Wintersport im (Klima-)Wandel – Die Illusion von der weißen Pracht / Eine umweltkritische Bestandsaufnahme des zweifelhaften Skivergnügens

Waiting for the cold. Schneekanonen vor einem Rückhaltebecken in Winterberg (foto: zoom)
Warten auf die Kälte. Schneekanonen vor einem Rückhaltebecken in Winterberg (archiv: zoom)

Mit dem heutigen 1. März beginnt der meteorologische Frühling; und blickt man zurück auf die Wintermonate Dezember, Januar und Februar, so erinnert witterungsmäßig nichts an die kalte Jahreszeit. Nur noch übertroffen vom Rekordinhaber 2006/2007 mit einer Abweichung von 4,4 Grad C(!) war der Winter 2013/14 der viertwärmste seit Beginn der Messungen im Jahre 1881.

Die Durchschnittstemperatur lag um beachtliche 3,1° C über dem langjährigen Mittel der Jahre 1961 – 1990. Extreme Wetterereignisse, die immer Vorboten von Klimaänderungen waren, hielten auch 2013/14 Millionen Menschen in Atem, brachten deren Lebensalltag durcheinander und sorgten in den Medien laufend für Schlagzeilen.

Sintflutartige Regenfälle, Überschwemmungen und Erdrutsche in Großbritannien und Italien, Massive, unaufhörliche Schneefälle auf der Alpensüdseite (Ost- und Südtirol), wochenlanges Schneechaos auch in den USA mit Temperaturen unter minus 30 Grad, sowie Dürre und aktuell wieder Starkregen in Kalifornien. Nur eine Laune der Natur? Mitnichten!

Das gehäufte Auftreten von Extrem-Wetterlagen führt uns den Klimawandel drastisch vor Augen und ist ein untrügliches Zeichen dafür, daß dieser Klimawandel allgegenwärtig ist. Selbst Fachleute zeigen sich überrascht von der Geschwindigkeit, mit der sich unser Planet erwärmt. Das betrifft insbesondere auch die beispiellosen Hitzewellen, die sich auf unserer Erde rasant ausbreiten.

All jenes läßt sich nicht mehr mit natürlichen Ursachen erklären. Denn wissenschaftlich bewiesen ist, daß nur ca. 20 Prozent der Klimaveränderung auf solche Einflüsse zurückgehen (z. B. Sonnenaktivität, Vulkane, El Nino), aber 80 % dem Konto des Menschen zuzuschreiben sind. Aber zurück zum Winter, der keiner war.

Pistenplaner, Tourismusspekulanten, Seilbahn- und Skiliftbetreiber haben offenbar große Probleme damit, die in den neuesten Klimamodellen enthaltenen Zukunftsperspektiven für den Massenskilauf zur Kenntnis zu nehmen, bzw. sie weigern sich dies zu tun. Der Wintersport hat sich längst vom Winter emanzipiert. Und damit die Illusion vom ewigen Weiß aufrechterhalten werden kann, verprassen die Kunstschneeproduzenten Unmengen an Energie. Und die Landesregierungen unterstützten diese Entwicklung noch, indem sie Millionen Euro an Fördergeldern in die Skizentren pumpen.

Schnee bald Mangelware am Kahlen Asten? (archiv: zoom)
Schnee bald Mangelware am Kahlen Asten? (archiv: zoom)

Klimagerechte Beschneiung heißt das Zauberwort. Doch kann so etwas überhaupt noch funktionieren? Daß der Wettlauf gegen die globale Erwärmung nirgendwo zu gewinnen ist, paßt nicht ins Konzept des am Wintersport verdienenden nutzungsorientierten Lobbyismus! Was also will man tun? Etwa die Natur weiter malträtieren, nur um noch ein paar Jahre dem vermeintlichen Skivergnügen frönen zu können?

Die auf dieses Ziel gerichtete technische Verbauung der Alpen ist nichts als nutzlose Torschlußpanik.  In welchem Ausmaß der fortschreitende Klimawandel die Möglichkeiten zur Ausübung des alpinen Wintersports zusehends einschränkt, beweisen die monatelang schneefreien Täler im Alpenraum. Wohin das Auge blickte, sah man trostlos braun gefärbte Hänge. Überall herrschte Flaute.

Ein solches Bild dürfte schon in nicht ferner Zukunft die Regel sein, weil die Anzahl milder Winter ständig zunimmt. In 15 – 20 Jahren werden viele Skigebiete, die bisher noch als relativ schneesicher galten, dicht machen müssen, so daß es lt. einer Studie des Deutschen Alpenvereins (DAV) um das Jahr 2050, also Mitte des Jahrhunderts, nur noch wenige Skigebiete geben wird, so auf dem Zugspitzplatt oder am Fellhorn im Allgäu.

In Anbetracht so düsterer Aussichten ist daher jeder Versuch, unter Anwendung modernster Technik Frau Holle zu spielen, zum Scheitern verurteilt. Denn für die Herstellung von Kunstschnee ist es bereits heute vielerorts zu warm. Eine Beschneiung der nach menschlichem Wunschdenken fabrizierten Winterwelt kommt uns alle teuer zu stehen. Durch diese wird mehr Wasser vergeudet, als die Stadt München in einem ganzen Jahr verbraucht, was natürlich die Erwärmung weiter stark anheizt. Ebenso katastrophale Auswirkungen sind darüber hinaus durch die Verlärmung und enorme Inanspruchnahme von Natur und Landschaft zu erwarten, mit verheerenden Konsequenzen für die empfindliche Tier- und Pflanzenwelt.

Und bei uns im Sauerland? Lt. Prof. Dr. Jürgen Schmude vom Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und Tourismusforschung in München können die Skilifte hierzulande „mittelfristig eingemottet werden“.  Schneekanonen werden um Winterberg und den Kahlen Asten in nicht allzu langer Zeit ausgedient haben.

Kunstteich für die Schneekanonen (archiv: zoom)
Kunstteich für die Schneekanonen (archiv: zoom)

Schon vor gut 10 Jahren kritisierte ich in einem ausführlichen Leserbrief an den „Sauerlandkurier“, daß auch im Land der 1.000 Berge ein hochtechnisierter, winterlicher Massentourismus stets brutaler in das natürliche Gefüge eingreift. Als eine neue Form des Größenwahns hat dabei auch unsere Region die massive Aufrüstung mit Schneekanonen voll erfaßt.

