen, uns mit so einem billigen, ja lächerlichen Taschenspielertrick zu überrumpeln. Sie fühlen sich im Stich gelassen – von den „Gutmenschen“ und wohl gerade auch von mir. Sie bitten mich, „wieder zurückzukehren“ – wenn ich Sie richtig verstehe dorthin, wo „in verantwortungsvoller Weise mit seiner Meinung da dicke Löcher in das Brett gebohrt (werden), auf dem die Fanatisten (?) stehen“. Ja gern, Danke fürs Kompliment! Und wenn Sie mit „Fanatisten“ die Fanatischen oder die Fanatiker meinen sollten, dann sowieso. Und selbst wenn Sie an die Fantasten gedacht haben… – klare Sache: wird gemacht! Ich persönlich wäre zwar der erste, der mir einfiele, wenn ich ein Beispiel für einen guten Menschen nennen sollte…

Aber mit dieser Einschätzung stehe ich leider ziemlich allein. Was irgendwie auch verständlich ist, denn mit mir könnte man so über einiges reden. Ehrlich gesagt: man kann es sogar. Auch und gerade beispielsweise über die Flüchtlingspolitik. Oder allgemeiner:die Integrationspolitik. Und was die Politik bezüglich der Zuwanderer vom Balkan – ob nun aus EU-Staaten oder Noch-nicht-EU-Staaten – betrifft: ja, da gibt es einen ganz erheblichen Beratungsbedarf. Und Handlungsbedarf. Vermutlich würde ich dabei auch für Entscheidungen plädieren, die eher uns einigermaßen Versorgten entgegen kämen, während sie den Interessen der Armen und Schwächsten zuwiderlaufen. Dass sich unter diesen hilfsbedürftigen Fremden notwendigerweise einige Hinterfotzige und Übelmeinende befinden, macht mir die Sache auch nicht angenehmer. Aber dennoch würde es so sein müssen. Auf mich können Sie zählen.

Doch gerade weil das so ist… – Die ganze Angelegenheit ist nicht nur für mich selbst subjektiv nicht so angenehm, sondern birgt darüber hinaus objektiv ein erhebliches Risikopotenzial für die gesamte Gesellschaft in sich. Ihr Gedanke, Paul! – Gerade weil das so ist, greife auch ich auf eine Methode zurück, die in letzter Zeit schwer in Mode gekommen ist. In der internationalen Politik, in der deutschen Politik und letztens sogar bei der AfD – nämlich: eine rote Linie ziehen. Ja, das habe ich auch gemacht. Und, soll ich Ihnen verraten, wohin ich meine rote Linie gezogen habe? Ab wo man mit mir nicht mehr so gut reden, geschweige denn Kirschen essen kann. Beim Recht auf Leben. Da läuft bei mir rein diskursiv nichts mehr. Da ist Ende.

Etwas willkürlich gezogen, mögen Sie einwenden. Stimmt, aber es ist meine Willkür. Nicht nur meine, aber eben auch meine. Und beim Recht auf Leben gibt es nichts zu diskutieren. Jedenfalls nicht mit mir. Darunter fällt natürlich auch, Sie haben es sicher schon geahnt, das Notwehrrecht. Wer mich angreift, muss damit rechnen, dass ich dies in geeigneter und verhältnismäßiger, aber auch notwendiger Weise zu verhindern gedenke. Wer andere – Unschuldige, aber auch Schuldige – angreift, muss damit rechnen, dass ich denen helfen werde. Und dabei den Aspekt der Verhältnismäßigkeit im Zweifel ein wenig geringer gewichte. Und wer meine Allerliebsten, meine Frau und / oder meine Kinder angreift, müsste mit allem rechnen… – leidet aber wohl unter einer chronischen Rechenschwäche. Von wegen Gutmensch. Macho ist angesagt!

