Auf Achse: Oversum – Claassen – Freibad

Hotel Claassen Abriss
Das Hotel Claassen wird immer kleiner. (fotos: zoom)

Dienstags habe ich manchmal eine halbe Stunde Zeit für Winterberg. Als erstes schnell am Oversum vorbei. Heute habe ich entschieden, dort kein Bild zu machen.

In bloßen Worten: Das Schwimmbad war immer noch für die Öffentlichkeit geschlossen. Kein Kunde im Fitness-Studio. Zwei Hotelgäste im weißen Frottee-Mantel schlichen von der Sauna zum Bewegungsbecken.

Weiter den Waltenberg hinauf.

Am ehemaligen Hotel Claassen war der Abriss seit meinem letzten Besuch vor zwei Tagen ein Stück weiter gegangen (siehe Bild oben). Das wird schon.

Weiter zum Fichtenweg, am Rathaus vorbei, zum ehemaligen Hallen- und Freibad der Stadt Winterberg. Das Gelände lohnt einen Besuch. Zwar ist alles eingezäunt, aber mit einem ordentlichen Teleobjektiv ist auch bei grauem Wetter mit einer Knipps-Kamera einiges zu fotografieren.

Freibad Winterberg
Wasser rein und los schwimmen? Prima Aussicht auf die Kappe.

Die Aufsicht war, soweit ich das aus der Ferne beurteilen konnte, nicht besetzt.

Aufsicht Freibad Winterberg.
Die Aufsicht im Freibad ist verwaist.

Ein großer Glasbaustein stand auf Kippe und so konnte ich einen Blick in die Umkleideräume werfen.

Umkleidekabine durch den geöffneten Glasbaustein betrachtet.
Umkleidekabine durch den geöffneten Glasbaustein betrachtet.

Man ist versucht zu denken: Wasser rein, Bademeister an den Rand stellen, umziehen und los schwimmen, aber – so eine laminierte Info an der Eingangstür -, das „städtische Hallen- und Freibad hier am Buchenweg hat seinen Betrieb am 22.4.2012 eingestellt!“

Hallen- und Freibad Betrieb eingestellt
Der Betrieb des Hallen- und Freibades wurde am 22. April 2012 eingestellt.

18 Gedanken zu „Auf Achse: Oversum – Claassen – Freibad“

  1. Als ich das Freibad am Wochenende besucht habe sah es genauso aus. Es ist wirklich sehr sehr schade darum. Gerade jetzt wo das Oversum ja scheinbar in nächster Zeit nicht wieder aufmachen wird, verstehe ich nicht, warum das Freibad nicht genutzt wird.
    Das wäre als Übergangslösung allemal besser als kein Schwimmbad und meinetwegen können sie es dann gerne wieder für immer auflassen! Klar, die Pacht ist ausgelaufen, aber das sollte kein großes Hindernis sein …

  2. Oversum, Freibad, Hallenbad … folgenschwere Fehlentscheidungen und Fehlentwicklungen für Winterberg, für die Eickler & Co. seit geraumer Zeit verantwortlich zeichnen, folgen scheinbar Murphy´s Gesetz „Whatever can go wrong will go wrong.“ (Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“)

    1. Es wäre jetzt interessant zu erfahren, was am letzten Dienstag zwischen Stadt und Investor besprochen wurde. Die angekündigte Transparenz ist anscheinend ganz schnell wieder beerdigt worden. Für die Bürgerinnen und Bürger zählt unter dem Strich, wieviel Geld die Stadt Winterberg in den nächsten 30 Jahren wirklich bezahlen muss. Zu Beginn geisterten die jährlichen 700.000 Euro für 30 Tage Konferenzsaal plus Schulschwimmen durch die Presse, die wurden dann abgelöst durch die Zahl 600.000 Euro. Erklärt wurde dann, dass es sich bei den 700.000 Euro um die 600.000 Euro „indiziert“ handele. also irgendwelche Zinssätze und Inflationsausgleiche. Die wirklichen Zinssätze, also der sogenannte Index, wurde allerdings nie genannt. Vielleicht, weil dann herauskäme, dass das Schwimmbad die Bürgerinnen und Bürger wesentlich mehr kosten wird als beispielsweise eine vorsichtige und schrittweise Renovierung der alten Sportstätten? Ich habe bislang auch noch nicht die der Entscheidung der Stadt zu Grunde liegenden Gutachten der Beraterfirmen gesehen. Oder stehen die Gutachten im Netz und wir haben sie bislang übersehen. Kann ja passieren.