Anvisiertes Ziel dieser allein auf den Profit abgestellten Erschließungsmaßnahmen, die bis heute andauern, war es seitens der Planer, das vom Charakter eher lieblich anmutende Mittelgebirge mangels naturgegebener weißer Pracht in eine so genannte „Wintersport-Arena“ alpinen Zuschnitts umzukrempeln. Mammutprojekte dieser Größenordnung stellen neben den Eingriffen, welche die kommerziell motivierte Ausuferung des Pistensports ohnehin verursacht, eine weitere Dimension ökologischer Zerstörung dar. Schnee aus Kanonen bewirkt eine Verkürzung der Vegetationszeit, hat außerdem einen Düngeeffekt, ist also nährstoffreich und kann die Zusammensetzung der Pflanzenarten verändern. Damit nicht genug: Er reduziert die Artenvielfalt. Außerdem besteht die Gefahr zunehmender Erosion infolge erhöhten Schmelzwasseranfalls.

Ich meine, um das Sauerland für den Wintertourismus attraktiv zu halten, bedarf es ganz bestimmt keiner vom Wachstumszwang diktierter hochfliegender Pläne, wodurch nur erreicht wird, daß der Fremdenverkehr seine eigene Grundlage zerstört. Alternativen im naturnahen Tourismus gibt es seit langem und kommen bundesweit schon vielerorts zur Anwendung. Dazu zählen etwa das Winterwandern oder andere qualitätsorientierte Angebote, die sich auf Herbst, Spätwinter und Frühjahr erstrecken.

Prof. Schmude: „Jede Region muß sich darauf besinnen, welche Besonderheiten sie zu bieten hat.“ Das würde der Eigenart des Sauerlandes weit mehr entsprechen und wäre darüber hinaus hervorragend mit der häufig erwähnten nachhaltigen Entwicklung im Rahmen der lokalen Agenda in Einklang zu bringen. Fest steht, daß sich die Menschen nach Ruhe und Erholung in unzerstörter Natur sehnen, wo man sie denn noch antrifft. Kaputt gemacht worden ist schließlich schon en masse!

Dazu noch einmal der Wissenschaftler: „Die Naturorientierung der Menschen wächst. Sie wollen raus, wollen an die frische Luft; sie wollen sich bewegen – wie und auf welche Weise auch immer.“ Die Lösung heißt deshalb: Touristische Konzepte dem Klimawandel anpassen. Es kann und darf nicht überall Ski gefahren werden! Diese Einsicht muß den Leuten abverlangt werden. Der demographische Wandel hat bereits deutliche Spuren hinterlassen. Im Klartext bedeutet es, daß die Menschen weniger, älter, ärmer und damit seßhafter werden. Diesem Umstand gilt es Rechnung zu tragen!

56 Gedanken zu „Wintersport im (Klima-)Wandel – Die Illusion von der weißen Pracht / Eine umweltkritische Bestandsaufnahme des zweifelhaften Skivergnügens“

  1. Eine drastische und einseitige Sichtweise, die sich auf Vermutungen, Ansichten und Modelle stützt und auch Frust erkennen lässt. Von bloßem Profit zu schreiben, lässt völlig außer Acht, dass eine sehr große Anzahl der Menschen unserer Region durch diesen Tourismus ihr tägliches Brot verdienenen. Außerdem ist nichts davon zu lesen, welche Projekte und Produkte für die Zeiten außerhalb des Winters bereits vor mehr als zehn Jahren auf den Weg gebracht wurden und fortlaufend weiterentwickelt werden.

  2. @ W.Borgmann

    „Außerdem ist nichts davon zu lesen, welche Projekte und Produkte für die Zeiten außerhalb des Winters bereits vor mehr als zehn Jahren auf den Weg gebracht wurden und fortlaufend weiterentwickelt werden.“

    Welche Projekte meinen Sie? Das Projekt Freibad Winterberg, das Projekt Radwege (keine Trails, sondern richtige Radwege), das Projekt Hallenbad und Sauna? Ich sehe leider mehr Ab- als Aufbau.

    Oder das Produkt „Oversum“, ein echter Knaller…

  3. @W.Borgmann

    Es geht bei „bloßem Profit“ wohl um die folgende Aussage:

    „Anvisiertes Ziel dieser allein auf den Profit abgestellten Erschließungsmaßnahmen, die bis heute andauern, war es seitens der Planer, das vom Charakter eher lieblich anmutende Mittelgebirge mangels naturgegebener weißer Pracht in eine so genannte “Wintersport-Arena” alpinen Zuschnitts umzukrempeln.“

    Wir leben in einer Marktwirtschaft. Gibt es ein anderes Motiv als „Gewinnstreben“ (vulgo: Profit) für die sogenannten Erschließungsmaßnahmen?

    „Frust erkennen lässt“

    Wo lässt der Autor Frust erkennen?

    „lässt völlig außer Acht, dass eine sehr große Anzahl der Menschen unserer Region durch diesen Tourismus ihr tägliches Brot verdienenen“

    Wo lesen sie das aus dem Artikel heraus? Dem Autor geht es doch gerade um die touristische Konzeption, also das Gegenteil ihrer Behauptung.

    „Eine drastische und einseitige Sichtweise, die sich auf Vermutungen, Ansichten und Modelle stützt“

    Welche der Vermutungen, Ansichten und Modelle des Autors sind denn Ihrer Meinung nach falsch?
    Auf welche Vermutungen, Ansichten und Modelle stützt sich die Stadt Winterberg bei der Planung ihrer Konzeptionen?

    @Johanna
    Das Oversum Projekt zeigt ganz deutlich, dass die Stadt Winterberg nicht die besten Berater hat.

  4. Die Kritik an meinen Ausführungen zu dem irrationalen und törichten Vorgehen der Wintersportstrategen innerhalb und außerhalb der Alpen halte ich in der Sache für völlig unangemessen und unbegründet! Der Klimawandel ist nichts Abstraktes, nichts weit entferntes, sondern knallharte Wirklichkeit im globalen Maßstab! Er bedroht längst ganze Ökosysteme und direkt oder indirekt das Leben von Milliarden Menschen! Deshalb sind Tourismusplaner, Skiliftbetreiber, Hoteliers usw. gut beraten, die Warnungen von Klimaexperten, welche auf realistischen Annahmen beruhen, endlich ernst zu nehmen! Welchen Sinn macht es, auf Teufel komm raus in neue Lifte und Beschneiungsanlagen zu investieren, die sich nie rechnen werden! Mit der“Augen zu und durch“ -Mentalität wird alles nur noch schlimmer und obendrein die Verschuldung in astronomische Höhen getrieben. Statt unbelehrbar auf weiteres Wachstum und Expansion zu setzen, muß endlich die Vernunft siegen, sowohl im Eigeninteresse als auch in Bezug auf die nicht mehr so herbeiströmenden Gäste! Stures und uneinsichtiges Festhalten an den antiquierten Rezepten bringt gar nichts und fährt vor die Wand! In den 60er und 70er Jahren etwa, als die Schihänge des Hochsauerlandes hin und wieder auch mal über längere Zeit grün und braun blieben, fügte man sich einfach seinem Schicksal, ohne daß irgend ein Hahn danach krähte, ob nun Alternativen zum gewohnten Pistenspaß zur Verfügung standen oder nicht. In diesem Fall blieb man zu Hause, ging einer anderen Beschäftigung nach oder tat etwas für die Gesundheit, entdeckte das Winterwandern! Kreativität und Phantasie ist gefragt! Mein Hinweis auf qualitätsorientierte Angebote, die sich mancherorts schon bewährt haben, bezieht sich übrigens auf ganz Deutschland. Wie wäre es, wenn man angesichts einer schneelosen Zukunft im Sauerland und darüber hinaus zusätzliche Lehrpfade anlegen würde, die den Klimawandel zum Thema machen und die Feriengäste ausgiebig und detailliert über seine schon jetzt dramatischen Folgen eingehend informieren? M. W. gibt es so etwas bereits im Alpenraum. Also: Man kann zum einen diverse Bildungsangebote ins Programm aufnehmen und andererseits sportliche Aktivitäten offerieren, die den Ansprüchen an einen naturschonenden, sanften Tourismus genügen! Sein tägliches Brot verdient man nicht auf Kosten der Natur, sondern wenn schon mit ihr! Und aus dieser als richtig erkannten Denkweise heraus folgt der logische Schluß, daß gerade heute, in unserer allgemein materialistisch geprägten Zeit Weniger nicht nur Mehr sein kann, sondern für uns alle ein Gewinn an Lebensqualität darstellt. Natur und Umwelt werden es uns danken!

