„Ein Grabstein erzählt“ – Teil 3 und Schluss: Ich habe einen Traum

Ich habe einen Traum: Ein Schulklasse fährt ins ITS nach Bad Arolsen, jeder schnappt sich einen Namen und versucht, möglichst viel über ihn herauszufinden. Bei manchen Namen kann man mehrere Schüler ansetzen; „Iwan Kuzmin“ etwa ist so häufig, daß man eine ganze Schulklasse auf ihn allein ansetzen könnte, um den „Mescheder“ herauszufischen.

(Siehe auch Teil 1 und Teil 2 dieser dreiteiligen Artikelserie.)

Wenn man von Arnsberg, Meschede, Eversberg, Warstein oder Suttrop nach Bad Arolsen fährt, kommt man quasi an der Wewelsburg bzw. dem Vernichtungslager Niederhagen vorbei. Davon gibt es nur noch wenige erhaltene Bauten in einem jämmerlichen Zustand, aber ein großes Denkmal auf dem ehemaligen „Appellpatz“. Als ich Photos machte, kam der Ortsvorsteher vorbei und war so freundlich, mich auf die jährlichen Gedenkfeiern am 2. April aufmerksam zu machen, die an den Tag der Befreiung erinnern.

Das Museum in der Wewelsburg bietet alles, was Herz und Verstand begehren. Neben vielen Ausstellungsstücken kann man viel Material erwerben, darunter Bücher (z.B. Andreas Pflocks „Gerrit Visser (1894-1942). Von Hengelo nach Wewelsburg. Lebensstationen und Briefe des niederländischen Gewerkschafters aus nationalsozialistischer Gefangenschaft“[1]) und CD-ROMs mit Begleitheften (z.B. Wulff E. Brebeck / Karl Hüser / Kirsten John-Stucke: „Die Wewelsburg 1933-1945. SS-Größenwahn und KZ-Terror“[2]). Der Begleitband zur ständigen Ausstellung „Endzeitkämpfer. Ideologie und Terror der SS“[3] enthält auf 464 großformatigen Seiten die Exponate und ihre Erklärungen und ist eine wahre Fundgrube.

Als ich die DVD „Kriegsgefangen. Bilder aus dem Lager Hemer“ (hrsg. vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe, LWL-Medienzentrum für Westfalen) sah, dachte ich wieder an meinen Großvater und seinen polnischen Patienten Benjamin Wiesliczko, der schon maximal zwei Monte nach seiner Verschleppung am 23. November 1939 mit 23 Jahren im Krankenhaus Maria Hilf in Warstein an „Flecktyphus“ starb; das Sterbebuch der Stadt von 1939 (Nr. 59) vermerkt „wohnhaft im Gefangenenlager Sichtigvor“ und als Todesursache „Sepsis“, und die Amtsverwaltung Hemer teilt am 27. Januar 1950 mit: „Wieliczko ist auf dem Waldfriedhof der Stadt Hemer im Grab Nr. 30 beigesetzt“.

Lager Sichtigvor, Lager Belecke, Lager Rüthen, Lager Herrenberg, Lager Stillenberg, Lager Siepmann-Werke, Lager Honsel-Werke, Lager Waldstraße … – zig Lager sind mir begegnet, in Geburts- und Sterbeurkunden und den zahlreichen Namenslisten der „Arbeitgeber“, Krankenkassen und und und.

Natascha Wodin schreibt in „Sie kam aus Mariupol: „Je länger ich recherchierte, auf desto mehr Ungeheuerlichkeiten stieß ich, von denen bisher kaum jemand gehört zu haben schien. Nicht nur ich selbst war in vielem immer noch ahnungslos, auch von meinen deutschen Freunden, die ich für aufgeklärte, geschichtsbewusste Menschen halte, wusste niemand, wie viele Nazi-Lager es früher auf deutschem Reichsgebiet gegeben hatte. Die einen gingen von zwanzig aus, andere von zweihundert, einige wenige schätzten zweitausend. Nach einer Studie des Holocaust Memorial Museums in Washington belief sich die Zahl aber auf 42000, die kleinen und die Nebenlager nicht mitgerechnet. 30000 davon waren Zwangsarbeiterlager. In einem Interview mit der ,ZEIT’, das am 4. März 2013 erschien, sagte der amerikanische Historiker Geoffrey Megargee, der an der Studie mitgearbeitet hatte: Die horrende Zahl der Lager betätige, dass nahezu allen Deutschen die Existenz dieser Lager bekannt gewesen sei, selbst wenn sie das Ausmaß des Systems dahinter nicht begriffen oder nicht in jedem Fall über die Umstände in den Lagern Bescheid gewusst hätten. Obwohl das mit 42 000 und mehr Lagern überzogene Land ein einziger Gulag gewesen sein muß.“[4]

