Dramatisches Insekten und Artensterben: to bee or not to bee

to bee or not to bee – cogito ergo sum, summ, summ (Text: Andreas Krämer; Skizze: Andreas Lichte)

In Deutschland gibt es immer weniger Insekten. Eine neue Langzeitstudie spricht von einem massiven Insektensterben und bestätigt damit frühere Ergebnisse. Die Auswirkungen, so berichtet die Tagesschau, seien verheerend.

In den vergangenen 27 Jahren habe die Gesamtmasse der Insekten in Teilen Deutschlands um mehr als 75 Prozent abgenommen.

„Caspar Hallmann von der Radboud University in Nijmegen (Niederlande) und seine Mitarbeiter hatten Daten ausgewertet, die seit 1989 von ehrenamtlichen Insektenkundlern in Krefeld gesammelt worden waren. Die Forscher verglichen dann, wie sich in einzelnen Lebensräumen – etwa in Heidelandschaften, Graslandschaften oder auf Brachflächen – die Biomasse über die Zeit verändert hat.“

Zur Studie: http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809

Das Insektensterben sei dramatischer als bisher angenommen. Eine große Rolle spiele dabei, so berichtet auch die taz, die intensive Landwirtschaft.

„Insekten sind die artenreichste Tiergruppe“ (http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-10/insektensterben-bienen-deutschland). Sie bestäuben Pflanzen, vertilgen sogenannte „Schädlinge“ und sind selbst Futter für andere Tierarten.

„Weniger Insekten bedeutet deshalb weniger Fische, Frösche, Eidechsen, Vögel und Säugetiere.“

Insekten spielen eine zentrale Rolle in unserem Ökosystem. Brechen die Insekten weg, ist dieses Ökosystem bedroht.

Wer die Dramatik des Artensterbens auf die Insekten reduziert, verkürzt allerdings die Problematik.

Noch sei die die globale Biodiversität nicht in ihrem gesamten Ausmaß bekannt, heißt es in Spektrum der Wissenschaft, und „doch fegt wohl schon die sechste große Aussterbewelle in der Erdgeschichte durch ihre Reihen.“

Diese „Neue Welle des Artensterbens gefährdet auch den Menschen“ schrieb vor zwei Jahren der Stern und bezog sich dabei auf auf „Wissenschaftler der drei US-Universitäten Princeton, Stanford und Berkeley, die ihre Befunde […] in der Zeitschrift „Science Advances“ veröffentlichten„.

Wir Menschen, die gesamte Menschheit, könnten zu den baldigen Opfern zählen:

Wenn nichts unternommen werde, „würde unsere Spezies vermutlich zu einem frühen Zeitpunkt verschwinden“

„To bee or not to bee“ oder streng nach Shakespeares Hamlet:

To be, or not to be, that is the question:
Whether ‚tis nobler in the mind to suffer
The slings and arrows of outrageous fortune,
Or to take Arms against a Sea of troubles,
And by opposing end them: to die, to sleep
No more; and by a sleep, to say we end
the heart-ache, and the thousand natural shocks
that Flesh is heir to?

Mit Übersetzung in „die Moderne“:
http://nfs.sparknotes.com/hamlet/page_138.html

Was also tun?

12 Gedanken zu „Dramatisches Insekten und Artensterben: to bee or not to bee“

  1. Abgesehen von unseren musikalischen Assoziationen hatte ich am Schluss des Beitrags „Was also tun?“ gefragt.

    Das Artensterben ist nicht trivial, sondern zerreißt wahrscheinlich die Grundlagen unseres Ökosystems, mit dramatischen Folgen auch für uns Menschen.

    Jetzt schon zu spüren:

    Nitratbelastung des Trinkwassers

    fehlende Bestäubung auch von Nutzpflanzen

    Nestle steht bestimmt bereit, um denen die es sich künftig leisten können, Trinkwasser zu verkaufen und auch künstliche Bestäubung könnte ein großartiges Geschäft werden.

    Gibt es eine Alternative zur jetzigen Lebensmittelproduktion, zumal in nicht allzu ferner Zukunft wahrscheinlich 20 Mrd. Menschen ernährt werden müssen?

  2. @ zoom

    sehr gute inhaltliche Zusammenfassung !

    Hätte ich nicht so gut hinbekommen, weil ich „zu aufgeregt“ bin, deswegen, Zitat zoom:

    „Das Artensterben ist nicht trivial, sondern zerreißt wahrscheinlich die Grundlagen unseres Ökosystems …“

    genauso schätze ich das auch ein, das große Insektensterben ist für mich ein Indikator dafür, wie es der Umwelt WIRKLICH geht …

  3. … wie es der Umwelt geht – merkt man das überhaupt ?

    und falls ja, woran ?