Dummerweise kann nicht einmal so ein Prachtkerl wie ich verhindern, dass stets und ständig einige Menschen anderen Menschen ganz böse Dinge antun. Oft noch schlimmere Dinge als Eigentumsdelikte. Sie wissen vielleicht sogar besser als ich, was so alles passiert. Doch selbst ich bekomme, gar nicht mal nur über die Medien, sondern direkt aus meiner Umgebung, für meinen Geschmack mehr als genug mit. Manchmal, nicht ganz so oft, tendenziell immer seltener, jedenfalls hierzulande, und ich erfahre es gottlob nur über die Medien: ja, manchmal töten auch Menschen andere Menschen. Sogar hier. Was soll ich da machen?! Nützt ja alles nichts. Wir brauchen unseren Staat und unsere Justiz. Wir brauchen deren Gewaltandrohung und manchmal gar deren reale Gewalt. Beim Recht auf Leben verläuft definitiv die rote Linie. Ich bin skeptisch, ob Knast die Menschen besser macht. Aber ich bin sicher, dass der Staat das Signal, dass etwaige Ausnahmen vom Tötungsverbot verdammt kleinlich ausgelegt werden, nicht schwächer stellen darf.

Werner Jurga

29 Gedanken zu „Grundsätzliche Überlegungen nach gut einer Woche Diskussion: Neuenrade. Notwehr oder … ? – (Teil 2)“

  1. @Werner

    Ganz kurz zur Frage Notwehr.

    Ein Polizist hat mir geschildert, dass ein möglicher Messerangriff, auch wenn der mögliche Täter, einige Meter entfernt ist, kaum zu parieren ist.

    In der konkreten Situation -der Jäger/der Überfallene hat die Waffe in der Hand, der Einbrecher hat das Messer in der Hand, befände sich der Überfallene in einer Notwehrsituation.

    Damit plädiere ich nicht dafür, dass sich jeder eine Waffe auf den Nachttisch legen sollte.

    Es ist kompliziert.

    Ergänzt:
    Sobald Waffen da sind, hat man Situationen – und eben auch Notwehrsituationen – MIT Waffen.

  2. @ Hannes:
    Nun hör mir bloß mit diesem Polizeibeamten auf! Nicht erst seit der Causa Böhmermann-Erdogan ist bekannt, dass mit dem Faktum der Beleidigung nicht zu spaßen ist. Schon gar nicht mit der Beamtenbeleidigung. Für mich kein Problem: eine Bemerkung wie „Blöder Bulle!“ käme mir niemals über die Lippen, geschweige denn auf die Tasten.

    Obwohl ich mich über diesen Staatsdiener wirklich kriminal geärgert habe. Im von mir wiederholt zitierten Eingangskommentar zum 1. Teil hatte Herr Meier ja schon davon berichtet:
    http://www.schiebener.net/wordpress/neuenrade-notwehr-oder-mord-falsche-frage-richtige-frage-wer-wen/#comment-67627

    Ob das immer derselbe ist? Oder ob die alle damit hausieren gehen? Motivforschung, 2. Teil: Wichtigtuerei oder wohlmeinende Sympathiewerbung oder eine Mischung aus beidem? Tatsache ist, dass dieses Gequatsche dem „Überfallenen“ (wie Du den Jäger irrtümlich bezeichnest) schwer schaden könnte.

    Denn das ist doch klar: wenn jemand mit gezogenem Messer einen Sprungweit vor Dir steht, dann wirst Du mit dem Vorschlag, sich mal philosophisch über die Bedeutung von Besitz auszutauschen, nicht allzu weit kommen. Wenn Du zufällig eine Knarre in der Hand hast, dann knallst Du diesen Typen, der in diesem Fall mehr nicht mit einem Begriff wie „Ganove“ verniedlicht werden darf, am besten einfach mal ab. Wenn Du mal gescheit bist…

    Besser einmal kurz schnell sein als für immer tot sein. Eigentlich nicht sonderlich geistreich. Macht nix, die Polizei (ob einer oder mehrere) erteilt dem besorgten Bürger gern Auskunft. Für den Hausbesitzer, der nicht ausschließen kann, demnächst im Rahmen eines Strafverfahrens beschuldigt zu werden, entstünde in diesem Fall ein nicht zu unterschätzendes Problem.