  5. @Herr Knoppik,

    auch ich halte Ihre Sichtweise der Dinge durchaus für zu negativ und zu einseitig gedacht. Ihre Thesen lassen sich nun mal nicht beweisen, dagegen ist nachweisbar, das es milde Winter immer mal wieder gegeben hat. Als Fazit bleibt festzuhalten, daß der Wintersport derzeit leider die einzige wirtschaftliche Chance für Winterberg ist. Alle anderen Ideen für alternative Tourismusangebote sind von der Wertschöpfung her noch lange nicht ausgereift. Meines Erachtens wird dies auch noch Jahrzehnte so bleiben.
    Allerdings mißfällt mir die absolut positive Sicht auf die Dinge ebensowenig. Die wirtschaftlichen Folgen des erfolgreichen Skitourismus werden regelmäßig von der Politik und den Tourismusfachleuten viel zu positiv dargestellt. Winterberg braucht attraktive und ordentlich vergütete Arbeitsplätze, die ein Saisongeschäft wie der Skitourismus schon von der Struktur her nicht schaffen kann. Ebensowenig wirken sich Gewinne und Investitonen für die Allgemeinheit so positiv aus wie immer dargestellt wird.
    Fazit: Skitourismus ist und bleibt der wichtigste Aspekt für die Entwicklung der Stadt Winterberg. Seine gröbsten Fehlentwicklungen sollten von der Politik, insbesondere der fehlenden Oposition aber kritisch gelenkt werden. In diesem Punkt ist realistisch betrachtet aber wenig zu erwarten.
    Alternative Tourismusangebote sind zu fördern, sie werden allerdings auf Jahre hinaus nur eine untergeordnete Rolle spielen.
    Wirtschaftsförderung darf sich nicht auf Tourismus beschränken. Hier ist eine viel breitere und weitergefasste Sicht notwendig. In Winterberg fehlen m.E. aber Geld, Ideen und der notwendige „lange Atem“.
    Gruß
    Ureinwohner

  6. Ich persönlich finde die Sichtweise auch deutlich negativ und zu Einseitig.
    Wer wirklich mal Grundlegende und bewiesene Fakten zum Thema Klimaerwärmung und Wetter lesen will, dem empfehle ich persönlich das Buch „Klimafakten“. Bin es derzeit am lesen und muss sagen dass man dort die Sichtweise von Frank Böttcher und Sven Plöger richtig gut versteht. Nicht so ein einseitiger Mist wie im heiligen Web zu lesen ist. Wer jetzt schon davon schwafelt das es in 20 Jahren keinen Schnee mehr in tieferen Lagen gibt, der soll mir mal die Wettervorhersage für den 7. Juli 2014 sagen. Würde gerne jetzt schon wissen wie an mein Geburtstag das wetter wird 😉 :p Der „Experte“ und Hellseher muss das schließlich wissen!

  7. @Winterberg gegen RVL

    Was wollen Sie sagen? Ich kenne das Buch von Böttcher und Plöger nicht, aber ich vermute, dass die beiden Autoren Klima und Wetter unterscheiden können und die gravierenden Folgen der Erderwärmung für zukünftige Generationen sehr wohl im Blick haben.

    Daher vermute ich, dass die beiden Autoren fälschlicherweise von Ihnen als Zeugen für die Relativierung des Problems benannt werden.

    Hier der Link zur Sendung des Deutschlandfunks zum Buch „Klimafakten“:
    http://www.deutschlandfunk.de/nerviges-thema-wichtiges-thema.1310.de.html?dram:article_id=262739

  8. Ich will damit sagen das besagter Herr Schmude schon so manches mal ziemlich falsch in seinen hellseherischen Künsten gelegen hat und auch in einschlägigen Wetterforen nicht als der glaubwürdigste Klimaexperte gilt.

    Wer wirklich Fakten zum Thema Klima oder Erderwärmung haben will dem sei das Buch wärmstens zu empfehlen. Vor allem versteht man auch was da geschrieben wurde, was man von gewissen anderen Quellen nicht grade behaupten kann 😉

  9. @ Johanna

    Danke für den Link, aus meiner Sicht zeigt er doch deutlicht die beiden unterschiedlichen Ebenen, über die wir hier diskutieren.

    Einerseits der langfristige Klimawandel, Zuwachs der Erdbevölkerung, Industrialisierung der Schwellenländer … . Alles langfristig und auch nachvollziehbar, aber nicht in genauen Zahlen auszudrücken.

    Anderseits die konkreten, relativ kurzfristigen Folgen für den heimischen Wintersport. Und hier sind bei der sehr negativen Sicht des Herrn Knoppik m.E. die Relationen nicht richtig dargestellt.

  10. @Ureinwohner
    „…auch ich halte Ihre Sichtweise der Dinge durchaus für zu negativ und zu einseitig gedacht. “

    Vermutlich würden Herr Knoppik und wir alle „die Dinge“ auch lieber positiv sehen, aber wer sehen will, muss erkennen, dass wir ein sehr großes Problem erzeugen. Der Vorwurf der „Einseitigkeit“ an die Mahner ist nicht hilfreich.

    @WinterbergerRVL

    Das aktuelle Wetter sagt ebenso wenig über den Klimawandel aus wie die Temperaturen an Ihrem Geburtstag. Niemand kann letztere vorhersagen und keiner behauptet das von sich.

