Auf der Niedersfelder Hochheide – Kriegswirren und die Windharfe

Die Windharfe - Spielzeug auf dem Clemensberg. (foto: zoom)
Die Windharfe – Spielzeug auf dem Clemensberg oberhalb von Hildfeld und Niedersfeld. (foto: zoom)

Ich habe mir erlaubt, eine kleine Auszeit vom Bloggen zu nehmen. Ich gehe schwimmen, wandern, fotografieren. Außerdem nimmt die Arbeit zur Zeit 90% meiner Wachzeit in Beschlag.

Bis auf ein paar wenige Artikel in der Briloner Ausgabe der Westfalenpost nerven mich die lokalen Medien. Die hechelnden viszeralen „Diskussionen“ auf Facebook – besser vergessen.

Die Hochheide zwischen Niederfeld und Willingen gefällt mir besser als der Kahle Asten. Das ist mir heute bei einem ausgiebigen Spaziergang bewusst geworden.

In’s Grübeln gekommen bin ich allerdings am Gipfelkreuz auf dem Clemensberg.

Das Gipfelkreuz mit Gipfelbuch: "Kriegswirren"? (foto: zoom)
Das Gipfelkreuz mit Gipfelbuch: „Kriegswirren“? (foto: zoom)

„Kriegswirren“ – ein Begriff, der mehr vernebelt als erklärt und meiner Meinung nach ziemlich propagandistisch ist.

Heute vor 77 Jahren hat Deutschland unter der wirren Parole „seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen“ seinen Eroberungs- und Vernichtungskrieg begonnen.

Die Geschichtswissenschaft hat den „wirren“ Propaganda-Nebel der Nazis schon lange hinweg gepustet.

Schade, dass auf einem der höchsten Berge des Hochsauerlandes immer noch von „Kriegswirren“ gesprochen wird.

Das waren keine „Wirren“, das war ein Plan.

Gute Nacht!

Umleitung: Vom Militär-Weißbuch 2016 zur Initiative „Mehr Demokratie“ …

Der Friedwald in Elkeringhausen. Letzte Ruhe unter den Buchen. (foto: zoom)
Der Friedwald in Elkeringhausen. Letzte Ruhe unter den Buchen. (foto: zoom)

Militär-Weißbuch 2016: Nur PR-Wortgeklingel? …telepolis

Putin und seine Opfer: Seine Regierung hat nicht, wie es ihre Pflicht wäre, Doping unterbunden, sondern gefördert und betrieben. Der Betrug flog auf … postvonhorn

Olympisches Dummschwätzen: Alice Schwarzer hat es gut. Die ehemalige Hassfigur Nummer eins aller Reaktionäre, Männerbündler und Vollidioten ist mittels BILD-Kuschelei, Auftritten im Trottelfernsehen und dauerndem Austeilen gegen alles, was sie für links hält, so weit in den deutschen Mainstream eingedrungen, dass … prinzessinnenreporter

Bildungspolitik: Vorstellung der Studie «Fünf Jahre nach dem Schulkonsens» … rosaluxemburgstiftung

Das Monster Globalisierung bändigen: Noch immer kommen uns ideologisch verbohrte Marktpropheten mit der Erklärung, dass Deregulierung und global integrierte Märkte mit so wenig Regeln wie möglich den Wohlstand aller heben und Prosperität sichern würden … misik

Der nackte Präsidentschaftsanwärter: Donald Trump als Kunstfigur … endoplast

Einladung zur Fachtagung: Eine Welt voller Verschwörungen? Verschwörungstheorien und -ideologien im Spiegel deutschsprachiger Forschung … scilogs

Kopp-Verlag in der Kritik: Wie ich einen „Sprachpapst“ zum Staatsfeind machte … uebermedien

Kritik an der „Impf-Esoterik“: Zehn Gründe, warum man seine Kinder impfen lassen sollte … psiram

Populärwissenschaft … köstlich: Um davon abzulenken, dass viel zu lange nichts mehr auf diesem Blog passiert ist hier ein kleines kulinarisches Intermezzo. In Vorbereitung auf das #histocamp haben wir am Freitag auf Twitter dazu aufgerufen alte Rezepte unter dem Hashtag #histokochen zu tweeten … GeschichteIst

Geschichtssblogs: Wer bloggt eigentlich wie viel? … schmalenstroer

Die Facebook-Agenda von Innenminister Thomas de Maizière: Mehr Überwachung und Zensurmechanismen … netzpolitik

Politkarriere, Teil 1, 2 und 3: Basis, Vernetzung, Rede – Coaching für den Aufstieg in schwerer Zeit … jurga

Jan Böhmermann ist zurück: Und? Hat er es etwa wieder getan? … revierpassagen

Fußball: Quo vadis, FC St. Pauli? … patrickgensing

Weltrekord in the making: die höchste Sandburg im Landschaftspark Duisburg Nord … wahlheimatruhr

Hagen: 2015 wurde kein Baugrund verkauft … doppelwacholder

Initiative “Mehr Demokratie”: Über CETA, TTIP, Sperrklausel und (mehr oder weniger) Demokratie – Auf Einladung der Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) nimmt der Sozialwissenschaftler und NRW-Geschäftsführer der Initiative “Mehr Demokratie”, Alexander Trennhäuser, Stellung zu den geplanten transatlantischen Freihandelsabkommen CETA und TTIP sowie zu der in NRW wieder eingeführten Sperrklausel bei Kommunalwahlen … sbl

Presseinformation: Künstler des HAGENRING stellen im Kump aus

Walter Schneider: Teamwork (bilder: kump)
Walter Schneider: Teamwork (bilder: kump)

Am Sonntag, dem 4. September wird um 16 Uhr im Infozentrum Kump in Hallenberg, Petrusstraße 2, die Ausstellung „HAGENRING Impulse“ eröffnet. 20 Künstlerinnen und Künstler der traditionellen Hagener Künstlervereinigung HAGENRING stellen erstmals ihre Arbeiten in Hallenberg aus. Über 60 Kunstwerke sind im Kump zu sehen.

