Chemikalieneinsatz in Weihnachtsbaumkulturen

Nadelbaum-Acker im Hochsauerland: In zehn Jahren werden hier Weihnachtsbäume geerntet und in die Metropolen verkauft.
Nadelbaum-Acker im Hochsauerland: In zehn Jahren werden hier Weihnachtsbäume geerntet und in die Metropolen verkauft. (archivfoto: zoom)

In meinem Briefkasten fand ich heute folgende Pressemeldung:

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SBL-Kreistagsfraktion hält Chemikalieneinsatz in Weihnachtsbaumkulturen für bedenklich

Matthias Schulte-Huermann richtete heute eine entsprechende Anfrage an den Landrat und an den Vorsitzenden des Umweltausschusses. Hier der Wortlaut:

Nach Kyrill werden in Trinkwasserschutzzonen und Wassereinzugsbereichen viele Waldflächen in Weihnachtsbaumkulturen bzw. Schnittgrünkulturenumgewandelt. In manchen Bereichen des Naturparks Homert werden auch Laubwälder abgeholzt und in solche Monokulturen verwandelt. Es ist bekannt, dass in diesen Kulturen (im Gegensatz zu den vorherigen Waldflächen) im starken Maße gedüngt wird und Chemikalien aufgebracht werden. Bisher gibt es keine Handhabe gegen diese intensive Landschaftsnutzung und gegen den Chemikalieneinsatz in diesen Waldflächen, obwohl bei großflächigem Einsatz dadurch eine Landschafts- und Umweltbelastung verursacht wird.

Wir bitten Sie daher um die Beantwortung folgender Fragen:

1. Wie beurteilt die Kreisverwaltung diesen Sachverhalt?

2. Welche Auswirkungen hat diese Intensivform der Landnutzung auf die Trinkwassergewinnungsanlagen?

3. Warum sind intensiv genutzte Weihnachtsbaum- und Schnittgrünkulturen großflächig in Waldgebieten erlaubt, obwohl deutlich erkennbar ist, dass es sich um Kurzumtriebsplantagenwirtschaft handelt und das Forstgesetz regelt, dass Chemikalieneinsatz im Wald nur in Ausnahmefällen zu erlauben ist?

4. Warum sind diese Kulturen in Wasserschutzzonen erlaubt?

5. Der Hochsauerlandkreis ist in erheblichem Maße von den Folgekosten der Aufbringung von Giftdüngern in Weihnachtsbaumkulturen betroffen. Hat der Kreis bereits Schritte unternommen um solche Kulturen in Wasserschutzzonen untersagen zu können?

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6 Gedanken zu „Chemikalieneinsatz in Weihnachtsbaumkulturen“

  1. Hallo, ich bitte Sie, falls Ihnen eine Beantwortung der oben aufgeworfenen Fragen vorliegt, mir diese an meine email zu schicken. Daran wäre ich sehr interessiert.
    Vielen Dank.

  2. Hallo,
    vielen Dank für die Bitte und die Erinnerung an diesen offenen Posten. Die Anfrage ist ja schon ein halbes Jahr alt. Ich werde nachforschen, was aus ihr im Getriebe der Kreishauspolitik geworden ist.

  3. Hallo!

    In der nächsten Woche suche ich die Antwort der Kreisverwaltung raus. Ich hoffe, es hat noch so lange Zeit!?

    Übrigens dachte ich vorgestern auch an dieses Thema und PFT an der Ruhr. Wir sollten wieder nach den PFT-Werten in den Gewässern und Böden fragen.

    Hier vorerst eine PM der SBL aus dem letzten Jahr. Vielleicht hilft sie ja vorerst etwas weiter!?

    SBL forderte mehrfach die Bekanntgabe sämtlicher PFT-Untersuchungsergebnisse aus dem HSK

    Meschede (Hochsauerland) Bereits mehrfach forderte die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste bei der Kreisverwaltung die Bekanntgabe sämtlicher PFT-Untersuchungsergebnisse aus dem HSK. Jetzt stellte der Fachdienst Abfallwirtschaft und Bodenschutz der SBL, dem Kreistag und somit der Öffentlichkeit eine leider etwas unleserliche Anlage mit den Ergebnissen von 55 Flächen zur Verfügung, die zum Teil mehrfach mit giftigen Materialien der Firma GW Umwelt beaufschlagt worden sind.

    Darunter befinden sich 16 Flächen im Gebiet der Gemeinde Bestwig, und, was bisher noch nicht publik war, 7 in Meschede, allesamt Weihnachtsbaumkulturen! Drei der in Meschede ausfindig gemachten PFT-haltigen Ariale sind demnach in Wennemen, zwei in Löllinghausen und die anderen zwei in Meschede und Meschede-Land (ohne nähere Angabe der Lage). So viel ist jedenfalls aus der Anlage zu entziffern.

    Der Wert der Perfluorierten Tenside (PFT) liegt in den Weihnachtsbaumflächen in Meschede lt. dem schlecht leserlichen Ausdruck der Kreisverwaltung zwischen kleiner als 10 Mikrogramm und Messwerten bis zu über 500 Mikrogramm PFT je Kubikmeter Boden. Gemessen wurden die Untergruppen PFOS und PFOA.

