Heute hatte ich einen großartigen Plan, der dann leider eine kleine Macke hatte. Eigentlich nicht der Plan, sondern die Realität.
Hamburger Bekannte am Bahnhof in Dortmund abholen. Vorher in Ruhe eine Kamera bei Foto Knittel kaufen und dann noch meine Bücherausleihliste in der Stadt- und Landesbibliothek abarbeiten.
Ich hatte vergessen, dass es am Vormittag nicht so leicht ist, von der B1 zum Innenstadtring zu gelangen. Das Straßenstück vor dem Ring ist mit Ampeln gespickt, an denen bei dichtem Verkehr nur wenige Autos über die Grün-Phase kommen.
Mit Müh‘ und Not erreichte ich die Tiefgarage am Bahnhof. Für Foto-Knittel musste Zeit sein. Kamerakauf unter Druck ist nicht gut. Überhaupt ist Kaufen unter Druck nicht zu empfehlen.
Check! Ich habe endlich wieder eine Spiegelreflex-Kamera, nachdem mir unter ominösen Umständen vor Jahren mein Nikon D70 abhanden gekommen war.
Diese Geschichte erzähle ich allerdings erst, wenn alle Beteiligten tot sind, außer mir.
Foto Knittel war der richtige Ort. Werde ich wieder hin, wenn ich mir weiteres Equipment kaufe und Beratung benötige – oder einen kleinen Schwatz.
Vor dem Eintreffen des IC aus Hamburg blieben mir dann leider nur noch wenige Minuten für die Bibliothek. Gucken, fragen, an das A-Regal mit H und zwei Bücher von Mohammed Hanif herausreißen.
Die sieben Informationstafeln an der Ruhraue lese ich ganz gern. Sie sind so kompliziert geschrieben, dass ich die Hälfte des Gelesenen nach dem Rundgang sofort wieder vergessen habe.
Wenn ich es nicht schaffe, die Tafeln in Ruhe zu lesen, fotografiere ich sie und lese zu Hause am PC weiter. Die Ruhraue und die großen Tafeln – mein klitzekleines nebenläufiges Hobby.
Irgendein Schussel hat vor Kurzem mit der Spraydose ziemlich sinnfreies Zeug aufgebracht. Oh, Mann – da regt sich der Spießer in mir.
Ein Tag mit x, das war wohl nix. Sofa. Apotheke. Sofa. Kopfschmerzen. Einkaufen, um zu überleben. Schlapp.
Max Frisch, Aus dem Berliner Journal. Nach höchstens zwei Seiten weggedämmert, eingeschlafen, aufgeschreckt. Schon seit drei Tagen kein Sport. Abends zum Käppelchen gefahren. Ein paar Meter gehen. Zum Kreuz oberhalb Siedlinghausen Richtung Altenfeld. Auf dem Stein eine von Flechten überwachsene Inschrift, mit dem Finger nachgefahren und entziffert.
Senkrecht:
Im Kreuz ist Heil
Waagerecht:
So nehmt ihn und kreuzigt ihn
Ich finde keine Schuld in ihm.
Joh. 19/6
Missionskreuz errichtet 1911
Erneuert 1955
Krank im Sauerland – in der Stadt wär’s auch nicht besser.
Ein Wetter für den Ruhrtalradweg. Stattdessen habe ich am Samstag in einem Seminarraum des Haus Busch gesessen. Social-Media-Recht für lokale Blogger und Online-Journalisten war das Thema in Hagen.
Von 10 bis 16.30 Uhr vermittelte uns Diplom-Jurist Christian Zappe die Grundlagen und Fallstricke des rechtssicheren Bloggens und Publizierens.
