Zwischen Dinslaken und Voerde: Nette Weihnachtsgrüße im und aus dem Wohnungswald. Danke :-)

Aus der Hüfte geknippst: beim Joggen im Wohnungswald. (foto: zoom)
Aus der Hüfte geknippst: beim Joggen im Wohnungswald. (foto: zoom)

Der Wohnungswald zwischen Dinslaken und Voerde am Niederrhein beherbergt auf einem Hektar Waldfläche zu jeder beliebigen Zeit im Jahr mehr Joggerinnen und Jogger als die Gesamtheit der Fichtenwälder Winterbergs, Olsbergs, und Hallenbergs im Hochsauerland im späten Mai.

Weihnachtsbäume im Wohnungswald.
Weihnachtsbäume im Wohnungswald.

Aus der Diaspora kommend machen mich diese gefühlten Massenaufläufe von sportsüchtigen Städtern stets nervös, wobei  dieses Unwohlsein nach kurzer Aufwärmphase einem heimeligen Gefühl weicht.

Ist doch schön, anonym in der Masse zu schwimmen. Na ja – zu joggen.

Die Wohnungswaldjogger sind auch gar nicht so kalt und abweisend, wie ich vermutet habe, jedenfalls nicht zur Weihnachtszeit.

Liebe Grüße der Läuferinnen und Läufer aus dem Wohnungswald.
Liebe Grüße der Läuferinnen und Läufer aus dem Wohnungswald.

Ich finde es toll, auf dem Weg zum Rhein laufend von Ursel, Heinz, Sabine und all den anderen gegrüßt zu werden. Ehrlich! Nächstes Jahr versuche ich, erneut vorbeizukommen –  vorbeizulaufen 😉

X-mas in the US: bigger, better and brighter. Wir holen auf…

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Weihnachtsbeleuchtung in Dallas in den 90er Jahren (foto: chris)

Plötzlich ist es wieder soweit: In den Gärten oder an den Balkonen hängen Lichterketten, in den Fenstern leuchten Sterne, Kerzen und Kombinationen aus Lampen und Kunststoff-Tannenzweig-Attrappen.

In manchen Vorgärten stehen Rehe, Weihnachtsmänner, Schlitten und übergroße Kerzen, und natürlich klettert an zahlreichen Fassaden wieder der Weihnachtsmann hinauf, selbst in Gegenden, in denen das Christkind die Geschenke bringt.

Vor rund zwanzig Jahren schmückte die Familie im Haus zunächst adventlich, dann weihnachtlich. Aber eben im Haus. Der Garten und der Balkon blieben von weihnachtlichem Treiben meist unbehelligt. Selbst in den Fenstern stand allenfalls – fast verschämt – eine kleine elektrische Kerzenreihe.

Vor rund zwanzig Jahren dekorierten die wohlhabenden Bewohner von Dallas ihre Häuser, Gärten und sogar Bäume. Meist ließen sie zahllose Lichter anbringen, die in den Wochen vor dem großen Fest abends den Stadtteil erleuchteten. Andere wohlhabende Bürger mieteten sich eine Stretch-Limo, eine langgezogene Limousine. Darin kurvten sie vorbei an der farbenfrohen, hellen Pracht. Wieder andere nutzten die Gelegenheit zu einem Spaziergang in der sonst so autophilen Region.

Nun, rund zwanzig Jahre später, ist auch der deutsche Garten nicht mehr sicher vor dem weihnachtlichen Treiben.  „Es ist doch nett, das Licht in dieser dunklen Jahreszeit“, so hört man landauf, landab, von West nach Ost. Und überall verkaufen Tchibo, Lidl, Aldi und wie sie alle heißen ihre Dekohirsche, -rehe, -zwerge und Lichterketten. Und überall leuchtet es in den Gärten, auf den Balkonen, an den Häusern und in den Fenstern.

Aber vor rund zwanzig Jahren in Dallas, da war alles noch bigger, better and brighter.

Originalfassungen (OmU) sind einfach besser!

