Wiedereröffnung des Waldfreibades – Ein Tabu-Thema für die Winterberger CDU?

Das Freibad gestern. (foto: zoom)
Das Freibad gestern. (foto: zoom)

(Vorbemerkung: Dieser Artikel ist die Langfassung eines Leserbriefs. Dieser ist in der heutigen Ausgabe der WP auf der Seite „Leserdialog“ gekürzt und mit Umformulierungen erschienen.)

Wiedereröffnung des Waldfreibades – Ein Tabu-Thema für die Winterberger CDU?

(Bezugnehmend auf den Leserbrief von Ludger Wahle vom 18.09.2014)

Ich habe im Winterberger Freibad schwimmen gelernt und es seit meiner Kindheit regelmäßig besucht. Die Schließung ist für die Umgebung ein großer Verlust, da es mit seinen 50m Bahnen und seiner unvergleichlichen Lage zwei absolute Alleinstellungsmerkmale besitzt.

Nachdem die CDU den Antrag der SPD abgelehnt hat, das Winterberger Freibad zu erhalten, ist die Schließung nun endgültig.

Die SPD hatte das Angebot einer Fachfirma vorliegen, die die Technik des Freibades kostenlos überprüfen wollte. Ein solcher Kostenvoranschlag wäre kein endgültiger Entscheid für die Wiedereröffnung des Freibades gewesen, er diente lediglich der Informationsbeschaffung. Keineswegs hatte die SPD behauptet, dass die Technik nicht teilweise marode war. Es verwundert daher umso mehr, dass die CDU sich dermaßen strikt gegen eine solche Überprüfung weigert.

Gerade aufgrund der gesunkenen Besucherzahlen hätte man sparsamere Technik verbauen können und über eine Anhebung des Beckens nachdenken können und müssen, um Kosten zu senken. All das waren Ideen und Gedanken hinter dem Antrag der SPD. Auch ein Wohnwagenstellplatz auf dem Freibadgelände stand auf dem Plan. Dadurch hätten zusätzliche Einnahmen generiert werden können. In der Ferienwelt Winterberg hielt ich auch diese Idee für sehr vielversprechend.

Ich habe bei der Suche nach anderen Alternativ-Schwimmbädern festgestellt, dass kaum eine Stadt oder Gemeinde ein dermaßen hochwertiges und intaktes Edelstahlbecken vorzuweisen hat wie das im Winterberger Freibad.

Die Behauptung nur 5% der 1.171 Unterstützer der Online-Petition zur Erhaltung des Freibades habe man in den vergangenen Jahren im Freibad gesehen, halte ich für ebenso unhaltbar wie die Aussage des Bürgermeisters Werner Eickler bei der Übergabe der Unterschriften. Bei dieser stellte er die Behauptung auf, dass die meisten Unterzeichner gar nicht aus Winterberg stammen würden und nicht die Umstände und Kosten einer Wiedereröffnung kennen würden. Ich habe mich damals gefragt, woher der Bürgermeister all diese Unterzeichner kennt.

In der Petition ist desweiteren bis zum heutigen Tage nachzuvollziehen, dass ein Großteil der Unterzeichner aus Winterberg und der nahen Umgebung stammen und auch die Unterschriften der vielen Gäste der Ferienwelt Winterberg sollten nicht ungeachtet bleiben.

Den Wunsch der Bürger hat man in meinen Augen nie ernst genommen. Ein ebenso offenes Geheimnis ist der Umstand, dass das Oversum, in dem sich seit Mai 2012 das Hallenbad befindet, ein Projekt der CDU ist, die nie Bereitschaft gezeigt hat, mit der SPD nach gemeinsamen Lösungen für das Freibad zu suchen.

Entkräften möchte ich außerdem die Behauptung, dass es nur mit hohem personellen und organisatorischem Aufwand machbar gewesen wäre, das Freibad zu erhalten. Man muss nicht weit über den Tellerrand schauen, um zu sehen, wie so etwas mit ein und demselben Personal in Schmallenberg funktioniert. Dort wird das Freibad auch mit dem Personal des Sauerland Bades in Bad Fredeburg besetzt.