    Diese polizeilichen Sauerland-Talks könnten die Glaubwürdigkeit seiner Verteidigungsstrategie, die ihm sein Verteidiger sowieso angeraten hätte, unterspülen, weil der Verdacht nunmehr nicht mehr von der Hand zu weisen ist, dass sie diese – ohnehin schon nicht leicht zu glaubende – Variante eingeflüstert hätten. Die Story:
    Albanischer Einbrecher hört sauerländischen Hausbewohner beim Anschleichen, zückt sein Messer, schaltet das Licht aus, die Tür geht auf… – er will losspringen und zustechen. Paff, der ältere Herr war (aus seiner Sicht leider, aus unserer Sicht gottseidank) schneller.

    Die Wildwest-Shutdown-Story. Keine Zeugen, an sich schwer zu widerlegen. Schwachstelle: ihre Glaubwürdigkeit. Sie hört sich nach Räuberpistole an. Wenn jetzt noch die Polizei durchs Dorf trabt und mit dieser Story Streifenreklame macht… – eigentlich dümmer als die Polizei erlaubt.

    Nützt ja alles nix. Die einzige Variante, mit der im Falle der Anklage der Mitbürger überhaupt seine Notwehr-Version untermauern könnte. Die Pressestelle der Polizei arbeitet seit dem Tag nach der Tat dran. Man kennt die Staatsanwälte. Wie gut kennt man den oder die Richter?

    Nochmal: es kann ja sein, dass es sich wirklich so abgespielt hatte. Selbstverständlich stellt High Noon einen klaren Fall von Notwehr dar, auch wenn er sich nachts um halb drei ereignet. In dubio pro reo. Ich wünsche dem Herrn Jäger das Beste. Nur: der von mir hier wiederholt aufgeworfenen Frage, warum er sich überhaupt auf dem Weg zum Einbrecher gemacht hatte, wird er sich schon stellen müssen.

    1. @Werner Jurga

      „Nun hör mir bloß mit diesem Polizeibeamten auf! Nicht erst seit der Causa Böhmermann-Erdogan ist bekannt, dass mit dem Faktum der Beleidigung nicht zu spaßen ist.“

      Dazu muss ich dir sagen, dass ich hier im Sauerland viele nette Polizisten kennengelernt habe. Mit einigen von ihnen habe ich sehr gute Gespräche über gesellschaftliche Zusammenhänge geführt.

      Man muss immer die konkrete Situation sehen.

      Freunde von mir haben durchaus unangenehme Erfahrungen gemacht, die ich nicht machen möchte.

      Über die Ursachen habe ich mir schon ein paar Gedanken gemacht. Die lege ich erst mal auf Halde, damit sie dort reifen und kein Unheil anrichten.

      Konkret zur Geschichte um den Tod des Einbrechers, fielen mir auch noch viele Varianten ein. Diese sind aber derart spekulativ, dass ich sie hier nicht äußere.

      Ich lasse die Argumente und Gegenargumente erst einmal sacken.

      Eine Sache noch. Auch ohne „Strafe“ wird der Schütze die Tatsache, dass er einen Menschen getötet hat, nicht leicht loswerden. Solch ein Trauma -und das ist es- möchte ich nicht gerne am Hals haben.

      Auch wieder kompliziert, denn der einzige, der kein Trauma hat, ist der Erschossene.

  3. Hallo Hr. Jurga,

    vielen Dank! Das ist eine Antwort, die ich auch als Antwort anerkenne!

    Ich denke, zwischen uns beiden ist fachlich alles gesagt.

    Und nur zur Ihrer Beruhigung, auch wenn die Thesen, ob der Begriff „Gutmensch“ jetzt Nazi-Hintergrund hat oder nicht, vielfältig sind, ich habe ihn weder mit diesem Hintergrund, noch mit dem Hintergrund des „Unwortes des Jahres 2015“, sondern mit meiner eigenen Auslegung gebraucht, die sich zwar sehr an der Auslegung der GfdS orientiert aber auch einen eignen Ansatz hat.

    Aber das wäre ein eigenes Thema.

    Danke Hr. Jurga!