„Vernichtung durch Arbeit“ heißt eine Überschrift der großartigen Ausstellung im Museum Wewelsburg, und einige Photos geben einen Eindruck davon, was die Arbeit in Steinbrüchen mit Menschen machte.

KZ-Häftlinge arbeiten im Steinbruch unterhalb der Wewelsburg 1939-1943 [5]
„KZ-Häftlinge arbeiten im Steinbruch unterhalb des Wewelsburg 1939-1943
Die Arbeiten in den Steinbrüchen unterhalb der Wewelsburg, am Bahnhof, im SS-Lager und im Nachbarort Ahden gehörten für die KZ-Häftlinge zu den mühevollsten Arbeitskommandos. Die Häftlinge mussten ungeschützt bei jeder Witterung, zum Teil ohne festes Schuhwerk und Handschuhe, die Steine brechen und zu den Baustellen transportieren. Sprengwerkzeuge waren Mangelware. Im Steinbruch unterhalb der Burg wurde Kipploren eingesetzt. Die Häftlinge mussten die mit Steinen gefüllten Loren über Gleise den Berg bis zur Wewelsburg hinaufschieben. Dies führte zu zahlreichen schweren Unfällen.
Ebenso wie im Kommando Straßenbau litten die Häftlinge in den Steinbruch-Kommandos unter extremer körperlicher Anstrengung und Auszehrung. Nicht selten wurden Tote und Schwerverletzte ins Lager zurückgebracht. (Kreismuseum Wewelsburg, Fotoarchiv)“[6]

Und ich denke wieder an die 19jährige Nina und ihre „Gleisbauarbeiten“ …


Auf den Gedenksteinen in Warstein und Suttrop stehen als „Täter“ „SS-Schergen“; so, als wären es einzelne böse Menschen gewesen, die Männer, Frauen und Kinder ermordet hätten. In der Wewelsburg lehrte und feierte man die „SS-Ideologie“, und zig Arbeitgeber „beschäftigten“ „Ostarbeiter“ und brachten sie in „Ostarbeiterlagern“ unter, wo sie vorzugsweise an „Fleckfieber“ und „Lungenentzündung“ starben. Was ist eigentlich „Fleckfieber“?

„Fleckfieber (Flecktyphus, Läusetyphus, Lagerfieber, Typhus exanthematicus),
Infektionskrankheit des Menschen (Erreger Rickettsia prowazeki; ?Rickettsiosen), die v. a. durch Kleiderläuse bzw. Läusekot vom Darm der Parasiten aus in Hautwunden übertragen wird. Nach einer Inkubationszeit von 10-14 Tagen kommt es über einen akuten, seltener allmähl. Krankheitsbeginn mit Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost, starken Allgemeinbeschwerden und kattarrhal. Erscheinungen zu 12-14 Tage anhaltendem, gleichmäßig hohen Fieber um 40oC. Der typ. F.ausschlag, ein dichtes, kleinfleckiges Exanthem (Roseola) des gangzen Körpers, das nur Gesicht und Nacken ausspart, setzt am vierten (bis siebten) Krankheitstag ein und verschwindet nach dem zehnten Tag. Die toxische Lähmung kleiner Blutgefäße kann außerdem zu kleinen, örtl. umschriebenen Blutaustritten führen. Gleichzeitig mit dem Hautausschlag treten als Anzeichen des ,Neurotropismus’ der Erreger die Symptome einer Hirnhautreizung (mit Eiweiß- und Zellvermehrung in der Hirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) und Gehirnentzündung (Verwirrtheitszustände, Schlafstörungen), später auch einer Hirnnervenlähmung auf. – Fleckfieber ist als Krankheit weltweit (bes. in Afrika und Asien) verbreitet; in Notzeiten und unter schlechten hygien. Verhältnissen (bei starker Verlausung) kann es epidemisch auftreten. Unbehandelt sterben mehr als 50% der Befallenen.“[7]

