Der Tag der deutschen Einheit: Ich kenne ab heute die Geschichte des Kapitalismus.

Nachdenkliche Verwandte: Bei Licht betrachtet, hatte der 3. Oktober auch seine Schattenseiten. (foto: zoom)

Schlimm: das Freibad des AquaOlsberg hat ab heute bis zum Mai 2018 geschlossen. Ich schwöre, dass auf meinem letzten Gang zum Beckenrand selbst der Himmel weinte. Es beginnt die dunkle und trostlose Zeit im Hochsauerland.

Nach 64 Bahnen hab ich mich unterzuckert ins Café Deimel gerettet, ein Bauernfrühstück weggegabelt und die „Geschichte des Kapitalismus“ von Jürgen Kocka beendet.

Ich weiß nach der Lektüre, dass er wahrscheinlich weiter geht, dieser Kapitalismus, der alte Schlawiner.

Es sei denn Peter Licht behielte Recht.

Die Grünen, so habe ich in den letzten Tagen gelernt, haben „die Heimat“ entdeckt und auch die SPD will eine „moderne Heimatpartei“ sein.

„AfD wirkt“, sage ich und warte auf die nächsten Begriffe, die die Rechtspopulisten der bürgerlichen Mitte in den Rachen stopfen.

Erfrischend klar war heute Morgen das Tagesgespräch „Wie gespalten ist unser Land?“ im WDR 5 mit Sergej Lochthofen, dem ehemaligen Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen. Lochthofen ist ein kluger Kopf, dessen Meinung und Argumenten man zuhören sollte.

Was habe ich heute noch gelernt?

Vielleicht das: man kann in einem Café mühelos ein halbes Buch beliebiger Dicke durchlesen, vorausgesetzt man vergisst alle digitalen Medien zu Hause.

Wie hätte ich sonst als Kind die meisten Karl May Bände lesen können? Muße beginnt stets/oft mit öder Langeweile.

Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah

Ich wünsche euch einen schönen Rest-Sonntag.

9 Gedanken zu „Der Tag der deutschen Einheit: Ich kenne ab heute die Geschichte des Kapitalismus.“

  1. „Lochthofen ist ein kluger Kopf, dessen Meinung und Argumenten man zuhören sollte. “

    WDR5-Tagesgespräch nicht gehört. Später am Nachmittag des 03.10.17 Interview mit S. Lochthofen bei DLF/@mediasres gelauscht.

    http://www.deutschlandfunk.de/journalismus-in-ost-und-west-es-wird-zu-viel-die-hacken.2907.de.html?dram:article_id=397333

    Herr Lochthofen – einem Herrn Di Lorenzo kann er allemal das Wasser reichen – müsste eigentlich im engen Zirkel der sog. Leitmedien an prominenter Stelle verantwortlich sein.

    Der „Rausschmiss“ von Lochthofen (ehemals Chefredakteur Thüringer Allgemeine) u. Nikolaus Brender (ehemals ZDF Chefredakteur) ist ein „Sündenfall“, der bis heute nicht als solcher (an)erkannt wurde.

    Treppenwitz:
    Nicht wenige der in 2009/2010 in leitenden Verlags-/Sender-Jobs beschäftigten „Entscheider“ verweisen in ihren Biografien gerne auf ihre „APO“-Zeit.
    (Sie gingen in ihrer Jugend für Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Gedankenfreiheit und ähnliches Gedöns „auf die Straße“ …)

  2. Das ist witzig. Ich kenne Herrn Lochthofen persönlich. Eine Institution. Und das sogar ohne Geld… Sie wollen Antworten. Sie bekommen Antworten:
    Der Osten sagt: „Integrieren sie erst einmal uns.“ Richtig. 17 Millionen Menschen /Niedriglohnsektor 20 % weniger als im Westen. Und dann Mieten hoch, Wasser und Strom hoch – warum, wieso… Keine Antworten , nur Profit.
    Und jetzt Jameika – eine klassische Westregierung.

    7 20%

    1. „Das ist witzig. Ich kenne Herrn Lochthofen persönlich. Eine Institution.“

      Das hört sich nach einer kleinen Geschichte an, oder?

      Wenn ich mich richtig erinnere, ist Sergej Lochthofen von der WAZ-Mediengruppe, jetzt Funke Mediengruppe, Ende 2009 als Chefredakteur „abgelöst“ worden.

