Anmerkungen anlässlich des Pogroms vom 9./10. November 1938

Die Sicht von außen auf das Eingangstor zum Konzentrationslager Buchenwald, heute Gedenkstätte. (foto: zoom)

Nach dem hervorragenden Beitrag von Gabi Joch-Eren über die jüdische Familie Löwenstein in Assinghausen (Ortsteil von Olsberg), möchte ich anlässlich der  Novemberpogrome von 1938 lediglich einige Bemerkungen machen.

Die Geschichte der Juden in Winterberg ist bislang nur unzureichend aufgearbeitet. Es gibt  in Winterberg, im Gegensatz zu den umliegenden Städten, keine Stolpersteine vor den ehemals „jüdischen“ Häusern und Häusern, in den Juden wohnten.

Ich finde das peinlich für eine Stadt, in der das örtliche Gymnasium nach den Geschwistern Scholl benannt ist.

Hier im Blog wurde schon seit Jahren auf diese Erinnerungslücke der Stadt Winterberg hingewiesen, beispielsweise hier: „Verbrechen an den jüdischen Mitbürgern: Winterberg will sich anscheinend seiner historischen Verantwortung stellen„.

Als ich vor ein paar Wochen das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald besuchte, hat mich nicht die Pforte mit der Inschrift „JEDEM DAS SEINE“ am meisten betroffen, vielleicht noch nicht einmal die teuflisch hintertückische Genickschussanlage vor dem angeschlossenen Krematorium.

Chris Klein hat dazu vor über fünf Jahren einen immer noch aktuellen Beitrag geschrieben:

https://www.schiebener.net/wordpress/weimar-eindrucke-aus-einer-stadt-zwischen-kultur-und-barbarei/

Voll getroffen hat mich im Jahr 2018 die Installation am Anfang des Museumsrundgangs, die sich um ein Zitat von Victor Klemperer dreht: „Wieder ist es erstaunlich, wie wehrlos alles zusammenbricht.“

Angesichts der alten und neuen Nazis in der Bundesrepublik, angesichts der Lügen der AfD und ihrer Anhänger, angesichts des weltweiten Aufstiegs von Despoten und Autokraten, angesichts des Niedergangs der US-amerikanischen Demokratie, frage ich mich, wie stabil unsere Demokratie ist.

„Wieder ist es erstaunlich, wie wehrlos alles zusammenbricht.“

Der Satz beunruhigt mich.

2 Gedanken zu „Anmerkungen anlässlich des Pogroms vom 9./10. November 1938“

  1. Liebe Frau Joch-Eren!

    Vielen Dank für Ihren wunderbaren Artikel „Assinghausen und die Geschichte der Familie Löwenstein“ (1). Natürlich mußte ich sofort an die Stolpersteine vor dem Haus der Familie Cohn in Warstein, Auf dem Bruch 17 denken, darunter auch der:

    „HIER WOHNTE REGINA COHN, GEB. LÖWENSTEIN, JG. 1890, FLUCHT 1939, BOLIVIEN“ (2)

    Rosa Löwenstein, geboren 19.4.1881, wurde am 20.9.1940 mit weiteren 20 Menschen aus der Provinzialheilanstalt Warstein-Suttrop nach Wunstorf deportiert. Es war der erste von 15 Transporten, u.a. nach Hadamar (am 26.9.1943), bei denen insgesamt 1575 Menschen deportiert wurden, darunter auch „Ostarbeiterinnen“ (3 und 4).

    Ob Regina Cohn und Rosa Löwenstein irgendetwas mit Assinghausen zu tun gehabt haben, weiß ich nicht. Aber vielleicht weiß Herr Kösters mehr darüber; er hat mit dem damaligen Bürgermeister Martin Gödde recherchiert und die Verlegung von Stolpersteinen in Warstein initiiert. „Auf die Geschichte der Juden in Warstein aufmerksam wurde Kösters durch einen Zufall. Als junger Mann fand er im Kleiderschrank einen Holz-Kleiderbügel des Bekleidungsgeschäftes Kaufmann. ,Ich habe mich gefragt, wo er herkommt …“, zitierte ihn Tanja Frohne am 11.3.2015 in der „Westfalenpost (5).

    Mit herzlichen Grüßen und Dank an Sie alle

    Nadja Thelen-Khoder

    Anmerkungen:

    (1) https://www.schiebener.net/wordpress/hochsauerland-assinghausen-und-die-geschichte-der-familie-loewenstein/
    (2) http://www.hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/Brand_des_Lagers_Herrenberg.htm
    (3) https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2017/10/Zwei-Stelen-wohnen-ach-in-meiner-Brust.pdf
    (4) „ ,Namen von früheren Insassen … : unbekannt’ (Ernst Siepmann) und ,Russen’ von Stillenberg nach Hadamar“ auf https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2017/12/22.-Namen-unbekannt-und-Russen-von-Stillenberg-nach-Hadamar.pdf
    (5) https://www.wp.de/staedte/warstein-und-umland/stolpersteine-retten-vor-dem-vergessen-id10441951.html

  2. „… angesichts des Niedergangs der US-amerikanischen Demokratie …“

    wann hat der begonnen?

    1776 ?

    1787 ?

    (…) ?

    6.8.1945 ?

    11.7.1953 ?

    2.8.1964 ?

    11.9.1973 ?

    (…) ?

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