Umleitung: Schirrmacher, Krebs, Afghanistan, Iran und Emma Ihrer

umleitungSchirrmacher: hat eine Art Skript für ein intellektuelles B-Movie vorgelegt … carta

Cancer ist a disease: the Oprah-zation of medicine … pharyngula

Emma Ihrer: Einzige Frau in der Generalkommission … hpd

Militärische Illusionen: Die problematischen Auslandseinsätze der Bundeswehr … shoa

Skispringen: gefährdete Überflieger … taz

Käßmann: Afghanistan-Kritik … westen

Iran: Blogging about the Revolution … liebernichts

Margot Käßmann: Predigt im Neujahrsgottesdienst in der Frauenkirche Dresden

Die „oberste Protestantin“ Bischöfin Margot Käßmann hat mit ihren deutlichen Zweifeln am Afghanistan Einsatz der Bundeswehr für ein großes mediales Rauschen gesorgt. Wer dieses Rauschen nachvollziehen möchte, googele einfach nach „Käßmann Afghanistan“. Ich führe an dieser Stelle einige wenige Verweise an, die es ermöglichen sollen, sich eine eigene Meinung zu bilden.

In der Welt vom 2. Januar schreibt Alan Posener:

Deutschlands oberste Protestantin, Margot Käßmann, hat ihrem Land zu Beginn des Jahrzehnts die Leviten gelesen. Doch Regierung und Opposition kritisieren die Abwendung der EKD-Vorsitzenden vom Afghanistan-Einsatz. Die Bischöfin vertritt die „Position der Linkspartei“, bemängelt ein SPD-Politiker … alles lesen

Zum Einstieg und zur Auseinandersetzung mit den Positionen von Frau Käßmann hier ein Ausschnitt aus ihrer Predigt im Neujahrsgottesdienst in der Frauenkirche Dresden:

… Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen. Manche finden das naiv. Ein Bundeswehroffizier schrieb mir, etwas zynisch, ich meinte wohl, ich könnte mit weiblichem Charme Taliban vom Frieden überzeugen. Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen. Vor gut zwanzig Jahren haben viele Menschen die Kerzen und Gebete auch hier in Dresden belächelt … die ganze Predigt

In der Berliner Zeitung vom 24. Dezember 2009 werden die Positionen der protestantischen Bischöfin so dargestellt:

„… Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat den Krieg in Afghanistan scharf verurteilt und den geordneten Abzug der Bundeswehr verlangt. Im Interview der Berliner Zeitung erinnerte sie zu Weihnachten an die Friedensbotschaft der christlichen Kirchen und forderte eine zivile Lösungsstrategie für Afghanistan. „Es gibt keinen gerechten Krieg“, sagte Käßmann …“ alles lesen

Trotz Verriss gucken: Soul Kitchen von Fatih Akin – Jim Morrison reloaded.

Noch einhundert Meter bis zum Abaton Kino in Hamburg (foto: zoom)
Noch einhundert Meter bis zum Abaton Kino in Hamburg (foto: zoom)

Über den neuen Film „Soul Kitchen“ von Fatih Akin haben inzwischen die benachbarten ruhrbarone berichtet. In der „Konkret“ ist ein Verriss erschienen und im Stern eine lesenswert, liebenswürdige Besprechung.

Ich habe Akins Komödie vor kurzem in einem ausverkauften Hamburger Kino gesehen und gebe meine Laien-Meinung kund:

Angucken!

Im Konkret Verriss von Ina Bösecke heisst es:

„“Soul Kitchen“ versteht sich übrigens als Liebeserklärung an Hamburg, Aikins Heimatstadt. Möglich, dass man hier etwas mit dem Film anzufangen weiß.“

Meine Antwort lautet: Es ist nicht nur möglich, sondern es ist tatsächlich so – in Hamburg.

Woanders hilft nur: Angucken. Wirklich.

Niemandem ist, so mir bekannt, bislang aufgefallen, dass der Hauptdarsteller von „Soul Kitchen“ aussieht wie Jim Morisson. Niemandem? Guckst du selbst. In deinem Kino.

Noch ein Blick auf 2009 und dann nix wie weg

Blick ins Tal um 16 Uhr. (foto: zoom)
Blick vom SGV-Parkplatz übers Tal um 16 Uhr. (foto: zoom)

Das war’s. Der letzte Lauf des Jahres 2009 bei 5° Celsius auf glatten Waldwegen. Schmutziges Weiß, dunkles Grün, ein grauer Himmel und Wolken, die bis ins Tal hängen.

