Zwischenruf: Straßenbau eines der dunkelsten Kapitel deutscher Verkehrspolitik

Bauarbeiten an der künftigen Umgehungsstraße Olsberg
Straßenbauarbeiten, hier an  an der  Umgehungsstraße Olsberg im Herbst 2009. (Symbolfoto: zoom)

Der Straßenbau war immer schon eines der dunkelsten Kapitel deutscher Verkehrspolitik.

Eine Anmerkung zum Artikel in der WR vom 21. Juli 2015.

Eigentlich müßte sich Ressortleiter Dobrindt Straßenbauminister nennen, denn – wie nicht anders zu erwarten – sollen erneut Milliardenmittel für die Betonierung unserer Landschaft zum Wohle der einschlägigen Lobby bereitgestellt werden.

Das kommt jedoch einem Umweltvernichtungsprogramm gleich. Vor diesem Hintergrund entwürdigt sich alles Gerede von der Eindämmung des Flächenverbrauchs als pure Heuchelei.

Wie unseriös sich das Versprechen des CSU-Ministers ausnimmt, vorrangig in den Erhalt und die Sanierung des Straßennetzes zu investieren, zeigt die skandalöse Benachteiligung der ungeliebten NRW-Koalition aus SPD und Grünen bei der Vergabe der Finanzmittel: Wer keine Neubauprojekte (zum Selbstzweck) plant und nicht auf der Dobrindtschen Betonwelle mitreitet, wird bestraft. Von ökologischer Verantwortung keine Spur. Bejubeln können ein solches Vorgehen nur ewig gestrige Politiker wie der CDU-Mann Wittke, offenbar ein glühender Verehrer des Straßenbaus.

23 Gedanken zu „Zwischenruf: Straßenbau eines der dunkelsten Kapitel deutscher Verkehrspolitik“

  1. Wer den Flächenverbrauch durch Baumaßnahmen beklagt, sollte auch so konsequent sein, und den geplanten Flächenverbrauch durch Windräder beklagen. Die Bilder die beim Bau von WKAs entstehen, stehen den Bildern vom Straßenbau in nichts nach.
    Sollten sich die gigantischen Planungen auch nur ansatzweise durchsetzen, werden wir einen Flächenverbrauch von unglaublichem Ausmaß erleben. Gerade der Bau von Windrädern in Waldgebieten mit seinen im Sinne der Biodiversität wertvollen Standorten muss jeden Naturfreund zum Nachdenken bringen.
    Beim Straßenbau ist Deutschland diesem Wahn schon mindestens 50 Jahre verfallen, bei der Windkraft haben wir heute die Chance diese naturzerstörerische und zutiefst menschenfeindliche Technik noch rechtzeitig aufzuhalten.
    Deswegen: Kämpfen wir gemeinsam gegen den unwiederbringlichen Flächenverbrauch durch Straßenbau und Windkraftanlagen!

  2. @ Ureinwohner

    „Biodiversität“ in den im Sauerland üblichen Baum-Monokulturen ?

    Interessant – wissen Sie mehr ?

    ( ich würde eher erwarten, dass in der relativ kleinen Kahlschlag-Zone um das Windrad herum gerade „Biodiversität“ entsteht, quasi „Heide“ )

  3. Sie haben völlig Recht mit Ihrem Hinweis auf den enormen Flähenverbrauch durch überdimensionierte Windkraftanlagen, besonders auch im Wald.
    Ich habe bereits am 15.3.15 zu diesem Thema einen kritischen Artikel verfaßt, der auf diesen Internetseiten nachzulesen ist. Er lautet: “ Windkraft – Aushängeschild der Energiewende – Unterschätzte Gefahr für Mensch und Umwelt – Wie grün ist diese Technologie der Umwelt?“

  4. @Andreas Lichte
    Was Sie romantisch mit entstehender „Heide“ umschreiben, sind in der Realität bis zu 15 Meter tiefe Betonklötze und kilometerlange, stark verdichtete Zufahrtsstraßen. Weiterhin entstehen planierte und eingezäunte Betriebsgelände, die von den WKA-Betreibern regelmäßig mit Pflanzenschutzmitteln gegen „Unkraut“ gespritzt werden müssen.

    Das Sauerland und ganz Deutschland bestehen nicht nur aus „den üblichen Baum-Monokulturen“. Sie stellen einen Zustand des Waldes (gepflanzte Fichtenreinbestände bis zum Alter von ca. 40 Jahren) dar, der nur temporär besteht und bei den modernen Bewirtschaftungsmethoden in wenigen Jahrzehnten die Ausnahme darstellen wird. Wenn Sie sich einen naturnah bewirtschafteten Fichtenbestand in einem höheren Alter anschauen, ist hier schon ein recht guter Zustand im Sinne der Biodiversität erreicht. Ganz zu schweigen von den Buchenbeständen, Mischwaldbeständen, Jungholzflächen und Lichtungen die immer noch große Flächen des Habitats Wald ausmachen.

