100 Jahre Waldorfschule: „Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse“

Das zweite Goetheanum in Dornach (1928 bis heute), Südansicht (foto: „Wladyslaw“, wikimedia, (CC BY-SA 3.0))

„Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse“ ist ein Ausspruch Rudolf Steiners, der die vom Begründer der Waldorfschulen behauptete Überlegenheit der „Weißen“ zusammenfaßt. Der Erziehungswissenschaftler Prof. Heiner Ullrich behauptet dagegen in der Wochenzeitung „Die Zeit“: „Rassentheorien spielen meiner Einschätzung nach aber in der heutigen Waldorf-Pädagogik keine Rolle.“ Paßt das zusammen?

(Der Artikel erschien zuerst beim „Humanistischen Pressedienst“, unter dem Titel „Rudolf Steiners ‘survival of the whitest’“)

„Wer heute Rudolf Steiner sät, wird Neurechte ernten“ sagt Caroline Sommerfeld, Autorin und Aktivistin der „Neuen Rechten“ und der „Identitären Bewegung“. Auf die Frage, ob sich ein Engagement bei der „Neuen Rechten“ mit der Waldorfschule vereinen läßt, führt Sommerfeld aus: „Steiners Grundgedanken sind ziemlich deckungsgleich mit dem, was Identitäre ‘Ethnopluralismus’ nennen, mit dem, was die bewusste Verwurzelung in der Tradition, im Volk, in Europa ausmacht, mit christlichem Selbstverständnis und auch einem bewahrenden Naturverständnis. Außerdem natürlich ist Waldorfpädagogik, gerade, weil sie nicht ‘mit der Zeit geht’, sondern manchmal ziemlich anachronistisch ist, was Handwerk und Handarbeit, Lehrerautorität, Auswendiglernen, klassische Bildungsinhalte usw. betrifft, viel ‘rechter’, als sie selber momentan sein will.“

Die Dachorganisation der Waldorfschulen, der „Bund der Freien Waldorfschulen“, sah sich in der Vergangenheit immer wieder gezwungen, sich von „Rechten“ zu distanzieren, doch die eigentliche Ursache des Problems bleibt: Rudolf Steiner.

Der notwendige Schritt, sich von Rudolf Steiner zu trennen, fällt naturgemäß schwer, bedeutete er für die Waldorfschulen doch einen enormen Image-Schaden und wäre ein „technisches Problem“: Alles, was in der Waldorfschule passiert, basiert letztlich auf der „Anthroposophie“ Rudolf Steiners – der Erziehungswissenschaftler Prof. Klaus Prange bezeichnet die „Waldorfschule als Bekenntnisschule“.

Auch der Geschichtsunterricht der Waldorfschule ist Anthroposophie. Hier stellt sich die Frage, ob der Erziehungswissenschaftler Heiner Ullrich wirklich nicht weiß, was in der Waldorfschule als „Geschichte“ unterrichtet wird, wenn er behauptet: „Rassentheorien spielen meiner Einschätzung nach aber in der heutigen Waldorf-Pädagogik keine Rolle.“

Die in der Waldorfschule unterrichtete anthroposophische „Kulturepochenlehre“ beschreibt eine fiktive Völkerwanderung auserwählter Menschen von „Atlantis“ nach (die „Kulturepochen“ in chronologischer Reihenfolge): 1. Urindische Kultur, 2. Urpersische Kultur, 3. Ägyptisch-Chaldäische Kultur, 4. Griechisch-Lateinische Kultur, 5. Germanisch-Angelsächsische Kulturepoche (1413 – 3573 n. Chr., unsere gegenwärtige Epoche).

Diese fiktive Völkerwanderung nach Rudolf Steiner steht im Widerspruch zum heutigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis und ist – eine rein weiße Menschheitsgeschichte. Herr Ullrich, wie würden Sie das nennen? „Eurozentrismus“? Oder vielleicht doch deutlicher „Rassismus“? Falls Sie noch im Zweifel sind, lesen Sie doch einmal die Details nach, schauen Sie sich an, was so alles in den „Geschichtsepochenheften“ der Waldorfschüler*innen zu finden ist, siehe: „Geschichte in der Waldorfschule: ‘Atlantis’ und die ‚Rassen’“.

