Noch einmal „Freitag“: Zielgruppe souveräne Sinnsucher

Am 9. Januar habe ich bereits über die Veränderungen beim „Freitag“ berichtet. Ausführlich beschreibt Roland Pimpl auf horizont.net unter dem Titel

„Der Freitag“: Jakob Augstein startet Meinungsmedium in Print und im Netz

den geplantenten Relaunch der Wochenzeitung „Freitag„, die ab 5. Februar als „Der Freitag“ erscheinen wird.

Roland Pimpl schreibt zum Schluß seines Artikels:

Die „Freitag“-Zielgruppe, bis jetzt wohl eher älteres links-intellektuelles Bürgertum, beschreibt Geschäftsführer Detlev Hustedt künftig als „souveräne Sinnsucher“: Das seien Menschen, für die es einen Wert darstelle, über Wissen zu verfügen, sich Meinungen zu bilden und Haltung zu zeigen. Hustedt war früher Anzeigenleiter von „Welt“ und „Woche“, Geschäftsführer einer Nachrichtenagentur und zuletzt selbstständiger Berater. „Freitag“-Chefredakteur ist Philip Grassmann, zuvor „SZ“-Redakteur in Berlin. Die mittlerweile über 30-köpfige Redaktion rekrutiert sich auch aus Medien wie „taz“ und Stern.de.

Wann ist der Break-even erreicht? „Wir haben Zeit“, sagt der designierte Verleger. Aber natürlich: „Die Investitionen müssen irgendwann zurückkommen, um die journalistische Qualität und die verlegerische Unabhängigkeit zu sichern.“ Ein Satz, der durchaus glaubwürdig klingt aus dem Munde eines Mannes mit dem Nachnamen Augstein.

Ich sehe das Experiment mit neugierigem Wohlwollen, frage mich allerdings, was mit all jenen geschieht, die bislang für die Zeitschrift gearbeitet haben?

WAZ Redaktionen: Selbstbedienung im Internet!?

In der NDR 3 Sendung ZAPP wurde gestern Abend über den den „Verzicht des WAZ Konzerns“ auf den Bezug der Nachrichtenagentur dpa berichtet (Link zur Sendung). Danke an medienmoral für den Hinweis.

WAZ-Konzern: Reich und gierig      Foto: ZAPP
WAZ-Konzern: Reich und gierig      Foto: ZAPP

Wie die Zeitungen der WAZ Titel (WAZ, WR, NRZ, WP) trotzdem an die Meldungen der unabhängigen Nachrichtenagentur herankommen – und dann noch umsonst – erklärt WAZ-Geschäftsführer Ulrich Reitz mit bemerkenswerter Offenheit.

Ich zitiere im Folgenden den letzten Abschnitt des Beitragstextes (Hervorhebungen und Bild von mir):

Selbstbedienung im Internet

Diverse Online-Dienste liefern im Internet Anregungen für Geschichten. Sie liefern Meldungen, die man nur etwas umschreiben muss. Darunter natürlich auch Geschichten von „dpa“. Das alles finden auch die Redakteure der „WAZ“ kostenlos im Internet. Michael Segbers: „Naja, das kann man in etwa damit vergleichen, dass man sagt, Strom kommt aus der Steckdose, warum soll ich dafür bezahlen? Tatsächlich aber haben wir irgendwo ein Kraftwerk stehen, das die Steckdose versorgt. In diesem Fall die Agentur. Wenn ich das Kraftwerk nicht mehr bezahle, wenn es keine Leute mehr gibt, die das Kraftwerk bezahlen, gibt es auch keinen Strom mehr in der Steckdose. Wenn ich keine Leute mehr habe, die für Nachrichten bezahlen, gibt es keine Nachrichten mehr.“ Geradezu verblüffend, wie offen sich die „WAZ“ dazu bekennt, weiter „dpa“-Inhalte zu nutzen, ohne sie zu bezahlen.

