Fracking-Lobby rüstet auf. Bodo Hombach mittendrin.

Kaum zu glauben, im Handelsblatt vom 1. Februar 2013 steht tatsächlich auf Seite 14 ein kleiner Bericht, wonach Experten von Fracking abraten. Toll, denn nach meinem Eindruck war diese Zeitung bisher auf einem groß angelegten Werbetrip für die fragwürdige Erdgas-Fördermethode.

Das Handelsblatt schreibt also, nach einer Umfrage unter Experten in Europa sei die umstrittene Fracking-Technologie nicht wirtschaftlich. Zitiert wird aus einer Mitteilung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW): „Die Gaspreise müssten ungefähr doppelt so hoch sein wie gegenwärtig, damit sich die Förderung von unkonventionellem Erdgas aus Schiefergestein und Kohleflözen überhaupt lohne“. Das zur These. Die Antithese liefert das Handelsblatt im selben Artikel gleich mit: „Der Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung sieht die These des Mannheimer Forschungszentrums dagegen kritisch. Die Unternehmen würden das nicht seit Jahrzehnten machen, wenn es nicht wirtschaftlich wäre“. OK, das zeugt zumindest von einer gewissen Ausgewogenheit bei der Berichterstattung. Danke!

Auf Seite 16 folgt schon die Ernüchterung: Bodo Hombach, Präsident der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik, Ex-Gewerkschaftler, Ex-Politiker und Ex-„Medienmogul“ äußert sich als Kolumnist vom „Werber-Rat“ zum „Schreckgespenst Fracking“.

Anders als die Überschrift vermuten lässt, sind die Schreckgespenster für Herrn Hombach wohl eher die Fracking-Gegner. Er schreibt u.a.: „Fracking ist zurzeit ein Thema. Schon das Wort schürt Horrorgefühle. Von wem auch immer bezahlte Profiinitiativen bieten Anleitungen zur Blockade an.“ Wie bitte?

Weiter behauptet Herr Hombach, seit 1961 sei in Deutschland schon 300-mal ohne Umweltschäden nach heimischem Gas gebohrt worden. Prospektoren würden sagen, in Deutschland warteten 2,3 Billionen Kubikmeter darauf, gefördert zu werden und, dass diejenigen, die bei Fracking auf die Bremse treten, nicht nur die Nutzung eines Rohstoffs blockierten, sondern auch die Entwicklung umweltverträglicher Verfahren.

Sehr geehrter Herr Hombach! Reicht Ihre Fantasie wirklich nur so weit? Sind Sie tatsächlich der Auffassung, dass Menschen, die sich für ihre ureigensten Belange einsetzen, für Selbstverständlichkeiten wie sauberes Wasser, gegen Vergiftung von Mensch und Umwelt, gegen schleichende Enteignung, gegen unabsehbare Ewigkeitskosten zu Lasten der Allgemeinheit und und und. Glauben Sie wirklich, diese Leute wehren sich, nur weil sie von „fernen Mächten“ fremdgesteuert und bezahlt werden? Das ist doch nicht Ihr Ernst!? Diese Passage Ihres Textes (und nicht nur diese) riecht eher nach einer von langer Hand gesteuerten Lobby-Kampagne! Danke Herr Hombach, danke für die Vermehrung der gewonnenen Einsichten!

9 Gedanken zu „Fracking-Lobby rüstet auf. Bodo Hombach mittendrin.“

  1. Online bin ich nicht fündig geworden. Die beiden Artikel liegen hier griffbereit in Druckerschwärze.

  2. Wie nachlässig Herr Hombach nicht nur mit der Logik des gesunden Menschenverstandes umgeht, sondern auch mit Fakten, zeigt sich übrigens ebenfalls an seiner in diesem „Kommentar“ enthaltenen Behauptung über die Höhe des deutschen Erdgasverbrauchs. Hier geht er von 900 Mio. cbm aus und liegt damit um etwa den Faktor 110 (!) daneben. Passt mal wieder voll ins Bild, dass man so von den Publikationen aus dem WAZ-Verlag hatte: Wie der Herr, so’s Gescherr 😀

    Im Übrigen lässt Herr Hombach völlig außer Acht, dass die Option, deutsches Schiefergas fördern zu können in 30 Jahren wohl wesentlich wertvoller sein wird,
    als wenn man sofortr damit anfangen würde.

  3. Ölkonzern Total will in Deutschland Fracken

    Das Handelsblatt vom 14.02.13 läßt uns wissen:
    „Französischer Ölkonzern Total setzt weiter auf Schiefergas“
    Im letzten Absatz des Artikels (Seite 23) heißt es:
    „Auch in Deutschland, wo es im Gegensatz zu Frankreich bisher kein völliges Förderverbot gibt, schaut Total sich um …“

  4. Auch das noch! Bild erklärt mit schlichten Worten den neuen Heilsbringer „Fracking“. Außerdem hat das Bild- ungsblatt ein Problem mit dem ängstlichen Altmaier:

    http://www.bild.de/politik/inland/fracking/bohrmethode-umweltschaeden-erdgas-usa-28565984.bild.html

    Fracking ist also eine Art Segen? Bild erklärt selbstsicher und platt:

    „Der ewig instabile Nahe Osten wird politisch unwichtiger, die Welt ist nicht mehr abhängig vom arabischen Öl. Umweltminister Peter Altmaier (54) will das Fracking in Deutschland trotzdem verbieten. …
    … Die USA wollen bei Öl bis 2035 komplett importunabhängig sein. Staaten wie Saudi-Arabien brechen Milliarden-Einnahmen weg. Damit wird es für die Saudis schwerer, auf der ganzen Welt Koran-Schulen zu errichten und zu finanzieren, so eine besonders radikale Form des Islam zu verbreiten.“

    Aha! Erdbeben im Sauerland verhindern also radikalen Islamismus!?
    Da bin ich platt ….

  5. Herr Laurin hat ein Problem mit Herrn Laumann. OK!
    Warum? Es geht um Laumanns Forderung, Fracking zu verbieten. Stefan Laurin unterstellt dem CDU-Fraktionsvorsitzenden, er folge der Logik der Panikmacher und sei so dabei, das Land wirtschaftlich zu blockieren.

    Klick:
    http://www.ruhrbarone.de/laumann-in-der-oeko-logik-falle/

    Da platzt mir doch die Hutschnur! Herr Laurin, ne Menge Leute in diesem Land werden glücklich sein wenn Herr Laumann dabei bleibt: Fracking unter gar keinen Umständen!!!

Kommentare sind geschlossen.