Die Medien als PR-Agentur: Oversum Richtfest in Winterberg. Fresst Eure Zeitungen und stopft euch die Mikrophone in den Rachen.

Das Public Private Partnership Projekt "Oversum" wächst in Winterberg. (foto: chris)
Das Public Private Partnership Projekt "Oversum" wächst in Winterberg. (foto: chris)

Heute war Richtfest für das Public Private Partnership (PPP) Projekt „Oversum“ in Winterberg. Wir haben in diesem Blog versucht, die Risiken von PPP im Rahmen unserer zeitlich begrenzten Möglichkeiten darzustellen. Wir haben festgestellt, dass in den Medien in und um Winterberg kein einziger fundierter journalistischer Beitrag zu diesem Millionenprojekt erschienen ist.

Diskussionen und Abstimmungen über die  Verträge sind in nichtöffentlichen Sitzungen des Rates der Stadt Winterberg  beschlossen worden. Kein normaler Bürger der Stadt Winterberg kennt den Inhalt der Verträge. Keinem Bürger der Stadt Winterberg sind die langfristigen Folgen und Risiken in den Winterberger Medien objektiv vermittelt worden.

Die Tatsache, dass sehr große Investitionen und Risiken im Rat geheim verhandelt und beschlossen wurde, ist in den Medien nicht thematisiert worden.

Von den Reklamezeitungen und Webportalen habe ich nichts anders erwartet, aber von der Westfalenpost schon.

Wir haben es hier mit einem Versagen des Lokaljournalismus zu tun. Die einzige „Nicht-Reklamezeitung“ vor Ort ist außerstande, ihre Pflicht und Aufgabe zur politischen Willensbildung zu erfüllen.

Als wir selbst versucht haben, den Inhalt von zwei Briefen, einen  des Investors  s.a.b. und einen der Stadt Winterberg zu erfahren, die auf einer Generalversammlung des Schützenvereins Winterberg verlesen, aber nicht veröffentlicht wurden, sind wir auf Granit gestoßen.

Die SPD als Oppositionspartei(?) spielt hier keine rühmliche Rolle.

Fast zynisch empfinde ich die Berichterstattung im Radio Sauerland: „Neun Jahre lang hatte die Stadt Diskussionen geführt, Chancen und Risiken abgewogen, Wirtschaftlichkeits- und Machbarkeitsstudien anfertigen lassen und Investoren gesucht.“

Liebes Radio Sauerland! Ich habe neun Jahre keine Diskussion erlebt. Könnt ihr diese unseren  Erfahrungen widersprechenden Aussage belegen? Mit Unterlagen? Papieren? Links? Wir wären dankbar!

In gewohnter PR-Schreibe heißt es aus dem Büro Schulten: „Mit der Entscheidung zum Oversum Vital Resort hat die Stadt Winterberg viel gewonnen, wenn auch Kompetenzen aus der Hand gegeben. Doch das kann, so Eickler, für alle zum Vorteil sein: ‚Man muss auch loslassen können und andere machen lassen, was diese besser können.‘ “

Bla, bla …

Bei der Westfalenpost lesen wir unter anderem: „Wolfram Wäscher sieht in der Fertigstellung des ‚Oversums‘ und dem dazugehörigen Entwicklungskonzept auch die Chance, weitere wirtschaftliche Impulse für Winterberg zu generieren. Und natürlich machte bei den Grußworten auch der Begriff ‚Leuchtturm-Projekt‘ für die Region die Runde.“

Wolfram Wäscher ist seit 1995 Gesellschafter und Geschäftsführer der s.a.b. gmbh & co.kg. und das ist der Investor, der sich also hier in die Westfalenpost hinein schreibt.

Wir erkennen keine eigenständige journalistische Leistung in der Berichterstattung der WP. Wir erkennen nur die traurige Abhängigkeit von Wirtschaftsinteressen und PR-Schreibern.

Damit wir und nicht falsch verstehen: Wir erwarten NICHT, dass die WP GEGEN das Projekt schreibt, wir erwarten Informationen und eine Darstellung, die ALLE Seiten des Projekts betrachtet und darstellt.

Vielleicht wird das Oversum ein großer Erfolg. Dann haben sämtliche PR-Schreiber Glück gehabt und wir werden geteert und gefedert aus dem Stadtgebiet gejagt, ansonsten fresst Eure Zeitungen und stopft euch die Mikrophone in den Rachen.

Hier in diesem Blog sind einige Artikel zu Oversum und PPP unter der Suche aquasphere und oversum zu finden.

4 Gedanken zu „Die Medien als PR-Agentur: Oversum Richtfest in Winterberg. Fresst Eure Zeitungen und stopft euch die Mikrophone in den Rachen.“

  1. > Liebes Radio Sauerland! Ich habe neun Jahre keine Diskussion erlebt…

    Was verlangst/erhoffst Du? „Radio Sauerland“ und „Diskussion bzw. Journalismus“ sind der Natur nach ein Synonym für „Feuer“ und „Wasser“. Geschäftsmodell ist „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“. RaSau ist das, was der „Alte aus Rhöndorf“ mit seinem sog. „Adenauer-Funk“ immer im Hinterkopf hatte. Lokal-Radio-Konzept ist irgendwie unter Pervertierung des „Marsches durch die Institutionen“ perfekt gelungen.

    Die „Print“-Leute sind ans Kreuz zu nageln. Die Berufsbezeichnung „Journalist“ trifft nicht mehr zu. „Meinungskopierer“ – gerne um das Adjektiv „willfährig“ ergänzt – ist richtiger.

    Und willst du dich noch über die armselige kommunale Polit-Mischpoke aufregen?
    Mit „Kein Arsch und kein Kopp…“ pflegte Opa aus Nuttlar diese Herrschaften zu bezeichnen.

    … und trotzdem muss diesem Gesockse immer und immer wieder gerne auf die Finger geklopft werden.

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