  3. @Mescheder
    Danke für den Tipp, da wollte ich auch mal reingehen, von mir ist es ja nicht ganz so weit 😉

  4. @Leon R.
    Heute hat mir jemand gesagt, dass die Edelstahlwanne des Freibads schon verkauft sei. Allerdings, so mein Gesprächspartner, müsse die Stadt noch zwei Jahre lang ihren Pachtvertrag gegenüber der Knappschaft(?) erfüllen, das heißt bezahlen.

  5. Daran sieht man, dass das Freibad nichtmal sanierungsbedürftig ist. Die Schließung ist meiner Meinung nach der größte Fehler der man in Winterberg je gemacht hat, aber gut.
    Das stimmt meines Wissens nicht, der Vertrag ist eigentlich schon 2012 abgelaufen.

  6. Ich würde trotzdem noch mal nachhaken. Allein, um sicher zu sein.

    Abgesehen davon: Der Artikel ist jetzt noch trauriger zu lesen als vor einem Jahr.

  7. Bis jetzt hat mich immer erschreckt wie kalt die zuständigen Leute in Winterberg über die Schließung gesprochen haben und darüber, dass es halt abgerissen wird und dann war es das halt. Alles immer so rational.

    Sehr schön fand ich dann, dass Herr Wahle entweder im Fernsehbeitrag des WDR oder im Interview mit der WP sagte: „Ich schaue einmal in der Woche noch nach dem Rechten … auch wenn ich weiß, es werden nie wieder Besucher kommen …“

  8. Schöne Dialektik. Ich denke trotzdem, dass die „Zuständigen“ NICHT rational handeln, sondern Getriebene sind.

    Der Herr Wahle wird mit seinem Arbeits-Ethos die neoliberale Schickeria moralisch und historisch überleben.

  9. Hier gibt es auch noch 50m. Die Mescheder haben vor einigen Jahren entschieden, dass das Frei- und Hallenbad (ja, hier steht das Freibad vorne und das ist auch gut so! :)) erhalten bleiben soll. Ich glaube dort gab es damals sogar eine Umfrage oder Initiative, für die Erhaltung.

    Im Artikel wird auch erwähnt, dass sie nun die Einzigen im Umkreis mit dem 50m-Becken sind, das Winterberger Bad war vom Inhalt gesehen aber noch größer!
    Ich weiß wo ich nächste Woche hinfahre!

    http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-meschede-eslohe-bestwig-und-schmallenberg/die-winterpause-im-freibad-meschede-ist-beendet-id7941610.html?ciuac=true

  10. @ zoom:
    Beim Wörtchen „neoliberal“ horche ich immer auf. Da im Zusammenhang mit „Schickeria“ verwendet gehe ich davon aus, dass Sie den Begriff in seiner neuen, seit den Siebzigern so verballhornten Bedeutung verwenden. Nun gut.

    Allerdings:
    Der eigentliche Neoliberalismus, wie er durch den Ordoliberalismus der Freiburger Schule, die Chicago School und durch die Österreichische Schule begründet wurde, ist aktueller und richtiger denn je. Lesen Sie sich vor dem Hintergrund der pervertierten Demokratie und Staatsschuldenkrise in F.A. von Hayek und vor dem Hintergrund der Gemeinschaftswährungsrettungsorgie und Staatenfinanzierung durch die EZB in Ludwig von Mises ein: Sie werden staunen.

    Mit Ehrfurcht erinnere ich die Begeisterung, mit der einer meiner alten, weltkriegserfahrenen Professoren die genannten Schulen in seinen Vorlesungen zur Dogmenlehre behandelte und uns ihre Bedeutung über ihren wissenschaftlichen Beitrag hinaus zu vermitteln versuchte. Doch: Perlen vor die Säue. Allesamt waren wir zu jung und viel zu naiv, um ihre tiefere Bedeutung zu verstehen. Dabei war es so offenkundig, dass es sich um die Essenz der Erkenntnisse aus den Schrecken der Weltkriege und kommunistischen wie nationalsozialistischen Terrorregime und letztlich um den Schlüssel zur Freiheit handelte.

    Hätten die Politiker diese Lehren nicht seit den Siebzigern aus purem Eigennutz diskreditiert und stattdessen dem umgemünzten Keynesianismus gehuldigt, hätten wir heute weder unterjochende Staatschuldenkrise noch Gemeinschaftswährung, sondern prosperierende Gegenwart und verheißungsvolle Zukunft.