Alles nur geklaut?
Alles nur geklaut?      Foto: zoom

Ulrich Reiz: „Und so, wie wir Informationen von „dpa“ benutzen oder weiter daran arbeiten, so machen wir es aber auch mit anderen Informationsquellen, ohne für diese Informationsquellen zu bezahlen. Vielleicht ist das ein Stück weit die neue Welt. Die Zahl der Quellen hat sich ja auch dramatisch vermehrt. Wir haben aber inzwischen, auf die Initiative der Chefredakteure hin, haben wir uns verständigt, auf eine Regelung, die eben für die Zukunft ganz klar festlegt, wie wir das machen. Wir werden jede Information, die wir von „dpa“ haben, als „dpa“-Information kenntlich machen.“ Michael Segbers: „Eine Selbstbedienung aus dem Internet kann natürlich nur so lange funktionieren, wie es Medien gibt, die dafür bezahlen. Wenn jeder sich selbst bedient, ohne zu bezahlen, dann bricht das System zusammen. Dann ist das das Ende einer verlässlichen Nachrichtenversorgung.“

taz: Predigt gegen die Initiative „Pro Reli“

Unter dem Vorwurf

Verrat am christlichen Auftrag

schreibt Christian Füller in der taz eine „Bergpredigt“ gegen die Initiative „Pro Reli“

Die Kirchen kämpfen in Berlin für ein Pflichtfach Religion statt Ethik an den Schulen. Dabei ist die ungerechte Schule als solche der Skandal.

Jetzt also auch noch in der U-Bahn. Auf ihrem Schlussspurt zum Schulvolksbegehren „Pro Reli“ haben die Berliner Kirchen verkündet, sie wollten in öffentlichen Verkehrsmitteln für den Religionsunterricht kämpfen. Noch sind nicht alle Unterschriften beisammen, die das Volksbegehren ermöglichen würden. Die Stimmung drehe sich, so verkünden die Prediger in der Messe. Und wollen nicht enden mit ihren Aufrufen. Sie vergällen damit dem reflektierten Kirchgänger nicht nur den Sonntagsgottesdienst.

Sie profanisieren zugleich die Idee der Kirche, indem sie ihre Unterschriftensammler im Wortsinn in den Untergrund schicken. Wie Bettler sollen sie in der Rushhour gestressten Pendlern eine Glaubensfrage unter die Nase halten. Und weil die nicht ausweichen können, bringen der evangelische Bischof und der katholische Kardinal alle Verkehrsteilnehmer in eine – pardon – bescheuerte Situation… weiter in der taz

Post vom Journalisten-Verband: 10 cm Rundzeitung

Vorbemerkung:

Dies ist kein politischer Artikel, sondern ein naiver Erlebnisbericht.

Interessant wird die Aktion für mich nur dann, wenn ich Rückmeldung aus der Bevölkerung bekomme.

Heute habe ich kurz vor 16 Uhr ein Paket vom Deutschen Journalisten-Verband NRW bekommen:

Zehn Zentimeter Protestzeitungen
Zehn Zentimeter Protestzeitungen

Ich habe die Exemplare der „Rundzeitung“ nicht gezählt, sondern nur schnell die Höhe des Stapels gemessen. Es waren zehn Zentimeter.

Kurz ein Exemplar begutachtet:

Titel und Rückseite der Rundzeitung.
Titel und Rückseite der Rundzeitung.

Es war, wie erwartet, die Protestzeitung der Betriebsräte der WAZ-Gruppe, herausgegeben von den Journalisten-Gewerkschaften DJV-NRW und dju(verdi).

Die Leseprobe war positiv: Die Zeitung scheint mir kompatibel mit dem Bewußtsein der hiesigen Bevölkerung. Wissen werde ich das aber erst, wenn ich Rückmeldungen erhalte.