Steiners „Menschheitsentwicklung“, die sich im Geschichtsunterricht der Waldorfschule spiegelt, läßt sich als eine esoterische Variante des Sozialdarwinismus – „survival of the fittest“ – lesen, als: „survival of the whitest“.

Dazu Prof. Helmut Zander, Autor des Standardwerkes „Anthroposophie in Deutschland – Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945“, Zitat Seite 636:

„Steiner formulierte mit seinem theosophischen Sozialdarwinismus eine Ethnologie, in der die Rede von ‘degenerierten’, ‘zurückgebliebenen’ oder ‘zukünftigen’ Rassen keine ‘Unfälle’, sondern das Ergebnis einer konsequent durchgedachten Evolutionslehre waren. Ich sehe im Gegensatz zu vielen Anthroposophen keine Möglichkeit, diese Konsequenz zu bestreiten.“

Steiners „Evolutionslehre“ ist im Fach Geschichte am augenfälligsten, findet sich aber auch in anderen Fächern, der Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Stefan T. Hopmann sagt im Interview:

“(…) Tatsächlich sind der Rassismus, die Entwicklungslehre, die Geschichtsphilosophie und die übrigen Bausteine des Zeitgeists des späten 19. Jahrhunderts, die Rudolf Steiner zu einer eigenen Weltanschauung [„Anthroposophie“] amalgamiert hat, so eng verbunden, dass man da nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein kann. Allerdings machen die Waldorfschulen das schon geschickt: Sie fallen nicht mit der Tür ins Haus, sie unterrichten nicht direkt aus Steiners Werken, sondern sie lassen ihre Weltanschauung eher still und heimlich in ihre Arbeit einfließen, in ihre Kinderwahrnehmung, in ihre Auswahl der Unterrichtsinhalte usw. Ähnlich wie auch bei anderen Sekten ist das ein schleichendes Gift, dessen Wirkung man oft erst merkt, wenn es fast zu spät ist (…)”

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Weitere Artikel zu „100 Jahre Waldorfschule 2019“:

SWR, das ‘SuperWaldorfRadio’?
Alan Poseners Waldorf-Propaganda im Deutschlandfunk Kultur
Staatlich anerkannte Reinkarnation
100 Jahre Pädagogik aus dem Esoterik-Baukasten

18 Gedanken zu „100 Jahre Waldorfschule: „Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse““

      1. @ gp, Zitat: Kritisches” ala ZDF …“

        genau … als ich ZDF-„heute“ gelesen habe, war ich froh, dass ich mittlerweile „Querlesen“ kann:

        da war der Schmerz schneller vorüber …

        was „heute“ da macht, geht einmal mehr gar nicht:

        – Henning Kullak-Ublick ist „Vorstand Kommunikation“ des „Bundes der Freien Waldorfschulen“ und verantwortlich für „Internationale Koordination“ von „Waldorf 100“:

        in dieser Rolle kann er beim ZDF seine Werbebotschaften unters Volk bringen wie es ihm beliebt, kritische Nachfragen von „heute“ gibt es nicht

        – Professor Heiner Ullrich übt Pseudo-Kritik, soll dem Beitrag wohl den Anschein von „seriösem Journalismus“ geben …

        Meinen Artikel oben, habe ich geschrieben, weil Heiner Ullrich in der „Zeit“ die Waldorfpädagogik „weißwäscht“ (passend zur neuen Überschrift …)

        Ich habe Heiner Ullrich auch angeschrieben, bisher keine Antwort erhalten, meine e-mail vom 9.6.2019:

        Sehr geehrter Prof. Ullrich,

        ich habe zu Ihrer Aussage im Interview mit der „Zeit“ einen Artikel geschrieben, in dem ich Sie auch direkt mit einer Frage anspreche …

        Ich würde mich über Ihre Antwort freuen !

        .