Im Stadtarchiv der Stadt Warstein erzählt die Akte E 162 („Vorschrift über die Behandlung und den Arbeitseinsatz der Ostarbeiter“) eine Menge über die Unterschiede, die die Nationalsozialisten zwischen Zwangsarbeitern machten. Das Kennzeichen „Ost“ für die Menschen aus der Sowjetunion war ebenso zu tragen wie der „Judenstern“, und wer dieses Zeichen trug, wurde „schlechter behandelt“ als andere Zwangsarbeiter. Fast jeder kennt (Gott sei Dank!) den grauenhaften Aufnäher mit dem „Judenstern“ – aber den mit „Ost“ habe ich nicht so oft gesehen. 27 Millionen Bürger der Sowjetunion „starben“ im Zweiten Weltkrieg, viele waren Juden, viele Zwangsarbeiter.

Judenstern und Zwnagsarbeiter – zwei Seiten einer Medaille. [8]
Im Ausstellungskatalog in Wewelsburg liegen sich zwei Seiten gegenüber:

S. 226: „Sowjetische Kriegsgefangene als KZ-Häftlinge. Häftlings-Personalkarte des sowjetischen Kriegsgefangenen Iwan J. aus dem KZ Niederhagen in Wewelsburg. Der rote dreieckige Winkel mit den Buchstaben ,RK’ weist ihn als politischen Häftling und russischen Kriegsgefangenen aus. Internationaler Suchdienst, Bad Arolsen, Umschlag Iwan J.;
Medizinische Experimente an sowjetischen Kriegsgefangenen. Dr. Ernst Holzlöhner (links) und Dr. Sigmund Rascher (rechts) führen im KZ Dachau ein Unterkühlungsexperiment an einem Häftling in Schwimmweste und Schutzanzug der Luftwaffe durch. 1943. Ullstein Bilderdienst, Sign. 00041203“

S. 227: „Der Völkermord an den Juden. …Der ,Judenstern’ war eines der offensichtlichsten Zeichen für die Diskriminierung und Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung. Im deutsch besetzten Polen mussten seit dem 1. Dezember 1939 die jüdischen Einwohner ein weißes Band mit blauem sechseckigen Stern tragen. Im Deutschen Reich trat die Kennzeichnungspflicht am 19. September 1941 in Kraft. Alle jüdischen Einwohner mussten fortan ein gelbes, offiziell als ,Judenstern’ bezeichnetes Abzeichen tragen. In schwarzen, die hebräische Schrift parodierenden Buchstaben stand in dessen Mitte die Aufschrift ,Jude’. Der Stern war auf der linken Brustseite der Kleidung ,fest angenäht’ zu befestigen. Die Stigmatisierung und Isolierung war ein Schritt auf dem Weg zur Verschleppung und schließlich zur Ermordung der Juden.“

Als ich diese Seiten sah, erinnerte ich mich an eine Passage, die ich im Artikel „Massaker im Arnsberger Wald“ auf Wikipedia[9] gelesen hatte: >Auf die frühere Einlassung des Angeklagten Wetzling zum „Gesetz der großen Zahl“ erklärte der vorsitzende Richter, dies sei „als kalter Zynismus, als eine geradezu unverständliche Einstellung zum Menschen als Geschöpf Gottes“ anzusehen. Als Grund für die Tat führte er aus: „Zu erklären ist diese Tat nur aus der NS-Ideologie, aus der Einstellung, Krieg bedeutet nicht Niederringen, sondern Vernichtung des Gegners. Und die Fremdarbeiter waren nach dieser Ideologie nichts anderes als rassisch minderwertig. Die Erschießungen können nicht aufgefasst werden als Vernichtung des Gegners. Sie dienten letztlich nur der Vernichtung unwerten Lebens, gefährlicher und nicht mehr nützlicher Arbeitskräfte. Hier in Warstein geschah mit der Begründung des totalen Krieges letztlich das Gleiche wie mit den anderen Arten des ‚unwerten Lebens‘, mit Geisteskranken, Asozialen und der sogenannten Endlösung der Judenfrage.“<