    Gerade schrieb mir jemand als Reaktion auf den Artikel: „Nach einer längeren Fahrt auf der Autobahn fiel mir neulich auf, dass ich da früher immer eine Vielzahl von Insekten von der Windschutzscheibe kratzen musste, sie jetzt aber praktisch sauber geblieben war.“

    ist doch super, oder ?

    Den „Weltuntergang“ hat man sich früher jedenfalls anders vorgestellt:

    „Generation X: Tales for an Accelerated Culture“, Douglas Coupland, 1991:

    „mental ground zero“ – the location where one visualizes oneself during the dropping of the atomic bomb; frequently, a shopping mall …

    o.k. – das Dream-Team Donald Trump & Kim Jong-un bringt uns vielleicht dazu, dass wir uns wieder Geschichten darüber erzählen …

    aber ich denke, wir merken gar nicht, wie es um die Welt steht, weil die Veränderung so langsam vor sich geht, und es nicht richtig laut knallt …

    1. Wir selbst haben noch nicht gemerkt, dass wir im Anthropozän leben. Mit allen Konsequenzen.

      Vielleicht wäre die Betroffenheit der Menschen größer, wenn es nicht um Insektensterben und die Zukunft der Menscheit ginge, sondern um das große Katzensterben?

      1. oje, ganz große fragen auf ganz kleinem raum.

        bitte keine katzenfeindschaft. ich mag katzen trotz katzenallergie, hunde weniger.

        ich bin seit 50 jahren – sagen wir mal – vor allem „vogelfreund“. meine kenntnisse, und vor allem beobachtungskenntnisse, befähigen mich mittlerweile, die gefiederten freunde nicht nur immer mehr zu lieben, sondern auch zu unterstützen.

        mit insekten hab ich das vor 2 jahren angefangen. wie wenig weiß ich erst über sie! vielleicht werde ich besser.

        und wie wenig weiß ich von den pflanzen, von denen (wir) alle leben!

        gut, aber es reicht wohl für das urteil, das glyphosat miese moppelkotze ist.

  4. @ zoom

    „Vielleicht wäre die Betroffenheit … bei Katzensterben … größer“

    hab auch schon mal drüber gerätselt, warum sich scheinbar niemand für die Umwelt-Katastastrophen-Sensationsmeldung interessiert (mal abgesehen vom seriösesten deutschen Nachrichtenmagazin „heute-show“)

    meine Arbeitshypothesen (zur Wahl):

    1 – weil Deine Leser nicht checken, welche Tragweite das hat ?

    2 – weil Deine Leser Buddha alt aussehen lassen:

    „Glücklich ist, wer vergißt,. Was doch nicht zu ändern ist!“

  5. Die „gwup“ macht PR für die Großindustrie: Atomenergie, „…“, Agrarindustrie, das heißt: Gentechnik & Glyphosat

    Der folgende Kommentar wurde von der gwup nicht veröffentlicht:

    https://blog.gwup.net/2017/10/29/glyphosat-die-ganze-debatte-und-was-geht-uns-das-an/#comment-127696

    „Lorenz

    30. Oktober 2017 um 18:44

    gwup ein Fall für Lobbycontrol: wer finanziert die gwup?

    @ Bernd Harder: den üblichen Sums von “Wissenschaft” und “Unabhängigkeit” können Sie sich sparen, glaubt eh keiner mehr“

  6. @ zoom

    es ist eine Frage, wer die gwup finanziert. Wie berechtigt die Frage ist, werden Sie feststellen, wenn Sie mehrere Artikel zu den von mir oben genannten Themenkreisen gelesen haben. Sie können auch probehalber einen wirklich kritischen Kommentar auf dem blog der gwup schreiben, was wird passieren? Das übliche bashing, oder wird der Kommentar gleich zensiert?

  7. @ zoom

    apropos Dein Kommentar , oben: https://www.schiebener.net/wordpress/dramatisches-insekten-und-artensterben-to-bee-or-not-to-bee/#comment-73127

    Insekten sind auch „emotional“, siehe Deine „Twitter-Favoriten“, der post von „music is a key“:

    kann es dieses Plattencover in ein paar Jahren noch geben (oder wird es wie in totalitären Regimen retuschiert)?:

    [youtube=http://www.youtube.com/watch?v=pIKsHh3BFPI&w=676&h=411]
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