        Hier die Intro des Artikels:

        “100 Jahre Waldorfschule: Rudolf Steiners ‘survival of the whitest’

        “Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse” ist ein Ausspruch Rudolf Steiners, der die vom Begründer der Waldorfschulen behauptete Überlegenheit der “Weißen” zusammenfaßt. Der Erziehungswissenschaftler Prof. Heiner Ullrich behauptet dagegen in der Wochenzeitung “Die Zeit”: “Rassentheorien spielen meiner Einschätzung nach aber in der heutigen Waldorf-Pädagogik keine Rolle.” Passt das zusammen?

        (…)“

        weiter beim „Humanistischen Pressedienst“: https://hpd.de/artikel/100-jahre-waldorfschule-rudolf-steiners-survival-of-the-whitest-16893

    1. @ zoom

      über eine Antwort muß ich noch mal schlafen …

      Aber vielleicht fällt Dir ein, wie man das Thema „Waldorfschule“/“Anthroposophie“ – so super-anschaulich – präsentieren könnte, wie Böhmermann die Homöopathie?

      1. @Andreas Lichte

        sie meinen Kommentar mit den drei Fragen/Punkten. Eine Auseinandersetzung mit Steiner und Waldorf müsste über „Namen tanzen“ hinaus gehen.

        Meine Vermutung ist, dass Waldorfschulen die soziale Segregation befördern, die es ja auch schon im staatlichen Schulsystem, wenn auch nicht so ausgeprägt, gibt.

        Ich hätte gerne Statistiken oder andere Belege.

  1. Ich hätte gerne mehr Informationen und Hintergründe zu dieser Aussage:

    Gleichwohl erkennt auch der Erziehungswissenschaftler an: „Es ist unbestritten, dass Waldorfschüler im Schnitt häufiger Abitur machen als der Durchschnitt ihrer Altersgruppe.“

    Das kann ja mehrere Ursachen haben:

    1. Die Waldorfschulen sind einfach besser als die staatlichen Schulen

    2. Die Schüler*innen der Waldorfschulen stammen im Schnitt aus Elternhäusern mit höherer Bildung, höher sozialer Schicht (Einkommen, Stand).

    3. Wenn 2. zuträfe, müsste man die Schüler*innenschaft statistisch „angleichen“, also Faktoren wie Einkommen, Bildung, gesellschaftliche Position herausrechnen.

    Gibt es solche Statistiken?

  2. @ zoom @ alle

    Frage: „Gab es in den Medien irgendetwas Kritisches zum Jubiläum der Waldorfschulen?“

    In den „traditionellen Medien“ – TV, Radio, Printmedien – gab es keinerlei ernsthafte Kritik an der Waldorfschule, sondern 24/7 Werbung für die Waldorfschule.

    Besonders auffällig wurde dabei der öffentlich-rechtliche Rundfunk, siehe auch die Artikel, die ich bisher geschrieben habe:

    – “Alan Poseners Waldorf-Propaganda im Deutschlandfunk Kultur“, „Humanistischer Pressedienst“

    – „Der Deutschlandfunk wirbt für die Waldorfschule“, auf diesem Blog: https://www.schiebener.net/wordpress/100-jahre-waldorfschule-2019-der-deutschlandfunk-wirbt-fuer-die-waldorfschule/

    – “SWR, das ‘SuperWaldorfRadio’?“, „Humanistischer Pressedienst“

    Ich hätte mehr schreiben können, wie gesagt: „rund um die Uhr, 7 Tage die Woche“ Werbung für die Waldorfschule …:

    ersetze „Kultusministerien“ durch „öffentlich-rechtlichen Rundfunk“:

    “Heute sind die Kultusministerien einiger Länder bezüglich der Waldorfschulen total unkritisch und unangemessem großzügig geworden. Ich kann mir dieses irrationale Verhalten nur erklären, indem ich vermute, daß an wichtigen Stellen der Ministerien stille Förderer der Bewegung sitzen und lenken, so daß man bald zutreffend von Okkultusministerien spricht.”