Ein paar Minuten später, um Punkt 16 Uhr, ging es los:

Der erste Einwurf
Der erste Einwurf

Wer die Orte des Hochsauerlandes kennt, weiß, dass es pro Haus auch meist nur einen Briefkasten gibt.

Zickzack wie ein Hase klapperte ich die Briefkästen der nahen und fernen Nachbarschaft ab.

Um 16.50 lagen dann noch acht Exemplare in meiner Tragetüte.

Wenn es ein Höheres Wesen gibt, so belohnte es mich zum Schluss mit einem richtigen Mietshaus:

Das Finale: Endlich ein Mietshaus
Das Finale: Endlich ein Mietshaus

Um 17 Uhr war ich wieder zu Hause.

26 Zeitungen habe ich zurückbehalten, um sie gezielt auszulegen oder persönlich an Bekannte zu verteilen.

SZ-Artikel: „Klimakiller Google“ – Effekthascherei?

Update 22.30 Uhr: Die „Geschichte“ wird auch bei „meedia“ verarbeitet.

Klimakiller Google - bitte zweimal lesen!
Klimakiller Google – bitte zweimal lesen!

Als ich heute morgen am Frühstückstisch saß, brauchte ich die Süddeutsche Zeitung erst gar nicht zu entfalten. Auf der Titelseite war der echte Hingucker eingekästelt:

Klimakiller Google.

Energieverbrauch der Internet-Suchmaschinen schädigt Umwelt.

Potzblitz! schlug es in meinen Gehirnkasten ein: schon wieder nicht selbst drauf gekommen. Dabei ist es doch sozusagen selbstevident, dass diese supertollen, arbeitserleichternden Suchmaschinen irgendeinen Haken haben müssen. Jedes Aktivkonto hat ein Gegenkonto auf der Passivseite.

Zwischen Kaffee, Käsebrot und WDR5 habe ich den Artikel nebst anderen Seiten meiner Morgenzeitung konsumiert, bevor ich ins Auto sprang um zur Arbeit zu fahren.

Es war ein stressiger Tag, aber irgendwo in meinem Hinterkopf geisterte dieser Artikel umher.

Ich habe ihn jetzt, draußen ist es schon wieder dunkel, zum zweiten Mal gelesen.

Der Artikel ist schlecht, unsauber geschrieben und um des Effektes Willen zusammengekloppt.

DerText mit meinen Anmerkungen:

Man hat sich daran fast schon gewöhnt wie an den Lichtschalter. Es dauert nur einen Sekundenbruchteil, bis sich nach dem Abschicken der Anfrage an eine Suchmaschine im Internet bereits der Bildschirm füllt mit einer Trefferliste. Vielleicht liegt es an dieser schier unglaublichen Geschwindigkeit, dass sich die meisten kaum vorstellen können, welch gigantische Maschinerie sie lostreten, wenn sie über einen Internet-Suchdienst erfahren wollen, ob Britney Spears noch verheiratet ist oder doch nicht mehr.

zoom: Bis hierhin ist noch alles in Ordnung. Der Autor will mich neugierig machen.

Alexander David Wissner-Gross, Physiker und Computerexperte an der Harvard-University, hat das nun auf eine einfache Formel gebracht. Zwei Suchanfragen an www.google.com setzen 15 Gramm CO2 frei – so viel wie auch entsteht, wenn man mit einem Kocher Wasser für eine Tasse Tee siedet.

zoom: Hier muss jeder Leser sich sofort fragen, wie Wissner-Gross auf diese Formel gekommen ist und ob sie korrekt ist.