  5. @ Ureinwohner

    wer hier „romantisch“ verklärt, ist die Frage:

    ich kenne keinen Wald, der eine ähnliche Langeweile wie die „Fichtenreinbestände“ des Sauerlandes verbreitet, muss wohl an der hohen „Biodiversität“ liegen …

  6. @Ureinwohner
    „Weiterhin entstehen planierte und eingezäunte Betriebsgelände, die von den WKA-Betreibern regelmäßig mit Pflanzenschutzmitteln gegen „Unkraut“ gespritzt werden müssen.“

    Wer verlangt von den WKA-Betreibern (und den Fichten- und Weihnachtsbaumplantagenbesitzern und anderen Liebhabern von Roundup und Co) regelmäßig mit sogenannten Pflanzenschutzmitteln gegen „Unkraut“ zu spritzen?

    Große Bereiche des Sauerlands wirken auf mich wie Monotonie in Reinform. Und von Jahr zu Jahr wird das noch schlimmer! Fahrt mal von Bestwig über Heringhausen nach Ramsbeck!
    Mal abgesehen von den umwelt- und gesundheitsschädlichen Auswirkungen dieser Art „Wald“-bewirtschaftung, ein schöner Anblick ist das doch auch nicht. Oder?

    Da freue ich mich doch, wenn sich z.B. bei Remblinghausen 2 Windräder drehen. Die produzieren das, was ein Mensch in der Jetztzeit braucht: Strom.

    Das kann man nun mögen oder nicht. Doch leider ist es nun mal so: Ohne Strom geht nichts mehr, auch dieser kleine Kommentar nicht. Ok, die Energie hätte ich mir sowieso sparen können. 😉

  7. Nun, die Fichte ist ja kein einheimischer Baumbestand und erst nach dem Scheitern der Erzverhüttung im Sauerland als Wirtschaftsbaum angepflanzt worden.

    Die Fichtenmonokulturen, Stangenspargel, sind Beispiel für nicht nachhaltigen Anbau.

    Kyrill hat die Schwächen der Fichte gnadenlos aufgedeckt. Der Borkenkäfer zeigt, dass sie eigentlich in kühlere Gegenden gehört.

    Mit „natürlich“ hat der Fichtenbestand des Sauerlandes garnichts zu tun, sondern nur mir Wirtschaft.

    Nach Kyrill haben hier viele Waldbesitzer mimimimi gemacht und versprochen, dass besser angepasste Bäume angepflanzt würden.

    Dann haben sie doch lieber großflächig und profitabel Weihnachtsbäumchen gesetzt, mit Glyphosat gespritzt und sich mit Pseudo-Ökolabeln „freigekauft“.

    Außerdem weiten sich die Wiesen, auf denen die Gülle der Intensiv-Viehhaltung aufgebracht wird immer mehr aus.

    Maisfelder – Monokultur – Erosion.

    Im Ruhrgebiet ist die Vielfalt der Arten größer als im Sauerland.

    Das Skigebiet? Speicherteiche, Beton, großdimensionierte Anlagen.

    Ich habe das Gefühl, das bei der Diskussion um die WKAs viel gelogen wird, bzw. falsche Interessen vorgeschoben werden.

    It’s the economy, stupid – nicht die „Sorge um die Natur“.

    Wenn ich aus dem Fenster gucke, sehe ich übrigens sogar ein paar Laubbäume. Die stehen auf der alten Klärschlammdeponie am Meisterstein.

    Wir könnten noch über den ökologischen Fußabdruck des Sauerländers reden. Dicke Autos, dicke Häuser – aber die Energie bitte aus Garzweiler, aus dem Nahen Osten, oder aus den Kohlekraftwerken an Rhein und Ruhr.

  8. @all
    WKA´s sind industrielle Naturraumvernichtungsanlagen die aufgrund ihrer Konstruktionsbedingungen (keine Grundlastfähigkeit, keine Speichermöglichkeit) unsere Energieprobleme nicht lösen. Diesen Tatsachen kann auch mit Diskussionen über Nebenthemen nicht ausgewichen werden.
    @zoom
    Ob sich der ökologische Fußabdruck des Sauerländers von dem Bewohner anderer Gegenden grundsätzlich unterscheidet, vermag ich nicht zu beurteilen. Hier ist wohl jeder Mensch individuell zu betrachten. Der Sauerländer mit „dickem“ SUV und großem, voll beheizten Haus hat unter Umständen einen kleineren ökologischen Fußabdruck wie der Großstadtbewohner, der ökologisch korrekt mit dem öffentlichen Nahverkehr und dem Fahrrad seine Wege bewältigt. Wenn dieser fiktive Großstadtbewohner ansonsten zweimal im Jahr nach Übersee fliegt.

