Der grüne Kretschmann und der Adel: Tiefer können die Grünen nicht mehr sinken.

Geschichte vergeht nicht. Es gibt Texte, die man/frau mehr als einmal lesen sollte. (foto: zoom)

Der Adel hat die Bauernkriege gewonnen, blutig. Ich empfehle dazu Friedrich Engels. Der Adel hat den Dörfern das gemeinschaftliche Land geraubt, die Allmende. Er hat sich die Wälder, die einmal allen gehörten, mit Gewalt angeeignet.

(von Jutta Ditfurth (c) 2017)

Er hat mit Folter und Mord den Bauern und Bäuerinnen alle Rechte und Lebensperspektive genommen. Nur durch Gewalt hat der Adel, auch in Kriegen und anderen Raubzügen, die Besitztümer an sich gerafft, die er, vor allem auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik, oft heute noch hat. Gelegentlich kamen auch Pogrome hinzu, oftmals als eiskalt kalkuliertes Projekt der Entschuldung oder als Ventil bei sozialer Unruhe. Auch im satten, wohlhabenden Baden-Württemberg lief das nicht anders.

Der kritische, aufgeklärte Citoyen braucht den Adel nicht. Aber Aufsteiger*innen und selbstwertbeschädigte Kleinbürger*innen suhlen sich gern im Glanz von … ja, was eigentlich?

Ich hielt es zuerst für eine Meldung des Postillon, für Satire. Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann, dem auch zu seinen radikalsten Zeiten beim KBW (Kommunistischen Bund Westdeutschland) mental weder die Flucht aus dem deutschen Schützenverein noch aus der katholischen Kirche gelang, lädt 80 großgrundbesitzende Adlige zum Empfang.

Um nichts falsch zu machen ließ er sich dabei von der Adelsvereinigung (!) und dem Hauptstaatsarchiv beraten. Zur Beschaffung und Lektüre der heute noch antidemokratischen und republikfeindlichen Satzungen und Statuten der Adelsvereinigung sowie der einzelnen Adelshäuser hat der Einfluss des grünen Ministerpräsidenten vermutlich nicht gereicht.

Worum geht’s (offiziell)? Der grüne Kretschmann will den baden-württembergischen Adel für Erhalt und Pflege von Schlössern und Wäldern loben. Womit wir wieder bei den Bauern wären, der nieder- und ausgepressten Landbevölkerung im eigenen Land und in den Landstrichen Europas, in denen auf Befehl des deutschen Adels, geraubt, geplündert, massakriert und erschlagen wurde bis ins 20. Jahrhundert.

In Adelskreisen gibt es einen Witz: Welches Lebewesen ist dem Menschen am nächsten?

Antwort: Der Bürger.

Tiefer können die Grünen nicht mehr sinken.

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15 Gedanken zu „Der grüne Kretschmann und der Adel: Tiefer können die Grünen nicht mehr sinken.“

  1. Nein, das haben die Grünen nicht verdient.

    Ja, einige von ihnen schon. Und genau wegen denen haben viele langjährige Parteimitglieder die Flucht nach vorne, nämlich raus aus dem „Verein“, angetreten, wie erst kürzlich Robert Zion. Es macht eben keine große Freude, Jahr für Jahr mit jedem mühselig erarbeiteten Antrag bei den Parteitagen baden zu gehen, weil Spitzengrüne ihre Anträge geschickter eingestielt haben und manche Abnicker unter den Delegierten lieber den bequemeren „Ja-Weg“ mit der Führungsriege gehen.

    Die Verluste urgrüner und engagierter Leute hat die Partei entscheidend verändert. Das Problem ist offensichtlich. Es fehlt jetzt oft an der „klaren grünen Kante“.

    Mein Wunsch ist die „Ver Ströbele ung“ der Grünen!

    Absatz

    Was noch schlimmer ist als „nur“ Adel ist Hochadel gepaart mit hohen Kirchenämtern.

    So eine unselige Kombination löste vor ca. 300 Jahren eine große Migrationswelle aus. Der Erzbischof von Salzburg, Leopold Reichsfreiherr von Firmian, wütete fürchterlich seines mächtigen Amtes. In seinem Wahn, nicht katholische (Bauern-)Elemente entweder zum richtigen Glauben zu bekehren oder seine hochheiligen Landen von diesen Subjekten irgendwie anders zu säubern, löste er nicht nur eine große Auswanderungswelle nach Preußen, Holland und Amerika aus sondern bescherte seinem Erzbistum auch eine über ganz viele Jahrzehnte anhaltende Wirtschaftskrise. Dumm gelaufen …

    Adel und hohe politsche Ämter schützen leider vor Torheit nicht!