  4. @Jurga
    Auch Eigentum ist ein Rechtsgut das von der Notwehr abgedeckt ist. Der Jäger hätte eben nicht im Schlafzimmer warten müssen. Denn es gilt das Prinzip: „Das Recht muss dem Unrecht nicht weichen.“

    Er hatte also das Recht zu schauen was los ist. Wenn dadurch eine Notwehrsituation entsteht geht das nicht zu seinen Lasten. Und Ihre Aufregung bezüglich der Aussagen einen Polizisten bezüglich der Schwierigkeiten einen Angreifer mit einem Messer abzuwehren: Es ist leicht Fakten zu ignorieren und jene zu verunglimpfen die sie aussprechen.

    Googeln sie mal nach dem Video vom Neptunbrunnen in Berlin, wo ein Polizist nur durch mehrere!!! Schüsse einen Angreifer mit einem Messer stoppen könnte…

    Und haben Sie einen Link zu einer belastbaren Quelle bezüglich Ihrer Behauptung bezüglich der Aufbewahrung der Waffe in der Komode/Nachttisch???

    Denn anders als oftmals in den Medien propagandiert ist eine getrennte Lagerung von Waffe und Munition nicht generell vorgeschrieben. Wenn ein 0er oder 1er Schrank genutzt wird können Waffe und Munition gemeinsam aufbewahrt werden und wären so mit einem biometrischen- oder elektronischem Schloss schnell zugänglich.

    Was passiert ist mag tragisch sein. Was mich jedoch am meisten verstört ist, wie Sie versuchen mit mesianischem Eifer die Rollen von Täter und Opfer zu vertauschen.

  5. Was mich am meisten verstört ist: Bekommen wir hier amerikanische Verhältnisse – also nur ein Beispiel: „6-jähriger erschießt aus dem Fond des Wagens seine Mutter, nur weil die geladene Waffe gerade mal da rum lag.“
    Und wie will man ihn bestrafen, die Mutter (leider tot), den Vater (gerade nicht vorhanden), das System (unfähig und im Begriff an die Wand zu fahren) – die einzigen Gewinner: die Waffenlobby und die Hersteller von Waffen. Bei uns: Heckler & Koch, Krauss & Maffay etc.
    Die andere Seite ist, die Gesellschaft lässt es zu, dass Rentner Flaschen sammeln, Menschen, die ein ganzes Leben gearbeitet haben zur Tafel müssen und Kriegsflüchtlinge ohne Papier und Koffer und ohne jede Chance auf ein Einkommen stehlen müssen. Irgendwann (ich glaube es ist abgeschafft) gab es einmal die berühmte Definition des „Mundraubes“. Das kann sich natürlich so ein wohlstandsituierter Jäger-Rentner nicht vorstellen, so richtig Hunger zu haben und keinen Cent in der Tasche.
    Und die Spargel-Saison steht in’s Haus – wer glaubt eigentlich, dass die ausländischen Spargel-Stecher 8,50 € pro Stunde bekommen ? Da gibt es den Sub vom Sub und sie landen vielleicht bei 3,50 €. Guten Appetit in der Spargel- und Erdbeersaison 2016 ! (Und natürlich immer einen Colt hinter der Tür !) -Sarkasmus aus !-

  6. @Nofretete
    was mich am meisten verstört ist wenn durch billigste Polemik versucht wird, von denen für eine Situation relevanten Fakten abzulenken. Denn in diesem Fall ist es unerheblich ob beide Personen arm wie eine Kirchenmaus, oder wohlhabend wie Dagobert Duck waren.

    Und die Situation des Jägers hat doch nun wirklich nichts mit amerikanischen Verhältnissen zu tun.

    Noch dazu, das es diese gar nicht gibt. Das Waffenrecht ist nämlich hauptsächlich eine Sache der einzelnen Bundesstatten. Das bedeutet das es Bundesstatten gibt, in denen es ein strengeres Waffenrecht gibt als in Deutschland. Sowie Statten in denen ein sehr freies Waffenrecht gibt.