    Allerdings sind dies Temperaturschwankungen in einem kurzen Zeitraum. Ernstzunehmende Untersuchungen von Klimaentwicklungen basieren auf Daten, die über einen langen Zeitraum von mindestens 30 Jahren erhoben und ausgewertet werden. Das Klima hat somit nur recht wenig mit dem Wetter von heute, morgen und gestern zu tun. Selbst der milde Winter in diesem Jahr muss noch kein Hinweis auf eine globale Erwärmung sein.

    Es gibt jedoch nur noch wenige Wissenschaftler, die einen Klimawandel und eine von Menschen verursachte Erwärmung der Erde bezweifeln.

    Wissenschaftler arbeiten übrigens in der Regel nicht mit „hellseherischen Künsten“, sondern mit wissenschaftlichen Methoden. Ihre „einschlägigen Wetterforen“ stehen in Ihrem Kommentar als unbelegte Behauptung. Ohne jeden Beleg bezeichnen Sie Herrn Schmude von der LMUniversität in München als „nicht … der glaubwürdigste Klimaexperte.“

    „Professor Jürgen Schmude ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeographie und Tourismusforschung an der LMU. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem die Folgen von Klimawandel und politischen Unruhen für den Tourismus“ , so die Uni. Herr Schmude ist also gar kein Klimaexperte, nicht einmal ein „nicht glaubwürdiger“.

    Und welche Ihre „gewissen anderen Quellen“ sind, das behalten Sie für sich.

    Wer wissen will, was mit unserem Klima geschieht und welche Folgen dies haben kann und wahrscheinlich auch haben wird, kann es wissen. Wer nicht wissen will, dem ist leider nicht zu helfen.

    Sir Paul Nurse, Präsident der Londoner Royal Society, sprach im vergangenen Monat folgenden mahnenden Worte:

    „We have enough evidence to warrant action being taken on climate change; it is now time for the public debate to move forward to discuss what we can do to limit the impact on our lives and those of future generations.“

    http://www.theguardian.com/environment/2014/feb/27/global-warming-slowdown-not-invalidate-climate-change-science

  11. Der Artikel wirft die Frage auf, ob die Investitionen in den Wintersport der vergangenen 10 Jahre ihr Ziel erreicht oder verfehlt haben. Eine solche Frage wird viel zu selten diskutiert.
    Man kann sie heute nicht abschließend diskutieren, aber zumindest für 2013 gilt: -ca. 5% der Übernachtungszahlen in Winterberg. Um so berechtigter ist also die Frage.
    Dabei kann nicht in Frage gestellt werden, dass Investitionen zur Förderung des Tourismus für die Region unverzichtbar sind. Zu diskutieren wäre also, was man stattdessen hätte machen können. Eine Alternative unter der Überschrift „sanfter Tourismus“. Auf der Grundlage könnte man diskutieren, was nachhaltiger ist…

  12. Kleiner Lesetipp aus der Südwestpresse. Das komplette Interview hier:

    http://www.swp.de/ulm/lokales/alb_donau/Klimawandel-Schnee-wird-selten-der-Nebel-bleibt;art1158552,2405089

    „SCHNEIDER: Da muss man zwei Dinge auseinanderhalten – das eine ist der langfristige Trend, den wir Klimawandel nennen. Der wird definitiv so ab 2030 oder 2040 dazu führen, dass es in den deutschen Mittelgebirgen – und da gehört auch die Schwäbische Alb dazu, der Großraum Ulm, das Allgäu – deutlich weniger Schnee geben wird. Dann wird es auch in Deutschland so viel wärmer sein, dass die Wintermonate durch mehr Regen und deutlich weniger Schneefälle geprägt sind. Das ist das eine. Das andere ist für diesen Winter das Bedeutsamere. Es gibt immer wieder Situationen, in denen wir viel feuchte und warme Luft vom Nordatlantik kriegen und wenig kalte, schneereiche Luft aus dem Norden. Dieser Winter ist mal wieder so einer.“

  13. @Andreas
    Guter Einwurf. Man müsste dann noch mal nachforschen, welche Ziele vor 10 Jahren gesetzt waren.

    Einen Hinweis könnten auch betriebswirtschaftliche Zahlen geben, die ich aber nicht kenne. Es wird uns ja kein großer Skilift Betreiber in die Bücher gucken lassen.

    Einen konkreten Hinweis geben die Bemühungen der Skilift-Betreiber, städtischen Grund und Boden unter ihren Gebäuden zu erwerben, um die Kreditfähigkeit zu erhöhen.
    http://www.schiebener.net/wordpress/?p=27634

  14. Ich denke bspw. an die Pressemeldungen aus 11/2005, als das Land einen siebenstelligen Betrag für den Masterplan II Wintersport Arena genehmigt hat.

    Bspw.: http://www.nrw.de/presse/masterplan-ii-wintersportarena-sauerland-siegerland-wittgenstein-wird-komplettiert-575/

    Das Ziel wird hier nur allgemein als „weiterer Schub für das Wintersportparadies“ formuliert. Konkret heißt es dann aber, dass 100 Schneekanonen eine Schneesicherheit von 90 Tagen zwischen Mitte Dezember und Mitte März „garantierten“ – und damit eine doppelt so hohe Anzahl wie in den 90er Jahren.

    In diesem Winter kommen wir aber weder auf 90 Einsatztage noch auf einen Betrieb ab Mitte Dezember. Und selbst wenn dieser Winter nur ein „Einzelfall“ sein sollte, so reicht dieser aus, dass das Ziel einer „garantierten Schneesicherheit“ verfehlt wurde.

    Ohne Schneekanonen wären die Betriebstage und die Wintersport-Gästezahlen zweifelsfrei signifikant geringer. Das will ich nicht in Abrede stellen. Die Vorteile der Investitionen sind aber demnach trotzdem unter den damaligen Erwartungen geblieben.

  15. Und wenn Sie, liebe Johanna, mich nicht verstehen wollen kann ich da auch nix mehr für sie tun 😉 Dann leben sie halt weiter mit ihren „glaubwürdigen“ Expertenmeinungen!!

  16. @Andreas
    Die „garantierte Schneesicherheit“ könnte man ja noch umdefinieren, so dass sie nur für den Poppenberg gilt. Wobei ich mich gerade frage, ab wann die Statistiker der Wintersportarena einen Tag als „beschneit“ berechnen. Wie viele Lifte müssen laufen?

    Gut, im Zeitalter des Internet sprechen sich grüne Hänge in Sekundenbruchteilen herum. Die Marke „Wintersportarena mit garantierten 90 Tagen Schneesicherheit“ wäre dann beschädigt.

