In der Stadt „Spazieren gehen“ hieße im Sauerland „Wandern“

Auf der Brücke über den Goldbekkanal in Winterhude mit Blick auf das Goldbekhaus (foto: zoom)

Ich spaziere zur Zeit durch meine alte zweite Heimat und wundere mich, welch große Strecken ich dabei zurücklege, ohne dass es mir langweilig wird.

Im Sauerland würde ich mir Wanderschuhe anziehen und Outdoor-Kleidung überstreifen sowie einen Rucksack mit Überlebensmitteln packen. In der Stadt drifte ich von Ort zu Ort, ohne dass klar ist, wo Weg und wo Ziel sind. Spannend.

Wenn ich ans andere Ende der Stadt fahren muss oder will, kann ich mit der Tageskarte Bus, Bahn und Schiff benutzen und den ganzen Tag lang kreuz und quer durch die Stadt juckeln.

Für 6,40 Euro (soviel kostet die Tageskarte) dürfte ich zusätzlich drei Kinder zwischen 6 und 14 Jahren mitnehmen.

Für 6,40 komme ich im Sauerland noch nicht einmal von Siedlinghausen nach Winterberg und zurück.

Aber während ich hier in Hamburg durch die Straßen streife, fällt mir auf, wie sehr es selbst in den wohlhabenden Vierteln nach Auto-Abgasen stinkt. Die Stadt stinkt.

Ich weiß nicht, ob ich in eine stinkende Stadt zurück ziehen will, wenn es denn überhaupt möglich ist, denn die Mieten sind fast unbezahlbar geworden. Es sei denn, man zieht an den Rand, in die öden Vorortsiedlungen.

Dann kann ich auch gleich in Siedlinghausen wohnen bleiben, mir ab und zu die Wanderschuhe anziehen und den Überlebensrucksack packen.

Es ist nicht leicht.

Heute in Siedlinghausen: die Güterdampflok 50 3501

Die Güterzugdampflok 50 3501 in Siedlinghausen auf dem Weg nach Winterberg
Heute habe ich zufällig die Güterdampflok 50 3501 erwischt, wie sie durch das Tal der Namenlose in Siedlinghausen Richtung Winterberg fuhr, nein, dampfte.

Die Eisenbahnfreunde Treysa hatten die Fahrt organisiert. Um 4:13 waren die Dampflok-Enthusiasten heute morgen (laut Plan) in den Zug gestiegen, um sich für 69 Euro (Hin- und Rückfahrt) den verrußten Dampf der Lok um die Nase wehen zu lassen. Ziel ist der Bahnhof Winterberg im Hochsauerland, der laut Plan um 12 Uhr erreicht worden ist.

Die Rückfahrt ab Winterberg startet um 15:52 Uhr.

Im Zeitraum zwischen Dezember 2018 und Februar 2019 plant der Verein, die gleiche Fahrt nochmals anzubieten, Voranmeldungen sind über das Servicetelefon bereits jetzt möglich.

Pausenzeichen: Travemünde

Die Tage im November sind trüb. Ich erinnere mich gerne an den Blick auf die Passat Ende Oktober. (foto: zoom)

Viel Arbeit, trübes Novemberwetter, miese Stimmung. Ich rette mich mit mentalen Krücken durch die dunkle Tageszeit.

Ende Oktober habe ich auf dem Priwall gegenüber Travemünde gestanden und die Passat, Wolken, Wasser, klare Luft sowie den blauen Himmel genossen.

Jetzt helfen mir diese Erinnerungen und Kopfbilder durch das kalte Grau des Sauerlandes.

Es kommen wieder bessere Zeiten.

BürgermeisterInnen-Stichwahl in Lübeck: Jan Lindenau (SPD) kommt mit lila Auge davon.

Jan Lindenau (SPD) hat die Stichwahl zum Bürgermeister von Lübeck gewonnen. Bei der Wahl vor zwei Wochen war die parteilose Kathrin Weiher auf 35,8 Prozent der Stimmen, gekommen, Lindenau erreichte 28,5 Prozent.

Kathrin Weiher wurde von einem Bündnis aus CDU, FDP, Grünen, Freien Wählern und Linken unterstützt worden. Wir hatten hier und hier berichtet.

