@DerWesten verkauft seine Leser für dumm und wirbt für ‚Fracking‘

Am Freitag, dem 4. Mai 2012 erschien an prominenter Stelle im Meschede-Teil der Westfalen-Post ein Interview mit Dieter Wehmeyer. Dieter Wehmeyer wird als Hydro-Geologe des Unternehmens BNK  Deutschland GmbH vorgestellt und möchte im Sauerland und anderswo das umstrittenen Fracking Verfahren nutzen.

Unter der gefälligen Überschrift „Sinkende Preise wären möglich“ formuliert Oliver Eickhoff recht brave Fragen. Wehmeyer kann ohne weitere Nachfragen seine Behauptungen in den Raum stellen. Die WP druckt das Interview über die ganze Seite.

Einige Beispiele aus dem Werbeartikel:

Wehmeyer behauptet: Die schlimmste mögliche Katastrophe beim Fracking-Verfahren sei ein Tankwagenunfall. Wenn man mit hohen Standards arbeite, könne es nicht zu einer Verunreinigung des Grundwassers kommen. Seine Firma könne zudem sicherstellen, dass keine eingeleiteten Chemikalien mit dem Trinkwasser in Berührung kommen.

Auf die Gefahr durch ‚Chemiecocktails‘ angesprochen, behauptet Wehmeyer, in Polen seien zuletzt lediglich drei Chemikalien eingesetzt worden. Er spricht außerdem von Addititiven. Der Journalist fragt nicht nach: Welche Chemikalien, welche Additive? In den USA fanden Umweltschützer über 500 verschiedene Stoffe, die beim Fracking verwendet wurden. Nein, Herr Eickhoff fragt nicht nach.

Wehmeyer behauptet weiter, dass die verwendeten Stoffe nicht geheim seien, sondern veröffentlicht. Ja, wo steht denn, was BNK verwendet?

Auf Zustände in den USA angesprochen, schmeißt sich Wehmeyer richtig ins Zeug. In Amerika (er meint die USA) sei alles ganz anders: Ganz andere Umweltvorgaben, „leider zum Teil auch andere Standards“ , es werde zu flach gebohrt. Und der brennende Wasserhahn? O-Ton Wehmeyer: „Mit Fracking hat es aber nicht direkt zu tun: Man hat dort vermutlich durch Kohlenflöze gebohrt, dadurch ist Grubengas entwichen.“ – Ja, vermutlich, genau weiß Herr Wehmeyer das nicht. Aber erst einmal behaupten.

Die meisten von uns können nicht in die Zukunft schauen, Herr Wehmeyer aber kann es: „Bilder aus Amerika wird es in Deutschland nicht geben.“ Na, dann ist ja alles gut. Außerdem werde der Erdgaspreis fallen und Fracking habe eine günstige Klimabilanz. Unser Fazit: Alles ist super. Oder?

So sieht Nordrhein-Westfalen aus der Perspektive der kanadischen Firma BNK-Petroleum aus

Wehmeyers BNK Deutschland GmbH gehört zu dem US-amerikanischen kanadischen Konzern BNK-Petroleum, der in den USA, Polen und Deutschland frackt und fracken will.

Die Behauptungen Wehmeyers, bei BNK sei alles anderes als bei den ‚Amerikanern‘, ist also irreführende Augenwischerei. BNK Deutschland GmbH hat nach Auskunft der WP einen Antrag auf Erkundung von Ergasvorkommen im Gebiet „Falke-South“ gestellt.

Das Gebiet „Falke-South“ (interessanter Name!) ist auf der Karte leuchtend gelb eingezeichnet. Auf der Website schreibt die kanadische BNK Petroleum:

„BNK was awarded 2 concessions in North Rhine-Westphalia in November 2009 totaling about 500,000 acres,…“

BNK Petroleum besitzt die Konzessionen, BNK Deutschland GmbH möchte Erdgasvorkommen erkunden.

Warum fragt die Westfalenpost nicht nach? Warum ist die Zeitung nicht in der Lage, die oben genannten Zusammenhänge darzustellen? Warum kennzeichnet sie den Artikel nicht als das, was er ist: Werbung.

19 Gedanken zu „@DerWesten verkauft seine Leser für dumm und wirbt für ‚Fracking‘“

  1. Herrn Eickhoff als Journalisten zu bezeichnen ist ebenso wenig angebracht wie unser Trinkwasser mit irgendeiner giftigen Plörre zu verseuchen!

  2. Ich zweifele daran, dass es sich bei dieser BNK Deutschland um mehr als einen Eintrag im Firmenregister handelt.

    Mich würde interessieren, wie dieser Artikel zustande gekommen ist. Hat Herr Eickhoff von sich aus die Idee gehabt? Ist der Konzern direkt an die WAZ, die WP oder Herrn Eickhoff herangetreten?

    Journalismus ist das auf jeden Fall nicht.

  3. Hast Du diese Fragen direkt einmal der Redaktion gestellt?
    Ich bezweifle nämlich, dass die von sich aus diese Seite aufrufen und darüber lesen.

  4. @Axel: Die Fragen sind mir gerade erst beim Lesen von Chris‘ Artikel gekommen. Ist aber eine gute Idee, bei der WP/WR in Meschede mal selbst nachzufragen.