    Also bitte wie bezüglich der Flüchtlinge keine populistische Panikmache durch Unwissen und Angst verbreiten.

  7. @Nofretete und @Stefan L.

    Ich finde es ganz gut, dass Nofrete die „soziale Frage“ angeschnitten hat, auch wenn das nicht unmittelbar „unseren Fall“ löst.

    Der Einzelfall mag „tragisch“ sein, aber in ihm spiegeln sich doch eine paar Fragen wider.

    Macht Waffenbesitz unsere Gesellschaft sicher(er)?

    Führt soziale Ungleichheit bzw. die Erhöhung der sozialen Ungleichheit zu größerer Kriminalität?

    P. S. Die Waffengesetze der USA lassen sich kaum mit den Waffengesetzen in Deutschland vergleichen. Was man dort aber sehen kann ist, dass die enorme Verbreitung von Waffen nicht zu hoher Sicherheit führt.

  8. Noch ein Nachtrag. Ich bin jetzt auf eine interessante These gestoßen, was die Kriminalität in einer Gesellschaft angeht, also noch weiter weg von unserem Fall:

    „Kriminalität

    Welche enormen Folgen die Schichtzugehörigkeit hat, wird auch im Bereich der Kriminalität deutlich. Umstritten ist, inwieweit die Mitglieder unterer Schichten sich tatsächlich häufiger kriminell verhalten als Mitglieder oberer Schichten. Manche Befunde sprechen dafür, dass vor allem jüngere Mitglieder unterer Schichten sich häufiger die begehrten Güter illegal verschaffen, deren Erwerb ihnen legal nicht möglich ist.

    Empirisch gesichert ist dagegen, dass diejenigen, die unteren Schichten zugerechnet werden, häufiger als Mitglieder oberer Schichten des kriminellen Verhaltens verdächtigt, angezeigt, in Strafverfahren beschuldigt und verurteilt werden. Auf jeder Stufe ist der Strafverfolgungsprozess gegen Mitglieder unterer Schichten etwas intensiver und bietet ihnen weniger Schlupflöcher als Mitgliedern höherer Schichten. Diese auf jeder Stufe geringen Effekte addieren sich: Schließlich kommen neun von zehn Gefängnisinsassen aus unteren Schichten. Obendrein begehen die Mitglieder unterer Schichten typischerweise andere Straftaten als höher Gestellte. Diebstahl, Raub, Körperverletzung wird meist von Menschen aus unteren Schichten begangen. Betrug, Steuerflucht und Wirtschaftskriminalität sind eher die Sache der oberen Schichten. Damit einher geht, dass typische Unterschichtdelikte oft relativ klar definiert und leichter aufzuklären sind.“

    Quelle: http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/138439/soziale-schichtung?p=all

    oder hier:

    „Drei Thesen zum Vortrag bei der FES, 19. Juni 2008
    1) Wenn wir eine Antwort auf die Frage suchen:
    Führt höhere soziale Ungleichheit oder Armut zu mehr Kriminalität, so sagt die Forschungsliteratur überwiegend, wenn auch keineswegs einhellig, dass die Antwort „ja“ lautet. Allerdings sind die beobachteten
    Zusammenhänge kritisch zu betrachten: Sie beziehen sich auf Aggregatdaten, sagen aber nichts über Individuen. Vor allem: Sie beziehen
    sich auf die registrierte Kriminalität, sagen also nichts über solche Straftaten, die von Opfern nicht bemerkt oder von Polizei nicht registriert werden. Bezieht man an entsprechen de Straftaten (Steuerhinterziehung, Korruption, elaborierte Betrugsdelikte) mit ein, bleibt vom Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Armut wenig übrig. Armut, Zugehörigkeit zur Unterschicht eröffnen nur sehr beschränkte Möglichkeiten zu Straftaten; in Positionen, die mit Macht und Einfluss ausgestattet sind, sind diese Möglichkeiten viel höher, ebenso die Möglichkeiten, diese Straftaten zu verbergen.

