Monat: März 2010
Umleitung: Web 2.0 Hype vorbei, Problem Leser samt Kultur-Slum Ruhrgebiet, der Vatikan mauschelt und mehr
Web 2.0: Der Hype ist vorbei. Nachgedanken zum Politcamp … kooptech
Der zur Zeit ewige Vatikan: mauschelt Priester frei … fr
Vertriebene: Wie viele Nullen hat der BDV? … konkret
Medien im Ruhrgebiet: Problemleser … Problem Leser … ruhrbarone
Kultur-Slum Ruhrgebiet: Früher baute man Kohle ab, heute die Kultur … fr
Rüttgers‘ Konzept: Erfolg ungewiss … postvonhorn
Notfalldienstordnung: beschlossen. Bezirksstellenleiter mit Macht … sbl
Internetauftritt der Jüdischen Allgemeinen komplett renoviert. Lesetipp: Walsers Wahn
Der Internet-Auftritt der Jüdischen Allgemeinen war noch bis Mitte März ein dicker, kaum manövrierbarer Klumpen aus PDF-Seiten, die sich auch mit DSL nur sehr langsam aufbauten. Auf einzelne Artikel konnte nicht verlinkt werden. Seit kurzem ist die Website komplett renoviert.
Vor 5 Tagen hatte Johannes Boie der Neueröffnung einen längeren Artikel in der Süddeutschen Zeitung gewidmet und auch auf eine der wenigen Schwächen der neuen Website aufmerksam gemacht. Die Blogs von Sabine Brandes, Hannes Stein und Christian Böhme können nicht kommentiert werden.
Boie weiter:
Die Wahl des Internets als Medium bietet der Redaktion die Chance, ihre Leserschaft zu verjüngen. Zielgruppe sind im Netz auch jene Menschen, die sich zwar fürs jüdische Deutschland interessieren, aber nicht so sehr, dass sie dafür bezahlen würden. Chefredakteur Böhme hält wenig davon, im Netz Geld mit Inhalten verdienen zu wollen, und so ist der Besuch der Seite gratis. … alles lesen
Mich persönlich hat der Artikel „Walsers Wahn“ von Marius Meller sofort gefesselt, was damit zusammenhängt, dass ich die Auseinandersetzung um Martin Walsers antisemitischen Angriff auf Marcel Reich-Ranicki interessiert verfolgt hatte.
Leseprobe:
Diese alte Männerfeindschaft enthält viel Unappetitliches – aber auch etwas zutiefst Typisches für den Literaturbetrieb. Vor allem aber für die intellektuelle Entwicklung in der Bundesrepublik. Es geht um die Rolle von Künstler und Kritiker, ihr Verhältnis zueinander. Es geht um verletztes Nationalgefühl, um Erinnerung und Antisemitismus. Das alles ist in den gerade erschienenen Tagebüchern des Schriftstellers Martin Walser nachzulesen.
Genau 26 lange Jahre schwärte es in seinem Autorenherz nach einer »vernichtenden« Rezension des FAZ-Literaturchefs Marcel Reich-Ranicki von 1976. Im Jahre 2002 veröffentlichte Martin Walser eine Satire auf den Kunstbetrieb, in der er Reich-Ranicki als dezidiert jüdischen, machtgierigen, Fäden ziehenden, Christus schmähenden, sexistischen Intellektuellen zeigt, gegen den sich Mordfantasien eines gekränkten Künstlers zusammenballen – Tod eines Kritikers. … alles lesen
Als Ergänzung zu diesem Beitrag wird darüber hinaus ein Interview von Philipp Engel mit Hellmuth Karasek veröffentlicht:
„Reich-Ranicki versetzte Walsers Selbstbewusstsein einen Todesstoß. Fünf Minuten mit Hellmuth Karasek über Martin Walsers Narzissmus und antisemitische Reflexe …“ lesen
Für die Facebook-Freunde präsentiert sich die „Jüdische Allgemeine“ ebendort klick.