Wer gut in seinem Blog kommunizieren will, muss wissen, wann, wie und wo er überhaupt kommunizieren darf. Wie vermeide ich rechtliche Fehler bei Lokal-Online-Medien? Wie arbeite ich rechtssicher mit Texten, Bildern, Musik, Video- und Fremdmaterial? Wie kläre ich Nutzungsrechte ab oder gehe mit Creative Commons um? Wie schütze ich meine eigenen Blogartikel, Texte, Bilder und Videos? Vermittelt werden auch die rechtlichen Fallstricke in den Social Media Networks. Ohne eine lange Reise in den Paragrafendschungel werden praxisnah und verständlich die Best-Practice-Kenntnisse im Social-Media-Recht, wie z.B. das Urheberrecht, Persönlichkeitsrecht, Markenrecht, Wettbewerbsrecht, rechtsichere Umgang im Video-Marketing, Rechte und Pflichten der Presse, insbesondere die Sorgfaltspflichten bei Recherche und Veröffentlichung, Urheberrecht von Texten und Bildern, Hinweise zu Impressum und Datenschutz, Verhalten bei Erhalt einer Abmahnung, vermittelt. Ein Handout unterstützt Sie anschließend beim rechtssicheren bloggen, sodass Sie in vielen Fällen ohne rechtlichen Beistand auskommen. Fallbeispiele aus der Praxis vermitteln den aktuellen rechtlichen Stand. Eigene Praxisbeispiele können Sie gerne mitbringen, die während des Seminars besprochen werden.
Für mich ist der Plan auf jeden Fall aufgegangen. Ich habe eine Menge gelernt und bin mit vielen Anregungen zurück ins Sauerland gefahren. Nebenbei fielen auch noch einige Erkenntnisse für meinen eigentlichen Beruf an.
Bloggen ist für mich ein mehr oder weniger zeitintensives Hobby.
Das Blog „zoom – das Sauerland und mehr …“ wird im August 8 Jahre alt. Das erste dürre Impressum bestand aus Namen und Adresse. Im Laufe der Jahre hat sich die Datenschutzerklärung immer weiter aufgebläht. Das Bloggen, auch wenn es nur eine Freizeitaktivität ist, stellt immer mehr formal-juristische Ansprüche.
Ich werde die fast sieben Stunden Alltags-Jura im Haus Busch an dieser Stelle nicht nacherzählen.
Ein kleines Nebenprodukt ist die neue Zeile, die jetzt beim Aufruf des Blogs am unteren Bildschirmrand auftaucht, der Hinweis auf Cookies. Muss, so Christian Zappe, laut EU-Recht, obwohl dieses in Deutschland noch nicht umgesetzt sei, sein.
Ein wesentlicher Gedanke, der mir bei bei meinen Besuchen im Haus Busch immer wieder in den Kopf kommt, ist die Frage, ob es überhaupt noch um das Bloggen im „traditionellen“ Sinn geht, bzw. so wie ich es verstehe.
Das oder auch der Blog […] oder auch Weblog […] (Wortkreuzung aus engl. Web und Log für Logbuch) ist ein auf einer Website geführtes und damit meist öffentlich einsehbares Tagebuch oder Journal, in dem mindestens eine Person, der Blogger, international auch Weblogger genannt, Aufzeichnungen führt, Sachverhalte protokolliert („postet“) oder Gedanken niederschreibt.
Häufig ist ein Blog eine chronologisch abwärts sortierte Liste von Einträgen, die in bestimmten Abständen umbrochen wird. Der Blogger ist Hauptverfasser des Inhalts, und häufig sind die Beiträge aus der Ich-Perspektive geschrieben. Das Blog bildet ein Medium zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens und von Meinungen zu spezifischen Themen, je nach Professionalität bis in die Nähe einer Internet-Zeitung mit besonderem Gewicht auf Kommentaren. Oft sind auch Kommentare oder Diskussionen der Leser über einen Artikel möglich. Damit kann das Medium sowohl dem Ablegen von Notizen in einem Zettelkasten, dem Zugänglichmachen von Informationen, Gedanken und Erfahrungen, etwas untergeordnet auch der Kommunikation dienen, ähnlich einem Internetforum.