Die Ausstellung ist ein Querschnitt der vielfältigen Ausdrucksformen in der Kunst: Von zarten Aquarellen, gerissenen Papierobjekten, farbenfrohen Ölbildern, brillanten Zeichnungen bis hin zu reizvollen Metall-Collagen und verfremdeten Fotografien. Ergänzt wird die Gruppenausstellung durch filigrane Objektinstallationen sowie durch eindrucksvolle Skulpturen aus Naturstein, Holz, Metall und pigmentierter Zellulose.

Präsentiert wird ein abwechslungsreiches Spektrum kreativen Schaffens der Künstlerinnen und Künstler aus Hagen, dem Sauerland und dem übrigen Nordrhein-Westfalen. Viele Künstler werden zur Eröffnung nach Hallenberg kommen.

Der Kontakt ist über Hallenbergs Bürgermeister Michael Kronauge mit dem in Hallenberg geborenen Vorsitzenden des Hagener Künstlerbundes, Karl-Josef Steden, zustande gekommen.

Bürgermeister Michael Kronauge wird die Künstler und Gäste begrüßen, bevor Karl-Josef Steden eine Einführung zur Ausstellung und zu der über 90 Jahre alten Künstlervereinigung geben wird. Der Jubiläumskatalog zum 90-jährigen Bestehen wird während der Ausstellung präsentiert.

Der HAGENRING zählt zu den ältesten Künstlerbünden in Nordrhein-Westfalen. Zu sehen ist die Ausstellung zu den üblichen Öffnungszeiten (siehe unten) bis zum 30. September 2016.

Zusatzinformationen:

Öffnungszeiten im Kump

  • Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag: 9:30 Uhr bis 12:30 Uhr und 14:30 Uhr bis 16:30 Uhr
  • Samstag: 9:30 Uhr bis 12:30 Uhr
  • Sonntag: 14:30 Uhr bis 16:30 Uhr
  • Mittwoch: geschlossen

Der Eintritt ist frei.

Folgende Künstlerinnen und Künstler werden ihre Arbeiten im Kump zeigen:

Verena Baltes: Spannung
Verena Baltes: Spannung

Verena Baltes, Hagen
Marlies Blauth, Meerbusch
Annelie Brusten, Wuppertal
Johannes Dröge, Sundern
Karl-Friedrich Fritzsche, Hagen
Hartmut F. K. Gloger, Hagen
Traute Kessler, Herdecke
Peter Klein, Gevelsberg
Karl-Georg Krafft, Hagen
Dr. Markus Linda, Hagen
Bernhard van der Minde, Hagen
Bernhard Paura, Hagen
Claudia Schmidt, Krefeld
Walter Schneider, Schmallenberg
Waltraud Schroll, Hagen
Gabriele Schulz, Schmallenberg
Katherine Tinteren-Klitzke, Bochum
Andreas Weische, Hagen
Uwe Will, Hagen
Barbara Wolff, Hagen

Kurze Hintergrundinformationen zum HAGENRING e.V.

Der HAGENRING wurde im Jahr 1924 in Hagen gegründet.

Kurzer Rückblick: Am 9. Juli 1902 eröffnete Karl Ernst Osthaus in Hagen das erste Museum für zeitgenössische Kunst, das Museum Folkwang. Nach dem frühen Tod des Kunstförderers (1921) verkauften die Osthaus-Erben die Sammlung Folkwang 1922 an die Stadt Essen.

Viele der von Osthaus nach Hagen geholten Künstler verließen nach und nach wieder die Stadt. Genau in diese Zeit gründete sich der Künstlerbund HAGENRING (1924). Ehrenmitglied war Christian Rohlfs, der seinerzeit in Hagen geblieben war. Der erste Katalog des jungen Künstlerbundes erschien 1925.

In der Zeit des zweiten Weltkriegs wurden viele HAGENRINGKünstler als entartet gebrandmarkt. Bereits 1946 wurde wieder eine Ausstellung in Karl Ernst OsthausMuseum in Hagen durchgeführt.

Es folgten bis heute zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Zu den damaligen Mitgliedern zählte unter anderem auch Emil Schumacher, dem inzwischen in Hagen ein eigenes Museum gewidmet wurde.

Der Künstlerbund ist noch heute sehr aktiv. Er hat eine eigene Galerie in Hagen, in der jährlich 10 Ausstellungen stattfinden.

Zurzeit gehören dem HAGENRING 34 Künstlerinnen und Künstler als Mitglieder an. Mitglied kann nach einer Bewerbungsausstellung nur werden, wer eine kunstbezogene Ausbildung absolviert hat.

Seit 1993 ist Karl-Josef Steden Vorsitzender des traditionellen Künstlerbundes. Im Jahr 2014 konnte der HAGENRING auf sein 90-jähriges Bestehen mit einer großen Jubiläumsausstellung im Hagener Osthaus-Museum zurückblicken.

Umleitung: Von Hassmails bis zur Müllentsorgung.