Umleitung: u.a preachers who don’t believe what they preach, der Freitag im Strudel und die Hagener Grünen gegen Elena …
Medien: Was ist bloß beim Freitag los? … carta
Datenmonster: Grüne gegen Elena … doppelwacholder
Missbrauch oder nicht? Schülerin wird von Realschule verwiesen … rn
Priester: preachers who don’t believe what they preach … pharyngula
Kirche: Die Rache des Verdrängten … nd
Europas Kinder: Griechen, Medien und Euro … ruhrbarone
Wahlschwindel: Wo bleibt die Liste der Grausamkeiten … wirinnrw
Kommunalverwaltungen: Enge Bindungen oder Filz? … sbl
Der Papst spielt über die Bande. Hirtenbrief geht an … Irland
Ich kenne einige ehrliche Katholiken, die auf den Hirtenbrief den Papstes gewartet haben, weil sie sich klare Worte zum systematischen Missbrauch in den Institutionen der katholischen Kirche erhofften. Heute liegt das Schreiben in einer inoffiziellen deutschen Übersetzung vor.
Es ist ein Brief des Papstes an die Katholiken in Irland. Papst Benedikt spielt über die Bande:
„1. Liebe Schwestern und Brüder, mit großer Sorge schreibe ich euch als Hirt der weltweiten Kirche. Wie Euch haben auch mich die Informationen über den Missbrauch an Kindern und Schutzbefohlenen durch Mitglieder der Kirche Irlands, besonders durch Priester und Ordensleute, sehr beunruhigt. Ich kann die Bestürzung und das Gefühl des Vertrauensbruchs nur teilen, das so viele von euch beim Erfahren dieser sündhaften und kriminellen Taten und der Art der Autoritäten der Kirche, damit umzugehen, erfahren haben … “ Alles lesen
Faz.net zu Pädophilie: Dämonisiert und verharmlost
Dies ist schon der zweite lesenswerte Artikel aus der FAZ zum Thema „Missbrauch“, den ich hier zum Lesen empfehle. Ich reiße einfach mal ein Zitat aus der Mitte heraus, welches sich mit einer Fragestellung beschäftigt, über die letzter Zeit einige eher nachdenkliche Menschen in meinem Bekanntenkreis diskutiert haben:
Warum kommen aber sexuelle Übergriffe in bestimmten Institutionen so häufig vor? „Jedenfalls nicht, weil etwa das katholische Internat oder der Zölibat die Pädophilie hervorbrächte, sondern weil es sich hier um verlockende, abgeschirmte Räume für Personen mit solchen Neigungen handelt, die wie ein Magnet wirken können“, sagt Dreßing. Das belegen nicht nur die Fälle aus den betroffenen Internaten oder die literarischen Zeugnisse aus Kadettenanstalten. Man weiß aus neueren britischen Untersuchungen, dass die Unterbringung von Kindern in Heimen ihr Risiko, misshandelt oder missbraucht zu werden, um das Sechsfache erhöht. … alles lesen
Blog-Biologie: Es gibt Arten von Blogs, die einen Winterschlaf machen
Die Evolution der Blogs und Blogger hat in der Anpassung an die vielfältigen Verhältnisse der Bloggosphäre solche Blog hervorgerufen, die einen Winterschlaf machen. Ich weiß zwar noch nicht, welche besonderen Umstände des Ruhrtals auf der anderen Seite des Höhenzugs zwischen Steinhelle und Kahlenberg die Selektion der winterschlafenden Blog-Mutanten begünstigen, aber die Natur der Bloggosphäre lässt sich nicht immer und sofort in die Karten schauen.
Wie dem auch sei. Der Wiemeringhauser ist in diesen ersten warmen Tagen des Frühlings aus seinem Bau gekrabbelt und scheint die politische Winterstarre überstanden zu haben.
Willkommen zurück 😉
Umleitung: u.a. The Great Catholic Cover-Up. The pope’s entire career has the stench of evil about it.
