Schulstandort Siedlinghausen auf der Kippe: „Wir wären gut – anstatt so roh, doch die Verhältnisse, sie sind nicht so.“

Ironie der Straßennamen[5]. Der Schulstandort Siedlinghausen steht auf der Kippe. (foto: zoom)
Ironie der Straßennamen. Der Schulstandort Siedlinghausen steht auf der Kippe. (foto: zoom)

Wir wären gut – anstatt so roh
Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so.[1]

Die Westfalenpost berichtet über die Ratssitzung vom vergangenen Donnerstag.

Die geplanten Schulschließungen von drei Standorten in den Stadtgebieten Winterberg (Verbundschule Siedlinghausen), Medebach (Gymnasialstandort) und Hallenberg (Verbundschule) hätten die Emotionen in der Winterberger Ratssitzung „hochkochen“ lassen.

Bürgermeister Werner Eickler habe ganz ausdrücklich betont:

„Nicht die Ratspolitik entscheidet über diese Schließungen, sondern die Gesellschaft und die zurückgehenden Geburtenraten. Wer diese Tatsache negiert, handelt populistisch.“[2]

Die Diskussion sei, so Eickler laut WP, von der Bezirksregierung angestoßen worden, nicht von den Städten.

Brauchen wir dann eigentlich noch einen Rat oder politische Gremien oder gar einen Bürgermeister, wenn „die Gesellschaft“ und „die „Geburtenraten“ sowieso alles entscheiden?

Wie schaffen das diese Chimären namens „die Gesellschaft“ und „die Geburtenraten“, Entscheidungen zu treffen? Ich kann mich nicht daran erinnern, sie je gewählt zu haben.

Der demokratisch gewählte Bürgermeister baut einen Popanz auf, gewissermaßen einen Zeitgeist, der mit unsichtbarer Hand die kommunale Politik lenkt.

Welche Rolle spielt in solch einem Szenario der Bürgermeister? Welche Rolle spielt der demokratisch gewählte Rat, wenn er nicht entscheiden kann?

Im Übrigen ist es doch egal, von wem die Diskussion über die Schullandschaft in Winterberg, Medebach und Hallenberg angestoßen wurde. Die Öffentlichkeit und die demokratischen Gremien müssen diese Diskussion aufnehmen.

Dafür benötigen die Bürgerinnen und Bürger allerdings Informationen darüber, welche Möglichkeiten der Gestaltung der Schullandschaft es gäbe.

Winterberg ist nicht die einzige Stadt, die sich der Dynamik der Schulentwicklung stellen muss. Das passiert zur Zeit allerorten.

In meiner alten Heimat am Niederrhein hat beispielsweise ein Gutachter vier Varianten vorgelegt. Die werden jetzt heiß und innig diskutiert, aber „Entscheiden wird am Ende die Politik.“[3]

Zum Gutachten auf der Website der Stadt Dinslaken (PDF, 151 Seiten).

Die CDU Ortsunion Winterberg hat einen bemerkenswerten Offenen Brief veröffentlicht[4], in dem viel Richtiges über die Art und Weise wie in Winterberg Politik betrieben wird geschrieben steht.

Doch das reicht nicht. Jetzt müssen Alternativen/Varianten/Szenarien her, die den Schulstandort Siedlinghausen beinhalten.

Ratlos lässt mich auch der Populismusvorwurf unseres Bürgermeisters zurück.

„Wer diese Tatsache negiert, handelt populistisch.“

Was will er damit sagen?

[1] Bertold Brecht, Die Dreigroschenoper, Berlin 1985, 23. Aufl., S. 44
[2] Zitat laut Westfalenpost: http://www.derwesten.de/wp/staedte/nachrichten-aus-winterberg-medebach-und-hallenberg/hitzige-diskussion-um-schulschliessung-im-rat-winterberg-id11841798.html
[3] http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-dinslaken-huenxe-und-voerde/dinslaken-gutachter-empfiehlt-aus-fuer-die-althoff-schule-id11840862.html
[4]Brilon totallokal, 18. Mai 2016, S. 4: https://issuu.com/brilon-totallokal/docs/ba_18_2016_18mai_win

[5] Der Platz „Auf der Kippe“ befindet sich nur wenige wenige Meter entfernt von der Verbundschule Siedlinghausen.

5 Gedanken zu „Schulstandort Siedlinghausen auf der Kippe: „Wir wären gut – anstatt so roh, doch die Verhältnisse, sie sind nicht so.““

  1. „Populismus“:

    politischer Kampfbegriff, verwendet, um die Alternativlosigkeit der Alternativlosigkeit aufzuzeigen

  2. Die Bürgermeister von Hallenberg, Medebach und Winterberg haben auf den Bericht in der Westfalenpost reagiert und umgehend mit der Westfalenpost gesprochen:

    http://www.derwesten.de/wp/staedte/nachrichten-aus-brilon-marsberg-und-olsberg/schulschliessung-eltern-planungssicherheit-geben-aimp-id11845460.html

    Offen bleibt die entscheidende Frage, ob es andere Szenarien gab oder ob die Bezirksregierung nur diese eine Möglichkeit zulässt.

    Die Frage nach Alternativen wird im Artikel weder gestellt noch thematisiert.

  3. Die im HSK von Politikern bisher erfolgreich verhinderte Gesamtschule war also doch im Gespräch, denn es „wurde auch ein Konzept leider ausdrücklich nur erwähnt, dass (sic!) die Einführung einer Gesamtschule mit Standorten in Medebach und Winterberg vorsehen könnte“, so Christa Hudyma, Ratsfrau der Freien Wähler in Medebach in einem Leserbrief, der heute in der WP und dem Sauerlandkurier erschien.

    Offenbar möchten die Lokalpolitiker die Gesamtschule gar nicht erst diskutieren. Frau Hudyma will sich damit nicht abfinden und wird im Medebacher Rat eine Elternbefragung beantragen. Das sollte auch den Winterbergern zu denken geben.

    http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-brilon-marsberg-und-olsberg/gesamtschule-aussen-vorleserbrief-aimp-id11875389.html

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