Zur Zeit lohnt es sich im Sauerland die Abendstimmung zu genießen. (foto: zoom)
Zur Zeit lohnt es sich, im Sauerland die Abendstimmung zu genießen. (foto: zoom)

„Sehr hässliche Hassmails“: Für ein Internet-Video seiner Sendung „Terra X“ hat sich Physiker Harald Lesch die Aussagen der AfD zum Klimawandel vorgenommen … sueddeutsche

Krieg gegen die Wissenschaft: Die Antiaufklärung formiert sich und bedroht auch die Demokratie, warnt der Wissenschaftsjournalist Shawn Otto in den USA … taz

Sprache: Rechte Slogans sickern in den Alltag … augsburgerallgemeine

Verschwörungsglauben: Eine türkische Verschwörungspyramide … scilogs

Schon wieder so eine Burkadiskussion: Man weiß ja nicht, wo die immer herkommen, aber die Burkadiskussionen scheinen sich ja schon abwechselnd gegenseitig die Klinke in die Hand zu geben … fisch+fleisch

Kleine Anfrage der Abgeordneten Sevim Dagdelen: Was ist bloß in der Regierung los?! … jurga

„Denmark has advice for American parents: Give children more freedom“ … washingtonpost

Kaum zu fassen: In einer Auseinandersetzung um einen ARD-Beitrag erweist sich die Bild-Zeitung als Stimme der Vernunft … altpapier

Investigativer Sofakissenjournalismus: Als letzte Bastion vor den Horden der Finsternis prüfen wir natürlich sämtliche neue Ansätze zur Rettung des Journalismus … prinzesssinnenreporter

Auf dem Olymp der Reichen und Mächtigen: Zur Sozialtopographie des Eißendorfer Pferdewegs und seiner Umgebung 1942 … harbuch

Skepsis und Erstarrung: Johan Simons deutet zum Triennale-Auftakt Glucks Oper „Alceste“ … revierpassagen

Müllentgelte werden auch vom HSK geheim gehalten: Neun Kreise und Kommunen verweigern Transparenz für die Abfallgebührenzahler … sbl

Neu: Plattdeutsche Gesamtausgabe des Sauerländers Franz Nolte (1877-1956)

Der Sauerländer Franz Nolte (1877-1956) aus Hagen bei Sundern konnte sich nur schwer mit der Vorstellung abfinden, dass die plattdeutsche Alltagssprache seiner Kindheit einmal ganz verstummen sollte. (foto: mundartarchiv)
Der Sauerländer Franz Nolte (1877-1956) aus Hagen bei Sundern konnte sich nur schwer mit der Vorstellung abfinden, dass die plattdeutsche Alltagssprache seiner Kindheit einmal ganz verstummen sollte. (foto: mundartarchiv)

Für Südwestfalen ist etwas Ungewöhnliches zu berichten, das Erscheinen einer neuen Gesamtausgabe zur Mundartliteratur.

(Presseinformation des Christine-Koch-Mundartarchiv
am DampfLandLeute-Museum Eslohe)

Der Sauerländer Franz Nolte (1877-1956) aus Hagen bei Sundern konnte sich nur schwer mit der Vorstellung abfinden, dass die plattdeutsche Alltagssprache seiner Kindheit einmal ganz verstummen sollte. Als pensionierter Schulrektor verbrachte er seine beiden letzten Lebensjahrzehnte in Letmathe (heute Stadtteil von Iserlohn).

Hier entstanden zahlreiche Mundartdichtungen, aber auch Beiträge über die Eigentümlichkeiten der sauerländischen Mundart und die Förderung des „Plattdeutschen Kulturgedächtnisses“.

Nolte war schon zu Lebzeiten als Autor und Vortragsredner in der ganzen Region bekannt. Drei abgeschlossene Werke blieben jedoch wegen der Zeitumstände ungedruckt und wurden 1955 beim Westfälischen Heimatbund archiviert. Diese Nachlass-Schriften, darunter einige Texte von beachtlichem Niveau, sind das Herzstück der jetzt vorliegenden „Gesammelten Werke“.

Maria Degenhart-Arndt (Iserlohn) stellt in der Einleitung zum Buch ihren Großvater Franz Nolte mit einem kurzen Lebensbild vor. Peter Bürger vom Christine-Koch-Mundartarchiv am Museum Eslohe bietet vorab einen Überblick zu allen Dichtungen und Aufsätzen.

In der niederdeutschen Literaturgeschichte Südwestfalens kann Franz Nolte nicht übergangen werden. Sein Werk eröffnet aber auch die Möglichkeit, Mentalitäten und Weltbilder früherer Generationen kennenzulernen. Ein Blick in den gesamten Inhalt ist über die daunlots-Ausgabe 82 auf www.sauerlandmundart.de möglich. Der Heimatbund Sundern hat die Erarbeitung der mehr als 300 Seiten umfassenden „Nolte-Werke“ durch eine Förderung in Höhe von 500,- Euro möglich gemacht.

Die neue Publikation kann überall im Buchhandel bezogen werden.

Franz Nolte (1877-1956):
Plattdeutsche Dichtungen und Beiträge über die Mundart des Sauerland.
Norderstedt: BoD 2016. ISBN 978-3-7412-4205-2
[Paperback; 324 Seiten; Preis: 13,90 Euro]
https://www.bod.de/buch/peter-buerger/plattdeutsche-dichtungen-und-beitraege-ueber-die-mundart-des-sauerlandes/9783741242052.html

Pausenzeichen: On the road again – 400 Meilen von Eureka nach Springfield

Selbst mit Cruise Control sind 400 Meilen kein Pappenstiel - auch nicht in den USA.
Selbst mit Cruise Control sind 400 Meilen kein Pappenstiel – auch nicht in den USA. (fotos: zoom)

Die heutige Strecke von Eureka Springs in Arkansas durch Missouri nach Springfield/Illinois hat uns ziemlich geschlaucht, zumal die Temperaturen wieder in die Nähe der 100 Grad Fahrenheit kletterten.