Missbrauch: Auge um Auge? … hpd
Texas: schreibt Geschichte um … jungewelt
Der Papst: The Great Catholic Cover-Up. The pope’s entire career has the stench of evil about it. … slate
Offene Ganztagsgrundschule: kein Erfolgsmodell … ruhrbarone
Wo ist: Steinmeier? … sprengsatz
Neue FDP: die Grünen … postvonhorn
Zweitwohnungssteuer: Gibt es Mittel gegen den Einwohnerschwund? … sbl
Lesetipp: Blogger entern Rüttgers‘ Wahlkampf
Heute ist im Handelsblatt ein Artikel von Peter Müller erschienen. Müller, der sich laut Verlagsinformation seit Herbst 2008 vor allem um die Berichterstattung über die Unionsparteien kümmert, setzt sich mit dem auch von uns oft verlinkten und beachteten Polit-Blog „Wir-In-NRW“ auseinander.
Seine Eingangsthese (zweiter Satz des Zitats):
„Wir in NRW“ heißt ein Blog. Dahinter stehen Journalisten, die unter Pseudonymen der Tucholsky-Ära und mit spitzer Feder die Debatte über die Spenden-Affäre befeuern. Was in den USA längst üblich ist, könnte erstmals eine wichtige Wahl in Deutschland mitentscheiden.
Es sind ein paar interessante Aussagen, die ich für nachdenkenswert halte, im Artikel zu finden.
Hier zwei weitere Zitate:
Die Arbeit des Blogs ist nicht unumstritten: Was die einen als investigativen Journalismus preisen, als überfälligen Angriff auf die politische Kooperationskultur in NRW, geißeln Kritiker als „Herrschaft des Gerüchts“. Doch wie viel Einfluss auf den Wahlkampf haben die Blogger wirklich?
und:
Ähnlich sieht das Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen. „Wirkung zeigen solche Blogs bei der politischen Elite. Breitenwirkung entfalten sie nur, wenn ihre Themen von klassischen Medien transportiert werden.“
Für mich ist das Experiment „Wir-In-NRW“ deswegen interessant, weil hier zum ersten Mal Journalisten, die teilweise jahrzehntelang an der kurzen Leine eines Medienkonzerns gearbeitet haben, zeigen, was sie „draufhaben“.
Das unterscheidet im Übrigen auch die Neo-Tuchos ¹ „Wir-In-NRW“ von den Ruhrbaronen, die einer anderen journalistischen Generation entstammen. und bei Müller als „weniger politisch geprägtem(s) Konkurrenzprodukt“ einsortiert werden.
Lange Rede, kurzer Sinn: selber lesen, und zwar hier.
Zu ¹ Nur Alfons Pieper schreibt unter seinem echten Namen. Alle weiteren Stamm-Autoren benutzen die Pseudonyme, die schon Kurt Tucholsky verwendete: Theobald Tiger, Peter Panter, Kaspar Hauser … was mich daran erinnert:
Es lohnt sich immer, in den Werken von Kurt Tucholsky zu stöbern. Am besten komplett kaufen und wahllos lesen, fest lesen und weiter lesen 😉
Betriebsratswahlen bei der Westfalenpost: hohe Wahlbeteiligung
Die höchste Wahlbeteiligung bei den Betriebsratswahlen im WAZ-Konzern gab es laut dem Gewerkschaftsblog „medienmoral“ bei der Westfalenpost.
Von 122 wahlberechtigten Kolleginnen und Kollegen beteiligten sich 112 an der Betriebsratswahl. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 91,8 Prozent.
Es wurden ein siebenköpfiger Betriebsrat und sieben Ersatzmitglieder gewählt. Zum neuen Betriebsratsvorsitzenden wurde Thorsten Bottin gewählt. Bottin ist damit Nachfolger von Volker Dörken, der bis zum Beginn seiner Altersteilzeit Mitte 2011 dem Betriebsrat(BR) noch als einfaches Mitglied angehören wird. Zum stellvertretenden BR-Vorsitzenden wurde Rolf Hansmann gewählt.
Anmerkung: sämtliche Informationen sind aus dem oben verlinkten Beitrag plus Kommentaren entnommen