Das Becken ist 20 Meter lang. Es hat damit zwar keine olympischen Maße, aber auf 1000 Meter komme ich immer noch ohne mich beim Zählen der Bahnen zu verheddern.
Guckt euch das Bild an. Gleich werde ich im Wasser sein: tolles Licht, Abendsonne und angenehme Wassertemperaturen. Ich kann mir aussuchen, ob ich diagonal, zickzack oder in Kurven schwimmen. Alles meins. Die anderen sitzen vor der Glotze und gucken ESC oder weiß der Geier 😉
Manchmal ist das Gute näher als man denkt. Erst heute habe ich den kleinen Markt auf dem Eschenplatz in Winterberg-Siedlinghausen bewusst wahrgenommen.
Ein Stand mit Obst und Gemüse und ein niederländischer Fischhändler. Passt. Die Siedlinghäuser jedenfalls scheinen das Angebot anzunehmen.
Seit Maria und Gerhard Heep nicht mehr aus dem Westerwald kommen, um mittwochs und donnerstags frisches Obst und Gemüse anzubieten, ist eine (Markt-) Lücke entstanden. Dem Dorf fehlt etwas.
Uns fehlten heute Möhren, Äpfel, Kohlrabi und Spargel. Haben wir bekommen 🙂
Wir kommen wieder, nächsten Samstag, zum Markt in Siedlinghausen.
Nicht jeder Altbau muss heute eine Ruine sein und mit der Abrissbirne traktiert werden.
Im englischen Warwick, dessen zweites W nicht gesprochen wird, steht das Lord Leycester (sprich: Lester) Hospital aus dem späten 14. Jahrhundert. Dieser Fachwerkbau fungierte jedoch nie als Krankenhaus. Verdiente Krieger der britischen Krone durften hier zusammen mit ihren Gattinnen den Lebensabend verbringen.
Heute ist der attraktive Bau für die Öffentlichkeit zugänglich. Interessenten können die Räume zudem für private Feiern und Hochzeiten anmieten.
J.R.R. Tolkien soll laut Wikipedia durch die Stadt Warwick zu seinem Roman ‚Herr der Ringe‘ inspiriert worden sein. Ob auch die Stadt Winterberg dereinst zu einem großen literarischen Werk wird anregen können, das bleibt abzuwarten.
Dienstags habe ich manchmal eine halbe Stunde Zeit für Winterberg. Als erstes schnell am Oversum vorbei. Heute habe ich entschieden, dort kein Bild zu machen.
In bloßen Worten: Das Schwimmbad war immer noch für die Öffentlichkeit geschlossen. Kein Kunde im Fitness-Studio. Zwei Hotelgäste im weißen Frottee-Mantel schlichen von der Sauna zum Bewegungsbecken.
Weiter den Waltenberg hinauf.
Am ehemaligen Hotel Claassen war der Abriss seit meinem letzten Besuch vor zwei Tagen ein Stück weiter gegangen (siehe Bild oben). Das wird schon.
Weiter zum Fichtenweg, am Rathaus vorbei, zum ehemaligen Hallen- und Freibad der Stadt Winterberg. Das Gelände lohnt einen Besuch. Zwar ist alles eingezäunt, aber mit einem ordentlichen Teleobjektiv ist auch bei grauem Wetter mit einer Knipps-Kamera einiges zu fotografieren.
Die Aufsicht war, soweit ich das aus der Ferne beurteilen konnte, nicht besetzt.
Ein großer Glasbaustein stand auf Kippe und so konnte ich einen Blick in die Umkleideräume werfen.
Man ist versucht zu denken: Wasser rein, Bademeister an den Rand stellen, umziehen und los schwimmen, aber – so eine laminierte Info an der Eingangstür -, das „städtische Hallen- und Freibad hier am Buchenweg hat seinen Betrieb am 22.4.2012 eingestellt!“
Die Ruine des Hotel Claassen ist zugegebenermaßen nicht so chick wie eine stillgelegte Zeche oder ein ausgemustertes Stahlwerk im Ruhrgebiet, aber für einen Ort der Größe Winterbergs doch einigermaßen imposant.
Nach einer kleinen „Radtour de Ruhr“ mit vielen ästhetischen Industrie-Ruinen, bin ich daher gestern Abend flugs zu unserer Vorzeige-Ruine, dem Hotel Claassen am Waltenberg, geeilt.
Es geht voran. Der rechte Teil des Klotzes ist schon verschwunden und man kann auch von außen in die Hotelzimmer des linken Gebäudes sehen.
Als ich in die leeren Höhlen starrte, hatte ich Assoziation zu einem Film mit Michel Piccoli. Wenn mich meine Erinnerung über die Jahrzehnte nicht täuscht, handelt es sich um „Themroc“, einen französischen Spielfilm aus dem Jahr 1973.
Fand ich damals ziemlich langweilig. Aber guckt selbst:
Es ist schon merkwürdig, wie sich die zweckgebundenen, funktionalen äußeren Formen der Energiewirtschaft in die ästhetisch-kulturelle Sphäre einschleichen.