Aus dem Auto aussteigen? Nur, um das nächste klimatisierte Gebäude zu erreichen. McDonalds, Touristeninformation, Supermarkt – gerne, wenn es nur nicht dieses schwül-heiße drückende „Draußen“ ist.

Den Gateway Arch in Saint Louis durch die Windschutzscheibe fotografieren. Nicht anhalten, sonst schaffen wir es nicht bis Springfield.

En passant - der Gateway Arch in St. Louis.
En passant – der Gateway Arch in St. Louis.

Morgen, erneut in der vorhergesagten Hitze, lässt es sich wahrscheinlich in Museen, Cafés, Restaurants und Supermärkten aushalten.

Ziel sind die Lincoln Gedenkstätten und Museen.

Im Reiseführer[1] lese ich, dass „Springfield, die kleine Hauptstadt des Bundesstaates [Illinois]“ ziemlich „besessen von Abraham Lincoln“ sei. Lincoln wäre in Springfield von 1837 bis 1861 als Anwalt tätig gewesen.

Ich vermute, dass wir morgen in der „Lincoln Presidential Library & Museum“ aufschlagen.

Der Rest wird sich ergeben. Die Klimaanlage surrt. Ich gönne mir ein Samuel Adams Summer Ale.

Gute Nacht bzw. Guten Morgen!

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Lonely Planet, USA Osten, 2. Aufl. August 2014, S. 604

Umleitung: Tod einer Kunstfigur, eine aufgeblähte EM, AfD Hohmann, historisches Wissen Mangelware, Schützenfeste im Überfluss und mehr …

Auf der Liegewiese der Berghauser Badebucht am Hennesee sah es heute recht übersichtlich aus. (foto: zoom)
Auf der Liegewiese der Berghauser Badebucht am Hennesee sah es heute recht übersichtlich aus. (foto: zoom)

Der Tod des Götz Schimanski? Läuft! Ich hasse es, wenn ich mit Leuten rede und sie erzählen mit in mehr als einem Satz oder länger als eine Minute den Inhalt eines Filmes oder einer Sendung … endoplast

Monströs aufgeblähte EM: Ich habe keine Lust mehr auf Turnier-Fußball … revierpassagen

Was macht eigentlich Martin Hohmann? Der Ex-CDU MdB ist Mandatsträger und Parteimitglied der AfD … hpd

Phoenix: aus einem genialen Schriftzug nichts gemacht … harbuch

Historisches Wissen? Ein unverbindliches Angebot: Geschichte kann nicht ohne Gegenstände erzählt werden. Und eine Geschichtsdidaktik, für die Inhalte und damit Verbindlichkeiten zweitrangig werden, ist schlecht beraten … publicHistory

Umsonst-Hilfstruppen als billiger Ersatz: Engagement der Bürger wird zur Kaschierung einer falschen Politik missbraucht … doppelwacholder

Wer wird Träger der neuen Kita in Brilon? Wieder einmal zeigt sich auch bei diesem Thema in einigen Presseberichten, dass einige Akteure scheinbar sehr enge Kontkate zu einigen Journalisten haben … sbl

Schützenfeste: überall in den lokalen Medien … ->GOOGLE

Das liberale Bürgertum lässt schießen. Die Harburger Reichstags-Stichwahl am 17. August 1878 und ihr blutiges Ende

(1) August Grumbrecht 1811 – 1883: Nationalliberaler Frontmann der industriellen Interessen des Harburger Bürgertums


Verlust der politischen Macht – das ist die Kulisse, in der die herrschenden Eliten in Deutschland die Nerven verlieren und zur Gewalt greifen. Es folgen dann aufeinander parlamentarische und exekutive Rechtsentwicklung, Straßengewalt, Verfassungsbruch, Polizeiwillkür und juristische Verfolgung in unvorhergesehenem Ausmaß und atemberaubender Geschwindigkeit. So geschehen 1878 und 1932/33. Dass heute eine ähnliche Entwicklung möglich ist, wollen erst wenige erkennen.

(Der Gastbeitrag von Dr. Christian Gotthardt ist zuerst auf der Lokalgeschichts-Website „harbuch“ erschienen.)

Vorgeschichte

Ein nach demokratischen Grundsätzen gewähltes Parlament gab es in Deutschland erst seit der Bismarckschen Reichseinigung, als Norddeutscher Reichstag seit 1867 und als Deutscher Reichstag seit 1871. Wie demokratisch das damalige allgemeine, gleiche und direkte Männerwahlrecht und seine Handhabung wirklich waren, ist ein Thema für sich und soll hier nicht weiter beleuchtet werden.[1] Nur soviel: Bismarck konnte in seiner Zeit als Gesandter des preußischen Königs in Paris lernen, wie virtuos der französische Wahlkaiser Louis Bonaparte III. das allgemeine Wahlrecht nutzte, um sein Regime und die Macht der alten Eliten zu erhalten. Bismarck tat es ihm nach: Der deutsche Reichstag Baujahr 1871 wurde zum Instrument der deutschen Kaisermacht des preußischen Hofes. Vor allem diente er der politischen Verzwergung dessen notwendigen Bündnispartners, des wirtschaftlichen Riesens Bürgertum. Bismarcks Kalkül dabei: Wenn Volkes Stimme zählt, wird die traditionalistische und nationalistische Massenmobilisierung der Landbevölkerung durch Regierung und Adel dem bürgerlichen Liberalismus als der unsympathischen politischen Vertretung des egoistischen Unternehmertums stets den Rang ablaufen.