Aus Kreisen der CDU Winterberg hieß es zu Zeiten, als die Petition lief, es gäbe kein Geld für eine Wiedereröffnung. Auch in einem Beitrag im WDR-Fernsehen wurde dies vom stellvertretenden Bürgermeister behauptet.

So verwundert es doch, dass in der Ratssitzung am 11.09 plötzlich von einem „Treuehandkonto Oversum“ gesprochen wird, mit dem über 800.000€ für den Umbau von großen Teilen des Oversums aufgebracht werden sollen. Allein über 400.000€ entfallen hier auf die Öffnung der Stirnwand im Hallenbad, um einen „Freibadcharakter“ zu schaffen.

Ich finde es schade, dass auch hier wieder nur Geld für das Oversum in die Hand genommen wird, dort aber ohne jegliche Diskussion. Denn auch durch geöffnete Wände und aufschiebbare Fensterfronten wird dort nie ein Freibad – wie das Waldfreibad – oder etwas Vergleichbares entstehen.

Unverständlich ist, warum nach zwei Jahren plötzlich die ursprünglichen Strukturen schon umgebaut werden müssen. Hier drängt sich erneut der Verdacht auf, dass krampfhaft an einem gescheiterten PPP-Projekt festgehalten wird, für welches überhastet Unmengen an Geld aufgebracht werden können. Für ein Freibad mit Tradition und unersetzbarem Flair hingegen wird dies von der CDU als Irrsinn und Ding der Unmöglichkeit dargestellt.

Ich war sehr erstaunt, einen solchen Artikel, geschrieben von Ludger Wahle, in der Westfalenpost zu finden. Erklärten Sie doch 2012 in einem Beitrag der „WDR Lokalzeit Südwestfalen“ noch, die Schließung sei ein großer Verlust, da heutzutage immer weniger Kinder richtig schwimmen könnten, weil viele (Frei-) Bäder geschlossen würden und berichteten, dass Sie noch wöchentlich am alten Freibad seien, um nach dem Rechten zu schauen.

In Verbindung mit dem Artikel vom letzten Donnerstag wirkt Ihre damalige Stellungnahme plötzlich sehr verändert und manipuliert.

Leon Reintke, längjähriger Besucher des Waldfreibades Winterberg

12 Gedanken zu „Wiedereröffnung des Waldfreibades – Ein Tabu-Thema für die Winterberger CDU?“

  1. … So verwundert es doch, dass in der Ratssitzung am 11.09. plötzlich von einem „Treuehandkonto Oversum“ gesprochen wird, mit dem über 800.000€ für den Umbau von großen Teilen des Oversums aufgebracht werden sollen. Allein über 400.000€ entfallen hier auf die Öffnung der Stirnwand im Hallenbad, um einen „Freibadcharakter“ zu schaffen. …

    Ich kommentiere dies gern, indem ich Schakespeare aus „Hamlet“zitiere:

    „IST DIES SCHON WAHNSINN, SO HAT ES DOCH METHODE.“

    (William Shakespeare (1564 – 1616), englischer Dichter, Dramatiker, Schauspieler und Theaterleiter
    Quelle: »Hamlet«, 1601-1602)

  2. Ergänzungskommentar zum Thema „Hallenbad mit Freibadcharakter“ (CDU/Oversum)

    Wie sagte bereits 1886 FRIEDRICH NIETZSCHE in seinem Werk „Jenseits von Gut und Böse“:

    „Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas seltenes – aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.“

  3. @Andreas
    Gekürzt hatte ich größtenteils selber, das muss ich zugestehen, bis auf einige Ausnahmen. Dass die Überschrift nicht übernommen wurde ist schade.

  4. @Rüdiger

    Zur Ehrenrettung Hamlets sei gesagt: Sein Wahnsinn ist gespielt. Polonius, der alte Intrigant, vermutet ein solches Spiel und spricht den von Ihnen zitierten Satz.

