Brauchen wir eine Heimat-Diskussion? SBL/FW-Kreistagsfraktion möchte den Begriff „Heimat“ zur Diskussion stellen.

Beschriftung in einer Sauerländer Schützenhalle. (foto: zoom)

Wird der Begriff „Heimat“ missbraucht?

(Diese Frage stellt die Sauerländer Bürgerliste auf Ihrer Website.)

Angesichts von Digitalisierung, Globalisierung und der Vereinnahmung des Begriffs „Heimat“ u.a. auch durch die kommerzielle Werbung, vor allem aber durch rechtsradikale Parteien, Gruppen und Bewegungen, hält die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) es für sinnvoll und gut, sich einmal mit dem Thema „Heimat“ intensiv auseinander zu setzen und es ggf. neu zu bestimmen. Nach Meinung der SBL/FW bietet der Kulturausschuss ein gut geeignetes Forum.

Thema für den Kulturausschuss
Fraktionssprecher Reinhard Loos richtete sich daher am 16.10.2018 mit einem Antrag an Landrat Dr. Karl Schneider:

“Sehr geehrter Herr Landrat,
die Fraktion Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) stellt folgenden Antrag:

Referat und/oder Präsentation eines Experten zur Deutung und Verwendung des Begriffs „Heimat“ in einer der nächsten Sitzungen des Kulturausschusses”

Eine Frage des Gefühls? Eine Frage der Deutung?
Sich mit dem Thema „Heimat“ intensiver auseinander zu setzen, ist vielleicht schon lange überfällig!? Konkret stammt die Anregung, diesen Antrag zu stellen, übrigens von der Sachkundigen Bürgerin der SBL/FW im Kulturausschuss.

Wir sind auf die Sitzung des Ausschusses und auf viele und womöglich sehr verschiedene Deutungsvarianten und Lesarten von „Heimat“ gespannt.

9 Gedanken zu „Brauchen wir eine Heimat-Diskussion? SBL/FW-Kreistagsfraktion möchte den Begriff „Heimat“ zur Diskussion stellen.“

  1. Ich denke, jeder sollte selbst entscheiden, was er unter dem Begriff versteht. Für die meisten allerdings wird er auf den Ort angewendet, wo man geboren wurde – so auch für mich.
    Das ist auch ok.
    Wenn dieser Begriff allerding benutzt wird, um Zugezogene auszugrenzen oder seitens einer bestimmten Partei oder allgemein rechtsgerichteter Organisationen mit diesem Begriff Werbung zu machen, dann sollte der Begriff Heimat sehr wohl einmal hinterfragt werden.

    Gilt es etwa neuerdings, durch diese Wortwahl andere auszuschließen, den Begriff „Heimat“ also für rechtsradikales Gedankengut zu „benutzen“?

  2. Bin gerade beim Kochen. Kohlrabi. Der Spargel des kleinen Mannes. Ein Stück Heimat, obwohl ich nicht im Hochsauerland geboren wurde.

    Mein Vater hatte Kohlrabi-Beete im Kleingarten. Meine Mutter hat ihn gekocht.

    Kohlrabi schmeckt auch roh.

    Mit dem Begriff „Heimat“ im Blog gesucht.

    https://www.schiebener.net/wordpress/?s=Heimat

    Da hat sich eine Menge angesammelt.

    Peter Bürger natürlich:
    https://www.schiebener.net/wordpress/heimat-setzt-sich-zur-wehr-gegen-nazis/

    Ein Artikel von Achim Landwehr auf Public History Weekly:
    https://public-history-weekly.degruyter.com/5-2017-43/heimat-as-public-history/

    Eigene kurze Einträge von mir:

    Hier: https://www.schiebener.net/wordpress/freitag-abend-in-siedlinghausen-zunehmender-mond-und-irgendwas-mit-heimat/

    Dort: https://www.schiebener.net/wordpress/jy-suis-jy-reste-oder-warum-ich-keine-heimat-habe/

    Da: https://www.schiebener.net/wordpress/abgewickelt-die-heimat/

    Nur eine kleine Auswahl. Guckt mal selbst.

  3. Das Herkunftswörterbuch aus dem Dudenverlag enthält zum Begriff „Heimat“ sinngemäß folgenden Eintrag:

    Das auf das deutsche Sprachgebiet beschränkte Wort ist mit dem Suffix von „Heim“ abgeleitet.

    Das „Heim“ bedeutete seit ca. 1100 Jahren „Haus, Wohnort, Heimat“ und bei den Goten (liegt noch länger zurück) war damit auch das „Dorf“ gemeint.

    Jemanden „heimleuchten“ kam im 16. Jhd. noch einem angenehmen Abendspaziergang mit Fackel nach Hause gleich, seit dem 18. Jahrhundert bedeutete der selbe Begriff „jemanden fortjagen, ihm Beine machen“.

    „Heimsuchen“ kann in freundlicher oder feindlicher Absicht geschehen, jemand wird aufgesuchen oder überfallen.

    Sprachgeschichtlich verbindet sich im deutschsprachigen Raum offenbar mit Heim und Heimat zunächst das direkte Umfeld von Menschen, die in ihrem Leben ihr Haus, Dorf oder ihre Scholle nie verlassen haben und nie verlassen konnten.

    Sobald dies möglich wurde, kommt Abgrenzung hinzu. Der Gegensatz von vertraut und fremd, freundlich und feindlich, dazugehörig und ausgegrenzt, wird entscheidend für die Definition von Heim und Heimat – und ist es bis heute geblieben.

  4. Die Westfalenpost warb früher mit ‚Glaube, Sitte, Heimat‘ auf der Titelseite für sich.
    Inzwischen heißt es bei der WP nur noch ‚Hauptsache Heimat‘.

    Ich wüsste gern, was das Blatt der Funke Medien Gruppe veranlasst hat, die Heimat einfach über den Glauben zu stellen.

    1. -> „Ich wüsste gern, was das Blatt der Funke Medien Gruppe veranlasst hat, die Heimat einfach über den Glauben zu stellen.“

      Qua Auflagebesitzstandswahrung wird die abgehalfterte WP irgendwann mal ne Umfrage a la „Erdachse kippt: Die Ruhr wird rückwärts fließen. – Wie werden unsere LeserInnen damit umgehen?“ starten.

  5. @Johanna

    Profit!

    Mit dem Slogan „Glaube, Sitte, Heimat“ erreichst du nicht mehr genügend Leser und Leserinnen(?).

    „Hauptsache Heimat“ hat sich wahrscheinlich die Werbeabteilung ausgedacht. Liest sich wie eine Kapitulation vor der Moderne, die endlich auch ins Sauerland gekrochen ist.

    Was aber soll „Hauptsache Heimat“ eigentlich bedeuten?

    Mich verstört dieser Slogan. Denn jeder hat doch eine anderen Heimatbegriff, dessen Nützlichkeit man durchaus bezweifeln kann.

  6. “Hauptsache Heimat” ist eine Alliteration, das reicht dem Werber, und der WP.

    Die volksnahe Interpretation ist:

    „Hier geht’s nur um mich – Ausländer und Asylbewerber raus“

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