Die Arbeiterbewegung (deren universale historische Bedeutung der geniale Taktiker Bismarck eigenartigerweise nie begriffen hat) durchkreuzte dieses Kalkül. Nach der Vereinigung der lassalleanischen und marxistischen Gruppierungen auf dem Gothaer Parteitag 1875 erfuhr die dort aus der Taufe gehobene „Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands“ (SAPD) einen unaufhaltsamen Aufstieg. Die Versuche des mit Bismarck verbündeten nationalliberalen Besitzbürgertums, „kleine Leute“ als politisches Fußvolk an sich zu binden, mussten nun endgültig als gescheitert gelten: Die in den 1860er Jahren gegründeten Bildungs- und Konsumvereine, die „gelben“, also unternehmerfreundlichen Gewerkschaften, die nach dem Krieg 1870/71 herangezüchteten nationalistischen Kriegervereine hielten die wachsende Proletariermasse nicht mehr von der Partei und den Gewerkschaften der Sozialdemokratie fern.

 

Die Nationalliberalen verloren den Massenanhang, die Sozialdemokraten gewannen ihn. Wenn auch die Stimmen für die SAPD nur in einem beschränkten Umfang in Parlamentssitze mündeten – viele gingen bei der herrschenden Mehrheitswahl „verloren“, wenn Industriestädte geschickt mit ländlichen Regionen „verschnitten“ waren – so war doch der Trend deutlich und offenbar unumkehrbar.

Diese Entwicklung bedrohte Bismarck ebenso wie die Liberalen. Die Möglichkeit einer Addition der anwachsenden unabhängigen Volksstimme mit den traditionellen Bismarckgegnern (Partikularisten, Katholiken, Linksliberale) bei gleichzeitigem Abschmelzen der Nationalliberalen nagte an der Mehrheit des Regierungslagers. Für die mit Bismarck verbündeten Nationalliberalen ging es um das politische Überleben an sich. Zwar konnten sie im Schonraum des preußischen 3-Klassen-Wahlrechts ihre Vorherrschaft in den Städten und Landesparlamenten noch bewahren. Aber gegnerische Wahlbündnisse auf Wahlkreisebene könnten bei Reichstagswahlen schnell die gesamte Fraktion liquidieren.

 

 

Nun zu Harburg. Die Stadt war eine der Keimzellen der deutschen Arbeiterbewegung, mit dem Tischler Theodor York stellte sie einen ihrer damals bekanntesten und wirkungsmächtigsten Funktionäre. Die SAPD konnte im 17. Reichstagswahlkreis (Harburg Stadt und Land) ihren Stimmanteil auf lange Sicht ausweiten. Zwar waren Rückschläge dabei nicht zu vermeiden gewesen, die 1871er Wahl fand im Taumel des Sieges über Frankreich statt, und bei der 1874er Wahl wurden die Sozialisten durch Wahlfälschung vermutlich um rund 1000 Stimmen betrogen.[2]

 

(2) Theodor York 1830 – 1875: ADAV-Gründer 1863, SDAP-Gründer 1869, SAPD-Gründer 1875, Theoretiker und Praktiker der ersten deutschen Gewerkschaften

 

Der dennoch realisierte Vormarsch der Sozialisten hatte bis 1877 den Vorsprung des bürgerlichen Kandidaten, des nationalliberalen Harburger Oberbürgermeisters August Grumbrecht, deutlich geschmälert, wenn auch noch nicht bedroht. Dieser war ein erfahrener liberaler Parlamentarier und strategischer Interessenvertreter des Besitzbürgertums. Er war Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, der Hannoverschen Ständeversammlung 1850 – 1852 und 1864 – 1879, des Hannoverschen Provinziallandtags 1867 – 1882, des Preußischen Landtags 1867 – 1882 und des Norddeutschen/ Deutschen Reichstags 1967 – 1878.[3]

Grumbrecht sah sich nach der Reichstagswahl 1877 veranlasst, selbstbewusst und selbstzufrieden festzustellen: „Die Tage der Welfenpartei sind jedenfalls gezählt. Wir wünschten sehr, das wir dasselbe auch von der social-demokratischen behaupten könnten.“

Im Laufe des Jahres 1878 aber wendete sich das Blatt. Bismarck, seit längerem entschlossen, die Sozialdemokratie durch schärfste Repression schlichtweg auszulöschen, nutzte die beiden Attentate auf den deutschen Kaiser und preußischen König Friedrich Wilhelm I (durch Hödel im Mai und Nobiling im Juni). Er ließ kurzerhand den 1877 gewählten Reichstag auflösen und sorgte für die programmatische Durchsetzung eines „Sozialistengesetzes“ im vermuteten künftigen Regierungslager. Dem sprangen wieder die Nationalliberalen bei, zumal sie eine Schwächung ihrer Position infolge der Neuwahlen befürchteten; sie neigten nun auch zu einem Verbotsgesetz. Eindeutig dagegen erklärten sich die Kandidaten der oppositionellen hannoverschen Welfenpartei, die aufgrund ihrer Preußenfeindschaft und ihrer Anhänglichkeit an das (1866 durch Eroberungskrieg von Preußen entmachtete) hannoversche Königshaus gerade in den ländlichen Regionen des Harburger Wahlkreises viele Anhänger hatte. Tatsächlich lag der Welfenkandidat Graf Grote[4] im ersten Wahlgang am 30. Juli 1878 so dicht hinter Grumbrecht, dass dieser die absolute Mehrheit und damit das Mandat verfehlte. Als nun die SAPD ihre Anhänger dazu aufrief, in der Stichwahl am 17.8.1878 den Sozialistengesetz-Gegner der Welfenpartei zu wählen, wurde es für Grumbrecht richtig eng.