    Da etliche Weihnachtsbaumkulturen im Stadtgebiet Meschede in der Nähe der Ruhr liegen, ist davon auszugehen, dass die Chemikalie sowohl ins Grundwasser wie ins Ruhrwasser und somit auch ins Trinkwasser durchgeschlagen ist und immer noch durchschlägt.

    Die SBL geht davon aus, dass der Pächter der meisten Flächen in Meschede und in Bestwig der selbe ist wie der Weihnachtsbaumproduzent, der die erheblich mit PFT verseuchten Flächen in Brilon-Scharfenberg bewirtschaftet hat.

    Zur Erinnerung: PFT gelten als in der Natur nicht abbaubar. Sie sind für Menschen und Tiere toxisch und stehen im Verdacht Krebs zu verursachen.

    Unverständlich ist, dass der Gesetzgeber bis heute noch keine PFT-Grenzwerte für Wasser- und Böden festgelegt hat. Es scheint so, als würde das Problem von den Behörden nicht mit vollem Elan angegangen.

    Und hier noch eine PM aus dem Sept. 2008:

    Gefährliche Entsorgung von Klärschlämmen

    Die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste interessierte sich auch im Zusammenhang mit der PFT-Problematik für die Ausschreibungsverfahren und Genehmigungen bei der Entsorgung von Klärschlämmen. Klärschlämme sind sozusagen die Abfälle aus den Abwasser-Kläranlagen. Sie können giftige Substanzen, wie Chemikalien, Medikamentenrückstände oder Flammschutzmittel enthalten.

    In etlichen EU-Ländern dürfen im Gegensatz zu Deutschland diese Klärschlämme nicht abgelagert und schon gar nicht landwirtschaftlich verwertet werden. Sie müssen in diesen Ländern verbrannt werden. So kann man vermeiden, dass giftige Stoffe wie z.B. PFT wieder in den Kreislauf kommen und Schäden anrichten. In Deutschland bevorzugt man vorwiegend aus Kostengründen die Deponierung.

    Auch im HSK wurden und werden Klärschlämme abgelagert. Lt. Angaben der Kreisverwaltung werden im Hochsauerlandkreis sogenannte kommunale Klärschlämme in 6 Abfallentsorgungsanlagen deponiert. Es handelt sich um die ehemaligen Deponien „Am Meisterstein“ im Stadtgebiet von Winterberg, die ehemalige Klärschlammdeponie des Ruhrverbandes in Schmallenberg-Fredeburg, die ehemalige Hausmülldeponie Arnsberg-Müschede, die ehemalige Hausmülldeponie Bestwig-Halbeswig, die ehemalige Papierschlammdeponie am Ochsenkopf und die in Betrieb befindliche Zentrale Reststoffdeponie (ZRD) in Meschede-Frielinghausen.

    Inwieweit auf den sogenannten „Bürgermeisterdeponien“ vor 1975 Klärschlämme abgelagert wurden, entzieht sich der Kenntnis der Kreisverwaltung. Ob bei der Deponierung von Klärschlämmen gegen Genehmigungsauflagen verstoßen worden ist, ist der Verwaltung nicht bekannt.

    Auch die Frage der SBL-Fraktion, bis zu welchem Zeitpunkt den Betreibern der städtischen Kläranlagen im HSK und dem Ruhrverband nicht bekannt war, dass die spätere Firma GW Umwelt aus Borchen, die ja bekanntlich im großen Maße in den PFT-Skandal verwickelt ist, im Jahre 2000 unter der Firmierung Firma Witteler wegen Verstoßes gegen geltendes Abfallrecht im Fokus staatsanwaltlicher Ermittlungen stand, konnte neben einigen weiteren Fragen von der Kreisverwaltung nicht beantwortet werden.

    Auf die Frage nach den PFT-Werten der Klärschlämme aus den städtischen Kläranlagen Marsberg, Westheim, Hallenberg und Winterberg heißt es in dem Antwortschreiben der Kreisverwaltung, es seien nur geringe PFT-Belastungen festgestellt worden. „Lediglich an der Kläranlage in Hallenberg konnte im Klärschlamm in mehreren Beprobungsergebnissen eine Belastung von bis zu 560 µ/kg nachgewiesen werden.“ Seit Beginn des Jahres seien diese Werte aber deutlich gesenkt worden, so dass heute die landbauliche Verwertung des Klärschlamms wieder zulässig sei.

    Diese Aussage bedeutet im Klartext, das Gift kommt, wenn auch in geringen Mengen, wieder auf die Äcker und gelangt so wahrscheinlich wieder in die Gewässer und in die Nahrungskette.

    Die SBL-Fraktion ist der Meinung, der Gesetzgeber sollte dem Beispiel vieler Nachbarstaaten folgen und endlich handeln, indem er das Deponieren wie jegliche landwirtschaftliche Verwertung von belasteten Klärschlämmen per Gesetz stoppt.

    Weitere Informationen sind unter

    http://sbl-fraktion.de/category/abfallwirtschaft

    und

    http://sbl-fraktion.de/category/hintergrund-zu-pft

    zu finden.

    Gabi

  4. Muchas gracias 🙂 Wenn das dem Konstantin nicht genügt, dann müssen wir wohl oder übel investigativ werden 😉 Es wäre interessant, mit einem Weihnachtsbaum-Bauern zu sprechen, der bereit wäre uns hinter die Kulissen blicken zu lassen. Ich kenne leider keinen 🙁

    Trotz alledem: die Antwort der Kreisverwaltung müssen wir natürlich kennen.

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