Natürlich wurden sofort Zweifel laut an der Methodik des jungen Wissenschaftlers, der 2007 promoviert hat und als eines seiner Hauptinteressensgebiete Green IT angibt, also umweltschonende Informationstechnik. In der Tat dürfte es einfach zu viele Unbekannte geben, um diese Gleichung exakt aufzudröseln. Tatsache ist aber, dass Rechenzentren immense Mengen an Energie verschlingen.

zoom: Dies ist der Schlüsselabsatz des Artikels. Der Autor hat natürlich antizipiert, dass der Leser die oben gestellten Zweifel an der Formel haben würde. Und – oh Wunder! – er bestärkt ihn scheinbar in diesen Zweifeln. Aber nicht indem er sagt: Ich, lieber Leser, habe auch diese Zweifel gehegt und bin ihnen nachgegangen, und ich bin zu folgenden Erkenntnissen gekommen. Nein, er versteckt sich im Lieblingsgestrüpp der deutschen Sprache, dem Passiv: „Natürlich wurden sofort Zweifel laut …“ Wer hat da aus welchem Grund gezweifelt? Wie sah die Methodik des Wissenschaftlers aus? Weiter: Der Wissenschaftler gibt „als eines seiner Hauptinteressengebiete Green IT“ an. Wo gibt er dies, wem gegenüber an?

Im Folgenden scheint der Autor die „Erkenntnisse“ des jungen Wissenschaftlers zu verwerfen: „In der Tat dürfte es einfach zu viele Unbekannte geben, um diese Gleichung exakt aufzudröseln.“ Er impliziert aber mit dem Adverb „exakt“, dass vielleicht doch, wenn auch ungenau, etwas an der Formel stimmen könne. Jetzt folgt der nächste Teil des Kunstgriffs:

Eine Studie im Auftrag des Prozessorherstellers AMD ergab, dass weltweit 14 Kraftwerke der 1000-Megawatt-Klasse ausschließlich dafür arbeiten, diese Rechnerfarmen mit Strom zu versorgen. 2008 verbrauchten Rechenzentren allein in Deutschland gigantische 10,1 Terawattstunden – das entspricht der Leistung vier mittelgroßer Kohlekraftwerke. Bei den Stromkosten entfällt etwa die Hälfte auf den Betrieb der Rechner, die andere Hälfte braucht man, um sie zu kühlen.

zoom: Hier wird überhaupt nicht deutlich, ob es sich bei den Rechnerfarmen um Rechnerfarmen handelt, die ausschließlich für Suchmaschinen arbeiten oder nur allgemein um Rechenzentren, deren Ressourcen genutzt werden. Der Absatz hat erst einmal keinen eindeutigen Bezug zu Google. Den Bezug stellt der Autor durch die Beifügung des Wörtchens „diese“ im Begriff „diese Rechnerfarmen“ her. Dies ist aber ein rein sprachlicher Bezug, der inhaltlich nicht genau(s.o.) begründet wird.

Nebenbei: Ich wäre dem Autor auch dankbar, wenn er mir die Quelle der AMD-Studie nennt, so dass ich sie mir selber ansehen kann. Die Links können doch seit Erfindung des WWW zumindest in der Online-Version des Artikels eingefügt werden 😉

Ab hier wird ungebremst bis zum Schluss alles durchgelesen:

Weltweit verteilte Rechnerfarmen

Ohne den Verbund aus miteinander verschalteten Computern aber wäre beispielsweise Google niemals so erfolgreich geworden, wie es heute ist. Gibt man in seinen Computer eine Anfrage ein, werden schon während des Tippens im Hintergrund mehrere Computer befragt.

Dabei werten die Suchformeln nicht bloß allgemeine Statistiken aus – was haben alle Nutzer gesucht? -, sondern in der Regel auch die Suchhistorie des konkreten Benutzers, der da vor seinem Rechner sitzt. Ein Vorgehen, für das die Suchmaschinenbetreiber aus Datenschutzgründen gerade in jüngerer Zeit immer wieder kritisiert worden sind.

Bei komplexen Suchanfragen werden sogar tausend Rechner und mehr eingespannt, um in gewohnt kurzer Zeit eine Liste mit Treffern ausgeben zu können. Zum entscheidenden Faktor wird deshalb die Methode, wie diese Rechner zusammenarbeiten.