    2) Es bestehen also vor allem Zusammenhänge zwischen sozialer Ungleichheit / Armut und Kriminalisierung. Dies gilt für Individuen wie möglicherweise auf gesellschaftlicher Ebene:
    Länder, die von Ungleichheiten und internen Konflikten geprägt sind, scheinen insgesamt zu mehr Strafverfolgung und härteren Strafen zu greifen als Länder mit geringer Ungleichheit/hoher Integration.

    3) Es bleibt abschließend zu fragen: Warum denken wir, wenn wir an Ungleichheit denken, auch gleich an Kriminalität? Zu vermuten ist, dass es dabei um (manifeste oder latente) Stigmatisierung geht: Nolens volens setzen wir immer noch „die Armen“ mit „den Kriminellen“ gleich. “

    Quelle: http://www.fes.de/wiso/pdf/verbraucher/2008/190608/ludwig-mayerhofer.pdf

    Zurück zu „unserem“ Fall:

    Das Verhalten des Jägers/Schützen ist keinesfalls verallgemeinerbar oder gar wünschenswert zu sehen.

    In der Berichterstattung ist, so habe ich Werner Jurga verstanden und so meine ich es auch, der Jäger positiv und der Einbrecher negativ konnotiert.

    Diese Konnotationen verhindern, falls ich den Autor immer noch richtig verstehe, eine weitergehende Auseinandersetzung.

  9. @Zoom

    Was man in den Vereinigten Statten sehen kann, ist das ein strengeres Waffenrecht nicht mit der Sicherheit zu korrelieren scheint. Denn in Orten mit den strengsten Waffengesetzen (z.B. Chigaco, Washington DC) herscht eine viel größere Verbrechensrate als in vergleichbaren Großstädten mit einem viel freieren Waffenrecht.

    Ob mehr Waffen unsere Gesellschaft sichere machen? Sie macht sie zu mindestens nicht unsicherer. Dies sagen die PKS sowie das Bundeslagebild Schusswaffenkriminalität. Also wenn wir von legalen Waffen sprechen.

    Es gibt in unserem Land ca. 3,5 Millionen legale Schusswaffen. Die Besitzer diese zu versagen, nur weil man Waffen nicht mag, ist in unserem Land kein ausreichender Grund die persönliche Freiheit dieser Menschen einzuschränken.

    Wenn man Emotionen in solche Entscheidungen mit einfließen lässt, dann führt dies auf einen äußerst gefährlichen Weg.

    Das strengste Waffengesetze in diesem Land hatten wir übrigens zur Zeit des Nationalsozialismus.

    Ich möchte noch deutlich machen das auch ich für einen reglementierten Zugang zu Waffen bin. Nur müssen diese Regeln auch in einem angemessenen Verhältnis zur Risikoabwägung zwischen öffentliche Sicherheit und Freiheitsinteressen der Bürger stehen . Das tun sie im Moment leider nicht wirklich.

  10. @ Stefan L.

    Waffenlobby meets Godwin’s law …:

    „Das strengste Waffengesetze in diesem Land hatten wir übrigens zur Zeit des Nationalsozialismus.“

    zum Kotzen.

  11. @Stefan L.

    Nach meinem Empfinden malträtretieren Sie in Ihrem obigen Kommentar die „Freiheit“ zu sehr.

  12. @binky
    Es muss nicht immer der Nazivergleich sein. Da wäre auch noch die DDR, Nordkorea etc.

    @Gabi
    Das liegt wahrscheinlich daran das Sie Waffen nicht mögen und deshalb möchten das der Besitz so restriktiv wie möglich gehandhabt wird.

    Das persönliche Empfinden spielt hier aber keine Rolle. Denn lediglich Fakten dürfen die Grundlage bei der Gesetzgebung spielen.

    Es braucht theoretisch auch niemand Motorräder, SUV’S etc. Die Zahl der Opfer die durch diese Sachen verursacht werden richten in der Gesellschafft einen viel größeren Schaden an als die Waffen von Sportschützen, Jägern und nichtstaatlichen Berufswaffenträgern.