    Auf der Website der Landesregierung heißt es 2005:

    „Das Wirtschaftsministerium hat heute für die Erweiterung der Beschneiungsanlage im Skigebiet Bremberg-Herrloh der Stadt Winterberg einen Investitionszuschuss in Höhe von 1.297.100 Euro bewilligt. Weitere 2,5 Millionen Euro an Investitionsmitteln bringt die Region für dieses Vorhaben auf. Damit ist der Weg für den Ausbau der letzten Stufe des Masterplans II „Wintersportarena Sauerland-Wittgenstein“ frei.“

    Werden diese Investitionszuschüsse als zweckgebundene Kredite gegeben oder fließen die einfach in die Anlagen und Personalkosten und sind dann weg?

    So oder so muss ja wohl der Betrieb der Anlagen plus eventueller Kreditrückzahlungen aus dem laufenden Betrieb erwirtschaftet werden, entweder a)mit oder b )ohne Klimawandel, aber wahrscheinlich mit a) …

  17. @Andreas: Die 90 Skitage wurden in den letzten Jahren regelmäßig erreicht. Dieses Jahr liegt Wtb mit jetzt 42 Skitagen ziemlich schlecht. Aber selbst diese 42 wären ohne Beschneiung nicht möglich gewesen. Und das trotz miserabler Bedingungen für die Beschneiung (3/4 Nächte vielleicht?).

    Die jetzigen Investition sind wohl alle auf 20 Jahre gerechnet und passen dementsprechend sogar in die Studie von Schmude. Diese spricht übrigens von „idealen Skitagen“ (http://idw-online.de/de/news568576). Das lässt (wie viele Studien) viel Raum für Manipul… ähm Ergebnisoptimierung. War Herr Schmude nicht der, der für Garmisch das Gutachten vor deren Beschneiungsausbau gemacht hat?

    Egal, ob Klima (http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimawandel-warum-pausiert-die-erderwaermung-a-952603.html) oder Wetter. Ich glaube, dass man mit den heute verfügbaren Modellen und Daten in keinem Gebiet seriöse Schätzungen erstellen kann. Man weiß schlicht zu wenig. Das heißt natürlich nicht, dass das Motto immer „weiter so“ heißen kann.

    In den letzten Jahren sind in Winterberg – man korrigiere mich – 2(!) neue Hänge entstanden. Die Beeinträchtigung der Natur hält sich damit wohl im Rahmen…. übrigens… wie ist eigentlich die Hochheide entstanden?

    Ansonsten: Her mit den Alternativen die Damen und Herren. Und ein bisschen mehr als schnödes (Winter)Wandern sollte es schon sein!

    1. @§reiter
      Kleine Nachfrage, die ich schon länger mit mir herumtrage: Ab wann gilt ein Tag als „Skitag“?

  18. Nachtrag zur Wirtschaftlichkeit: Glaubt hier irgendjemand ernsthaft, dass eine x-beliebige Bank einen Kredit in Millionenhöhe freigibt, wenn sich die Investition langfristig nicht „rechnet“. Klimawandel inklusiv wären Projekte wie Schneewittchenhang und Slalomhang bei fehlender Wirtschaftlichkeit nicht freigegeben worden.

    So schwer es manchem auch fällt: Begrüßen Sie auch den Wintertourismus hier, denn er sichert Arbeitsplätze und Infrastruktur (Einzelhandel Bekleidung und Lebensmittel).

    1. @§reiter:
      Nachtrag meinerseits. Ihr Vertrauen in die Banken ehrt Sie, aber haben wir nicht gerade einer Krise des Finanz- und Bankensystems hinter(?) uns. Leichtfertig vergebene Kredite? Der Bauboom, der der Finanzkrise 2007/2008 voranging?

      Abgesehen davon weiß ich nicht, wie die hiesigen Banken rechnen und welche Sicherheiten sie für die genannten Projekte haben. Wissen Sie es?

      Mir persönlich fällt es übrigens nicht schwer, die Vorteile des Tourismus-Ortes Winterberg zu genießen. Den Irish-Pub oder das Kino gäbe es ohne Tourismus nicht.

  19. Betr.: Frage von @Zoom:
    „Ab wann gilt ein Tag als “Skitag”?“

    In Anbetracht der Änderung der klimatischen Gegebenheiten mag Modifikation der Fragestellung erlaubt sein:
    „Ab wann gilt ein Tag als “Sky-Tag”?“
    Nun ja: ob aktiv oder passiv – es lebe der Sport…

    @ §reiter:
    Per Börsenpsychologie ist ein Investment in ein mit „Schneewittchenhang“ benamtes Projekt doch renditetechnisch eher langfristig ausgelegt, wenn nicht gar als Abschreibungsobjekt geplant?

  20. Schön und gut wie hier über Investitionen, Wirtschaftlichkeit und Schneesicherheit diskutiert wird. Aber sollte man sich nicht vorrangig um den Erhalt dessen bemühen, was das Sauerland ausmacht. Die Wälder und grünen Täler. Sieht man ja auch auf jedem Prospekt. Die Realität scheint mir aber doch anders auszusehen.

    Beispiel Büre (Möppi´s Hütte,Landal Park):
    Mit Wehmut denke ich an das stille, grüne Tal, in dem man sich nach einer schönen Wanderung bei Vogelzwitschern ein Bierchen trinken konnte. Was ist daraus geworden?
    Ein mit Beton und Stahl zugepflastertes Tal, wo Ferienhäuser wie Pickel auf einem blanken Bergrücken in den Himmel ragen. Riesige Rückhaltebecken in den Boden gewühlt wurden, um künstlichen Schnee zu erzeugen? An diesem Beispiel sieht man sehr deutlich, wie die Beeinträchtigung der Natur aus dem Rahmen fallen kann. Das hat nichts mit dem zu tun was das Sauerland so liebenswert macht.

    Sind das denn die touristischen Konzepte, die wir hier brauchen? Muß es denn wirklich immer mehr sein. Reicht es denn nicht, etwas „nur“ attraktiver zu machen?

    Und die Hochheide ist auch nicht entstanden weil unsere Vorfahren vor einigen hundert Jahren ihre touristischen Hirngespinnste umgesetzt haben. Gegebenheiten, entstanden aus Notwendigkeiten des damaligen Lebens mit heutigen Umständen zu vergleichen ist sicherlich nicht angebracht. Außerdem ist die Hochheide heute ein touristischer Anziehungspunkt über das ganze Jahr, eine schmale Skipiste mit Stahlmasten wird es da glaube ich sehr schwer haben.

    Und noch eins zum Klimawandel. Warum wurden denn im Pazifik erste Inseln evakuiert, da das Leben auf ihnen für die Bevölkerung zu gefährlich wurde? http://www.spiegel.de › Wissenschaft › Natur › Klimawandel? oder http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Kiribati/klima.html
    Aber ist ja alles ganz weit weg. Die nächsten Winter werden wieder top und das Geld fließt in Stömen. Also, warum sich den Kopf zerbrechen um unseren Lebensraum.