    Fritz Beckmannshagen, „Rudolf Steiner und die Waldorfschulen – Eine psychologisch-kritische Studie“, 1984 ( „1984“ ! )

    1. … habe gerade im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gelernt, dass „Kafka Rudolf Steiner verehrte“ …

      ne, echt jetzt?

      schau ich mir vorsichtshalber noch mal an …

      doch, „Kafka hat Rudolf Steiner verehrt“ …

      ist das noch „Gehirnwäsche“, was da im Öffentlich-Rechtlichen passiert, oder etwas schlimmeres?

      Wie Kafka Steiner fand, sagt er am besten selbst, in diesem Blog, hier:

      „Rudolf Steiner kafkaesk“, https://www.schiebener.net/wordpress/rudolf-steiner-kafkaesk/

      ( Kafka hat Steiner verehrt, in „Kulturzeit“: https://www.youtube.com/watch?v=XpL4vd_3UkM )

  3. Beim „Humanistischen Pressedienst“, „hpd“, gibt es zum hundertsten Jubiläum der Waldorfschule eine Überblicksdarstellung der Waldorfpädagogik von Volker Kirsch:

    „Risiko Waldorfpädagogik: Steiner-Esoterik statt Reformschule

    Erziehung auf Basis eines Geistersehers

    Am 7. September 1919 wurde in Stuttgart die erste Waldorfschule gegründet. Genau 100 Jahre später, vom 7. bis 10. September 2019, wird das in der Stuttgarter Liederhalle mit einer Veranstaltung in Form einer großangelegten Selbstbespiegelung ins Gedächtnis der Öffentlichkeit gerufen.

    In diesem Artikel soll der Frage nachgegangen werden, ob das positive Image einer kuscheligen und „ganzheitlichen“ Alternativschule zutreffend ist und ob nicht doch Anspruch und Realität erheblich auseinanderklaffen. Dabei ist vor allem zu erörtern, in welchem Grad die „okkulte Geheimwissenschaft“, als die Rudolf Steiner (1861–1925) seine esoterische Weltanschauung selbst immer wieder bezeichnete, heute noch die pädagogische Praxis der Waldorfschulen beeinflusst und welche zweifelhaften Folgen sie für SchülerInnen haben kann.

    Kennen Sie eine Schule, in der die ersten 8 Jahre dieselbe Klassenlehrerin bzw. derselbe Klassenlehrer die Klasse wie eine „Schicksalsgemeinschaft“ führen soll, in der in Fremdsprachen und Deutsch bis zum 12. Lebensjahr weder Vokabeln noch Grammatik zu lernen sind, weil sie Gedärmkrankheiten nach sich ziehen könnten?

    Kennen Sie eine Schule, in der Ihr Kind leichter an Masern kommt, weil dort Schüler bis zu über 40 Prozent nicht dagegen geimpft sind; in der trotz Erziehungsmaxime der „Ganzheitlichkeit“ kein Sexualkunde-Unterricht stattfindet; in der es keine Schulbücher, dafür aber viele zeitraubende Tafelabschriebe gibt; in der viel gesungen, musiziert, gemalt und gehandwerkelt, aber kaum systematisch gelernt wird; in der es wegen hoher Schulgeldzahlungen (durchschnittlich über 2.000 Euro pro Jahr) kaum Ausländerkinder gibt; in der, ausschlaggebend für die Sitzordnung, die Schüler nach der uralten Lehre von den vier Temperamenten (Sanguiniker, Melancholiker, Choleriker, Phlegmatiker) eingeteilt werden?