 

(3) Adolf von Grote 1830 – 1898

 

Der Wahltag

Unter dem verharmlosenden Titel „Die Ruhestörungen in Harburg“ berichtete die preußische Provinzial Correspondenz, ein Sprachrohr Bismarcks, vom Wahltag:

„Die am 17. d. Mts. in Harburg vollzogene Stichwahl zwischen dem Kandidaten der nationalliberalen Partei Ober-Bürgermeister Grumbrecht und dem Kandidaten der partikularistischen Partei Grafen Grote hat bedauerliche Ausschreitungen im Gefolge gehabt. Wie der »Reichs- und Staats-Anzeiger« meldet, sammelte sich am Abend des Wahltages, nachdem bekannt geworden war, daß der Kandidat der partikularistischen Partei, mit welcher sich hierbei die sozialdemokratischen Elemente vereinigt hatten, eine erhebliche Majorität erzielt habe, eine Volksmenge vor dem Lokal, in welchem das Blatt der partikularistischen Partei verlegt wird,[5] unter Hochrufen auf den Prinzen Ernst August, sowie auf den erwählten Abgeordneten und das Blatt der Partei.

Die anwachsende Menschenmenge zog dann nach dem Sande – einem freien Platze im Mittelpunkte der Stadt – wo vor der Wohnung des Gegenkandidaten [Grumbrecht, Sand 2], sowie vor dem auf demselben Platze belegenen Hause des Herausgebers der nationalliberalen »Harburger Anzeigen und Nachrichten« [Lühmann, Sand 25] tumultuarische Auftritte stattfanden. Die Fenster des letztgenannten Hauses wurden durch Steinwürfe zertrümmert und gegen die Polizeibeamten, welche Ruhe zu stiften suchten, Steine geschleudert. Die Versuche einer gütlichen Einwirkung auf die Menge von Seiten des Chefs der Polizeibehörde blieben ohne Erfolg.

(4) Der Sand um 1902. Das Rathaus mit der Wohnung des Oberbürgermeisters im 1. Stock stand links unten außerhalb des Bildes etwa auf der Höhe des Betrachters. Die Redaktion der Hamburger Anzeigen und Nachrichten befand sich schräg gegenüber, links oben halb verdeckt durch den ersten Baum rechts

 

Dieser requirirte daher das von der zum Manöver ausgerückten Garnison zurückgelassene nur 10 Mann starke Militärkommando und ließ die Feuerwehr alarmiren, welche gegen 11 Uhr Abends versammelt war und am oberen Theile des Sandes neben den Polizei- und Militärmannschaften Aufstellung nahm. Der Versuch, die Volksmenge durch die Wasserstrahlen einer Feuerspritze auseinander zu treiben, blieb ohne Wirkung. Nachdem die tumultuirende Menge wiederholt vergeblich zum Auseinandergehen aufgefordert worden war, rückten Feuerwehr, Polizeimannschaft und Militär mit blanker Waffe und gefälltem Gewehr gegen die Menge vor, welche zurückgedrängt wurde, bis aus einer vom Platze sich abzweigenden Querstraße, an deren Eingange neben einem Neubau ein großer Haufe von Mauersteinen lag, Militär und Feuerwehr mit Steinwürfen empfangen wurden. Auf diese Weise angegriffen, gab das Militär zunächst hoch, dann scharf Feuer. Es gelang darauf, den Platz vollständig zu säubern und die in angrenzenden Straßen gemachten Versuche zu neuen Ansammlungen zu verhindern. Noch vor Tagesanbruch war die Ruhe wieder hergestellt und ist seitdem nicht wieder gestört worden.

Um 8 Uhr früh rückte das in Harburg garnisonirende Bataillon, welches zur Herbstübung nach der Umgegend von Buxtehude ausmarschirt und dort in der Nacht alarmirt worden war, in die Stadt ein. Einige Mitglieder der Feuerwehr, einige Polizeibeamte und ein Gensdarm sind durch Steinwürfe kontusionirt. Von den Tumultuanten ist ein Arbeiter getödtet, zwei andere sind in Folge der erhaltenen Verletzungen am folgenden Tage gestorben, während 19 mehr oder weniger schwer Verwundete sich in ärztlicher Behandlung befinden. Es haben zahlreiche Verhaftungen stattgefunden und die strafgerichtliche Untersuchung ist im Gange.“[6]

 

Interessenkonflikte im Regierungslager

Die Harburger Nationalliberalen hatten sich mit dieser brutalen Reaktion auf eine mehr oder weniger harmlose Volksdemonstration selbst ein politisches Armutszeugnis ausgestellt. Ihre Möglichkeiten, das Ereignis im Nachhinein noch weiter zu dramatisieren und zu skandalisieren, waren angesichts der Faktenlage und der tragischen Menschenopfer sehr gering. Daher strebten sie danach, das Ganze möglichst schnell dem Vergessen zu überantworten.

Bismarck sah dies anders. Der „Harburger Aufruhr“, wozu der Vorgang in seiner Darstellung wurde, gab ihm die Gelegenheit, die staatspolitische Gefährlichkeit der hannoverschen Partikularisten (hinter denen England stehe) und der umstürzlerischen Sozialisten auf einen Schlag und am gleichen Beispiel zu belegen. Daher auch die reichsweite Erwähnung dieser lokalen Vorgänge in einer seiner Hauspostillen. Möglicherweise hatte das Thema für ihn auch eine militärische Dimension, da er es zur Desavouierung der zahlreichen in der sächsischen Landesarmee dienenden ehemals hannoverschen Offiziere nutzen konnte.[7]

 

Das politische Ergebnis

Der Welfe Graf Grote gewann die Wahl mit 51,5 %. Er behielt seinen Sitz nur für eine Legislaturperiode, als (lutherischer) Hospitant in der Fraktion des katholischen Zentrums – ob zum Nutzen der Sozialdemokratie, sei dahingestellt. Grumbrecht verlor seinen Sitz im Reichstag, und zwar endgültig – er starb 1883. Bismarck konnte im neugewählten Reichstag schon im Oktober 1878 das Sozialistengesetz mit 221 gegen 149 Stimmen durchbringen.[8]