Entscheidend war wahrscheinlich die Wahl-Empfehlung von Detlev Stolzenberg gegebenenfalls ungültig zu wählen. Stolzenberg (parteilos, ehemals Piraten) hatte im ersten Wahlgang immerhin 20,4% der Stimmen erhalten. Über 1200 Stimmen waren heute ungültig.

Die Wahlbeteiligung lag heute bei 32,6%. Im ersten Wahlgang hatten noch 39,2% der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

Die SPD ist noch einmal mit einem lila (siehe den Balken von Kathrin Weiher) Auge davongekommen und twittert entsprechend euphorisch:

https://twitter.com/kahrs/status/932320247239102465

https://twitter.com/BoehningB/status/932313843107278848

Lübecker Bürgermeisterwahl: Kathrin Weiher (Bündnis) mit 5,7 Prozent vor Jan Lindenau (SPD). Stichwahl am 19. 11. 2017.

Der unterlegene SPD Bürgermeister-Kandidat muss seine Chance in der Stichwahl suchen. (screenshot)

Gestern hatte ich über das Problem der Lübecker SPD geschrieben. Heute Abend ist klar, dass die parteilose Kathrin Weiher am 19. November in der Stichwahl gegen den Sozialdemokraten Jan Lindenau antreten wird.

Im heutigen ersten Wahlgang hat sie eine Vorsprung von 5,7%.

Kathrin Weiher wurde, wie berichtet, von einem bemerkenswerten Bündnis von CDU bis hin zur Linken unterstützt.

Der drittplatzierte Kandidat Detlev Stolzenberg -unabhängig, vormals Piraten- hat immerhin noch 20,4 Prozent der Stimmen erhalten.

Da er als Drittplatzierter bei der Stichwahl zwischen Weiher und Lindenau nicht mehr antritt, könnte seine Wahlempfehlung den Ausschlag für die oder den zukünftigen Lübecker BürgermeisterIn geben.

Festlegen wollte sich Stolzenberg, so die Lübecker Nachrichten, heute Abend noch nicht.

Die Ergebnisse der Wahlen bis hinab in die einzelnen Wahlbezirke kann man hier nachschauen:

http://wahlen.luebeck.de/app/bw2017.html

Das Problem der SPD: zwei Lübecker Wahlplakate zur Bürgermeisterwahl am 5. November 2017

Eine/r wird gewinnen, aber das Plakat von Kathrin Weiher hat mich schon umgehauen. (foto: zoom)

Während meines ersten Urlaubstags an der Ostsee blieb ich erstaunt vor einem  Plakat der Bürgermeisterkandidatin Kathrin Weiher in einer Nebenstraße von Travemünde stehen.

Ich musste meine Augen reiben. Mehrmals. Die Kandidatin wird von einem Bündnis unterstützt, welches von CDU bis zur Linken, mitten drin die Grünen, die FDP und die Bürgerliste für Lübeck, reicht.

Lübeck war bislang eine sichere SPD-Hochburg. Der letzte SPD-BM hat drei Wahlperioden amtiert.  In Lübeck war noch nie eine Frau Bürgermeisterin.  Seit der Stadtgründung nicht. Keine Frau.

In meiner alten politischen Welt hätte ich mir ein „breites Bündnis“ von SPD(!), Grünen, BfL und Linken gegen einen übermächtigen CDU- Bürgermeister vorstellen können, aber ein Bündnis von CDU … Linke gegen die SPD?

Die SPD hat ein Problem, selbst wenn der Banker Jan Lindenau plakatmäßig über Kathrin Weiher thront; selbst wenn er am Ende die Wahlen gewinnen sollte.

Die SPD ist nicht mehr Teil der Bewegungen, die Bewegungen richten sich teilweise gegen die SPD.

Update: den letzten Satz habe ich gestrichen, weil ich den Begriff „Bewegung“ bzw. „Bewegungen“ für problematisch halte. „Bewegung“ ist einer der Schlüsselbegriffe der LTI, die Victor Klemperer so klug analysiert hat. Ich denke, dass der Artikel auch ohne diese Zeile auskommt.