    Kennen Sie eine Schule (…)“

    weiter: https://hpd.de/artikel/erziehung-basis-eines-geistersehers-16973

    1. „100 Jahre Waldorfschule

      Grußworte von Politikern bei den Anthroposophen?

      hpd, 1. August 2019

      Der Autor [Volker Kirsch] hat am 1. Juli 2019 einen vieldiskutierten Artikel zum Thema Waldorfschulen verfasst. Jetzt hat Volker Kirsch einen Offenen Brief an den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (B90/Die Grünen) verfasst, den der hpd hier in Auszügen veröffentlicht (…)“

      weiter beim „Humanistischen Pressedienst“, „hpd“: https://hpd.de/artikel/grussworte-politikern-den-anthroposophen-17070

        1. “Heute sind die Kultusministerien einiger Länder bezüglich der Waldorfschulen total unkritisch und unangemessem großzügig geworden. Ich kann mir dieses irrationale Verhalten nur erklären, indem ich vermute, daß an wichtigen Stellen der Ministerien stille Förderer der Bewegung sitzen und lenken, so daß man bald zutreffend von Okkultusministerien spricht.”

          Fritz Beckmannshagen, „Rudolf Steiner und die Waldorfschulen“, Paul-Hans Sievers Verlagsgesellschaft mbH, 1984, Seite 29

  4. „100 Jahre Waldorfschule

    „Waldorf hat den Charakter einer Sekte“

    Süddeutsche Zeitung, 7. September 2019

    (…)

    Nicholas Williams, Jahrgang 1981, kennt die Binnensicht gut. Er war Waldorflehrer in Baden-Württemberg – und hat der Schule inzwischen den Rücken gekehrt. Ein Protokoll.

    (…)

    Was ich da zuletzt erlebt habe, hat mich verstört: Es geht in den Waldorfschulen viel esoterischer zu, als ich mir das früher je gedacht hätte. Waldorf hat den Charakter einer Sekte, und mittlerweile bin ich überzeugt: Waldorf richtet Tag für Tag Schaden an.

    (…)“

    zum vollständigen Artikel der Süddeutschen Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/bildung/100-jahre-waldorfschule-erfahrung-kritik-1.4588339

  5. „Do 26.09.2019 | 21:45 | Kontraste

    100 Jahre Waldorf-Bewegung:

    Siegeszug einer fragwürdigen Ideologie

    Die Wiege der Menschheit liegt in Atlantis. Ein Kind ist eine wiedergeborene Seele und hat ein schicksalhaftes Karma. Mit sieben Jahren wird der Ätherleib geboren, mit 14 Jahren der Astralleib. Dies sind nur einige der Überzeugungen des Anthroposophen Rudolf Steiner, die bis heute Form und Inhalt des Unterrichts in den Waldorfschulen prägen. Kontraste hat zum 100. Waldorf-Geburtstag mit Experten, ehemaligen Schülern und Lehrern sowie Vertretern der Waldorf-Schulen über das seltsame Weltbild der Waldorf-Bewegung gesprochen.

    Anmoderation: Aber jetzt zu einem Jubiläum – das auch hier im Ersten sehr bejubelt wurde: 100 Jahre Waldorfpädagogik – herzlichen Glückwunsch auch nochmal von unserer Seite! Vor allem zu dem heilen Bio-Bild, was jetzt viele im dazu Kopf haben: Waldorf, die Vollwert-Schule: Da zählt eher Gartenbau als gute Noten, Lernen ohne Leistungsdruck – so modern. Und so verlockend, dass viele Eltern nicht genau hingucken, wo sie ihre Kinder da eigentlich hinschicken. Andrea Everwien und Markus Pohl

    Zum Geburtstag ein esoterisch inspirierter Ausdruckstanz: Mit Eurythmie und großen Gesten feiern die Waldorfschulen vergangene Woche in Berlin ihr 100-jähriges Bestehen.

    Es ist die erstaunliche Karriere eines Schulkonzepts, das zurückgeht auf den Okkultisten Rudolf Steiner. Der Begründer der Anthroposophie sah sich als Hellseher kosmischer Wahrheiten. Er glaubte an Engel und Naturgeister, an Karma und Wiedergeburt.

    (…)“

    weiter (mit Video): https://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-26-09-2019/100-jahre-waldorf.html

  6. Rudolf Steiners Rassismus und die ‘Stuttgarter Erklärung’

    Wenn irgendwo über Rudolf Steiners Rassismus gesprochen wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der erste Anthroposoph zur Verteidigung Steiners die „Stuttgarter Erklärung“ präsentiert. Der „erste Anthroposoph“ ist dann auch schon mal der Sprecher und Vorstand des „Bundes der Freien Waldorfschulen“, Henning Kullak-Ublick.