Die Harburger SAPD wurde in der Folge als Parteiorganisation zerschlagen bzw. gezwungen, sich illegal neu zu formieren. Ihr Leiter blieb zunächst der um 1850 geborene Maschinenbauer, später Zigarrenarbeiter und Gastwirt David Steffens (Lange Straße Nr. 9), der in dieser Funktion seit Theodor Yorks Tod 1875 amtierte. 1880 war Steffens unter den Delegierten des konspirativen SAPD-Parteitags im schweizerischen Wyden. Unter steter Polizeiüberwachung stehend,[9] sah er sich bald zur Auswanderung gezwungen. Anfang Februar 1881 bestieg er mit Ehefrau Caroline und den beiden Kindern August und Anna die „Frisia“ in Richtung New York.[10] Das weitere Schicksal der Familie ist unbekannt.

Die Leitung der örtlichen Partei übernahm – vermutlich unmittelbar nach der Abreise Steffens – der Schuhmacher Heinrich Baerer. Er wurde auch Delegierter auf dem nächsten konspirativen Parteitag 1883 in Kopenhagen. Als bekannte Harburger Persönlichkeit wurde er bereits Anfang Januar 1885 aus der Stadt verbannt und lebte bis zum Fall des Sozialistengesetzes mit seiner Familie in Hannover.[11] Der Nachfolger Grumbrechts im Amt des Harburger Oberbürgermeisters, Wilhelm Schorcht, ein Anhänger der Welfenpartei,[12] unterstützte die Familie finanziell, bis der Vater eine wirtschaftliche Basis gefunden hatte.[13] Er soll Baerer bei der Abreise gesagt haben,: „Ich kann nichts dafür. Wenn ich etwas zu sagen hätte, wären Sie nicht ausgewiesen, da ich nur Gutes von Ihnen weiß.“ Gemeinsam mit Baerer war auch der Harburger Korbmachergeselle Friedrich Wilhelm Schellenberg verbannt worden.[14] Schellenberg wurde am 19.9.1856 in Bitterfeld geboren. Er zog mit Ehefrau und Kind von Wilstorf nach Buchau bei Magdeburg.[15]

 

(5) Heinrich Baerer 1842 – 1913: der Bebel Harburgs

 

Die Führung der Harburger Sozialisten ging im Anschluss an diese Ausweisungen an den Harburger Klempner und Gastwirt Friedrich Louis August Renz (geboren 1855) über, der die Ortsgruppe dann auf dem nächsten Parteitag 1888 in St. Gallen vertrat.[16]

In diesen Jahren war die Struktur der Partei grundlegend verändert und auf die Besonderheiten des Sozialistengesetzes ausgerichtet worden. Da dies die Parteiarbeit generell unter Strafe stellte, die Kandidatur sozialistischer Persönlichkeiten aber nicht automatisch untersagte, gab sich die Partei die Form unabhängiger, miteinander nicht verbundener Wahlkomitees. Eine Spitzelmeldung aus Harburg an die Politische Polizei in Hamburg berichtete 1885, an der Spitze des Harburger Komitees stehe nun der Former Friedrich Seitz, die Kassierung versehe der Korbmacher Johannes Hinze. Weitere Mitglieder des Führungskreises seien der Schneider Heinrich Dubber, der Arbeiter Johann Zobel, der Korbmacher Daustein sowie ein nicht näher benannter Peters. Die Anleitung erfolge von Hamburg aus durch den „Bezirksführer“ im Wahlkreis Hamburg Petersen.[17]

Diese Angaben des Spitzels sind nicht näher belegbar, aber zumindest nicht unglaubwürdig. Eine Anleitung der Harburger Wahlagitationen von Hamburg aus, also aus einem anderen Wahlkreis, erscheint insofern plausibel, weil Harburg die einzige sozialistische Hochburg im ländlichen 17. hannoverschen Wahlkreis war und nur Hamburg eine noch größere politische Autorität hatte. Von den genannten Personen sind mindestens Dubber und Hinze nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes im Jahr 1890 als führende Parteimitglieder in Erscheinung getreten.

 

Ein Nachspiel

Grumbrecht und seine Parteifreunde erwiesen sich auch lange nach ihrer politischen Niederlage als sehr schlechte Verlierer. Sie legten unter Verweis auf mehrere angeblich vorgefallene Wahlmanipulationen von Amtsträgern zu Gunsten Grotes einen Protest gegen das Wahlergebnis ein, der die Wahlprüfungskommission des Reichstags bis 1880 beschäftigte. Aus diesem Vorgang geht allerdings hervor, dass auch den Nationalliberalen selbst Manipulationen vorgeworfen wurden. So habe die gerichtliche Feststellung der Ereignisse am Wahlabend ergeben, dass die Unruhen keineswegs von den örtlichen Vertretern der Welfenpartei, sondern von Fabrik- und Eisenbahnarbeitern ausgelöst worden waren, die unter Aufsicht ihrer Vorgesetzten für Grumbrecht stimmen sollten.[18] Der Wahltag war ein Sonnabend und selbstverständlich nicht arbeitsfrei.

 

Anmerkungen

[1] Gotthardt, Christian: Demokratie nach Gutsherrenart, in: Praxis Geschichte 5/95, S. 17 – 22.

[2] Gotthardt, Christian: Pyrrhussiege und glänzende Niederlagen. Die Kämpfe zwischen Liberalen und Sozialisten in den ersten Reichstagswahlen 1867 bis 1878 in Harburg, in: Ellermeyer/ Richter/ Stegmann: Harburg. Von der Burg zur Industriestadt, Harburg 1988, S. 206 – 218.

