Geliehenes Denken – warum nicht?

In Dortmund gekauft, in Siedlinghausen gelesen. (foto: zoom)
In Dortmund gekauft, in Siedlinghausen gelesen. (foto: zoom)

Ich beanspruche für mich, den Widerspruch meiner Zeit auszuleben, der den Sarkasmus zur Bedingung von Wahrheit machen kann.

So lautet der erste Satz, der mich in Roland Barthes Mythen des Alltags stocken ließ, und er stand gleich am Ende des Vorworts[1].

Seit ein paar Tagen lese ich das „suhrkamp taschenbuch 4338“ vor dem Einschlafen, und ich lese es ziemlich gern; ein Text aus den 50er Jahren des letzten Jahrtausends, der in seinem Hauptteil mit der Welt des Catchens beginnt: „Die Wirkung des Catchens liegt darin, dass es ein übertriebenes Schauspiel ist.“

Hammer. Ich habe tatsächlich das Kapitel über das Catchen gelesen. Sogar (fast)atemlos.

Nicht so wie vor Jahren den mich beim Blättern enttäuschenden Werner Schneyder über das Boxen. Aber vielleicht hatte Schneyder Roland Barthes gelesen und ich habe das damals nur nicht begriffen und … leider habe ich das Taschenbuch von damals in den Müll geworfen. Die Publikationsliste auf Wikipedia ruft leider keine Assoziationen zum Titel hervor.

Ich würde heute gerne vergleichen. Schneyder  – Boxen : Barthes – Catchen. Habe ich mich damals geirrt?

Die Vergangenheit ein Patchwork auf der Großhirnrinde. Vielleicht hilft mir Barthes beim Verknüpfen. Nach den „Römer[n] im Film“ folgen die „Schriftsteller in Ferien“.

Schockphotos, Striptease und Astrologie warten darauf, später entziffert zu werden.

Schluss jetzt, denn ich möchte heute Abend noch bis zur „Kreuzfahrt des Blauen Blutes“ lesen.

Gute Nacht!

Die emphatische Wahrheit der Geste in den großen Situationen des Lebens … Baudelaire[2]

[1] Roland Barthes, Mythen des Alltags, Berlin 2010, 3. Auflage 2015, S. 12

[2] ebenda zitiert auf Seite 15

5 Gedanken zu „Geliehenes Denken – warum nicht?“

  1. … anders gesagt:

    „… unbedingte Bejahung, daß «Unwissenheit» (avidya) dem Wesen nach identisch mit «Erleuchtung» (bodhi) sei.“

    Heinrich Zimmer, „Philosophie und Religion Indiens“, suhrkamp taschenbuch wissenschaft, Seite 492

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