  9. @ ureinwohner

    und? Wie „lösen Sie unsere Energieprobleme“?

    Hört sich irgendwie so an, als hätten Sie schon eine Lösung …

    ( ich tippe darauf, Sie haben sich aus einem Schnellkochtopf und Radium aus der verlassenen Sauerländer Klinik – wie hieß sie noch gleich? –, einen Mini-Kernreaktor gebaut, der steht jetzt in Ihrem ehemaligen Party-Keller … )

  10. @ureinwohner
    Vielleicht sind Sie ja mit mir einer Meinung, dass das Atomkraftwerk in Fukushima zu den größten industriellen Naturraumvernichtungsanlagen zu zählen ist!? Und das mit nicht endender Nachhaltigkeit.

    Einzigartige Katastrophen haben nun mal leider nicht unbedingt die Tendenz, sich auf einmalige Ereignisse zu beschränken. Mich würde es jedenfalls nicht wundern, wenn in Mitteleuropa ein Atomkraftanlage eher als der Vesuv hoch geht. Erleben möchte ich weder das eine noch das andere!

    Das war`s dann erstmal mit meinen Nebenthemen. Wobei mir aber just wieder die Frage einfällt:
    Wer verlangt von den WKA-Betreibern (und den Fichten- und Weihnachtsbaumplantagenbesitzern und anderen Liebhabern von Roundup und Co) regelmäßig mit sogenannten Pflanzenschutzmitteln gegen „Unkraut“ zu spritzen?

  11. @schnellkochtopf
    Ihre Idee ist irgendwie originell, in der Praxis klappt´s wohl nicht so ganz. Ich hatte mehr an thermische Nutzung der kosmischen Urenergie rund um die Bruchhauser Steine (in der Seelenachse) während der Sonnenwende und anschließende Speicherung in altbewährten Sauerländer Schieferplatten gedacht …
    Bis auf weiteres muss ich aber genau wie Sie den derzeitig bereitgestellten Energiemix nutzen, mit allen Vor- und Nachteilen …

  12. @gabi
    Offenbar glauben Sie tatsächlich, dass die WKA´s in der Lage sind für eine europaweite Beendigung der Atomkrafttechnik zu sorgen??? Über die baubedingten Unzulänglichkeiten dieser Technik haben Sie vermutlich noch nie einen Gedanken verschwendet??
    Irgendwie wäre ich froh, wenn auch ich auf diesem Niveau über das Thema nachdenken und diskutieren könnte.

    1. @Ureinwohner

      Bitte nennen Sie mir „die baubedingten Unzulänglichkeiten“, sonst weiß ich nicht, was Sie meinen.

  13. @Ureinwohner Der ökologische Fußabdruck des Sauerländers ist deutlich erhöht, oder ist es ein Zufall, dass meine Nachbarn gerade in „Übersee“ urlauben, während mir bekannte Städter an Ostsee und Nordsee Ferien machen? Aber was beweist das schon? Hierzu wird es doch sicher Untersuchungen geben, die Behauptungen und Beobachtungen Substanz geben könnten.

  14. @ ureinwohner

    Zitat „ureinwohner“: „Irgendwie wäre ich froh, wenn auch ich auf diesem Niveau über das Thema nachdenken und diskutieren könnte.“

    Das habe ich auch schon gedacht, gleich zu Beginn:

    wenn „ureinwohner“ Vorträge über „Biodiversität“ in Monokulturen hält …

  15. @zoom
    Unzulänglichkeiten:
    a) mangelnde Grundlastfähigkeit, d.h. laienhaft ausgedrückt: Wenn der Wind nicht oder nur gering weht, produzieren WKA keinen Strom oder nur geringe Mengen davon. Die Netzbetreiber müssen aber durchgängig ausreichend Strom bereitstellen. Windkraft ist also nur ein zusätzlicher Produzent, die Grundlast wird weiterhin mit konventionellen Energieerzeugern (Kohle usw.) abgedeckt.
    b) mangelnde Speicherfähigkeit, d.h. laienhaft ausgedrückt: Wenn viel Wind weht, und der produzierte Strom mangels Nachfrage nicht abgenommen wird (z.B. zur Nacht) ist eine Speicherung nicht möglich. Er wird zu Schleuderpreisen an Nachbarländer verkauft oder sogar „verschenkt“, bzw. für die „Entsorgung“ bezahlt.