Leider sind BloggerInnen im Wortsinn und wie bei Wikipedia beschrieben bei den Veranstaltungen im Haus Busch unterrepräsentiert, und das ist noch fast ein Euphemismus.
In vielen Diskussionen und Gesprächen steht nicht der Inhalt und die Vernetzung im Vordergrund, sondern die Frage, wie man mit Hilfe einer Blog-Software, bspw. WordPress, eine Internet-Zeitung erstellen kann, die Einnahmen generiert.
Der große Graben besteht also nicht zwischen „guten und schlechten“ Inhalten, sondern zwischen Menschen, für die Gewinnerzielungsabsichten im Vordergrund stehen und jenen, die „alternative“ Inhalte publizieren wollen.
Kurz und gut: Vom inhaltlichen Input des Dozenten war ich begeistert, die Diskussionen mit den TeilnehmerInnen waren sehr anregend, BloggerInnen sind rar.
Zeit ist eine endliche Ressource, zumindest, wenn es ums Bloggen geht.
Bücher lesen, Freunde treffen, Filme gucken, sich über Zeitungsartikel ärgern, sich über Gespräche freuen, trauern … intensiv, aber die Zeit für’s Bloggen ist nicht vorhanden.
Ich klicke mich durch die Bilder und die Erinnerungen der vergangenen Woche. Was gäbe es alles zu schreiben!
Konjunktiv II. Leider.
Morgen beginnt die neue Woche. Die Zeitdiebe, diese grauen Herren, werden wieder aktiv sein. Vielleicht kann ich die ein oder andere Minute vor ihnen verstecken.
Wir werden sehen.
Aber die Bücher wollen gelesen werden, die Filme und Freunde warten.
Und dann muss der Mensch auch noch arbeiten. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
Die Reise nach Berlin war einfach nur gut. Wir haben alles richtig gemacht.
„Richtig machen“ heißt für mich, höchstens zwei „harte“ Programmpunkte zu planen, der „weiche“ Rest ergibt sich dann von selbst. Und so sah es ungefähr aus:
Chaos bei der @DB_Bahn. Jetzt können wir noch nicht mal nach Warburg einfahren. Zugführer weiß auch nicht, wie es weiter geht.
„In unserem Namen“ – Gorki Theater: „In unserem Namen werden von Flucht Betroffene inhaftiert, abgeschoben, kriminalisiert. In unserem Namen baut Europa die Zinnen seiner Festung aus. Sebastian Nüblings Inszenierung befragt anhand der Texte von Aischylos und Jelinek das demokratische Gefüge Berlins: Wer repräsentiert wen?“
Auf dem ZUMPad habe ich ein paar Anregungen für den Trip nach Berlin gesammelt. Mir fehlen noch Sport und Kino. Ich packe auf jeden Fall Badehose und Laufschuhe ein.
CHANGE OF PERSPECTIVES
Sieben Positionen zeitgenössischer Architekturfotografie
Eröffnung:
Donnerstag, 10. März 2016, 18:30 Uhr
Ausstellung:
11. März – 21. April 2016
Zur Eröffnung sprechen:
Dr. h.c. Kristin Feireiss, Aedes Berlin
Prof. Dr. Falk Jaeger, Architekturkritiker, Berlin
Beate Engelhorn, Kuratorin Aedes
Ort:
Aedes Architekturforum
Christinenstr. 18-19
10119 Berlin
Öffnungszeiten:
Di-Fr 11-18.30 Uhr
So-Mo 13-17 Uhr
Arbeiten, Radfahren, „Breaking Bad“ gucken – da bleibt keine Zeit zum Bloggen.
Dazu kommen noch die gesellschaftlichen Verpflichtungen, und schon darf ich erneut den Titel „Blogpause“ wählen.
Bis bald.
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