    Entgegen Kullak-Ublicks Darstellung in seinem Kommentar bei „Allgäu-rechtsaussen“ vom 13. Juni 2020 ist die „Stuttgarter Erklärung“ nicht das Ergebnis einer freiwilligen anthroposophischen Initiative, sondern eine erzwungene Reaktion auf die massive mediale Auseinandersetzung (TV, SPIEGEL, und viele andere) mit Rudolf Steiners Rassismus im Jahre 2007. Das große öffentliche Interesse war Folge des Indizierungsverfahrens der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) gegen 2 Bücher Rudolf Steiners. Am 6. September 2007 entschied die BPjM, dass Steiners Bücher rassistischen Inhalt haben, „in Teilen als zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen“ sind.

    Die nach der Entscheidung der BPjM auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz des „Bundes der Freien Waldorfschulen“ in Berlin vorgestellte „Stuttgarter Erklärung“ versucht, von aussen kommende Kritik an Rudolf Steiner Rassismus abzuwehren, und zugleich waldorfintern irritierte Eltern zu beruhigen. Ziel ist die Wiederherstellung des alten „Wir sind die Guten!“-Bildes der Waldorfschule.

    Einen lebendigen Eindruck vom aktuellen Stand der fortdauernden Auseinandersetzung vermittelt Dorothea Brummerlohs Beitrag „Steiners religiöser Kosmos – Woran glauben Anthroposophen?“ vom 3. April 2020 im Hessischen Rundfunk (hr). Die Seite der Kritik vertritt Prof. Helmut Zander, Anthroposophie-Experte und Autor des Standardwerkes „Anthroposophie in Deutschland“1, Steiners Verteidigung übernimmt der in der Ausbildung von Waldorflehrern tätige Anthroposoph Christoph Hueck. Transkription des im Internet abrufbaren Podcasts, ab 19:04 Minuten:

    Sprecherin hr: „Immer wieder in der Kritik sind Rudolf Steiners rassistische, antisemitische Aussagen. Steiner sprach von ‚menschlichen Rassen‘, von ‚Wurzelrassen‘, von ‚degenerierten Indianern‘, vom ’starken Triebleben der Neger‘. Das Problem dieser Rassenlehre liegt tief, sagt Helmut Zander.“

    (…)“

    weiter bei „Humanistischer Pressedienst“: https://hpd.de/artikel/rudolf-steiners-rassismus-und-stuttgarter-erklaerung-18182

    1. „Offener Brief an Henning Kullak-Ublick, Sprecher und Vorstand des ‘Bundes der Freien Waldorfschulen’.

      Berlin, 10. Juli 2020

      Sehr geehrter Herr Kullak-Ublick,

      ich bitte um Ihre Stellungnahme zur „Stuttgarter Erklärung“ des „Bundes der Freien Waldorfschulen“, zum Artikel des Humanistischen Pressedienstes: „Rudolf Steiners Rassismus und die ‚Stuttgarter Erklärung‘“.

      Meine Frage an Sie: Wieso spricht der „Bund der Freien Waldorfschulen“ in der „Stuttgarter Erklärung“ noch im Jahre 2020 von „vereinzelten Formulierungen“ Rudolf Steiners, die diskriminierend „wirken“?

      Unabhängige Anthroposophie-Experten wie Prof. Helmut Zander, Prof. Peter Staudenmaier und andere haben schon vor Jahren nachgewiesen, dass Rudolf Steiners Rassismus durch seine anthroposophische „Evolutionslehre“ – Steiners „Menschheitsentwickelung“ – verursacht ist. Steiners „Menschheitsentwickelung“ ist zentraler Bestandteil der Anthroposophie, ihr Beweggrund und Ziel. Steiners Rassismus ist also wesenhafter Bestandteil der Anthroposophie.

