„Meine Antwort erscheint ferner anonym. Ich folge darin der Überzeugung, daß zum Wesen der Zeitungspresse Anonymität gehört, die eine |174| Zeitung aus einem Sammelplatz vieler individueller Meinungen zu dem Organ eines Geistes macht. Der Name schlösse einen Artikel so fest von dem andern ab, wie der Körper die Personen voneinander abschließt, höbe also seine Bestimmung, nur ein ergänzendes Glied zu sein, völlig auf. Endlich macht die Anonymität nicht nur den Sprecher selbst, sondern auch das Publikum unbefangener und freier, indem es nicht auf den Mann sieht, welcher spricht, sondern auf die Sache, die er spricht, indem es von der empirischen Person ungestört die geistige Persönlichkeit allein zum Maß seines Urteils macht.
Wie ich aber meinen Namen verschweige, so werde ich in allen Detailangaben Beamten und Gemeinden nur dann nennen, wenn gedruckte, im Buchhandel befindliche Dokumente angezogen werden oder wenn die Nennung des Namens ganz harmlos ist. Die Presse muß die Zustände, aber sie darf meiner Überzeugung nach nicht die Personen denunzieren, es sei denn, daß einem öffentlichen Übel nicht anders zu steuern wäre oder daß die Publizität schon das ganze Staatsleben beherrscht und also der deutsche Begriff der Denunziation verschwunden ist.“
Heute lag das Reklameblatt der Region, der Sauerlandkurier, in meinem Briefkasten: Ein Wintersportartikel auf Seite 9.
Es war leicht zu sehen/lesen: So etwas schreibt kein freier Mitarbeiter, so etwas schreibt kein Angestellter des Sauerlandkurier, so etwas bekommt der Sauerlandkurier mindestens für umsonst in den Briefkasten gesteckt, geschrieben von einer Werbeagentur:
Heute gab es nichts zu meckern. Das angekündigte Regenband hatte sich schon am Morgen Richtung Nirgendwo verabschiedet, die Temperaturen blieben mild und die Wanderwege waren, wie auf dem Bild zu sehen, nicht überlaufen.
Die Sange ist ein Höhenzug zwischen Hömberg und Rauhem Bruch, der zu den schönsten Wander, -Lauf- und MTB-Wegen gehört, die ich im Hochsauerland kenne.
Vielleicht sollte ich diesen Teil des Sauerlandes nicht allzu sehr preisen, damit die Ruhe und Einsamkeit dort oben für die Eingeweihten noch lange erhalten bleiben.
Bleibt wo der Pfeffer wächst! In euren Metropolen und Kulturhauptstädten 😉
„In Deutschland wird mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer „nach Tarif“ bezahlt. Die Kernelemente eines Tarifvertrages sind – neben den Arbeitszeitregelungen – die Lohn-/Gehaltstabelle und die Eingruppierungsregelungen. Diese regeln, wer welcher Entgeltgruppe zugeordnet wird und welchen Geldwert jede Gruppe hat. In Tarifverträgen können Gerechtigkeitsaspekte berücksichtigt werden. Das wäre nicht möglich, wenn jeder individuell sein Gehalt aushandeln müsste. Der Tarifvertrag mit der größten Reichweite in der Geschichte der Bundesrepublik war der BAT, der Bundesangestellten-Tarifvertrag. Er galt für alle Angestellten im öffentlichen Dienst. Grundsätzlich galt er auch für Lehrkräfte – allerdings ohne die Eingruppierungsregelungen. Im Hochschulbereich waren ausgerechnet viele Lehrende (z.B. Lektorinnen, Lehrbeauftragte und künstlerische Lehrkräfte) vom Geltungsbereich des BAT ausgenommen …“ alles lesen
Angestellte Lehrerinnen und Lehrer verdienen bei gleicher Arbeit weniger als ihr Kollege Beamter oder Kollegin Beamtin, obwohl sie exakt die gleiche Arbeit verrichten.
Außerhalb der Schulwelt erscheinen die Klagen der Lehrerinnen oft als Jammern auf hohem Niveau.
Das kann man meiner Meinung nach genau so sehen. Was bleibt ist das absurde System einer Bürokratie, die nicht in der Lage ist, ihre Arbeitskräfte gerecht zu entlohnen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft(GEW) hat jetzt ein Blog eingerichtet, in dem angestellte LehrerInnen und ErzieherInnen ihre Situation in den Bildungs- und Erziehungseinrichtungen diskutieren können.