    Wie gesagt, rein sachlich und faktisch gehen von legalen Schusswaffen in unserem Land in Relation zu Ihrer Anzahl keine Gefahr aus. Dies bestätigen auch die Statistiken der Polizei (nannte ich bereits in einem obigen Beitrag).

    Trotzdem den Mitbürgern den Besitz in den genannten Fällen zu untersagen beruht ausschließlich auf einer emotionalen Voreingenommenheit und kann nicht Grundlage der Gesetze und Regeln des Zusammenlebens in unserem Land sein.

    Denn wie man leider in einigen Teilen unseres Landes sieht, herrscht hier eine ähnliche Abneigung gegenüber Flüchtlingen.

    1. @binky

      der Nazivergleich von S. L. ist perfide Demagogie, wie überhaupt die ganze Art der Schreibe, diese Vermengung von Waffen, Motorrädern, SUVs etc., die unbelegten Behauptungen und das Aufblähen von inhaltsleeren Blasen und Phrasen wie „Denn lediglich Fakten dürfen die Grundlage bei der Gesetzgebung spielen“. Viele Behauptungen und Prämissen nicht belegt, sondern nur behauptet.

      Ich kenne das. Ich habe das hier im Blog schon allzu oft in den Kommentaren gelesen.

      Kommt nix bei rum.

  13. @zoom
    Ich habe keine Behauptungen geäußert, sondern Fakten die aus der PKS und des Bundeslagebildes Waffenkriminalität stammen.

    Außerdem würde ich empfehlen mal die Bedeutung des Wortes Demagogie zu googeln. Mir ist natürlich bewusst das wenn Fakten die eigene Meinung nicht stützen diese gerne als Behauptungen etikettiert werden.

    Und bezüglich der Tatsache das nur Fakten als Grundlage von Gesetzen herangezogen werden sollten, so kann man natürlich auch persönliche Vorlieben und Stimmungen der Bevölkerung dafür heranziehen.

    Hat immerhin zu solchen Sachen wie Mauern und Gaskammern geführt. Nur will das keiner mehr hören, der gerne nach dem Grundsatz lebt “ Brauch ich nicht, braucht also auch kein anderer zu haben“.

    Was den Vergleich mit dem SUV angeht, so ist dies keine Vermengung sondern eben ein vergleich worauf die Gesellschaft getrost verzichten kann. Insbesondere wenn es so viele Opfer fordert.

    Folgender Satz stammt übrigens nicht von irgend einem Waffenlobbisten, sondern von Gustav Heinemann, 3. Bundespräsident (SPD) unseres Landes.

    „Ein Staat ist nur immer so frei wie sein Waffengesetz.“

    Bedauerlich das hier von Ihnen und blinky so eindimensional, frei von Sachkenntnis und populistisch argumentiert wird. Aber vielleicht geht bei Ihnen beiden einfach nicht mehr.

    1. Danke, das zeigt, dass sie lediglich Begriffe, Phrasen und Unterstellungen zu einem Troll-Gemälde verschmieren. Es ist übel. Das angebliche Heinemann Zitat habe Sie, wie all ihre aufgeblasenen Sentenzen, ebenfalls nicht belegt.

      Dummes unbrauchbares Geschwafel mit „Reizbegriffen“ gespickt.

    2. @Stefan L.

      Ich möchte einen belastbaren Beleg für das Heinemann-Zitat.

      Netiquette:

      „Darüber hinaus bitte ich darum

      keine unkommentierten Links zu posten

      Zitate als solche zu kennzeichnen und zu belegen“

  14. @ Stefan L.

    Sie schreiben: „… Gaskammern …“

    Sie sind ein Wiederholungstäter,

    ein Nazivergleich reicht „Stefan L.“ nicht …

    weiter so, jeder, der „Stefan L.“s Kommentare liest, wird sich für strengere Waffengesetze aussprechen.

  15. @Blinky

    Haben sie denn auch nur irgend ein sachliches von Fakten gestütztes Argument? Also außer das Sie Waffen und deren Besitzer zu hassen scheinen?