Allen LeserInnen, den angenehmen und umgänglichen KommentatorInnen, sowie den befreundeten Blogs  wünschen wir einen Guten Rutsch.

Dauert ja nicht mehr lange 😉

Leseempfehlung: „Talmudischer Betrug“. Unter den Kritikern der Schweinegrippeimpfung tummeln sich allerlei antisemitische Verschwörungstheoretiker.

„Unter den Kritikern der Schweinegrippeimpfung tummeln sich allerlei antisemitische Verschwörungstheoretiker“, meint Elke Wittich in der Januar-Ausgabe der Monatszeitschrift „Konkret“.

Die Mail, die eine besorgte Hausärztin namens Juliane Sacher einigen Freunden schickte, las sich bedrohlich: In den Impfstoffen gegen die Schweinegrippe sei mit der Substanz Squalen der Wirkstoff enthalten, der bei US-Soldaten zum sogenannten Golfkriegssyndrom geführt habe. Da war es dann auch kein Wunder, daß die Adressaten dieser Nachricht so alarmiert waren, daß sie die Warnung ihrerseits weiterverbreiteten. Mittlerweile ist daraus eine regelrechte Kettenmail geworden, und die Squalen-Sache wird selbst in Fußballforen aufgeregt diskutiert.

Die sensationelle Enthüllung hat allerdings einen Haken: Der Impfstoff, der Golfkriegssoldaten routinemäßig injiziert wurde, enthielt die Substanz mit dem nach ganz besonders bösartiger Chemie klingenden Namen gar nicht. … alles lesen

Der Artikel passt inhaltlich zu dem gestern von mir verlinkten Beitrag von Ida Lind in der liberalen Jüdischen Zeitung von Dezember 2009.

Empfehlung: Beide Texte lesen.

Umleitung: Nostradamus für Blogger, Krankenstand, Brot statt Böller, Schweinegrippe und Bevölkerungswandel

2010: Kleiner Nostradamus für Blogger … carta

Romain Rolland: „… je mehr die Menschheit altert, um so weitreichender und mörderischer wird die Macht des Götzen.“… hpd

Krankenstand: Steigt er? Sinkt er? Bleibt er gleich? … pottblog

Brot statt Böller: ein nicht ganz ernst zu nehmender Hinweis der … ruhrbarone

Schweinegrippe: Neues von der „jüdischen Weltverschwörung“ … jüdischezeitung

Bevölkerungswandel: HSK verliert weiterhin überdurchnittlich viele Einwohner … sbl

Immigration und Film: 9500 Liberty … motherjones

Paderborn: Gesellschaft Katholischer Publizisten kritisiert Schließung von „Der Dom“

Herzlich Willkommen in Paderborn, Abschied für "Der Dom"
Herzlich Willkommen in Paderborn, Abschied für "Der Dom" (foto: zoom)

Wenn es um Arbeitsplätze geht, vergesse ich die Religion.

Ich zitiere statt dessen aus zenit.org, um so lieber als sich die Macher dieser Nachrichtenagentur der katholischen Soziallehre verpflichtet zu fühlen scheinen:

Die Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands e.V. (GKP) kritisiert in einer Stellungnahme die fatale Entwicklung in der katholischen Medienlandschaft, die durch die Schließung der Redaktion „Der Dom“ in Paderborn weiter gefördert wird.

Verlegerisch fragwürdig und menschlich tragisch ist die Entscheidung des Paderborner Verlages Bonifatius GmbH, die Redaktion der Bistumszeitung „Der Dom“ zu schließen. Drei Tage vor Heiligabend hat das Unternehmen des Erzbistums Paderborn seine acht Mitarbeiter um Chefredakteur Christian Schlichter über diese Entscheidung informiert. Künftig wird die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) redaktionelle Inhalte für die Zeitschrift liefern.

Die Glaubwürdigkeit beider Medien hängt ab von ihrer Unabhängigkeit. Eine Nachrichtenagentur ist zur Neutralität und Sachlichkeit verpflichtet und muss unabhängig über diözesane Entwicklungen berichten – eine Bistumszeitung muss einordnen, kommentieren, kritisch berichten und im Bistum verwurzelt sein. Was passiert im Interessenskonflikt? Zudem gerät die KNA dadurch in eine Konkurrenzsituation zu anderen Bistumszeitungen, deren Dienstleister sie ist …  alles lesen

the westen in bed with the bildzeitung

Ich mag schon gar nicht mehr über die Qualität der Produkte aus dem Hause WAZ schreiben. Die journalistischen Total-Ausfälle sind zu zahlreich und ich würde am liebsten nur abwinken und sagen: Ein Glück, dass ich kein Geld für ein Abo bezahle. Aber immer noch glimmt ein wenig Hoffnung, dass irgendwann in unserer Region eine lesenswerte Zeitung erscheint.