  21. Eine Einlassung zum Klimawandel im „bildungsserver wiki“ bestätigt m.E. die Ausführungen von K.J. Knoppik:

    „… Tourismus und Klimawandel stehen in einer vielfältigen Wechselbeziehung. Einerseits ist der Tourismus ein Verursacher des Klimawandels, vor allem durch den Reiseverkehr, aber auch durch andere energieintensiven Komponenten wie Beschneiungsanlagen, beheizte Swimmingpools, Klimaanlagen, die Abholzung von Wäldern für die Errichtung touristischer Anlagen etc. …
    … Andererseits ist der Tourismus einer derjenigen Wirtschaftszweige, die vom Klimawandel besonders stark betroffen sind bzw. sein werden. …“

    Hier stehts in voller Länge:

    http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Tourismus_und_Klimawandel

  22. @Gabi:
    Man kann nur hoffen das er in irgendeinem Loch verschwunden ist.
    Wenn ich mir in dem Artikel so Stellen anschaue wie „…Untersuchungen und Visualisierungen des zurzeit nutzbaren Pistenraumes. Auch Verkehrsraum, Parkflächen und Hotellerie würden registriert…“ oder „…stünden die Themenfelder Verkehr, Beschneiung, Infrastruktur, Angebots- und Produktentwicklung im Vordergrund.“ kann ich nur feststellen, dass das Wichtigste zu mal wieder zu kurz kommt. Die Natur.
    Geld in Massen ist eben wichtiger.

  23. @Gabi
    Der Artikel von Karl Josef Knoppik und viele Kommentare sind anscheinend sehr treffend, denn wie heißt es im Artikel zur Fortentwicklung des Masterplans vom 6. Februar 2013:

    „Langjährige Wetteraufzeichnungen zeigten, dass die durchschnittliche Temperatur langsam steige – mit entsprechenden Auswirkungen auf den Wintersport. Dies war allerdings schon vor zehn Jahren bekannt. Das Kyoto-Protokoll ist immerhin von 1997. Offenbar waren die Auswirkungen damals noch nicht genug spürbar.“

    Als ich heute auf dem grünen Kahlen Asten spazieren ging, fiel mir der Skiliftbetreiber ein, der vor einiger Zeit -wann genau, weiß ich nicht mehr- seinen Betrieb verkauft haben soll. Unter Umständen hatte der das richtige Näschen; gute Unternehmer reagieren oft sehr sensibel auf Marktentwicklungen.

  24. @zoom: stimmt
    denn @gabi: Danke für den Link zu diesem Artikel über den Masterplan 2.0, der mir noch nicht bekannt war. Meine Frage nach der Nachhaltigkeit bisheriger Investitionen wird darin ja schon fast von offizieller Seite bestätigt, wenn es im „Artikel“ (=oder Pressemeldung?) heißt:

    „Darum will das Projektbüro jetzt gemeinsam mit der Deutschen Sporthochschule Köln ein Konzept zur nachhaltigen Entwicklung entwickeln, offenbar ein Aspekt, der im alten Konzept zu kurz gekommen ist.“

  25. @zoom:
    Skitag ist, wenn der Lift läuft.
    Im Leben vertraue ich keinem Banker. Aber rechnen können die Herren schon; die Boni werden ja auch wieder gezahlt. Und im Gegensatz zu den Immobilien stehen hier Betriebe dahinter.

    Nur mal als Milchmädchenrechnung: Was schätzen Sie, wieviele Gäste an einem guten Samstag oder Sonntag im Skikarussell unterwegs sind? 10.000 vielleicht. An einem Wochenende sind es dann 20.000. Nehmen wir 2 WE für Weihnachten, 3 für Krokusferien und 2 für sonstige. Macht 140.000 Gäste. Jeder zahlt 30,-€. Einnahmen also 4,2Mio. In zwanzig Jahren also schon ein gewisses Sümmchen. Natürlich ohne Kosten, aber rechnen tut sich das schon.

    @gp: Abschreibungsobjekte sind nur sinnvoll, wenn anderswo Gewinne erwirtschaftet werden.

    @fklwtbg: Nein, denn wenn hier noch Menschen leben möchten, dann müssen die ein Einkommen haben und auch Läden, wo man was kaufen kann. Dafür sorgt hier vorwiegend der Tourismus. Solange die Hänge konzentriert in einem Gebiet sind, halte ich das nicht unbedingt für schön, aber vertretbar. zB die Steinbrüche „verschandeln“ die Landschaft für mein Gefühl mehr.

    @gabi: „Langfristige Wetteraufzeichnungen“… lachhaft… 20 Jahre? 30 Jahre… vielleicht 200 Jahre mit unsicherer Datenbasis. Wir wissen gar nichts, aber die Modelle rechnen schon richtig… Atomkraft ist ja auch rechnerisch „sicher“.

  26. Ach, die Hochheide… wurde auf den Heideflächen nicht fleißig aufgeforstet und abgeholzt? War nicht mal mehr Wald?

  27. @§reiter
    Für wen „rechnet sich das?“
    Bei der“Mildchmädchenrechnung“ komme ich auf 84 Millionen EUR in 20 Jahren.
    Das Investitionsvolumen wurde von der WintersportArena auf 90 Millionen EUR beziffert. Dazu kommen die Betriebsausgaben (Strom, Wasser,…).
    Für einzelne Betreiber mag sich das rechnen, wenn ein Teil der Investitionen vom Land getragen wurde, aber volkswirtschaftlich wäre auch diese Rechnung unterm Strich ein ordentliches Verlustgeschäft.

  28. @§Reiter und Andreas
    Ihre „Milchmädchenrechnung“ ist nicht vollständig: rechnen wir mal so
    – durchschnittliche Saison 100 Tage
    – 14 WE x 10.000 Besucher x 40,- € = 11,2 Mio
    – 70 Wochentage x 3.000 Besucher x 40,- € = 8,4 Mio
    p.a. = 19,6 Mio
    in 20 Jahren = 392 Mio., das scheint mir schon viel realistischer, wahrscheinlich sieht das aber noch besser aus.

    Ich bin wahrhaftig kein Freund von staatlich geförderten Investitionen, aber hier ist ersichtlich, „dass lohnt sich schon“. Und macht die Bedeutung dieses Wirtschaftsfaktors deutlich, denken Sie weiter an Gaststätten, Hotels, Einkauf … .
    Man kann es drehen und wenden, letzlich ist es frei nach Thatcher ein „TINA Projekt“ (there is no alternative) oder so ähnlich.

  29. @Ureinwohner: Richtig. So sehe ich das auch.

    Ich wollte nur einen Denkanstoß geben. Weiterrechnen kann jeder selber.

