Das Problem der SPD: zwei Lübecker Wahlplakate zur Bürgermeisterwahl am 5. November 2017

Eine/r wird gewinnen, aber das Plakat von Kathrin Weiher hat mich schon umgehauen. (foto: zoom)

Während meines ersten Urlaubstags an der Ostsee blieb ich erstaunt vor einem  Plakat der Bürgermeisterkandidatin Kathrin Weiher in einer Nebenstraße von Travemünde stehen.

Ich musste meine Augen reiben. Mehrmals. Die Kandidatin wird von einem Bündnis unterstützt, welches von CDU bis zur Linken, mitten drin die Grünen, die FDP und die Bürgerliste für Lübeck, reicht.

Lübeck war bislang eine sichere SPD-Hochburg. Der letzte SPD-BM hat drei Wahlperioden amtiert.  In Lübeck war noch nie eine Frau Bürgermeisterin.  Seit der Stadtgründung nicht. Keine Frau.

In meiner alten politischen Welt hätte ich mir ein „breites Bündnis“ von SPD(!), Grünen, BfL und Linken gegen einen übermächtigen CDU- Bürgermeister vorstellen können, aber ein Bündnis von CDU … Linke gegen die SPD?

Die SPD hat ein Problem, selbst wenn der Banker Jan Lindenau plakatmäßig über Kathrin Weiher thront; selbst wenn er am Ende die Wahlen gewinnen sollte.

Die SPD ist nicht mehr Teil der Bewegungen, die Bewegungen richten sich teilweise gegen die SPD.

Update: den letzten Satz habe ich gestrichen, weil ich den Begriff „Bewegung“ bzw. „Bewegungen“ für problematisch halte. „Bewegung“ ist einer der Schlüsselbegriffe der LTI, die Victor Klemperer so klug analysiert hat. Ich denke, dass der Artikel auch ohne diese Zeile auskommt.

5 Gedanken zu „Das Problem der SPD: zwei Lübecker Wahlplakate zur Bürgermeisterwahl am 5. November 2017“

  1. „Die SPD ist nicht mehr Teil der Bewegung, die Bewegung richtet sich teilweise gegen die SPD.“

    Fiktive Polit-Sprech-Stellungnahme aus dem Willy-Brandt-Haus:

    „Wir befinden uns gerade in einer rekursiven Phase. Diese Chance sollten wir alle gemeinsam nutzen. Auf geht’s …!“

    1. Gute Frage. Der letzte Satz ist sehr plakativ zugespitzt. Gemeint waren Initiativen, politische Bewegungen (Umwelt, Soziales, …). Ich werde „Bewegung“ in „Bewegungen“ ändern.

  2. „den letzten Satz habe ich gestrichen, weil ich den Begriff „Bewegung“ bzw. „Bewegungen“ für problematisch halte …“

    „Bewegung“ schafft doch Arbeitsplätze:

    die SPD hat immer dafür gesorgt, dass die Schaufelräder im Braunkohlebergbau in Bewegung blieben …

    Nichts als Undankbarkeit, wenn jetzt immer wieder zu hören ist: „Deutschland verfehlt sein Klimaziel“, und dann auch noch sowas:

    http://www.tagesschau.de/wirtschaft/klima-carbon-101.html

    „Klimawandel – Das CO2-Budget ist fast verbraucht“

    ja und?!? Hauptsache die SPD schafft weiter Arbeitsplätze, mit Bewegung!

    1. @Bewegung

      Trotz des „Jubels“ über die niedrige Arbeitslosenquote, steht auf der anderen Seite der Bilanz eine marode, unterfinanziert Infrastruktur:

      Straßen, Bahn, Schulen, … auch ein Resultat der vergangenen Regierungsjahre unter Beteiligung der SPD.

      Bettina Gaus hat heute in der taz und im Radiogespräch pointiert auf dieses „Staatsversagen“ hingewiesen.

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