Bis es soweit ist, müssen wir anscheinend das Tal der Dämmerung durchschreiten. Ein ganz finsterer Artikel titelt heute reißerisch:

Experte fordert Ethiksteuer nach Kirchenaustritt

Ganz abgesehen davon, dass jeder Artikel, der mit „Experte“ fordert“ beginnt in 99 Prozent der Fälle in eine Satire(update: Satire bei den ruhrbaronen)umgeschrieben werden kann, sind zu diesem zusammengeschusterten Elaborat folgende Anmerkungen zu machen:

… sagte Blum der «Bild»-Zeitung (Onlineausgabe) am Dienstag. Er schlage deshalb …

Das Ding ist also zumindest teilweise aus der Bildzeitung abgeschrieben. Hier ist das Original. Auch die Schwester aus dem Hause Springer, nämlich die Welt, hat sich hier der Thematik angenommen. Oder sagen wir mal: Alles die selbe Chose.

Außer der Bildzeitung sind noch ein paar Agenturkürzel unter dem Text zu finden und damit ist die journalistische Eigenleistung des WAZ-Mediums ausreichend beschrieben.

Keine weiteren Kosten. Keine journalistischen Mühen.

Der Vorteil dieses Artikels liegt nicht nur in seiner Billigkeit, sondern in der „Dialektik des Schwachsinns“ verborgen.

Durch den Unfug, eine Steuer für diejenigen zu fordern, die keine Kirchensteuer bezahlen, herausgefordert, regen sich die Leserinnen und Leser auf und verfassen Kommentare ohne Ende. Es klickt im Kasten. Maximale Beachtung bei minimalem Aufwand. So kann man auch mit schlechten Sachen, gute Sachen für die Kasse machen.

Was die sich abzeichnende Symbiose mit Bild angeht, werden aufmerksame Leserinnen und Leser dieses Blogs gewiss nicht überrascht sein.

Am 27. Oktober 2008 bemerkte ich in Teil 2 eines Eintrags mit der Überschrift „No Time To Think! – WAZ: Dessous und Volksbibeln? Entlassungen!“

unter anderem:

Der neue WAZ-Geschäftsführer Christian Nienhaus spricht in der Süddeutschen über den neuen Sparkurs für die vier WAZ-Blätter rund ums Ruhrgebiet. Bei der Bild-Zeitung hat er gelernt,

“dass man mit starken Marken eine ordentliche Rendite erwirtschaften kann. Und ich habe gelernt, dass man eine aggressive Marketingstrategie und Markenpflege betreiben muss. Bei Bild haben wir Dessous, Volksbibeln und Handytarife vermarktet. Diese Zeitung ist in Wahrheit eine Marketingmaschine. Da muss man schauen, was davon übernommen werden kann. Erfolg kann man nicht genug haben.”

Tschüs heißt es für viele Mitarbeiter, die dann den Konzern leider Richtung Arbeitsagentur werden verlassen müssen. Die betriebsbedingten Kündigungen sind anscheinend beschlossene Sache.

Die WAZ ist zwar heute mehr denn je „in bed with bild“,  amputiert aber konsequent denjenigen Teil ihrer Kompetenz mit dem sie auf dem Zeitungsmarkt punkten könnte: Den Lokaljournalismus. Eine Meldung im WAZ-Protestblog von heute:

Die WR hat einen weiteren Redaktionsstandort aufgegeben. In Kreuztal, offiziell immer nur ein Redaktions-”Büro”, waren über Jahrzehnte drei Redakteure für vier Kommunen des nördlichen Siegerlandes zuständig, also für ein Gebiet mit über 90000 Einwohnern und wichtigen, weltweit bekannten Wirtschaftsbetrieben wie SMS, Hoesch, Bombardier oder der Krombacher Brauerei. Im Rahmen der Personaleinsparungen sind zwei verbliebene Redakteure nach Siegen abgezogen worden. Das “Büro”, das eigentlich eine Redaktion war und noch vor einiger Zeit eine eigene Ausgabe bearbeitete, ist zu. Die WR/WP-Geschäftsstelle dort wurde bereits vor Jahren geschlossen.
Ganz anders der Wettbewerber: Die “Siegener Zeitung” hält in Kreuztal weiterhin eine kleine Redaktion und eine Geschäftsstelle vor..