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Filme auf DVD - aber bitte im Original (foto: chris)

Kürzlich sah ich mir im Kino die deutsche Version eines britischen Films an. Normalerweise tue ich das nicht. Normalerweise sehe ich mir die Originalfassungen (häufig mit Untertitel) an, die englischen, französischen, spanischen, russischen, chinesischen, koreanischen Filme. Die meisten dieser Sprachen verstehe ich nicht.

Wenn ich sage, dass ich Filme möglichst im Original sehe, gelte ich leicht als arrogant und überheblich. Dabei gibt es für mich einen simplen Grund für meine Vorliebe: Ich finde Originalfassungen einfach besser.

Wenn ich mir Filme ansehe, dann möchte ich zumindest für kurze Zeit in eine andere Welt versetzt werden. Ich möchte mich mit anderen Problemen, Sorgen, Freuden und Gedanken befassen als sonst. Wenn der Schauplatz des Films ein fremdes Land ist, dann möchte ich, dass im Film die Sprache des Landes gesprochen wird.

Kein Regisseur würde einen Münchner Bayern friesisches Platt sprechen lassen.

Es ist doch völlig bescheuert, wenn zwei Pariserinnen die Champs-Élysées entlangbummeln und dabei deutsch sprechen oder wenn in einem englischen Haushalt die Familienmitglieder sich untereinander auf deutsch unterhalten.

Deutsch klingt nicht wie Französisch, Englisch, Russisch, Chinesisch oder Koreanisch. Der Klang der Sprache erzeugt Bilder, Assoziationen, Bezüge. Wenn alle Welt deutsch spricht, dann wird jede Kultur deutsch.

Ich finde es toll, wenn beispielsweise die wunderbare Penélope Cruz englisch und spanisch spricht. Dann bin ich in Mexiko, Spanien oder den USA – ohne dieses Land kennen zu müssen. Wenn sie hingegen deutsch spricht, dann sitze ich in Deutschland und bleibe dort.

Mal angenommen, in einem Film würden die Bilder nicht stimmen – die Kleidung, die Einrichtung, die Frisur oder die Accessoires – dann wäre die Kritik zu Recht groß:  Das sei nicht authentisch, würde der Vorwurf  lauten. Aber bei der Sprache sind sich in Deutschland viele (nicht alle!) einig: Die falsche Sprache zum Film ist kein Problem. Dabei käme  kein Regisseur auf die Idee, einen Münchner Bayern friesisches Platt sprechen zu lassen.

Sprachenerwerb und Weltoffenheit durch Originalfassungen?

Abgesehen von meinem ganz egoistischen und eskapistischen Bedürfnis nach Authentizität könnte die Abschaffung der Synchronisation zu einem wahren Bildungsschub in Deutschland führen:

Jugendliche würden mit den englischen Versionen ihrer Lieblingsfilme aufwachsen. Von Teletubbies über Nemo und Hannah Montana, Harry Potter und Twilight. Und immer auf Englisch.

Die Deutschen würden ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern und vielleicht mehr Neugier auf andere Kultur und mehr Weltoffenheit entwickeln.

Ich werde mir jedenfalls nicht wieder synchronisierte Filme im Kino anschauen. Ich finde Originalfassungen einfach besser.

Zu empfehlen ist der sehr lesenswerten Artikel von Günter Rohrbach in der Süddeutschen Zeitung, in dem sich der Film- und Fernsehautor ausführlich mit dem Problem der Autentizität sowie den historischen Ursachen der in Deutschland üblichen Synchronisation von Filmen befasst.

Karl Kraus über die Frauen

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„Die Sprache, genial“, „Er kann so großartig formulieren“, „Einmalig“. Höchstes Lob wird gezollt, wenn der Name Karl Kraus fällt: Österreichischer Dichter, Aphoristiker, Kritiker, Satiriker,  sprachgewaltiger Literat.