      Medienmoral Thüringen schrieb Ende Dezember 2009 über den „Fall Lochthofen“:

      http://www.medienmoral-thueringen.de/?p=100

  3. Der Kapitalis ist ja in seinen letzten Zügen…doch wird der Prozess nach viele Jahre so gehen, dass man ihn künstlich am Leben hält.

    1. @ manfred heller

      wieso sollte der „Kapitalis(mus) ist in seinen letzten Zügen“ sein?

      gibt es dafür irgendwelche Anhaltspunkte? Welche?

      Zusatzfrage:

      was kommt denn nach dem Kapitalismus?

      (kennen Sie irgendeinen Gesellschaftsentwurf, der den Kapitalismus ersetzen könnte?)

    1. @ gp

      ein – richtiges – Beispiel von unendlich vielen, wie der Kapitalismus alles in sich aufnimmt, ein Preisschild draufklebt, und Geld daraus macht:

      Der Kapitalismus ist ein System, das von allem den Preis, und von nichts den Wert kennt.

      frei nach Oscar Wilde:

      „Ein Zyniker ist ein Mensch, der von allem den Preis und von nichts den Wert kennt.“

      „[A cynic is] a man who knows the price of everything and the value of nothing.“

      Lady Windermere’s Fan“, Act III, 1892, Oscar Wilde

  4. Der „moderne“ Kapitalist – oder:

    ein weiterer Grund, warum man sich das mit „facebook“ noch mal überlegen sollte …

    „Thiel bezweifelt, dass Freiheit und Demokratie „kompatibel“ seien, auch im Hinblick darauf, dass zur Wählerschaft Empfänger von Sozialleistungen sowie Frauen gehörten – zwei „Kundenkreise“, die es Libertären, zu denen er sich zähle, bekanntermaßen schwer machten.“

    „Thiel ist Mitglied im Steering Committee der «Bilderberg-Konferenz».“

    „Bei der Republican National Convention 2016 war Thiel Delegierter für Donald Trump, für dessen Wahlkampf er 1,25 Millionen US-Dollar gespendet haben soll. Nach Trumps Wahl zum Präsidenten der USA wurde bekannt, dass Thiel zu dessen Mitarbeitern für die Regierungsübernahme zählt.“

    https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Thiel

    Aber Thiel ist doch SO ERFOLGREICH … da schreibt die ARD besser ein wohlwollendes Portrait …:

    „Nach PayPal und Facebook reif für die Insel

    Peter Thiel: Silicon Valleys Provokateur

    „Versau es nicht!“ Mit diesen legendären Worten stieg Peter Thiel 2004 als erster Investor bei Facebook ein. „Mission accomplished“, könnte Mark Zuckerberg heute antworten. Aber auch Thiel ist ein Mann auf einer Mission, die längst noch nicht erledigt ist. Heute wird er 50 Jahre alt …

    … Aber frei von Widersprüchen ist Thiel wahrscheinlich ebenso wenig wie irgendjemand sonst. Außerdem ist er als Libertärer ein Anhänger eines extremen Individualismus und Gegner der aus seiner Sicht verkrusteten Staatssysteme, die dem Einzelnen ihre Spielregeln aufdrängen. So lässt sich auch sein Interesse am sogenannten Seasteading verstehen. Das sind schwimmende Hightech-Inseln, die gleichsam exterritorial als ein Art Labor für neue gesellschaftliche Systeme funktionieren sollen …

    … Recht kontrovers wurde sein jüngst erschienenes Buch „Zero to One“ aufgenommen, das aus einem Seminar in Stanford entstanden ist. Darin lobt er die Kreativität und den Mut echter unternehmerischer Querdenker und wendet sich gegen die herrschende Vorstellung, es sei der Wettbewerb, der die Welt und den Kapitalismus antreibe. Junge Gründer sollten wie Google oder Facebook Monopole anstreben, indem sie etwas wirklich Neues schaffen. Denn zerstört nicht der permanente Wettbewerb die schönsten Unternehmensgewinne? Alte Monopolisten sollten lieber dereinst durch bessere abgelöst werden …“

    http://boerse.ard.de/boersenwissen/boersengeschichte-n/peter-thiel-silicon-valleys-provokateur100.html

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