Schon die ersten Computer, die im Uni-Wohnheimzimmer von Google-Gründer Larry Page standen, waren keine Rennmaschinen, sondern – so zumindestens die Legende – teils aus Legosteinen gebastelt und mit Klettband zusammengehalten. Das Entscheidende war die Software, die es erlaubte, mehrere Rechenvorgänge parallel ausführen zu lassen.

Das zeichnet die interne Software von Google auch heute noch aus. Die über die gesamte Welt verteilten Rechnerfarmen des Konzerns bestehen aus gewöhnlichen Computern – Schätzungen zufolge liegt ihre Zahl bei weit über einer Million. Wie in einem Ameisenstaat ist dabei nicht der einzelne Rechner wichtig, sondern das Kollektiv, das über eine hochentwickelte Software gesteuert wird.

Als Benutzer sollte man sich daher auch beim Internet-Surfen bewusst sein, dass die Annehmlichkeiten dieser Dienste ebenso ihren Preis haben wie das elektrische Licht.

zoom: In keinster Weise gelingt es dem Autor zu zeigen, welche Teil-Ressourcen Google und andere Suchmachinen an der Gesamtheit der Rechnernetze wirklich nutzen. Es sei denn, die AMD-Studie hätte nur diejenigenTeile der Rechenzentren untersucht, die für Google und Co. arbeiten. Ich vermute, dass die AMD-Studie sämtliche Rechenzentren mit ihrem Stromverbrauch betrachtet. Ich vermute auch, dass die Suchmaschinen einen Teil der Kapazitäten dieser Rechenzentren und Rechner nutzen. Ich vermute weiterhin, dass der letzte Absatz des Artikel „irgendwie“ stimmen könnte. Ich weiß aber nicht wie. Der Autor klärt diese Frage in keinster Weise. Die Aussagen der Überschrift lesen sich interessant, bleiben aber letztendlich unbewiesen.

Mitglieder: SPD schwächer als CDU – Genossen! Es rettet Euch kein höh’res Wesen und auch kein Internet.

Den ersten und letzten Satz (Hervorhebungen von mir) in dieser kleinen Meldung in der Frankfurter Rundschau finde ich am interessantesten:

SPD verliert weiter Mitglieder

Seit dem Amtsantritt von Franz Müntefering als SPD-Chef im Oktober hat sich für die Partei der erhoffte „Münte-Effekt“ bei den Mitgliederzahlen laut „Spiegel“ noch nicht eingestellt.

Wie das Magazin schreibt, verließen Mitglieder zuletzt in ebenso hoher Zahl die SPD wie in den vorangegangenen Monaten. Insgesamt sei die Zahl der Parteimitglieder in der Zeit von November 2007 bis zum November 2008 um 18.685 geschrumpft. Bei der CDU waren es im gleichen Zeitraum 8858 Mitglieder weniger.
Im Juni 2008 hatte die CDU erstmals mehr Mitglieder als die SPD. Damals betrug ihr Vorsprung knapp 800 Mitglieder. Den hat sie den Angaben des Magazins zufolge seither fast verzehnfacht: Im November 2008 standen 530 194 Christdemokraten insgesamt 522 668 Sozialdemokraten gegenüber.

Laut SPD-Vorstandsmitglied Niels Annen bietet das Wahlkampfjahr aber gute Gelegenheiten, zum Beispiel über das Internet Leute für die Partei zu gewinnen.

Dazu drei Anmerkungen:

  • Es gibt keinen „Münte-Effekt“
  • Er wird sich auch nicht „einstellen“, aber zum Glück hat dieses Sprachgetüm der Spiegel verbrochen
  • Niels Annen: Verrate er mir das Geheimnis, aus welchem Grund im Wahljahr das Internet ihm helfe Mitglieder zu gewinnen.