    “IST DIES SCHON WAHNSINN, SO HAT ES DOCH METHODE.”

    Wie gesagt, Hamlets „madness“ ist gespielt…

  5. @all
    Nun ja – Überschriften sind traditionell Sache der Redaktion, weil sie ja auch in den Satz, also das Layout, passen müssen.

    Bei uns im Print ist diese Überschrift gleich an zweiter Stelle, als Unterschrift, zu finden.

    Ich habe Leons Leserbrief neben online auch in der Papierausgabe gelesen und denke, dass die „message“ schon gut rüberkommt.

    Irgendwelche Zensur unterstelle ich der WP hier nicht.

    Die Print-Zeitung hat ja nicht beliebig Platz für Text.

    Bin ich da zu milde gestimmt?

    Die Veröffentlichung hier im Blog richtet sich nicht gegen die WP, sondern ermöglichte es Leon seine ganzen ursprünglichen Gedanken zu publizieren, ohne Rücksicht auf redaktionelle Belange.

    Unmut habe ich hingegen darüber gehört, dass die Zeitung nicht auf der letzten Ratssitzung zugegen war. Das ist nun auch wiederum wahrscheinlich der dünnen Personaldecke der Winterberger Außenstelle der Briloner Redaktion geschuldet. Winterberg muss anscheinend auch die Räte in Hallenberg und Medebach abdecken.

    Korrektur(1.10.2014): Es war eine Redakteurin der WP-Brilon auf der Sitzung. Damit war die Sitzung von Seiten der WP abgedeckt.

    1. Es stimmt nicht, dass keine Redakteurin der WP auf der Sitzung zugegen war. Siehe meinen korrigierten Kommentar. Die Information war falsch.

  6. Ich wollte auch keine große Kritik an der WP üben. Was veröffentlicht wurde, waren grundsätzlich meine Worte und das der Textumfang begrenzt ist, das ist klar … wenn auch schade.

    1. @Leon R.
      So habe ich dich auch verstanden. Es war ja ein Art „Kairos“, dass du genau in dem Moment den Artikel schicktest als ich kurz zuvor das Bild am Freibad gemacht hatte. Alles nicht abgesprochen.

      Und nochmal vielen Dank für den Artikel und deine Gedanken. Du bist ja von Anfang an bei der Debatte um das Freibad dabei und hast dich sehr stark eingesetzt.

      Für soviel staatsbürgerliches Engagement müsste es eigentlich die alternative Ehrenmedaille der Stadt Winterberg geben 🙂

      http://www.rathaus-winterberg.de/Leben/Ehrenamt/Presse-zum-Ehrenamt/Winterberger-Rat-verleiht-2014-wieder-die-Ehrenmedaille

      Apropos: wäre das nicht sogar eine un-ironische Idee, die der Umsetzung harrt? Ausschreibung einer alternativen Ehrenmedaille?

      Wer würde mitmachen? Komitee bilden. Kriterien festlegen. Sponsor finden. Preisverleihung arrangieren.

  7. @ Johanna

    Der augenzwinkernde Hinweis auf das Shakespeare´sche Drama hinsichtlich der Kommunalpolitik ist durchaus legitim:

    „Polonius ist Kämmerer (von König Claudius), also für die Finanzen verantwortlich. Er zeichnet sich außerdem durch eine große Geschwätzigkeit aus und wirft gerne mit Weisheiten um sich. Es ist aber anzunehmen, dass dieses pseudo-intellektuelle Verhalten nur aufgesetzt ist, um seine eigentlichen Pläne und Intrigen zu verstecken.“

    (rither.de)

  8. Ok, sorry. Bin davon ausgegangen, dass die Kürzung von der WP stammte – dann habe ich „überinterpretiert“, weil einige „scharfe Textstellen“ in der Druckversion fehlten. Danke für die Richtigstellung.

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