  30. Es bleibt aber eine „Milchmädchenrechnung“. Selbst WENN die Investition auf 20 Jahre 14 WE + 70 Wochentage bewirkt, die ohne die Investition nicht möglich gewesen sein sollten, dann bleiben die Betriebskosten und die volkswirtschaftlichen Kosten als große Unbekannte. Die 392 Mio. € wären ja der Erlös und nicht der Gewinn.
    Ich bin auf die Ursprungsrechnung nur eingegangen, weil sie zeigte, dass selbst bei vermeintlich hoher Nachfrage ein Gewinn von über 90 Millionen EUR auch nicht so einfach zu erwirtschaften ist.
    Gehe ich von einem Erlös von 392 Mio. aus, dann müssen ja erst einmal alle Betriebskosten abgezogen werden – angefangen bei den nicht unerheblichen betriebs- bzw. volkswirtschaftlichen Kosten von Schneekanonen für 20 Jahre * ca. 90 Betriebstage je Winter. Insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden Energiekosten. Hinzu kommen aber ja auch „nebenbei“ alle anderen Ausgaben des Betriebs.

  31. @Andreas
    Das sind auch unter anderem meine Überlegungen gewesen. Irgendwo ist ein break even point, an dem die Kosten höher als die Erlöse sind.

    Wann der erreicht ist, kann man nur wissen, wenn man die Bücher kennt, aber die kennen wir nicht.

    Ich frage mich auch immer noch, warum die Skiliftbetreiber gerade jetzt die städtischen Grundstücke unter ihren Betriebsgebäuden kaufen wollen. Warum müssen sie gerade jetzt die Kreditfähigkeit erhöhen?

    Siehe: http://www.schiebener.net/wordpress/?p=27634

    Noch eine Frage: Warum betreibt die Stadt Winterberg eigentlich keinen kommunalen Ski-Hang? Hätte das nicht in den vergangegenen fetten Jahren eine Menge Geld in den kommunalen Haushalt gespült, oder?

    1. @preiter
      Will mich nicht um Begriffe streiten, habe break even immer so verstanden, dass oberhalb dieses Punktes die Gewinnzone und unterhalb die Verlustzone liegt.

      Sollten die Klimamodelle zutreffen, nach denen in x Jahrzehnten die Mittelgebirge schneefrei sind, ginge es in die andere Richtung. Sollten die Klimamodelle nicht zutreffen, erübrigte sich dieser Teil der Diskussion.

      Was ist an einem kommunalen Skilift unsinnig? Soll es geben. Meine Frage war daher schon ernst gemeint. Warum sollte, wenn es denn möglich wäre, eine Gemeinde nicht lediglich defizitäre Schwimmbäder betreiben, sondern auch ein profitables Unternehmen?

  32. @zoom: Was ist das für ein (betriebswirtschaftlicher) Unsinn, dass irgendwo ein „break even point“ (qua Definition das Gegenteil) sein muss(?!), wo die Kosten höher sind? Wenn das der Fall sein sollte, würde niemand einen Lift bauen.

    Im Gegensatz zu einer Kommune, müssen diejenigen, die investieren auch abseits von Banken kalkulieren, ob sich sowas lohnt oder nicht. Das gilt im Übrigen auch für die Seilbahnhersteller (Leitern, Doppelmayr). Diese kennen das Geschäft und die erzielbaren Umsätze jahrzehntelang und weltweit.
    Ohne in irgendwelche „Bücher“ zu sehen, könnten auch Sie das selber errechnen.

    Ah ja… die Stadt („der Staat“) soll’s mit eigenem Lift selber richten… Das war jetzt nicht wirklich ein ernst gemeinter Vorschlag oder?

  33. Hier etwas, was vielleicht zur Versachlichung der Diskussion beiträgt.
    Wenn ich den Schlüsselbereich (Winter-)tourismus für das hohe Sauerland in Frage stelle, dann muss ich auch BASF für Ludwigshafen in Frage stellen und viele weitere Unternehmen der deutschen Wirtschaft.

    Zur Diskussion Klima, Klimawandel und Zukunft des Wintersportes im Sauerland gibt es eine aktuelle Aufarbeitung von FAKTEN, die einen neuen Aspekt beleuchtet, der allerdings auch schon in der Wissenschaft insbesondere im vergangenen Horrorwinter (schon vergessen?) diskutiert wurde.
    Nämlich die regionalen Auswirkungen des Klimawandels auf der Erde, der ja unbestritten ist.
    Eine langjährige Messreihe der staatlichen Wetterstation DWD Kahler Asten zeigt erstaunliche Unterschiede zwischen dem allgemeinen Jahres-Klimatrend auf dem Kahlen Asten und dem Jahreszeiten-Wintertrend der vergangenen Jahrzehnte, was vielleicht auch die Entwicklung im Wintersport-Tourismus erklärt. Hier der Link: http://www.wetter-sauerland.de/klima-und-klimawandel/

  34. Alle Interessierten, die sich bis jetzt so zahlreich auf meinen obigen Artikel zu Wort gemeldet haben, möchte ich noch auf einen anderen Beitrag von mir hinweisen, der sich mit der Thematik beschäftigt. Und zwar trägt er den Titel: „Daten und Fakten zu Wetter und Klima im Sauerland vor dem Hintergrund der globalen Erwärmung“. Hier der entsprechende Link: http://www.schiebener.net/wordpress/?p=23621

  35. @zoom:
    Volle Zustimmung.
    Ein Zitat wie „Das verlorene Wintergeschäft sei nicht aufzuholen“ stammt ja nicht von mir, sondern so werden die Skiliftbetreiber selbst zitiert, beispielsweise in der heutigen Ausgabe der Westfalenpost. Und wir sind noch nicht einmal im 11. Jahr nach den Investitionen, vom 20. Jahr ganz zu schweigen.
    In dem Zusammenhang habe ich auch noch nicht verstanden, warum jetzt in Grundstückskäufe investiert werden soll – zumal ja erhebliche Investitionen bereits unter den bisherigen Bedingungen getätigt worden sind und ich nicht sehe, wo neue Investitionsprojekte entstehen könnten/sollten.

  36. @dorfbewohner

    Ich verstehe nicht, warum Sie den vergangenen Winter als „Horrorwinter“ bezeichnen. Zugegeben, der Winter war lang und schneereich, aber ein „Horrorwinter“ war es sicher nicht.

    Ich bin weder mit Bahn, Auto oder zu Fuß in Schneewehen gestrandet, meine Wohnung schneite nicht ein, dem Flachdach drohte kein Einsturz. Die Wasserleitungen froren nicht ein, die Kinder hatten keinen einzigen Tag schulfrei. Wo war da der „Horrorwinter“?

    Diesen „Horrorwinter“ nutzen Sie als Argument, um die „in der Wissenschaft … diskutiert(en) … regionalen Auswirkungen des Klimawandels auf der Erde“ als unbestritten darzustellen.

    Ironie des Wetters: Gestern hatte Soest die höchsten Temperaturen der gesamten Republik. Regionale Auswirkungen des Klimawandels oder ein Trend, der auch vor Ostwestfalen nicht Halt macht?