Und mir fiel die Rede von Norbert Lammert am 27. Januar[10] 2014 im Deutschen Bundestag ein, in der er sagte: „Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee befreit – zufällig auf den Tag genau ein Jahr nach Ende der Leningrader Blockade. Kein Zufall ist dagegen der Zusammenhang zwischen Auschwitz und Leningrad, zwischen dem Völkermord an den europäischen Juden und dem mörderischen Raub- und Vernichtungsfeldzug im Osten Europas: Sie wurzelten in der menschenverachtenden nationalsozialistischen Rassenideologie.“[11]

Natascha Wodin: „Mittlerweile hatte ich sogar die so lange vergeblich gesuchte literarische Stimme gefunden, ein Buch von Vitalij Sjomin, das in der deutschen Übersetzung ,Zum Unterschied ein Zeichen’ hieß und schon in den siebziger Jahren erschienen war. Der russische Autor erzählte darin die Geschichte eines Halbwüchsigen, den man aus Rostow am Don verschleppt hatte und der die Zwangsarbeit in Deutschland nur überlebte, weil er überzeugt davon war, dass das, was er sah und erfahren musste, nicht mit ihm zusammen untergehen durfte, dass er verpflichtet war, Zeugnis für die Nachwelt abzulegen. Im Arbeitslager, so schreibt er, war es besser als im Vernichtungslager, aber nur insofern, als man im Arbeitslager nicht sofort ermordet wurde, sondern nach und nach – durch ein unmenschliches Arbeitspensum, Hunger, Schläge, ständige Schikanen und fehlende medizinische Versorgung.
… gut möglich, dass … ich mich nur deshalb nicht daran erinnerte, weil ich damals ja nicht wußte, dass das Buch von meinen Eltern handelte, dass sie einst ebenfalls zum Unterschied ein Zeichen trugen, den Abnäher ,OST’, der sie von den rassisch höher stehenden westeuropäischen Zwangsarbeitern unterschied.“[12]

In Soest (mit seinem wunderbaren Stadtarchiv) kann man eine Kapelle besichtigen, die französische Offiziere im Gefangenenlager benutzten. In der Akte „E 162“ im Stadtarchiv Warstein befindet sich die „Vorschrift für die Behandlung und den Arbeitseinsatz aus dem altsowjetrussischen Gebiet“ der „Geheimen Staatspolizei, Staatspolizeistelle Dortmund – IV D 3 –, Dortmund, den 13.Juni 1942 (Auszug): „Eine seelsorgerische Betreuung der Arbeitskräfte aus dem altsowjetrussischen Gebiet ist verboten. Es ist auch nicht erlaubt, eine Beurlaubung von russischen Arbeitskräften aus Anlaß eines Strebefalles vorzunehmen, um den Beurlaubten Gelegenheit zu geben, der Bestattung beizuwohnen. In denjenigen Fällen, in denen Geistliche oder andere Personen, die sich mit der Seelsorge befassen, an Behörden, Parteidienststellen oder Betriebsführung herantreten, um Zutritt zu Russenlagern zu erhalten, sind diese unter gleichzeitiger Benachrichtigung der Staatspolizeistelle abschlägig zu bescheiden.“

