Blinde Presse – „Der Schlesier“ auf Abwegen.

Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen landete mit der Tagespost in unserem Briefkasten die aktuelle Ausgabe von “Der Schlesier”.

Bestimmt war diese Wochenzeitung laut Aufdruck für einen anderen Empfänger in unserem Ort. Vor der Weiterbeförderung an den richtigen Adressaten (alles andere wäre Zensur) fallen einem beim Durchblättern dieser (laut Impressum) “Gesamtdeutschen Wochenzeitung” diverse merkwürdige Überschriften ins Auge.

Einige Beispiele: “Medien und Politik sind auf dem linken Auge blind / Wie Journalisten die Realität verzerren”, “Hier herrscht die türkische Mafia”, “Neue Privilegien; Aber nur für Asylanten”, “Justitia – heute blinder als je zuvor; Die Vertreibungsverbrechen an Deutschen und ihre Nicht-Aufarbeitung”, “Albtraum Zuwanderung”, “Irrweg Einwanderung; Die weiße Welt am Abgrund”, “Die schleichende Umerziehung; ‘Gender Meanstreaming macht’s möglich”, “Friedrich II. von Preußen – ein großer Deutscher” oder eine Anzeige für die “Deutsche Militärzeitschrift”, “die deutsche Farbillustrierte für historisch und militärisch Interessierte”?!?

3,80 Euro kostet diese Ausgabe des “Schlesiers” im Verkauf. Viel Geld für 24 Seiten mit solchen Inhalten.

Da leite ich die anderen falsch eingeworfenen Briefe, die beispielsweise häufig für eine Bauunternehmung mit ähnlicher Adresse bestimmt sind, schon lieber an den richtigen Empfänger weiter …

4 Gedanken zu „Blinde Presse – „Der Schlesier“ auf Abwegen.“

  1. Einige Überschriften verdienen es, genauer betrachtet zu werden. Vor allem die Beschäftigung mit dem Thema „Die Vertreibungsverbrechen an Deutschen und ihre Nicht-Aufarbeitung” ist viel anzufangen, gerade auch auf die Gegenwart bezogen.

    Ich empfehle dazu als Lektüre das Buch „Kalte Heimat“ von Andreas Kossert. Der Historiker beschreibt in seiner vor wenigen Jahren erschienenen Aufarbeitung der deutschen Nachkriegsgeschichte, wie wenig die Vertriebenen im Westen willkommen waren, welchem Hass, welcher Diskriminierung, welchen Repressalien und sogar Verbrechen sie hier ausgesetzt waren und, dass die Integration nicht wirklich oder erst spät gelang.
    Siehe: http://www.zeit.de/2008/23/P-Kossert

    Unverständnis, Diskriminierung, Repressalien und Hass, also das, was damals die Flüchtlinge und Vertriebenen aus den Ostgebieten in der BRD und der DDR durchlebten, erleiden hier und heute Bürgerkriegsflüchtlinge aus Ex-Jugoslawien und anderen Krisenregionen.

    Darum wundere ich mich um so mehr über die Überschrift: “Neue Privilegien; Aber nur für Asylanten” in der Zeitung „Der Schlesier“. Die Autoren dieses Journals sollten sich gut überlegen, ob sie platte Vorurteile und Stammtischparolen gegen Asylbewerber und den (behördlichen) Umgang mit ihnen weiter verbreiten wollen. Besser wäre es, wenn sie sich mit der Rechtslage und den Schicksalen dieser Menschen auseinander setzten (Stichwort „Kosovo-Erlass“). Die Situation der „neuen“ Flüchtlinge ist alles andere als privilegiert. Sie sind Vertriebene in einer „Kalten Heimat“, genau wie nach dem 2. Weltkrieg die Schlesier.
    Ein aktuelles Beispiel finden sie hier:
    http://www.gruene-sundern.de/

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