  37. @zoom: Der Staat sollte sich aus eben diesem Grund, den sie mit „defizitärem Schwimmbad“ beschreiben, aus der Wirtschaft heraushalten: Weil er es nicht kann. Auch hier müsste natürlich erstmal Geld in die Hand genommen werden.
    Zudem sind wir trotz allem noch nicht im Sozialismus angekommen.

    @Andreas: Natürlich kann der Liftbetreiber das entgangene Wintergeschäft nicht im Sommer aufholen. Das bezieht sich aber nicht auf den gesamten „Investitionszeitraum“. Der geplante Grundstückskauf steht nicht direkt im Zusammenhang mit Investitionen, sondern hat andere Hintergründe.

    Die Region muss die Möglichkeiten nutzen, die sich ihr bieten. Insofern ist das Skigeschäft wahrscheinlich zur Zeit wirklich TINA.

  38. Klagen ist des Deutschen liebste Beschäftigung
    Machen die Eiscafé Besitzer bei einem verregneten Sommer genauso 😉

  39. Ein ausführlicher Bericht im britischen Guardian über Klimawandel, Schnee-Erzeuger und Skitourismus in den Alpen:

    „Climate change is not something many ski resorts want to talk about. Marketing executives who respond positively to my initial inquiry become elusive when the c-word is mentioned. In a multibillion dollar business where snow reputations are crucial, it is easy to see why“

    http://www.theguardian.com/science/2014/nov/07/snow-climate-change-effect-on-skiing

  40. Die einen bauen Skilifte und Feriendörfer und lassen dafür ganze Waldgebiete und Hänge roden, die anderen verkaufen ihre eigenen Waldgrundstücke, um Windräder drauf stellen zu lassen und damit Kohle zu machen. Die einen hoffen auf Schnee, die anderen auf Wind. Wo ist da eigentlich der Unterschied ?
    Vielleicht an dieser Stelle: Seit der Winterolympiade unter Palmen vom „lupenreinen Demokraten“ Herrn Putin in Sotschi (währenddessen er sich mal so klammheimlich die Krim krallte) wissen wir, dass man Schnee auch bei 30 Grad plus machen kann. Ob das mit Wind auch bald möglich ist ? Fragen über Fragen…

  41. Ja – so ist es ! Dem Himmel sei Dank, dass wir noch „Bogner-Jacken “ tragen dürfen… Aber der Tag kommt – und es ist vieles kaputt und wir können nicht so einfach die „Return-Taste“ drücken…

  42. @ gp

    Danke für den Hinweis an dieser Stelle. Habe die Sendung im Bayern TV ebenfalls interessiert verfolgt, und die Diskussionsbeiträge trotz oberbayerischen Dialekts auch als „Saupreuss, dreckiger“ verstanden … Himmi Herrgott Sakrament Kreiz Kruzefix Halleluja mi legst am Arsch Scheiß Glump verreckts!
    Sehr interessantes Hin- und Her der Argumente. Naturschützer gegen Liftbetreiber und Gastronomen. Bürger gegen Tourismusdirektor. Vernunft versus Kommerz. Zukunftsorientiertheit versus Anachronismus.
    Hoffentlich haben sich auch ein paar Sauerländer dieses Forum angeschaut. Die Parallelen von bayerischem Voralpenland und westdeutschem Mittelgebirge waren/sind klar gezogen.

    1. @gp:
      Gerade erst nach Hause gekommen. Klasse Kommentar von Torsten Droop. Dagegen verblasst der WP-Gefälligkeitsartikel von Karpa um so mehr.

  43. Heute, 23. November 2014 haben wir gefühlte 20 Grad, Sonnenschein, die Gänseblümchen blühen nach Leibeskräften und auch die Rosen lassen sich nicht unterkriegen. Nicht schlimm, weil „wir brauchen den Schnee ja auch erst zu Weihnachten.“ Hoffentlich haben wir dann auch Naturschnee und nicht nur diese einsamen Streifen Weiß am grünen Hang.
    Was die Arbeitsplätze im Bereich „Monokultur“ Tourismus anbelangt, lohnt es sich genauer hin zu schauen. Wer wird eingestellt, wann wird eingestellt und wieder entlassen und wie wird entlohnt ? 450,00 €-Jobs wohin man schaut. Die einschlägigen Lokalblättchen sind voll damit. „Zum Leben zu viel, zum Sterben zu wenig“ – sagt ein altes Wort aus dem Volksmund. Rentner und Vollbeschäftigte haben, wenn es nach dem Buchstaben des Gesetzes geht, zu viele Abzüge, als dass es „lukrativ“ wäre. Ebenso Arbeitslose und Hartz – IV-Bezieher. Studenten gibt es hier kaum oder nicht. Das benötigte Potential steht hier also logischerweise nicht mehr bereit. Interessant auch sich mal die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse zur Einwohneranzahl von Winterberg und seinen Dörfern anzuschauen…. Die IHK veröffentlicht regelmäßig Zahlenmaterial dazu. Es wird Altersarmut, vor allem bei Frauen, geradezu produziert. Diese müssen dann wiederum beim Staat aufstocken und der brave Steuerzahler bezahlt die Chose ein zweites Mal. Wer hat einen möglichen Gewinn davon ? Der Arbeitgeber. Folge einer völlig verfehlten Arbeitsmarkt- und Steuerpolitik des Staates.
    Dazu kommt momentan in der Umgebung, also da wo wirklich Industrie und Handwerk ist, Entlassungen in Größenordnungen aufgrund einer aufziehenden Wirtschaftskrise und Rezession. „Hüttemann“ u.a.

  44. @nofretete
    Danke für den Zustandsbericht. Sehe ich ähnlich. Allerdings gibt es zmindest einige Menschen in Winterberg, die im und mit dem Tourismus sehr viel Geld verdienen.

    Dass es mit dem Wintersport angesichts des Klimawandels in Winterberg mittelfristig so nicht weitergeht, müsste eigentlich den meisten klar sein., auch wenn die Westfalenpost dem Liftbesitzern den ein oder anderen dummen Spruch durchgehen lässt ohne nachzuhaken. Auch wenn am einen Pol die Eismengen zunehmen (Herr Leber gegenüber Herrn Karpa), sinken am anderen Pol die Mengen so stark, dass per Saldo die Eismassen abnehmen.

    Wenn die „Schneebarone“ Glück haben, überleben einige den in den letzten Jahren begonnenen Investitionszyklus. Die Klugen diversifizieren schon längst oder schaffen ihr Geld „unerreichbar“ beiseite.

    Wo sehen Sie Winterberg in 20 Jahren?

    Ohne ausreichenden Schnee und ohne Bobbahn müsste mittelständische Industrie investieren bzw. entstehen. Aber wer will da hoch? Allein die Verkehrswege … ich weiß nicht. Haben Sie eine Idee?

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