California here I come: Reisebericht Teil XI – Los Angeles, Teil 3. Die Antwort lautet weder L. A. noch ’42‘, sondern Dortmund-Nord.

 

Unser Autor berichtet von seiner Fahrt durch Kalifornien. Heute streift er durch einige Museen von  Los Angeles und beantwortet die Frage: Dortmund-Nord oder L.A.?

Museum of the West

Am letzten Tag meines Aufenthalts spazierte ich Meile um Meile zum Zoo, dem gegenüber das Museum of the West lockt. Ein schönes Museum, das den Wilden Westen und seine Eroberung thematisiert. Es gibt Originalbüchsen und Revolver von Buffalo Bill und Billy the Kid und Wyatt Earp – und all jenen Western-Helden? Das Kind in jedem Manne fühlt sich an selige Sonntagnachmittage mit Westernfilmen und Karl May-Schinken erinnert.

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Wandbild der Hollywoodgrößen beim Hollywood Boulevard (alle fotos: christopher)

Höhepunkt der Ausstellung ist ein chronologischer Gang durch das Westerngenre im Film und die Originalkostüme der Revolverhelden bis hin zu „Brokeback Mountain“, in dem schwule Cowboys eine Liebesromanze in der rauhen Natur der Rocky Mountains Colorados durchleben dürfen. Das Ausstellungskonzept will die Mythisierung des Wilden Westens durch den Film durchbrechen, ebenso durch die Ausstellung von Tagebüchern, die einen guten Eindruck vom Selbstbild und den Impressionen der ersten weißen Siedler im Westen geben.

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Im Museum of the West

Ausstellungsdidaktik von 1950

Aber dem kritischen Citoyen fällt auf, dass den Genozid an den American Natives so gut wie gar nicht vorkommt: Nur der Schlacht am Little Bighorn von 1876, in der Häuptling Sitting Bull, Crazy Horse und Big Foot das 7. Kavallerieregiment unter General G.A. Custer besiegte, wird gedacht; Custer habe laut Museumstafel recht eigenmächtig, auch befehlswidrig gehandelt. Von den systematisch staatlich geschaffenen und gesellschaftlich getragenen Strukturen des Genozids abgelenkt, der hier zu einer Westernschlacht verharmlost wird, welche in der Darstellung des Museums unterschwellig vermittelt, dass die Indianer sie wegen unkooperativen Verhaltens im Grunde genommen auch mitverschuldet hätten, erinnert das Museum an europäische Kolonialmuseen ohne kritische Aufarbeitung der Ausstellungsdidaktik, also an 1950.

Es scheint, als sei konsensfähig, dass das Museum den heiklen Teil der Geschichte des Umgangs mit den Ureinwohnern eher verschleiere als offenlege, was in einem demokratischen und zivilisierten Land, das ja Wortführer der Werte der westlichen Welt sein will, eigentlich ein Skandal ist, aber nicht weiter verwundert, wenn man bedenkt, dass z.B. die Atombombentests der 1950er Jahre in der Nähe von Indianerreservaten in New Mexico und v.a. Nevada durchgeführt wurden.

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Heroisierendes Wandgemälde im Westernmuseum

Die Antwort lautet weder L. A. noch ’42‘, sondern Dortmund-Nord.

Und wo bleibt das Positive? Was ich ganz vergaß: ein wirklich nicht-provinzielles, kosmopolitisches Museen hat L.A. mit dem LACMA (Los Angeles County Museum of Modern Art) dann doch, aber die Kardinalfrage des Lebens, wo man leben möchte, muss ich so beantworten: dann doch lieber Dortmund-Nord.

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Eingang zum Los Angeles County Museum of Modern Art (LACMA)