[3] Vgl. http://zhsf.gesis.org/ParlamentarierPortal/biorabkr_db/biorabkr_db.php?id=854, 26.5.2016.

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_von_Grote, 18.6.2016.

[5] Der „Courier an der Unterelbe“ des Buchdruckers Heinrich Wendt in der Mühlenstraße 27, heute Schlossmühlendamm.

[6] Provinzial-Correspondenz v. 28. August 1878. Die Zahl der Toten erhöhte sich auf vier, als einer der verhafteten Arbeiter sich in der Zelle erhängte; Truels, Max: Geschriebene Harburgensien, Harburg 1986, S. 89.

[7] Maatz, Helmut: Bismarck und Hannover, Hildesheim 1970.

[8] http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt3_k4_bsb00018398_00000.html, 16.6.2016

[9] Staatsarchiv Hamburg (StAH) S 200 David Steffens.

[10] StAH 331-3 Nr. 5200.

[11] Groschek, Iris: „Dem Kämpfer für des Volkes Rechte.“ Heinrich Baerer und die Harburger SPD, Harburg 2013.

[12] Truels 1986, S. 89.

[13] Groschek 2013.

[14] Thümmler, Heinzpeter: Sozialistengesetz § 28, Berlin 1979, S. 66.

[15] Staatsarchiv Stade Rep. 74 Harsefeld Nr. 1789.

[16] Henze, Willibald: Die Delegierten der Parteikongresse der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands unter dem Sozialistengesetz, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 8/1980, S. 365 ff.

[17] StAH 331-3 Nr. 5149/ 294.

[18] http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt3_k4_bsb00018408_00568.html, 16.6.2016.

 

Bildnachweis

(1) Hof-Photograf Hermann Günther, Berlin; Helms-Museum

(2) Gedenkkarte, um 1875; Internationales Institut für Sozialgeschichte, Amsterdam

(3) Photographie von Leopold Haase & Comp., Berlin, um 1878; Privates Photoalbum Ludwig Freiherr von Aretin (1845-1882); Artikel Adolf Graf v. Grote, https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_von_Grote, 16.6.2016

(4) Zeitgenössische Ansichtskarte „Harburg Sand“, 1902; Helms- Museum

(5) Gedenkkarte, um 1900; 100 Jahre SPD Harburg

Umleitung: Exit(us)? Es gibt keinen Ausgang aus der Klassenfrage … plus Geheimbund AfD, Geschichte, Sprache und der Tod.

Deutschland im Juni 2016, gesehen in Heringhausen am Diemelsee (foto: zoom)
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Geschlechterrollen in deutschen Frauenzeitschriften: Die Masterarbeit von Charlotte Jahnz als PDF .. charlottejahnz

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Fracking: Der Deutsche Bundestag hat am gestrigen Freitag mit den Stimmen von Union und SPD ein Fracking-Gesetzespaket verabschiedet. Nach Ansicht der Umweltverbände versäumt das Regierungslager damit ein umfassendes gesetzliches Fracking-Verbot … doppelwacholder

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Zum Tod von Götz George: Was für ein Kerl mit welch einem Herzen! – Wiedersehen mit „Schimanskis“ erstem Fall … revierpassagen

DAS LEBEN ZUM GUTEN WENDEN: Biographie der sauerländischen Friedensarbeiterin Irmgard Rode (1911-1989) – jetzt als Taschenbuch

Die katholische Pazifistin IRMGARD RODE. (bild: Peter Bürger)
Die katholische Pazifistin IRMGARD RODE. (bild: peter bürger)

Die katholische Pazifistin Irmgard Rode (1911-1989) war nach dem 2. Weltkrieg Kommunalpolitikerin in der sauerländischen Kreisstadt Meschede und später wohl die bekannteste Frau am Ort. Ihre Leidenschaft: „Das Leben zum Guten wenden.“

(Eine Pressemitteilung des Buchautors Peter Bürger)

Seit dieser Woche liegt die biographische Dokumentation über Irmgard Rode auch als preiswertes Taschenbuch vor. Diese Veröffentlichung lenkt den Blick auf ihr Lebenszeugnis für die eine Menschenfamilie: Hilfe für Flüchtlinge; Aufnahme von sozialbenachteiligten Kindern in die eigene Familie; Initiativen der internationalen Versöhnungsarbeit und des Jugendaustausches unter dem Dach der „Freunde der Völkerbegegnung“ und in der pax christi-Bewegung; Einsatz gegen Rassismus und das Verschweigen der nationalsozialistischen Massenmorde in nächster Nähe; Gründung eines Internationalen Kinderhauses; Aufklärung über die menschenfeindliche Religion des Militär- und Kriegsglaubens; Widerstand gegen die atomare Aufrüstung der 1980er Jahre …

Die streitbare Friedensarbeiterin fand viel Zuspruch bei jungen Leuten. Sie arbeitete mit Menschen aus allen demokratischen Lagern zusammen, die sich um mehr Menschlichkeit bemühten.

Fortgesetzt wird mit der im Buchhandel erhältlichen Biographie eine Reihe, in der jüngst bereits der Band „Friedenslandschaft Sauerland“
erschienen ist.

DAS BUCH:
P. Bürger (Hrsg.): Irmgard Rode (1911-1989) – Dokumentation über eine Linkskatholikin und Pazifistin des Sauerlandes. Norderstedt: BoD 2016. (Paperback, 232 Seiten, € 9,90). ISBN 978-3-7386-5576-6

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Informationen zum ersten Band der Reihe („Friedenslandschaft Sauerland“) hier:
https://www.bod.de/buch/peter-buerger/friedenslandschaft-sauerland/9783739238487.html