Die Nazis teilten Menschen in verschiedene „Kategorien“ von Menschen ein, und heute gibt es für manch einen noch immer ein unterschiedliches „Gedenken“ an die Menschen, die man gemeinhin „Opfer des Nationalsozialismus“ nennt. Zur Zeit lese ich das Buch „Sie kam aus Mariupol“ von Natascha Wodin, und es war für mich ein sehr bewegender Moment, als sie mir schrieb: „Es ist ein wahrhaft grausames Erbe, das Ihnen Ihre Mutter hinterlassen hat. Unter den ermordeten Zwangsarbeitern hätten auch meine Eltern sein können. Sie sind zwar am Leben geblieben, aber meine Mutter hat sich 1956 in einem Fluß ertränkt, und mein Vater ist für den ganzen Rest seines Lebens ein sehr unglücklicher, traumatisierter Mensch gewesen. Das ist das Erbe, das mir von meinen Eltern geblieben ist. …
Ihre Mutter muss den russischen Menschen sehr verbunden gewesen sein, da sie Ihnen einen russischen Namen gegeben hat. Beim Anblick des letzten Fotos auf Ihrer Datei gerinnt einem das Blut in den Adern. Wäre ich ein wenig früher geboren, hätte mich ein ähnliches Schicksal ereilen können wie dieses schon halb verweste Kind auf den Armen des Mannes in Anzug und Hut.“[13]

„Wäre ich ein wenig früher geboren, hätte mich ein ähnliches Schicksal ereilen können wie dieses schon halb verweste Kind auf den Armen des Mannes in Anzug und Hut“, schrieb Natascha Wodin. Wie würde sie sich fühlen, wenn sie die Akte „E 162“ im Stadtarchiv Warstein lesen würde?

Folgende Namen stehen auf den Grabsteinen auf dem Waldfriedhof Meschede-Fulmecke, den man „Franzosenfriedhof“ nennt und von dem der „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ bis zum April 2017 auf seiner Internetseite schrieb: „Hier liegen 255 deutsche Kriegstote“ (http://www.volksbund.de/kriegsgraeberstaetten.html)[14]:

1. Afanasijow, Iwan
2. Aleschina, Olga
3. Antimonow, Sergej
4. Bogunowa, Alexandra
5. Borilone, Leonid
6. Brotnik, Wasyl
7. Brzkalow, Jemilian
8. Chanjukin, Ilja
9. Chartschenko, Alexander
10. Dembizki, Kosma
11. Dmytermlp, Maria
12. Domaleha, Iwan
13. Dschanbei, Dschenasej
14. Dskadlovsky, Michel
15. Durianko, Johannes
16. Gentscharnke, Anatoli
17. Iwanowa, Maria
18. Jonow [Ionov], Nikoley [Nikolaus]
19. Kalinkin, Iwan

20. Kolubamko, Iwan
21. Konstantinowa, Joja
22. Korsch, Iwan
23. Krasitschkow, Pawel
24. Krawzowa, Joja [Kravcov, Joga]
25. Krawzowa, Wera [Kravcov]
26. Kuzmin, Iwan
27. Ljubarski, Prokop [Djubarski]
28. Loboda, Wasili
29. Logatin, Dimitri
30. Maiboroda, Anton [Meiboroda]
31. Martinenko, Wera
32. Merkulow, Wladimir [Merkulov]
33. Moltschanow, Dimitri
34. Moltschonow, Iwan
35. Olschitzko, Iwan [Olschitzke]
36. Orlow, Sergej
37. Paschenko, Ludmilla
38. Peretgutko, Halina [Healina, Helina]
39. Protosow, Nicolaj [Protosov, Nikolaus, Nicolaj]
40. Pupko, Adam
41. Rajtschenko, Annastoli [Reitzchenko, Reitschenkjo, Rajschenko]
42. Rebaloma, Ursula Maria
43. Schakalow, Nikoley [Schankalow, Sokolow, Nikolai]
44. Schkljar, Katharina [Sklar]
45. Seneschen, Andrey
46. Serekowa, Nicolai [Serekova, Nikolaus]
47. Sewastiowa, Maria [Sewastiowa]
48. Skrebnik, Emilie [Emilia]
49. Sorata, Grigori [Sirota]
50. Stadtnik, Twitalka
51. Stugin, Akim
52. Tscheborka, Eilia
53. Tscherewko, Anna
54. Warawina, Anastasia
55. Wascheka, Iwan [Vascheka]
56. Wilchowa, Pelaheja [Vilchov, Pelaheia]
57. Woronina, Nina
58. Woronina, Valentina (Wilroiwa, Valentina)
(weitere elf vermutlich meist polnische Namen siehe oben)

In manchen Sterbe- oder Geburtsurkunden sind weitere Angehörige erwähnt. Wir werden viel zu tun haben, wenn wir den Ermordeten ihre Namen und ihre Würde zurückgeben wollen; wir brauchen unsere Schüler!