Ich wage einen Umkehrschluss:

Die Mitglieder, die der SPD entfleucht sind, haben das Parteibuch in die Ecke geworfen, weil a) kein Wahlkampfjahr war und b) weil sie kein Internet hatten 😉

Im Ernst: die Menschen sind wegen der Politik der SPD aus ihrer Partei ausgetreten und nicht, weil sie kein Internet oder kein Wahlkampfjahr hatten.

Neue Parteimitglieder kann Niels Annen auch nur über die Politik und über deren Inhalte gewinnen.

Liebe SPD,

es rettet Euch kein höh’res Wesen und auch kein Internet.

Es geht um Inhalte und nicht um Twitter!

Winterberg: Der jüdische Friedhof

Heute habe ich zum ersten Mal seit ich im Hochsauerland wohne den jüdischen Friedhof in Winterberg besichtigt.

Gegenüber dem Aufgang zum Friedhof
Gegenüber dem Aufgang zum Friedhof

Der Aufgang zum Friedhof befindet sich am Ende der Wernsdorfer Straße, gegenüber dem ehemaligen „Müttergenesungsheim“, jetzt „Landhaus Fernblick“, in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt(AWO).

Aufgang zum Friedhof
Aufgang zum Friedhof

Als ich die Treppen hochstieg war der Schnee noch ohne Trittspuren von Besuchern. Ich habe das Tor geöffnet und sah als erstes den Gedenkstein.

Die Gedenktafel
Die Gedenktafel

Ich habe versucht, einen Überblick zu gewinnen.

Zahl der Gräber: Sieben
Zahl der Gräber:Acht

In dem Moment als ich das Foto aufnahm, fuhr eine Pferdekutsche mit Touristen vorbei. Sie nahmen mich wahr. Daraufhin ging der Kutscher auf den historischen Ort ein: „Das da rechts ist der Judenfriedhof“, hörte ich mit halbem Ohr und die beiden Pferde klapperten samt Kutsche weiter über den Straßenasphalt Richtung Schmantel-Rundweg.

Schmantel: Blick Richtung Dumel
Schmantel: Blick Richtung Dumel

Es gibt nach meinem Eindruck keine hinreichende Geschichtsschreibung über die (ehemalige) jüdische Bevölkerung Winterbergs.

Daher zitiere ich hier einen Auszug aus dem Wikipedia-Eintrag zu Winterberg:

Der Beginn der Diktatur 1933 brachte das Ende der Demokratie und der kommunalen Selbstverwaltung sowie die Verfolgung der Juden in Winterberg. Erstmalig lässt sich eine jüdische Familie in Winterberg für das Jahr 1672 nachweisen. Sie ernährte sich von Schlachterei und vom Handel, nichts Ungewöhnliches in dieser Stadt. 1808 zwangen die Hessen die Juden, erbliche Familiennamen anzunehmen. Seit der Zeit war der übliche Name „Winterberger“. Im 19. Jahrhundert teilte sich die Familie in mehrere kinderreiche Zweige auf, von denen viele erfolgreiche Kaufleute waren.

Unter dem Druck der Nazis wurde 1937 der Verkauf der „Winterberger – Branntwein- und Liquörfabrik“ durchgeführt. Während der Sohn der Eigentümer in die USA auswandern konnte, wurden die Eltern im 2. Weltkrieg in Riga und im Konzentrationslager Stutthof bei Danzig ermordet. Von einer zweiten Familie, die sich von einem Textilgeschäft ernährte, konnten die beiden Kinder vor Kriegsausbruch in der Schweiz und in Großbritannien in Sicherheit gebracht werden. Die Eltern jedoch wurden 1943 in Auschwitz umgebracht. Das Vermögen der Familie wurde „beschlagnahmt“ und „versteigert“. Eine dritte Familie, eine Jüdin und ihre halbjüdische Tochter, beide katholischen Glaubens, wurden 1944 in ein Arbeitslager verschleppt und haben den Krieg und die Verfolgungen überlebt. Von den überlebenden Juden „Winterberger“ ist keiner mehr zurückgekehrt.[14] Weitgehend verborgen liegt der jüdische Friedhof im Ostteil der Kernstadt.