Neugierig geworden schnappte ich mir das Buch „Aphorismen und Gedichte“ des Giganten.
Ich las los und fand dort vieles, was mir gefiel:

Etwa die gedanklich Freiheit:

Erotik ist Überwindung von Hindernissen. Das verlockendste und populärste Hindernis ist die Moral.

Oder die gnadenlose Kritik:

Der Parlamentarismus ist die Kasernierung der politischen Prostitution.

Oder wie Kraus mit wenigen Worten den Opportunisten entlarvt:

Seine Überzeugung ging ihm über alles, sogar über das Leben. Doch er war opfermutig, und als es dazu kam, gab er gern seine Überzeugung für sein Leben hin.

Da entstehen Bilder im Kopf, Geschichten leben auf, und der Leser fühlt sich gut, weil er selbst vermeintlich nicht zu diesen angepassten, opportunistischen Spießern gehört. Na, mit Chance ist er ein wenig weniger davon, wenn er Vergnügen an solchen Zeilen hat – aber auch nur vielleicht.

Beim Weiterlesen stieß ich dann auf folgende Aphorismen des großen Karl Kraus:

Frauenkunst: Je besser das Gedicht, desto schlechter das Gesicht.

Der Mann hat fünf Sinne, das Weib bloß einen.

Oder Sprüche wie:

Ein Weib ist manchmal ein ganz brauchbares Surrogat für die Selbstbefriedigung. Freilich gehört ein Übermaß von Phantasie dazu.

Wenn Kraus sich der Frauenbewegung seiner Zeit zuwendet, dann urteilt er wie folgt:

Die Frauen verlangen das aktive und das passive Wahlrecht. Daß sie das Recht haben sollen, jeden Mann zu wählen, und daß man ihnen keinen Vorwurf mehr mache, wenn sie sich von wem immer wählen lassen? Behüte der Himmel: Sie meinen es politisch! Aber auf so verzweifelte Gedanken sind sie von den Männern gebracht worden. Jetzt wird diesen nichts anderes übrigbleiben, als von der Regierung zu verlangen, daß ihnen endlich die Menstruation bewilligt werde. (1907)

Mein Erstaunen über diese Zeilen war riesengroß.  Eine Suchanfrage bei google lehrte mich, dass sich schon andere mit der frauenfeindlichen Einstellung des frühen Karl Kraus beschäftigt hatten. Für mich war diese neu.

Ich finde es amüsant, dass ein so hoch geschätzter Literat, der so beißend und herrlich ätzend über andere herfällt, selbst so etwas Blödes schreibt.

Mein Fazit: Ich lese weiterhin gerne Karl Kraus – aber manche seiner Texte sind einfach nur sprachlich genial verdichteter Unsinn.

Fußnote: Alle oben zitierten Aphorismen stammen aus: Karl Kraus, Aphorismen und Gedichte, Auswahl 1903-33, Berlin (DDR) 1984.

Heute drehe ich ab zu TeX: Vorlesungen von Jörn Loviscach I-III


Ich habe viele Anläufe gemacht, mit Tex zu arbeiten, bin dann aber immer wieder bei OpenOffice Writer hängen geblieben.

An den langen Herbst- und Winterabenden lasse ich mir von Jörn Loviscach in seiner Anfängervorlesung den Einstieg in das Satzprogramm von Donald E. Knuth erläutern.

TeX wollte ich immer schon mal bedienen können, weil die Textausgabe und die Möglichkeiten mathematische und naturwissenschaftliche Formeln zu setzen einfach sehr schön sind.

Wer noch nie von TeX, LaTeX, TeXnicCenter, Sumatra und so weiter gehört hat, sollte die Augen tunlichst von diesem Artikel lassen.

Die über 60 Minuten auf Youtube kann man sich dann auch sparen und alternativ ein Bier trinken, Fernsehen gucken oder Musik hören.

Formeln bespricht der Autor ab der Mitte von Teil II. Da wird gewurzelt und integriert, dass es eine wahre Freude ist. Dort wird auch der Vorteil von TeX gegenüber Word oder Writer klar.