Klassenfahrten von Arnsberg (Prozeß von 1957-1959) über Meschede (Waldfriedhof), Eversberg (Massaker vom 22. März), Warstein (Massaker vom 20. März und versuchtes Massaker vom 23. März durch Brand der Sauerlandhalle), Suttrop (Massaker vom 21. März 1945) und die Wewelsburg zum ITS nach Bad Arolsen und wieder zurück auf der gleichen Strecke – das wäre mein Traum.

Wie anders sieht ein Gedenkstein aus, wenn man diese Namenslisten gesehen hat – diese hunderte Namenslisten mit „Arbeitgeber“, „Beschäftigungsdauer“ und „Verbleib“. Die Zahlen „57“ und „71“ sehen anders aus, und auch das Wort „SS-Schergen“ füllt sich durch die Wewelsburg und die wunderbare Ausstellung des Museums mit Inhalt.

(Auch der Gedenkstein an der Möhnsee-Staumauer der Gebrüder Winkelmann füllt sich nach Bad Arolsen mit den hunderten Namen sowjetischer Zwangsarbeiter, hinter deren Namen als „Todesursache“ oder „Verbleib“ „ertrunken“ steht.)

„Vernichtung durch Arbeit“, das war ein wesentliches Ziel der SS, das sie lehrte und lebte. Die „Arbeitgeber“ bezahlten recht unterschiedlich für ihre Arbeiter – je nach dem, aus welchem Land sie kamen – „Ostarbeiter“ waren am billigsten; ihr Tod war „einkalkuliert“ – , und deutsche Soldaten führten Befehle aus („Befehl ist Befehl“). Wer waren also „SS-Schergen“, und was war noch alles „heimtückisch“ und „grausam“?

Für jede Hilfe dankbar und voller Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit aller verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Nadja Thelen-Khoder

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Anmerkungen

[1] Historische Schriften des Kreismuseums Wewelsburg, Band 6, Scriptorum 2005

[2] Landschaftsverband Westfalen-Lippe 2015

[3] hrsg. von Wulff E. Brebeck, Frank Huismann, Kirsten John-Stucke und Jörg Piron, Deutscher Kunstverlag Berlin München 2011

[4] Natascha Wodin: „Sie kam aus Mariupul“, Reinbek bei Hamburg, 5. Auflage März 2017, S. 38

[5] „Endzeitkämpfer. Ideologie und Terror der SS“, hrsg. von Wulff E. Brebeck, Frank Huismann, Kirsten John-Stucke und Jörg Piron, Deutscher Kunstverlag Berlin München 2011, S. 305

[6] a.a.O.

[7] Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Bd. 9, Mannheim 1973

[8] Endzeitkämpfer. Ideologie und Terror der SS“, hrsg. von Wulff E. Brebeck, Frank Huismann, Kirsten John-Stucke und Jörg Piron, Deutscher Kunstverlag Berlin München 2011, S. 227; „Kennzeichen Ost“ für „Ostarbeiter“ aus „Zwischen Jerusalem und Meschede“, http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2076.pdf , S. 74

[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_im_Arnsberger_Wald

[10] „Zum 27. Januar – Zwei Jahrestage und zwei Tagebücher“ auf http://www.nachdenkseiten.de/?p=15970 und http://afz-ethnos.org/index.php/aktuelles/59-zum-27-januar-zwei-jahrestage-und-zwei-tagebuecher

[11] Norbert Lammert bei der Gedenkstunde im Deutschen Bundestag zum 27. Januar 2014 unter
http://www.bundestag.de/parlament/praesidium/reden/2014/001/261296

[12] „Sie kam aus Mariupol“, S. 37f

[13] https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Arnsberg_Wood_Massacre?uselang=de#/media/File:German_man_holding_exhumed_baby_from_a_mass_grave_outside_the_town_of_Suttrop.jpg (U.S. Signal Corps – United States Holocaust Memorial Museum, Fotografie #80118)

[14] Die Seite wird „zur Zeit überarbeitet“.

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