O-Ton GEW:
GEW-Blog ‚L-Ego‘ – Die GEW gibt Gelegenheit zur Online-Mitgliederdiskussion‘ zur Auseinandersetzung um die Länder-Entgelt- ordnung. Das Internetangebot stellt die Forderungen der GEW in der aktuellen Tarifauseinandersetzung dar und bietet Gele genheit zur Stellungnahme. http://gew.blogsport.de/
O-Ton Diskussion:
Ich bin doppelt bestraft! Um die Kündigung vieler Kollegen abzuwenden, habe ich einen Floatingvertrag unterschrieben. Dort sitze ich jetzt fest! Ich verdiene als Angestellte nur 70%, während die Beamten jetzt 100% arbeiten und verdienen dürfen. Da bleibt für mich kein Unterricht mehr übrig! … alles lesen
Völlig untergangen: Axel Bosse hatte Anfang November in Winterberg gespielt und es gibt bislang keine Konzertkritik – nur des Meisters eigenhändig fünf Minuten vor Konzertbeginn hastig auf auf ein Blatt Papier sortierte Playlist.
Berlin, Kulturbrauerei am 12. November 2009, Disput zwischen Oskar Lafontaine (Vorsitzender Die Linke) und Hans-Ulrich Jörges (Chefredaktion Stern). Moderation: Sabine Adler (Deutschlandfunk).
Dazu: „Das Versagen des „Stern“ – und zum Beleg dieser Diagnose die Druckvorlage der Einführung zur Vorstellung von „Meinungsmache“ hier lesen.
Bevor ich zu den Absahnern, den Reklamepublikationen, komme, möchte ich kurz auf das Bild oben eingehen.
Der Bergrücken in der Mitte teilt das Negertal(links) vom Ruhrtal(rechts). Am Ende, hinter der Fichten bestandenen Kuppe fließen die beiden Gewässer in Steinhelle zusammen.
Die weißen Gebäude ganz hinten gehören zum Schulzentrum der Stadt Olsberg. Bei dem „länglichen Streifen“ handelt es sich sehr wahrscheinlich um das Berufskolleg.
Der Standpunkt von dem das Foto aufgenommen wurde, liegt fast 700 Meter hoch über den Tälern. Der freie Blick wurde vom Sturm Kyrill geschaffen.
Für ein gutes Foto ist ein sehr gutes Weitwinkel-Objektiv nötig, welches mehr als 90° Blickwinkel abbilden kann, dazu entweder Morgen-oder Abendstunden mit transparenten Luft- und Lichtverhältnissen.
Mit der kleinen Exilim war einfach nicht mehr drin.
Zum Thema:
Inzwischen gibt es hier im Hochsauerland im Raum Brilon und Olsberg neben dem Sauerlandkurier und dem Briloner Anzeiger eine dritte durch Werbung finanzierte lokale Zeitung, den „Städtespiegel„.
Die „Macher“ des neuen Städtespiegel haben, soweit mir bekannt, vorher beim Briloner Anzeiger gearbeitet.
Erstaunlich ist, dass in Zeiten der Medien- und insbesondere Printmedienkrise im lokalen Raum neue reklamefinanzierte Printprojekte entstehen.
Ich folgere zunächst, dass es einen Markt für diese Art von Printprodukten geben muss.
Die Eigenleistung der Herausgeber besteht zum größten Teil in der Verwertung nicht selbst produzierter Inhalte.
Wer produziert diese Inhalte?
Die Pressewarte der Vereine, die öffentlichen Einrichtungen, PR-Agenturen, private Institutionen und Einzelpersonen, sowie einige freie und bei entsprechender Größe des Reklame-Verlags feste Mitarbeiter, denn die ganzen Einzelteile müssen Woche für Woche kompiliert und publiziert werden. Sehr gerne werden auch Artikel von eigenen Leuten über Firmen und Institutionen geschrieben, wenn diese damit gekoppelt Anzeigen schalten.
Irgendwie muss man ja auch Geld verdienen. Es reicht nicht kostendeckend zu arbeiten. Gewinne müssen sein.
Wo bleibt der Journalismus?
In der Regel auf der Strecke.