Während die toten Formen der Industrialisierung im Inneren des Ruhrgebiets heute unter der Marke „Industriekultur“ tertiär-touristisch vermarktet werden, püffert das Kohlekraftwerk in Möllen am Niederrhein friedlich vor sich hin und wandelt chemische Energie aus fossilen Rohstoffen in elektrische Energie.
Unabhängig von seiner Funktion finde ich den Bau heute beeindruckend „schön“.
Industrie-Ruinen lösen hingegen bei mir zwiespältige Emotionen und Gedanken aus. Ich habe das gestern bei meinem Eintrag zu Dortmund-Hörde beschrieben.
Die Ruhrpott-Zechen sind Geschichte, die Kohle wird über Rotterdam den Rhein hinauf angeliefert.
Die Bergarbeiter sind als soziale Schicht schneller verschwunden als die Landarbeiter im Laufe der industriellen Revolution.
Die „Buden“, die das Ruhrgebiet prägten, verschwinden aus dem Nahraum in dem Maße in dem die Menschen einerseits aufhören zu Fuß zum Einkaufen zu gehen und andererseits die Geschäfte bis spät am Abend geöffnet haben.
Die „Emma-Bude“ gibt es nicht mehr, die „Augusta-Bude“ neben der Martha-Straße hat nach langem Krampf den Kampf aufgegeben. Die „grüne Bude“ hat viele Besitzerwechsel durchgemacht. Die „Fenster-Bude“ etwas weiter oben ist dicht.
Aus Trotz habe ich heute Abend in der „roten Bude“ eingekauft, obwohl Edeka, ein paar hundert Meter weiter, noch geöffnet hatte und mein Warenkorb dort preiswerter gewesen wäre.
„Trotz“ wird die Buden allerdings nicht retten -Konsumenten kaufen nicht aus Trotz-, sondern nur eine Marktnische, aber welche?
Ich wusste ja bis vor ein paar Jahren nicht, dass Männer an einem Tag wie heute mit dem Bollerwagen oder klimpernden Rucksäcken durch die Gegend ziehen.
Rechtzeitig zum sogenannten Vatertag hatte mir früher meine Mutter stets zuverlässig eine Flasche Rasierwasser gekauft, die ich dann am Morgen meinem Vater von Herzen schenkte.
Das war es aber dann auch mit dem Vatertag. Und das wird für mich so bleiben, denn an 365, manchmal 366 Tagen im Jahr bin ich Vater, und das reicht.
Ich nehme mir am Vatertag oft das Tourenrad, packe die Satteltaschen voll und fahre irgendwohin.
Gerne radele mit dem Rad durch das Ruhrgebiet, weil es dort sehr grün ist. Die Vegetation ist vielfältiger als im Hochsauerland und trotzdem gibt es an jeder Ecke einen Kiosk.
Die Industrie-Ruinen wie Phoenix-West in Dortmund Hörde reizen mich zwar, sind aber auf unwiederbringliche Weise Vergangenheit. Nicht mehr das, was ich kannte: Stahlwerke in Aktion, laut, fauchend und stinkend.
Meine Sentimentalität hält sich in Grenzen.
Ein weitere Vatertag neigt sich jetzt dem Ende zu. Das Bier im Bermuda3Eck von Bochum ist bezahlt, und die anderen Geschichten von heute erzähle ich vielleicht, wenn wir wieder einen normalen Tag haben.
Es war eine sehr gute Idee, heute zur Lesung von Harry Rowohlt nach Recklinghausen zu fahren.
Den Notizblock ließ ich zu Hause, das Tablet im Auto. Einfach nur sitzen, sehen, hören und genießen war die Devise.
Rowohlt las Ringelnatz -das Seltenere- und erzählte zwischendurch kleine Anekdoten aus dem wahren oder erdachten Leben. Erlebt, erdacht – wer weiß das schon? Die neunzig Minuten flogen jedenfalls vorüber.
Nur mit der kleinen Pocket-Kamera ausgestattet, ohne Internet und soziale Medien, ist man ja gezwungen, selber mitzufühlen und mitzudenken.
Ich habe beschlossen, dem Ringelnatz zu glauben und dem Rowohlt die Stories nicht ohne Weiteres abzunehmen. Mal schauen, was ich in dem Buch „In Schlucken-zwei-Spechte“ an Erzähltem wiederfinde.
Ein Autogramm habe ich mir brav abgeholt. Der Verschreiber M ist mehr wert als alles andere. Den sogenannten Namenszug kann jeder hinbekommen und meinen Namen kenne ich selbst.
Aber wer weiß schon, was das durchgestrichene „M“ bedeutet? Ein weites Feld für Tiefenpsychologen.
Nach dem Innenabriss hat der Außenabriss des Hotel Claassen begonnen und scheint ein kleines Spektakel zu werden.
Heute Nachmittag hatten sich schon einige Zuschauer eingefunden, um dem Abrissbagger bei der Arbeit zuzusehen. Kleiner Tipp: NICHT mit dem Auto auf die Rückseite des Gebäudes fahren und dort parken. Die kleine Anwohnerstraße ist schon jetzt zu Genüge mit Containern und Baufahrzeugen belastet. Zu Fuß ist es nur ein kleiner Spaziergang vom Waltenberg. Nehmt die Kinder mit. Der Abbruch schlägt Reality-TV um Längen 😉
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