  2. @ zoom

    il mio vecchio modo di dire: „bisogna essere conte per essere comunista“

    meine alte Redensart: „man muss Graf sein, um Kommunist zu sein“

    über Luchino Visconti – Klassenkampf zum Beispiel in: „Die Erde bebt“

  3. @Adel verpflichtet

    [Jutta] Ditfurth stammt aus zwei Adelsgeschlechtern, Ditfurth und Raven: …

    Edzard Reuter, Sohn des Sozialdemokraten Ernst Reuter, war einige Zeit Daimler-Benz Chef.

    Irgendwie ungehörig, dass vorgenannte Personen ihren „Stand“ verlassen haben … ?!

    Nun zu den wichtigen Dingen:
    „75“ wird Gerhard Polt am 07.05.2017 …

    http://www.br.de/br-fernsehen/programmkalender/programmfahne-bfs102~_date-2017-05-06_-d4ab8b0db490d01a76bb54d306bad10b33d61c4a.html#

  4. @ gp

    Irgendwie ungehörig, dass vorgenannte Personen ihren „Stand“ verlassen haben … ?!

    so wie Luchino Visconti – „Conte Don Luchino Visconti di Modrone“ – den ich bewundere …

    irgendwas scheint da nicht ganz eindeutig zu sein, Absicht?

  5. @ gp

    was fange ich mit „Gerhard Polt“ an?

    irgendein Bezug zu „Adel“ / „Grüne“ / „Kretschmann“ / „Engels“ … ?

    1. Ich werde jedenfalls die Familiengeschichte „Der Baron, die Juden und die Nazis“ lesen.

      Hatte ich schon seit längerem vor, aber jetzt habe ich wieder einen Anlass.

  6. @ zoom

    ich schau mir lieber Filme von „Alfredo“ an …:

    „Nach dem Waffenstillstand des 8. September arbeitet Visconti mit der Resistenza zusammen, und nimmt den Kampf-Namen «Alfredo» an …“

    „Das Haus von Luchino wurde in kurzer Zeit die Operationszentrale und Zufluchtsort von zahllosen «Klandestinen» …“

    https://it.wikipedia.org/wiki/Luchino_Visconti

    1. Ein „lieber“ sehe ich nicht. Man kann beides machen oder beides lassen oder auch nur eines von beiden tun.

  7. @ Jutta Ditfurth

    den Adel braucht keiner, und eine Anbiederung an den Adel schon gar nicht.

    Aber der Adel ist die herrschende Klasse von gestern, abgesehen von jenen Adligen, denen es gelungen ist, ihre Privilegien in die bürgerliche Gesellschaft hinüberzuretten, nach dem Motto:

    „Se vogliamo che tutto rimanga come è, bisogna che tutto cambi“

    „Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muß sich alles ändern“

    Zitat aus „Der Leopard“, von Giuseppe Tomasi di Lampedusa, Adliger

    verfilmt von Luchino Visconti, Adliger

    Teilen Sie den Geschichtspessimismus des Zitats? Oder ist Wandel möglich?

    Und wenn ja, wie soll er aussehen? In einer Welt, in der alles verwertbar gemacht wird, aus „Punk“ ein Produkt gemacht wird, jede politische Alternative im kapitalistischen mainstream versinkt …

  8. @ Adel verpflichtet

    was fange ich mit „Gerhard Polt“ an?

    Keine Ahnung … – selbstreferenzielle Fragen zu beantworten ist nicht Aufgabe von zweiten, dritten, (…) x-ten Personen.

    Allerdings: Gerhard Polt ist durchaus hilfreich wenn es darum geht, mal ne Auszeit aus dem pseudointellektuellen Orbit zu nehmen. (Bodenhaftung ?)

    Abstand / Entschleunigung / Gelassenheit / satirische Hinterfragung muss man zulassen wollen …

    Und ja: Der/die/das Pseudo unter dem Pseudonym „Adel verpflichtet“ auftretende Person kennt den Film „Kind Hearts and Coronets“?

    Vermutlich nicht. Die großartige „schwarze Komödie“ mit Alec Guinness lief in Deutschland unter dem Titel „Adel verpflichtet“.

    Begriff SATIRE ist Pseudo „Adel verpflichtet“ bekannt ???

  9. @ gp

    „Keine Ahnung … – selbstreferenzielle Fragen zu beantworten ist nicht Aufgabe von zweiten, dritten, (…) x-ten Personen.“

    alles klar. Es wird keine Fragen mehr an Sie von mir geben. (ganz toller Kommentar, den Sie da geschrieben haben …)

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