Dieser Artikel ist für die eine(?) Leserin, den einen(?) Leser, der sich für das Zeug interessiert und eventuell Jörn Loviscach mit seiner Art der Vorlesung mag.

Mikiola fagi: Buchengallmücke

Am Rande eines Buchenwalds auf der Ennert (foto: zoom)
Am Rande eines Buchenwaldes Richtung Ennert (foto: zoom)

Siedlinghausen. Auf dem Bild ist eine Galle der Buchengallmücke zu sehen. Noch in diesem Monat wird sich die Galle entweder vom Blatt lösen oder mit dem Blatt zu Boden segeln und in der Blattstreu liegen bleiben.

Die Unterseite der Galle, die spätere Ausflugsöffnung des Imago hat sich zuvor durch einen weißen Deckel geschlossen.

In der Galle lebt eine Mückenlarve, die sich im Frühjahr 2012 verpuppen wird.  Nach einer Puppenruhe von 15 bis 20 Tagen, wird der Imago, also die Mücke schlüpfen.

Die geflügelten Insekten sind 4 bis 5 mm groß.  Sie sind braunschwarz. Der Hinterleib der Männchen ist gelbbraun, der Hinterleib der Weibchen ist rötlich.

Eine Besonderheit in der Genetik der Gallmücken besteht darin, dass die Männchen nur diejenigen Erbanlagen an ihre Nachkommen weitergeben, welche sie selbst von ihrer Mutter erhalten hatten.

Der Mückenflug wird folglich im April 2012 stattfinden.

Wir bleiben selbstverständlich wachsam 😉

Über einen Film gestolpert: Christian Spannagel, Professor für Mathematik und ihre Didaktik an der PH Heidelberg

Spannagel (de) from Friedrich – A. Ittner on Vimeo.

Ich bin gerade über diesen kleinen Film gestolpert, ein sympathisches Porträt des Christian Spannagel, Professor für Mathematik und Didaktik an der PH Heidelberg.

Spannagel spricht über sich selbst, seine Arbeit und ein wenig über die „Öffentliche Wissenschaft„. Auch wenn die Sätze munter dahinzuplätschern scheinen, bin ich an einigen Stellen sofort „hängengeblieben“. Seine Aussagen über Kompetenz vs Bildung und die scheinfortschrittliche Bildungspolitik unterschreibe ich sofort auf der Stelle.

Gleiches gilt für die Ermutigungen zum Schreiben, Veröffentlichen und Experimentieren.

Guckt selbst – ich denke es ist für jeden etwas dabei …

30. September 2011 auf dem Kahlen Asten

kahlerasten20110930Ich wollte heute nicht so recht folgen. Es hätte mir auch gereicht, aus dem Wohnzimmerfenster Richtung Brunskappel den Kahlenberg zu betrachten und dabei über das Leben zu sinnieren.

Bin dann aber doch mitgefahren und habe den Sonnenuntergang vom Kahlen Asten aus mit meiner kleinen Casio Exilim geknippst – es „fotografiert“ zu nennen, wäre allzu euphemistisch, „geknippst“ trifft es besser.

Der Kahle Asten, dieser zweithöchste Buckel Nordrhein-Westfalens, ist auch an spektakulären Abenden wie heute nicht gerade überlaufen.

Die Winterberger und ihre Touristen haben Besseres zu tun – was eigentlich? – als sich abends auf ihren Hausberg zu begeben.

Aus diesem unerklärten Grund trafen wir lediglich a) einen Fotografen, der seine digitale Spiegelreflex auf ein Stativ geschraubt hatte und die Sonne mit Fernauslöser unerbittlich in Pixel verwandelte b) einen alten Sportsfreund, der noch eine Runde mit dem Mountainbike über Altastenberg zurück ins Örtchen drehte.

Im Nachhinein muss ich gestehen: kein schlechter Platz, um die Sonne am 30. September des Jahres 2011 untergehen zu sehen.

Nächstes Mal komme ich wieder mit – versprochen.