      Rudolf Steiner weist menschlichen „Rassen“1 unterschiedliche Wertigkeit zu. Nur die „Weiße Rasse“ ist laut Steiner zur Höherentwicklung fähig, andere „Rassen“ sind dem Untergang geweiht, Zitat Steiner:

      „Der Neger hat also ein starkes Triebleben. Und weil er eigentlich das Sonnige, Licht und Wärme, da an der Körperoberfläche in seiner Haut hat, geht sein ganzer Stoffwechsel so vor sich, wie wenn in seinem Innern von der Sonne selber gekocht würde. Daher kommt sein Triebleben. (…) Und so ist es wirklich ganz interessant: Auf der einen Seite hat man die schwarze Rasse, die am meisten irdisch ist. Wenn sie nach Westen geht, stirbt sie aus. Man hat die gelbe Rasse, die mitten zwischen Erde und Weltenall ist. Wenn sie nach Osten geht, wird sie braun, gliedert sich zu viel dem Weltenall an, stirbt aus. Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse. (…) Und so werden in der Zukunft gerade aus den Rasseeigentümlichkeiten solche Dinge hervorgehen, die man kennen muss, damit man sich richtig hineinstellt ins Leben.“ (Rudolf Steiner, „Vom Leben des Menschen und der Erde. Über das Wesen des Christentums“, GA 349)

      Dazu sagt Prof. Helmut Zander: „Diese Aussagen, die Steiner 1923, zwei Jahre vor seinem Tod, von sich gab, sind kein Betriebsunfall in seinem Denken, sondern eher ein zusammenfassender Schlussstrich unter Überzeugungen, die Wurzeln in seiner Kindheit haben und die er seit seiner theosophischen Zeit evolutionstheoretisch aufgeladen und immer wieder geäußert hatte. ‚Degenerierte Indianer‘ und ‚passive Negerseelen‘ gehörten schon 1909 zu seinem weltanschaulichen Inventar, dazu kommen vergleichbare Vorstellungen zum Judentum (…)“ (Helmut Zander: „Die Anthroposophie – Rudolf Steiners Ideen zwischen Esoterik, Weleda, Demeter und Waldorfpädagogik“, Ferdinand Schöningh, 2019, Seite 196)

      Mit freundlichen Grüssen

      Andreas Lichte“

      veröffentlicht bei „Humanistischer Pressedienst“: https://hpd.de/artikel/anthroposophie-und-rassismus-18249

  7. „Interview

    Anthroposophie und Antisemitismus

    hpd, 4.12.2020 Auf den Querdenker-Demonstrationen der vergangenen Monate traten Anthroposophen Seite an Seite mit Rechten auf. Tipps gegen den hierdurch entstandenen Imageschaden holte sich die „Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland“ beim Antisemitismus-Beauftragten der baden-württembergischen Landesregierung Dr. Michael Blume. Und das obwohl Anthroposophie-Begründer Rudolf Steiner selbst als Antisemit gilt. hpd-Autor Andreas Lichte sprach hierüber mit dem Religionsphilosophen und Anthroposophie-Experten Ansgar Martins.

    (…)“

    weiter bei Humanistischer Pressedienst, hpd: https://hpd.de/artikel/anthroposophie-und-antisemitismus-18761

    1. „Der Antisemitismus-Beauftragte und die Anthroposophie

      Michael Blume, Antisemitismus-Beauftragter Baden-Württembergs, hatte bereits im Herbst 2020 die „Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland“ besucht, nun gab er der anthroposophischen Zeitschrift „info3“ ein Interview. Schon die Überschrift des Interviews macht deutlich, wie wertvoll Blume die Anthroposophie ist: „Eine Anthroposophie in der Defensive wäre ein Verlust“.

      Gleich zu Beginn des Interviews versucht Michael Blume, originell zu sein und schafft doch nur Verwirrung; Zitat Blume: 

      (…)“

      weiter bei „Humanistischer Pressedienst“: https://hpd.de/artikel/antisemitismus-beauftragte-und-anthroposophie-19076

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