Umbenannt
Umbenannt: seit 1808 „Winterberger

An dem oben zitierten Text fällt mir der fast durchgängige Gebrauch des Passivs auf.

Beispiel:

„Unter dem Druck der Nazis wurde 1937 der Verkauf der „Winterberger – Branntwein- und Liquörfabrik“ durchgeführt.“

Hier frage ich mich, wie dieser Druck in Winterberg ausgeübt wurde. Geschichte wird von Menschen gemacht.

Wer hat die Fabrik gekauft?

Auch der Ausdruck „durchgeführt“, der heute noch in der Beamtensprache quicklebendig ist, vernebelt die Wirklichkeit anstatt sie zu durchleuchten.

Wer führte, was, wann, aus welchem Grunde durch?

Alte, verwitterte Grabsteine
Alte, verwitterte Grabsteine

Statt Passiva können auch Gruppenzuschreibungen die Zusammenhänge verdunkeln.

Beispiel:

„1808 zwangen die Hessen die Juden, erbliche Familiennamen anzunehmen.“

Alle Hessen? Wie das?

Neue Grabsteine auf alten Gräbern
Neue Grabsteine auf alten Gräbern

Weiter mit den Passiva:

„Das Vermögen der Familie wurde „beschlagnahmt“ und „versteigert“.“

Wer beschlagnahmte und welche Personen versteigerten und ersteigerten die Vermögen?

Inschrift im Detail
Inschrift im Detail

„Von den überlebenden Juden „Winterberger“ ist keiner mehr zurückgekehrt.“

Sind ihre Spuren abgeschnitten? Gibt es sie noch? Wo leben sie oder ihre Nachfahren?

weitere Quellen bei der Universität Heidelberg:

 

Stadt Winterberg, Hochsauerlandkreis
ADRESSE: Wernsdorfer Strasse, am Berghang
BELEGUNGSZEIT: 2. Hälfte 19. Jahrhundert – 1935
GRABSTEINE: 8
DOKUMENTATION:
– 1994 durch Michael Senger (Belegungsliste, Belegungsplan)
– 2000 durch Dieter Peters (7 Fotos: Grabsteine und Friedhofsansichten)
VERÖFFENTLICHUNGEN:

– Geschichte in Westfalen-Lippe 1987, S. 77.
– Belegungsliste, Belegungsplan in Senger 1994, S. 383 – 384.

Sowie:

Nikolaus Schäfer: Juden in Winterberg, in: De Fitterkiste 4 (1992)

Schach: Matt in drei Zügen

Es gibt Zeiten, in denen ich mich nicht um das Blog kümmern kann, weil andere Dinge wichtiger sind.

Auf meine alten Tage habe ich begonnen bei den Schachfreunden Josefsheim Bigge mitzuspielen.

Ich bin ein mittelmäßiger Spieler, aber heute habe ich endlich meine zweite Partie gewonnen. Das Spiel dauerte von 15 Uhr bis 19 Uhr.

Am Schluss stand ein dreizügiges Matt.

Weiss am Zug: Matt in drei
Weiss am Zug: Matt in 3 Zügen

Ich habe die Zugfolge gerade mit dem Computer überprüft. In der Spielsituation war ich am Schluß allerdings ziemlich verunsichert, weil sich die Kiebitze alle an den Kopf packten und mir nach dem Spiel zusteckten, dass es doch hätte schneller gehen können, aber ich solle mir mal keine Sorgen machen, ihnen als Anfänger wäre es auch derart ergangen.

Diese Oberschlaumeier. Zum Glück gibt es Computer zum Nachprüfen.