Natürlich freuen sich die Mitarbeiter der Werbeblätter, wenn sie dem Platzhirschen Westfalenpost mal eins auswischen können, aber in der Regel erreichen sie nur punktuell journalistisches Niveau.
Muss die Westfalenpost diese Blätter und Blättchen dann überhaupt ernst nehmen?
Klar doch! Sie fischt nämlich selber in den Gewässern der Werbung und Reklame. Die Leserinnen und Leser bezahlen die Kosten der Zeitung nur zu einem Teil, mindestens die Hälfte wird durch Reklame finanziert. Damit hängt die Zeitung nicht nur am Tropf der Leserabos, sondern auch an der Infusion der Werbekunden.
Diese Überlegungen im Hinterkopf ist es verständlich, dass die Westfalenpost nicht über diejenigen Bereiche objektiv berichten kann, aus denen mächtige und einflußreiche Werbekunden kommen. Die können dann mit Anzeigenentzug und Abwanderung zu den Reklameblättern drohen.
Die Westfalenpost kann darüber hinaus auch nicht über Bereiche objektiv berichten, in denen die mächtigen Reklamekunden Einfluss haben. Das können Vereine sein, in denen zum Beispiel der Kunde selbst auch als Bürger seine Fäden zieht, das kann die öffentliche Verwaltung sein, deren Mitarbeiter und Repräsentanten gelegentlich mit den Werbekunden, familiär oder über die lokalen Strukturen verbunden ist.
Der einzelne Leser zählt in dieser Kosten-Nutzenrechnung nicht viel.
Hier allerdings beginnt das Problem der Bezahl-Zeitung.
Da die Redakteure aus oben genannten Gründen PR-Artikel in der Bezahl-Zeitung verarbeiten, nähert sich das Niveau dieser Zeitungen in Teilbereichen den Reklamezeitungen an.
Der normale Leser nimmt die, meiner Meinung nach noch vorhandenen, Qualitätsunterschiede nicht angemessen wahr und sagt sich: Sauerlandkurier und Westfalenpost sind beides Zeitungen und wenn ich die eine umsonst haben kann, dann kündige ich doch die andere und spare mir das Geld für die angenehmen Dinge des Lebens.
Die Gleichungen für die Konkurrenz zwischen der Abo-Zeitung Westfalenpost und den Reklameblättern lauten:
Ein schlechter Artikel bei der Westfalenpost zählt beim Leser zehnfach negativ, bei der Reklamezeitung nur einfach, denn da wird Nix erwartet.
Ein guter Artikel bei der Westfalenpost zählt maximal zweifach, denn er wird erwartet.
Ein schlechter Artikel bei der Reklamezeitung zählt höchstens einfach, denn schlechte Artikel sind die Regel.
Ein guter Artikel in der Reklamezeitung zählt hundertfach, denn es wird eigentlich die Regel plus Reklame erwartet.
Die Reklameblätter erreichen jeden Bürger im lokalen Bereich, denn sie werden jedem in den Briefkasten geworfen. Abdeckung 100%. Leser können kaum kündigen.
Abdeckung der Abo-Zeitung Westfalenpost: Abos plus Mitleser. Leser können kündigen und damit die Abdeckung und den Wert für die Werbekunden verringern.
Fazit:
Die Abo-Zeitungen stecken richtig in der Klemme. Wenn sie das Alleinstellungsmerkmal „Qualität“ verlieren, gehen sie den Bach ab, was nicht weiter schlimm wäre, wenn die Zeitungen nur aus Holzprodukten bestehen würden.
Es hängen Menschen dran. Arbeitnehmer. Und Leser.
Der Ausweg aus dieser anscheinenden Zwickmühle kann nur über die journalistische Qualität gehen, sonst gehen die Leser – und die Arbeitsplätze.
Den Zeitungsbesitzern geht es derweil nicht schlecht.
Nein, sondern prächtig:
Auf den Milliardärs-Listen von Forbes finde ich neben Silvio Berlusconi und Rupert Murdoch, neben Schlecker und Thurn und Taxis weiterhin auch Hubert Burda, Friede Springer, Heinz Bauer, Anneliese Brost (WAZ), drei Holtzbrincks sowie die Familie des im Oktober verstorbenen Reinhard Mohn. Wir müssen also vielleicht doch nicht sofort sammeln. weiter zu einem sehr guten Artikel
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