Eine kleine Pressemitteilung nebst Anmerkung: „Dirk Wiese unterwegs von Tür zu Tür“

Ich bekomme im Laufe der Woche ein Zahl von Pressemitteilungen und Hinweisen verschiedener Einrichtungen, Organisationen und Parteien.

Ich versuche es so zu handhaben, dass ich diese Mitteilungen, wenn sie einen Gehalt haben, also zumindest Ort, Datum und Inhalt mit lokalem Bezug, mit dem Etikett „Pressemitteilung“ veröffentliche.

Manchmal habe ich Probleme, nämlich dann, wenn mir die Aussage bzw. der Nutzen der PM nicht klar ist.

Wenn ich Zeit habe, frage ich nach und bekomme eine Antwort oder auch nicht.

Bekomme ich keine Reaktion, ärgere ich mich.

Ich ärgere mich allerdings auch über Antworten wie „zur Zeit ist unsere Pressestelle leider nicht besetzt, wir melden uns, sobald …“ oder „Wir haben die Frage an XY weitergeleitet …“.

In 99,9% der Fälle kommt dann nichts mehr. Funkstille.

Am Mittwoch Morgen, um 9:47 Uhr, habe ich folgende Pressemitteilung im Briefkasten gefunden:

Dirk Wiese unterwegs von Tür zu Tür

Am Samstag, den 5. August 2017, macht sich der heimische Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Dirk Wiese, auf um an den Haustüren der Sauerländer zu klingeln. Los geht es in Freienohl um 9.30 Uhr.
Wiese möchte mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern über die aktuellen politischen Geschehnisse vor Ort und in Berlin diskutieren.

„Ich möchte die Sauerländerinnen und Sauerländer ansprechen, die sich für die Politik und gesellschaftliche Probleme interessieren. Aber ich möchte auch die, die mit der Politik so ihre Probleme haben oder sich mehr und mehr von ihr entfernen, durch eine offene Diskussion für das politische Leben und einzelne gesellschaftliche Themen interessieren. Ich freue mich auf viele gute Gespräche.“ so Wiese, der seit 2013 für das Hochsauerland im Deutschen Bundestag ist.

Um 10:13 habe ich zurückgeschrieben:

Guten Morgen!

Habe die PM gelesen und nicht verstanden, wie der Ablauf ist.

Sind die Klingeln vorher festgelegt? Wird nach Zufall geklingelt?

»Ich möchte die Sauerländerinnen und Sauerländer ansprechen, die sich für die Politik und gesellschaftliche Probleme interessieren. Aber ich möchte auch die, die mit der Politik so ihre Probleme haben oder sich mehr und mehr von ihr entfernen, durch eine offene Diskussion für das politische Leben und einzelne gesellschaftliche Themen interessieren …«

Woher wissen Sie, ob hinter einer Klingel eine solche SauerländerIn steckt?

»Los geht es in Freienohl um 9.30 Uhr. «

Auf welche Art und Weise geht es los?

Mit freundlichen Grüßen

Hans J. Schiebener

Bis heute Abend 21 Uhr habe ich keine Antwort erhalten. Vielleicht wird mir eine aufmerksame FreienohlerIn im Nachhinein schreiben, wie der Ablauf morgen gewesen sein wird.

5 Gedanken zu „Eine kleine Pressemitteilung nebst Anmerkung: „Dirk Wiese unterwegs von Tür zu Tür““

  1. @Johanna
    „Ich hoffe, Herr Wiese hat die Sauerländerinnen und Sauerländer, die er besuchen möchte, vorab informiert, damit er tatsächlich „gute Gespräche“ führen kann.“

    Der Hoffnung kann ich mich nur anschließen! Morgens um 9.30 Uhr möchte ich auch keine großen, fremden Männer in dunklen Anzügen vor meiner Türe stehen haben. Ne, was für eine scheußliche Vorstellung!

    Gegen „gute Gespräche“ ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden. Im Gegenteil! „Gute Gespräche“ finde ich viel besser als „schlechte Plakate“.

    Als ich den Artikel las, erinnerte mich das an ein Erlebnis einer pensionierten Lehrerin, am Tag des Geschehens weit in den Achtzigern.

    Es war vor einigen Jahren. Da ereilte die alte Dame das Vergnügen in Person von Patrick Sensburg. Er stand himself, (ich weiß nicht mehr zu welcher Tageszeit, egal) flankiert von einigen CDU-Honoratioren (aus der Kommunalpolitik) überraschend vor der Wohnungstür der besagten Pensionärin. Die fühlte sich in ihrer Kittelschürze und überhaupt reichlich unwohl und gestört und war dementsprechend nachhaltig empört.

    Obwohl sie seit einer halben Ewigkeit Mitglied der CDU-Frauenunion war und ist, lege ich meine Hand nicht dafür ins Feuer, dass sie damals bei der Bundestagswahl ihr Kreuzchen bei dem „Superkandidaten des Sauerlands“ gemacht hat. Irgendsowas deutete sie mir, meine ich, damals an. Sie hat mir noch einige Jahre immer mal wieder von dem unerwünschten Herren-Besuch erzählt. Zwischenzeitlich ist Ihr Ärger anscheinend etwas verraucht.