    Ansonsten gehe ich selbstverständlich davon aus, dass die WP unser Blog liest 😉

  5. Der Artikel hat mich wenig überrascht. Fracking wird kommen. Nicht aus einer tatsächlichen Notwendigkeit, sondern aus einer durch Politikern erzeugten Notwendigkeit. Seit Jahr und Tag erklärt die schwarz-gelbe Regierung dem Energiesparen den Kampf an. Bei dem europäischen Ziel bis zum Jahr 2020 den Energieverbrauch um 20% zu senken, belegt Deutschland als Land mit den besten technischen und finanziellen Möglichkeiten den letzten Platz. Im Gegenteil werden besonders Energieintensiven Betrieben Kosten zur Energieversorgung entlassen. Wer also spart gefährdet diesen Bonus. Österreich wird das Ziel -20% weniger Energieverbrauch- erreichen.
    20% weniger Energieverbrauch bedeutet auch 20% weniger Risiko, dass Fracking entsteht. Bewehrten Sie doch mal die Meldung „Die Regierung erwägt den Bau von Gaskraftwerken zu subventionieren“.
    Wenn sich der erste Bohrkopf in den Boden senkt, werde ich zum letzten Mal eine Flasche Veltins geöffnet haben. Ich fände es überaus aufschlussreich, wenn wir in die Karte mit den abgesteckten Gewinnungsgebieten die Brauereien, Trinkwassergewinnungen, Flüsse, Seen, Städte und Gemeinden etc. eintragen und überall aushängen würden. So kann sich jeder selbst Gedanken machen wo er z.B. wohnt, arbeitet, usw., und wo gefrackt wird. Fracking ist eine vorübergehende Erscheinung, was bleibt sind die Folgen. Und wenn dann die kommende Generation z.B. Geothermie wie in Arnsberg zur Energieversorgung braucht aber wegen der Chemie im Boden nicht kann, dann hat sich unsere Generation genauso Verhalten wie die Atomgünstlinge die sich über Jahrzehnte am System gesundgestoßen haben und nun „schon“ die Frage stellen „Wohin mit dem strahlenden Müll“?!

  6. @Robert: DRadio ist immer ein gute Quelle. Denen traue ich mehr als meinen lokalen Medien.

    @Politikon: Habe die Drucksachen überflogen. Nachfrage: Am 10 Mai findet also eine Bundestagssitzung statt. Dort wird über die Vorschläge der entsprechenden Ausschüsse zum Umgang mit den SPD, Grüne und Linken Anträgen zu Fracking entschieden.

    Alle diese Anträge hatten die Einschränkung des Fracking zum Ziel.

    Die SPD/Grüne Anträge sind mit den Stimmen der CDU/CSU und der FDP abgelehnt worden. Enthaltung: Linke.

    Der Linken Antrag ist mit den Stimmen der CDU/CSU, SPD und der FDP abgelehnt worden. Enthaltung: GRÜNE

    Frage: Hat die CDU jemals einen Antrag zu Fracking gestellt?

  7. Hui, so viele Fragen auf einmal.

    Am 10. Mai werden wohl einfach diese Anträge abgelehnt bzw. der Beschlussempfehlung des Ausschusses zur Ablehnung wird gefolgt.

    Der Tagesordnungspunkt wird als so „wichtig“ angesehen, dass es dazu keine Debatte gibt, die Reden werden schlicht zu Protokoll gegeben.

    Ob die CDU jemals einen Antrag zu dem Thema gestellt hat, weiß ich nicht, eine schnelle Suche hier nach dem Stichwort „Fracking“ erbrachte insgesamt nicht viele Treffer:

    http://dipbt.bundestag.de/dip21.web/searchDocuments/simple_search.do

  8. Laut einem Arbeitspapier der Grünen stehen Finanzkrise und Wettbewerbsfähigkeit der Staaten in einem nicht unerheblichen Zusammenhang zu Importen von Gas, Öl etc. Die Kosten für Rohstoffexporte würden explodieren, was wiederum zur Instabilität der Euro-Zone beitragen könnte.
    Vielleicht ist dieser Aspekt auch einer der Gründe dafür, dass Fracking von einigen (vielen?) Bundespolitikern nicht eindeutig abgelehnt wird!?
    Eine CDU/FDP-geführte NRW-Landesregierung, so befürchte ich, würde sich aus verschiedenen Gründen wahrscheinlich nicht zur Speerspitze der Fracking-Gegner machen. Nach meinem Eindruck eiern verschiedene CDUler doch jetzt schon rum.

  9. In der Ausgabe Renews April 2012 dem Monatsrückblick der Agentur für Erneuerbare Energien wird über eine Leitstudie im Auftrag des Bundesumweltministeriums berichtet.
    Danach kommt die Arbeitsgemeinschaft aus

    Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Stuttgart Institut für Technische Thermodynamik, Abt. Systemanalyse und Technikbewertung

    Fraunhofer Institut für Windenergie und

    Energiesystemtechnik (IWES), Kassel
    Ingenieurbüro für neue Energien (IFNE), Teltow

    zu dem Schluss:

    „Strom aus Erneuerbaren Energien ist langfristig deutlich kostengünstiger als die fossile
    Konkurrenz. Das ist ein zentrales Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersuchung zu den
    Langfristszenarien des Ausbaus Erneuerbarer Energien, die verschiedene renommierte
    Institute im Auftrag des Bundesumweltministeriums durchgeführt haben. So erwarten die
    Forscher für 2030 bei konsequenter Umsetzung der Ziele der Energiewende für Strom aus
    Erneuerbaren Energien durchschnittliche Kosten von nur noch 7,6 Cent pro Kilowattstunde
    (kWh), während die Kosten für Strom aus Steinkohle und Erdgas dann bereits auf mehr als 9 Cent/kWh klettern sollen.“

  10. Fracking zerstört unsere Umwelt und vergiftet unser Trinkwasser.
    Stoppt Fracking sofort !!
    MfG Werner Fehlberg

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