    @Gabi
    Die Taz, die ja nun wirklich nicht im Ruf steht konservativ zu sein, schreibt folgendes :

    http://www.taz.de/!5074594/

  16. Mein letzter Beitrag wurde nicht freigeschaltet.

    Ich versuch es nochmal. Ich weiß das Fakten die der eigenen Meinung widersprechen unbequem sind.

    Die PKS:
    http://www.bka.de/nn_205932/DE/DasBKA/Aufgaben/Zentralstellen/PKS/pks__node.html?__nnn=true

    Das Bundeslagebild Waffenkriminalität:
    http://www.bka.de/DE/ThemenABisZ/Deliktsbereiche/Waffen/Jahresberichte/waffenkriminalitaet__node.html?__nnn=true

    Und bitte nicht in Verschwörungstheorien ergießen das diese von den Behörden erstellten Statistiken von „Der Waffenlobby“ beeinflusst oder gar gefälscht sein.

    Was den Artikel aus der Zeit angeht:
    Hier ein Artikel aus der sicherlich nicht konservativen TAZ:

    http://www.taz.de/!5074594/

  17. @Zoom
    Die Links bezüglich der PKS und des Bundeslagebildes beziehen sich auf die Unterstellung von Ihnen das ich Phrasen und unbelegte Behauptungen äußere, bezüglich der Relevanz von legalen Schusswaffen bei Straftaten.

    Der Link zum Artikel in der Taz war als Erwiderung auf Gabis Artikel aus der Zeit. Den Sie übrigens auch nicht weiter kommentiert hatte.

    Das Gustav Heinemannzitat lässt sich überall im Netz finden, eben mit dem verweis auf Heinemann. Ich weiß nicht genau was Sie sich unter einem „belastbaren“ Beleg für so etwas vorstellen.

  18. Und „Die Zeit“ hat recht.
    Was @Stefan L. nicht begriffen hat ist, hier geht es um Empathie, ein Wort welches die wenigsten buchstabieren können. Und da sind wir vom wirklichen „Verstehen“ -…des Begriffes noch meilenweit entfernt.

  19. @Nofretet
    also Sie wollen die Jäger und Schützen von Ihren Waffen aufgrund der Empathie trennen, so das die Ihr Hobby aufgeben müssen.

    Und das obwohl messbar keine Gefahr für die Öffentlichkeit im allgemeinen ausgeht. Dies hat übrigens auch das Bundesverfassungsgericht im Rahmen der Abweisung einer Klage bezüglich des Waffengesetzes festgestellt.

    Wenn Sie nicht verstehen, das dass eine mit dem anderen nichts zu tun hat sind Sie schlicht für die Realität nicht gewappnet.

    @Zoom
    Ich hatte die Links kommentiert. Das Ihnen der Aufwand die PKS und das Bundeslagebild zu lesen und zu verstehen zu viel Arbeit ist kann ich verstehen. Warum haben Sie denn aber den Link zu dem TAZ-Artikel gelöscht? Weil er in einem krassen Widerspruch zu dem Artikel aus der Zeit steht?

    Das würde ich gerne verstehen.

    1. @Stefan L.

      Da sie keine vernünftige E-Mail-Adresse haben, hier noch einmal:

      Auf meine Frage nach der Quelle des angeblichen Heinemann Zitats antworten Sie:

      „Das Gustav Heinemannzitat lässt sich überall im Netz finden, eben mit dem verweis auf Heinemann. Ich weiß nicht genau was Sie sich unter einem „belastbaren“ Beleg für so etwas vorstellen.“

      Wollen Sie mich veräppeln?

      Sorry – keine Zeit. Lassen Sie es sein.

  20. @Zoom
    Meine angegebene E-Mail Adresse ist gültig. Ich habe Ihre Mails bekommen.
    Was gefällt Ihnen denn bitte nicht an der von mir angegebenden den Adresse?

    Auch verstehe ich nicht warum der TAZ Artikel nicht stehen bleibt. Er verstößt offensichtlich nicht gegen Ihre Blogregeln, denn Gabi hat den Artikel aus der Zeit ebenfalls nicht weiter kommentiert.

    Handelt es da eher um eine gesinnungsbedingte Moderation?

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