    Hoffentlich tritt Herr Wiese nicht in ähnliche Fettnäpfchen!!! 😉

  2. 9.30 Uhr wäre sehr früh für einen unangemeldeten Besuch.

    Vor Jahr und Tag klingelte es bei mir in der Mittagszeit. Ich hatte mich ein wenig hingelegt, da wurde ich unsanft geweckt. Um diese Zeit klingelte eigentlich nur die Post oder der Lieferant von Hermes. Pflichtbewusst schleppte ich mich zur Tür – und dort standen drei Winterberger Vertreter der CDU incl. Bürgermeister.

    Statt ein Paket entgegenzunehmen und irgendwo meine Unterschrift hinzukritzeln, begrüßten mich drei agile Herren mit Flyern und anderem Infomaterial ihrer Partei.

    Diese Begegnung traf mich vollkommen unvorbereitet und spätere Gespräche mit Freunden bestätigten meinen ersten Eindruck, dass dieser unangekündigte Besuch einem Überfall glich. Wenn es tatsächlich ein offenes Gespräch geben soll, so müssen beide Seiten wissen, was auf sie zukommt. Ich wusste es damals nicht und fühlte mich von der Situation völlig überrumpelt.

    Ich hoffe, Herr Wiese hat die Sauerländerinnen und Sauerländer, die er besuchen möchte, vorab informiert, damit er tatsächlich „gute Gespräche“ führen kann.

  3. Wie kann sich denn noch irgendwer „auf ein gutes Gespräch“ mit Dirk Wiese freuen?

    So wie Wiese nicht auf Fragen zur aktuellen Pressemitteilung (oben) geantwortet hat, sagt Wiese doch sowieso nie irgendetwas, selbst wenn es um lebenswichtige Fragen geht – „jährlich 10.000 zusätzliche Todesfälle“ durch Diesel:

    „Dieselgate dokumentiert: Acht Fragen an Dirk Wiese, und die Antwort“ (die keine war)

    https://www.schiebener.net/wordpress/dieselgate-dokumentiert-acht-fragen-an-dirk-wiese-und-die-antwort/

    1. @no name

      Gespräch geht immer. Oder Frage, und dann muss man gucken, was und ob der Gegenüber antwortet.

      Die politische Kommunikation, nicht nur der SPD, ist Teil des Problems der Entfremdung der politischen „Eliten“ von den Wählerinnen und Wählern. Treffen wird es, wenn kein Wunder passiert, bei den Wahlen aber die SPD.

      Wie will man die CDU im Sauerland politisch angreifen, wenn man zu den wichtigen Themen nichts sagt, sondern nur unidirektional die „politischen Kanäle bespielt“?.

      Es findet keine politische Auseinandersetzung statt.

      Nehmen wir mal, die Forderung von CDU-Sensburg nach Gummigeschossen für die Polizei – wo bleibt der Konter?

      Eines der Lieblingsthemen von Sensburg: Mimimi – Das Sauerländer Schützenwesen ist gefährdet. Unsere Männerbünde könnten ihre Gemeinnützigkeit verlieren … mimimi, weil sie keine Frauen aufnehmen.

      Ja und?

      Ich habe den Eindruck, dass die Funktionsträger lavieren und ihre Chancen ausrechnen: r2g? unrealistisch. Schwarz-Gelb ohweiha. Große Koalition? Die Rettung.

      Ein Letztes. Der SPD Spitzenkandidat und die sozialen Kanäle. Ein Versagen ohnegleichen:

      Auf Twitter haut er (???) ab und zu ein Statement raus, bspw. https://twitter.com/MartinSchulz/status/893045658147594241

      Dann werfen sich die Rechten in die Diskussion. Antwortet Schulz? Nein. Schulz ist nicht Teil eines Gesprächs. Der Tweet wird zum Bumerang, zum Taxi für die Meinung Rechter und auch Brauner Populisten.

      P.S. es soll wohl so sein, dass noch nicht einmal Martin Schulz selbst tweetet, sondern … na, wer eigentlich? … und auch die haben anscheinend keine Kommunikationsstrategie.

      Jetzt bin ich selbst vom Thema abgekommen, aber ich sehe den Schulzzug in den Abgrund rasen, ach, was rasen, rutschen.

  4. @ zoom

    „Gespräch geht immer.“

    Ein Gespräch geht per Definition nur dann, wenn miteinander geredet wird, auf Fragen Antworten gegeben werden. Wiese antwortet nicht. Also gibt es auch kein Gespräch.

    Es gibt viele Themen, die interessant sind. Auch „interessant“ wie „bizarr“ Sensburgs gaga Gummigeschosse, klingt nach „Gummizelle“.

    Aber ich denke, es gibt zur Zeit ein Thema, das stellvertretend dafür steht, wie Industrie und Politik gemeinsam über Leichen gehen, und das ist der Skandal um den Diesel: wenn Wiese dazu nichts zu sagen hat, dann hat er gar nichts mehr zu sagen.

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