    1. @Ureinwohner

      Gerade deswegen werden ja zur Zeit Speicher- und Zwischenspeichertechnologien mit Hochdruck voran getrieben. Grid, Hydrolyse, Gasnetz als Speicher …

      Die Speicherung ist sowohl für Sonnen- als auch Windenergie wichtig. Wir wissen ja, dass die Sonne nicht immer scheint und der Wind auch Flauten hat.

      Da muss Deutschland als Technologie- und Exportnation dranbleiben.

  16. @Ureinwohner

    Pardon, stelle Ihnen jetzt noch einmal die Frage:
    Wer verlangt von den WKA-Betreibern (und den Fichten- und Weihnachtsbaumplantagenbesitzern und anderen Liebhabern von Roundup und Co.) regelmäßig mit sogenannten Pflanzenschutzmitteln gegen „Unkraut“ zu spritzen?

    Haben Sie gestern die WDR-Sendung „die Story“ gesehen? Spannend! Thema war das Aussterben der Singvögel. Offenbar sind nicht wenige Leute der Meinung, die Ursachen des dramatischen Rückgangs der Artenvielfalt liege zu einem großen Teil bei der Giftspritzerei. Herbizide, Pestizide und Fungizide machen Vögeln und irgendwann uns das Garaus. Unser Lebensraum wird immer kleiner, durch Straßenbau, Tannenbaumplantagen, Rapsfelder, gepflegte Vorgärten und … . Wir kultivieren uns zu Tode. Monsanto sei Dank!

    Klick:
    http://www1.wdr.de/fernsehen/dokumentation_reportage/die-story/indexdiestory106.html

    Der Aspekt „tote Vögel“ durch Windräder wurde übrigens in dem Film nicht thematisiert.

  17. @gabi
    Sorry, mein Hinweis auf das spritzen „müssen“ war ironisch gemeint.

    Tatsächlich habe ich folgende Argumentation von einem WKA-Betreiber aus Sachsen-Anhalt gehört: „Ich muss spritzen weil sonst mein gesamtes Betriebsgelände mit Disteln und Brennnesseln zuwächst, was anderes kommt nicht. Der TÜV als Prüfbehörde, der Landkreis als Aufsicht in Sachen Brandschutz und Rettungswege, die örtliche Tourismusbehörde usw. wünschen eine saubere Anlage. Für regelmäßiges mähen habe ich keine Zeit.“

  18. @ureinwohner
    Danke für die Antwort! Ironie hin, Ironie her. Es wird wohl so sein wie Sie es schreiben.
    Ja, „Ich muss spritzen weil …“ das habe ich auch oft gehört (und gesehen) z.B. …
    … von Behörden. Argument: Im Eingangsbereich des öffentlichen Gebäudes und rundrum muss es „ordentlich“ aussehen. Und da zählt der Preis. Gift spritzen ist preiswerter als hacken und zupfen.
    … von Eigenheimbewohnern. Argument: Der Garten muss gepflegt sein und gleichzeitig pflegeleicht.
    … von Weihnachtsbaumproduzenten. Argument: Hohe Erträge erziehlen wir nur über billig, billig, billig, koste es was es wolle.
    … von Landwirten ….
    … von …
    … von …
    … und an Bahntrassen, Plätzen, Wegen und Straßen …
    Womit wir wieder beim Thema „Straße“ sind.

  19. @ Ureinwohner:
    Zu Punkt B, apropos verkaufen, verschenken oder für Entsorgung bezahlen:
    Das war einmal. Inzwischen hat diese Art des Verfahrens mit deutschen Stromüberschüssen unsere Nachbarländer gegen uns aufgebracht:
    http://www.welt.de/wirtschaft/energie/article144757879/Nachbarlaender-wollen-deutschen-Strom-blockieren.html

    Nicht nur die Einwohner des Hochsauerlands blockieren die Energiewende durch ihren mutigen Aufstand gegen die Ausweitung der Windkraft, sondern sogar die Nachbarstaaten mit der Weigerung der Abnahme von temporären Stromüberschüssen. Zeit zum Umdenken, sollte man meinen.

  20. Der Welt-Artikel argumentiert NICHT gegen erneuerbare Energien, sondern für den schnellen Ausbau des Leitungssystems, also der Stromnetze.

    Deutschland soll mehr Leitungen bauen
    Der Druck auf Deutschland, seine Nord-Süd-Netze auszubauen, steigt. „Wenn wir mehr erneuerbare Energie nutzen wollen, müssen wir das Netz ausbauen“, sagt Walter Boltz, Vizepräsident des Regulierungsgremiums bei der zuständigen EU-Agentur ACER, im Gespräch mit „Politico“.

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