    J. M. Keynes selbst rotiert übrigens spätestens seit Beginn der Finanzkrise in seinem Grab: Der Prediger des Linkskeynesianismus, Nobelpreisträger Krugman, ist eine politische Marionette, der die Lehren Keynes aus ihren Modellprämissen (ganz grob: Keynes argumentiert im Goldstandard (sic!) und war keineswegs Befürworter des deficit spending zur Konjunkturbelebung) gerissen hat und folglich interessengeleitet fehlinterpretiert.

    Sapere aude!

  11. @Interessierter Bürger
    Hayek, Friedman, Keynes, Krugman … Da muss ich mich noch ein wenig einlesen. Bin kein VWLer. Die Nähe zu Pinochet stimmt mich misstrauisch. Lesetipp?

    Warum ist Krugman eine ‚politische Marionette‘?

  12. @Leon
    Wüsste auch von keinem olympischen Becken in der Nähe. Das Dillenburger Hallenbad hat ein 50-m-Becken: http://www.aquarena.org Bin da eine Zeitlang geschwommen. Es war aber immer sehr voll auf den Bahnen.

    Meschede habe ich auch auf dem Plan. Mal sehen, wann ich dort vorbei kommen werde.

  13. Meschede passt mir super ins Konzept, da komme ich bald sowieso einmal die Woche durch und dann werde ich diesen Zufall doch auch mal ausnutzen. 🙂
    Wenn die Winterberger mich nicht mehr „wollen“, dann halt so! Genau die 50m machen ein Freibad erst so attraktiv wie es das Winterberger war…

  14. @ zoom:
    Mir ging es um die undifferenzierte Verwendung des politisch umgedeuteten Worts „neoliberal“. In der VWL bin ich nicht ausgewiesen, das Dozieren in diesem Themenbereich überlasse ich daher gerne unserem Resident Expert RL. Meine Kenntnisse der VWL reichen gerade, um die Erkenntnisbeiträge der Dogmenlehre und Wirtschaftsgeschichte zur Finanzkrise zu erkennen. Auch die politischen Bemühungen, derartige Lehrstühle nach Emeritierung nicht neu zu besetzen, sind mir Indiz der Brisanz dieser Themengebiete für die herrschende Klasse.

    Lesetip sind die Primärquellen. Doch die Wirtschaftswoche, offenbar die letzte freie Zeitung Deutschlands, hat es vor einiger Zeit in einer Serie zu den großen Ökonomen heruntergebrochen:
    Ludwig von Mises:
    http://www.wiwo.de/politik/konjunktur/ludwig-von-mises-der-unbeugsame-visionaer/6504244.html
    Friedrich August von Hayek:
    http://www.wiwo.de/politik/konjunktur/von-hayek-anti-sozialist-und-weltverbesserer/5794634.html
    John Maynard Keynes:
    http://www.wiwo.de/politik/konjunktur/john-maynard-keynes-versoehner-fuer-die-arbeitslosen/5826266.html
    Und auch Marx will ich der Ausgewogenheit wegen gerne verlinken:
    http://www.wiwo.de/politik/konjunktur/karl-marx-der-baertige-gelehrte/5846668.html
    Marx hätte an der EZB übrigens seine helle Freude: Der aktuell diskutierte Ankauf von Unternehmensanleihen ist Punkt fünf seines Kommunistischen Manifests: Die „Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank“.

    Bezüglich Krugman will ich Sie in Ihrer Willensbildung nicht beeinflussen. Es sei bei der Bemerkung belassen, dass er sich als Keynes-Schüler ausgibt. Doch Keynes hätte in der aktuellen wirtschaftlichen Lage niemals eine Erhöhung der Staatsverschuldung im Sinne breiten staatlichen Konsums zur Ankurbelung der Konjunktur befürwortet. Vielmehr warnte er vor der Knebelwirkung der Staatsverschuldung und vor der Liquiditätsfalle. Doch Krugman empfiehlt just dies unter dem Deckmantel des für breite Wählerschichten konsensfähigen (eben Links-)Keynesianismus. Die Diskrepanz zu wissenschaftlich abgeleiteten Handlungsempfehlungen ist derart groß, dass sich der Eindruck aufdrängt, Krugman sei ein Mietökonom, der Politikinteressen legitimieren soll und dessen Glaubwürdigkeit man mittels Nobelpreis gezielt stärkte. Wer das Geschäft der Politikberatung und der Drittmittelanwerbung sowie die Interessen der Politiker kennt, der hat daran kaum Zweifel.

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