Wer mir die drei Züge zum Matt als erster in den Kommentaren unterbringt, darf(muss 😉 ) vier Weizenbier im Kolpinghaus Siedlinghausen umsonst trinken. Wer das Kolpinghaus nicht mag, darf wahlweise den Anker, Lingenauber oder Schniederjost wählen. Aber raus aus dem Ort – das gibt es nicht. Gutscheine gibt es ebenfalls nicht. Selbstverständlich können auch nicht alkoholische Getränke gewählt werden.

Einsendeschluss ist der 17. Januar 2009.

Schwimmen: Hallenbad Siedlinghausen

Meine Schwimmbad-Vorlieben sind konservativ. Am liebsten ist mir der Beckentypus „praktisch , rechteckig und leer“. Daher schwimme ich auch gern im Hallenbad mit Minimalbesatz und das möglichst kurz vor Schluss, wenn alle anderen Schwimmerinnen und Schwimmer noch einmal ausgiebig duschen. Wie heute Abend. Fast ein Live-Bild aus dem Hallenbad in Siedlinghausen:

Das Hallenbad am Freitag Abend: Fast Live
Das Hallenbad am Freitag Abend: Fast Live

Hier bin ich beim Schwimmen zu sehen. Da ich aber gerade fotografiere, fehlt mein Körper notgedrungen im Wasser, welches sich noch von meinen Schwimmbewegungen kräuselt.

Freitag: raus aus der linksliberalen Kuschelecke!?

Der Freitag: hausbacken links?
Der Freitag: hausbacken links?

Jakob Augstein will die Berliner Wochenzeitung “Freitag” runderneuern


… Im Mai hat der Journalist das Wochenblatt übernommen. Es wäre übertrieben zu behaupten, dass Augstein mit der Zeitung seither schon viele Mitglieder seiner Zielgruppe erreicht. Die Auflage des “Freitag” liegt nach wie vor bei 12 000 verkauften Exemplaren. Seine Leser sind eher ältere Angehörige des linksliberalen Bürgertums. Zuletzt war der Titel ein Nischenblatt, das im Zweifel ziemlich weit links stand. “Der ,Freitag’ war manchmal ganz schön weit draußen”, sagt Augstein. “Jetzt kreuzt er wieder in Sichtweite der Küste.”
Um eine Zeitung wie den “Freitag” umzupositionieren, braucht man Zeit. Augstein will zurück zu den Anfängen des Blatts, das 1990 aus der Fusion des Ost-Berliner “Sonntag” und der westdeutschen “Volkszeitung” entstand. “Damals unter dem Herausgeber Günter Gaus war der ,Freitag’ das Diskussionsforum der Linksliberalen im zusammenwachsenden Deutschland”, sagt der 41-Jährige. Danach habe das Blatt diesen Weg verlassen. Nun will Augstein “an diese Tradition wieder anknüpfen” … weiter bei Welt Online

Jakob Augstein hat sich in der letzten Ausgabe(PDF) an seine Leserinnen und Leser gewandt(Screenshot von mir hinzugefügt):

Liebe Leserinnen und Leser,
auf unserer Startseite freitag.de findet sich neuerdings eine Layer-Anzeige. Diesen Ausdruck kannte ich bis vor kurzem nicht. Es handelt sich um eine Anzeige, die vor der Seite liegt, auf die man eigentlich zugreifen will.

Werbung auf freitag.de
Layer-Werbung auf freitag.de

Abgesehen davon, dass wir mit einer solchen Anzeige Geld verdienen, das wir in den Aus- und Aufbau des Freitag stecken, findet sich da noch ein praktischer Hinweis: Eine rückwärts laufende Uhr, die jetzt gerade 29 Tage, 06 Stunden, 58 Minuten und, Moment, zehn Sekunden zeigt. „Freitag: raus aus der linksliberalen Kuschelecke!?“ weiterlesen