Was will uns die Westfalenpost sagen? Ein zusammengerührter Artikel über Asylbewerber – oder so.

„Asylbewerber. Ungeklärte Identität“, lautet die Überschrift im gestrigen Artikel der Westfalenpost(WP) Meschede. Mich persönlich entsetzt dieser Beitrag der Heimatzeitung, weil er rassistische Ressentiments bedient ohne vernünftige Belege zu liefern.

Die ungeklärte Identität von Asylbewerbern sei, so der Autor „ein Massen[sic!]-Phänomen“: Von den aktuell 3509 Asylbewerbern im Hochsauerlandkreis stünden „bei einem Großteil“ die Personalien nicht sicher fest. 2400 von ihnen hätten noch keine Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, von ihnen seien noch keine Fingerabdrücke genommen worden. Dies habe die Kreisverwaltung auf Anfrage mitgeteilt, so die WP.

Da haben wir schon einmal die Schlagworte: „Asylbewerber“, „Massenphänomen“, „Großteil“. Ist klar, wo der Feind steht, liebe LeserInnen, oder?

Leider hat es der Autor der Zeilen versäumt, mitzuteilen, aus welchen Gründen dieses „Massenphänomen“ stattfindet. Wer trägt die Schuld? Die Asylbewerber? Das Bundesamt? Der Hochsauerlandkreis?

Wer eigentlich hat die Anfrage „auf Anfrage“ gestellt? Aus welchen Gründen hat die WP nachgefragt und dann doch wieder nicht weiter gefragt, wie man es von einer ordentlichen Zeitung erwarten sollte.

„In erster Linie mangelt es auch hier an den fehlenden Dokumenten“, berichtet die Zeitung über den Fall, dass ein Pakistani und ein Kirgise (2! von 3509) nicht abgeschoben werden konnten: ungeklärte Identität.

Neben diesen beiden bösen Burschen kommt dann noch Folgendes dazu: “ Im Kreishaus kennt man die besondere Problematik straffällig gewordener Asylbewerber:

„Einige“, so Kreissprecher Martin Reuther, fallen durch Eigentumsdelikte, Körperverletzungen und Dealen auf – allerdings nicht hier in der Region, wo sie sich eigentlich aufhalten müssten, sondern in den Großstädten. Die Ausländerbehörde erfährt nur über Strafanzeigen davon. Delikte wie Schwarzfahren seien „an der Tagesordnung“.

Aha: „Einige“ … und „Delikte wie Schwarzfahren seien „an der Tagesordnung““

Geraune ohne Zahlen und Belege.

„Abgelehnte Asylbewerber werden im Kreishaus auf ihre Passpflicht hingewiesen: Sie müssen mithelfen, ihre Identität zu klären, indem sie Geburtsurkunden oder Schulbescheinigungen besorgen.“

Warum, liebe Westfalenpost, klappt das nicht?

Ich stelle mir vor, wie ein Flüchtling zurück in den Krieg schwimmt (Mittelmeer reverse mode), um sich beispielsweise in Syrien seine Geburtsurkunde oder Schulbescheinigung zu besorgen.

Ach, ehrlich gesagt, weiß ich wirklich nicht, welchen Zweck dieser Artikel verfolgt. Recherchiert wurde anscheinend kaum, diffamiert dafür um so mehr.

Dient der Artikel der Aufklärung? Nein!

Noch einmal:

Die ungeklärte Identität von Asylbewerbern ist ein Massen-Phänomen: Von den aktuell 3509 Asylbewerbern im Hochsauerlandkreis stehen bei einem Großteil die Personalien nicht sicher fest. 2400 von ihnen hatten noch keine Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, von ihnen sind noch keine Fingerabdrücke genommen worden. Das teilt die Kreisverwaltung auf Anfrage mit.

Aus welchen Gründen

  • stehen die Personalien nicht sicher fest
  • hatten Flüchtlinge noch keine Anhörung
  • wurden keine Fingerabdrücke genommen

Artikel dieser Art sind der Grund, warum ich die Westfalenpost nur noch mit spitzen Fingern anfasse. Viel zusammengerührt, nichts erklärt, den Braunen Futter geliefert.

13 Gedanken zu „Was will uns die Westfalenpost sagen? Ein zusammengerührter Artikel über Asylbewerber – oder so.“

  1. Nach dem Lesen des Artikels in der WP frage ich mich, welche Informationen damit unter die Menschen gebracht werden sollte?
    „Alle Asylbewerber sind schlecht?“
    „Alle Asylbewerber fahren schwarz?“
    „Alle Asylbewerber verlieren ihre Ausweispapiere?“
    ????

    Jetzt frage ich mich, ob der Kreissprecher überhaupt aus vertraulichen Krankenakten zitieren darf?
    Darf ein Mitarbeiter des Kreises, ohne die Nennung von Namen, aus Krankenakten berichten?
    Wieso kennt der Pressesprecher überhaupt die Krankenakten?
    „… Von 3509 Asylbewerbern stehen bei einem Großteil die Personalien nicht sicher fest.“
    Woher weiß der Kreis, dass die Personalien nicht stimmen?
    Nicht sicher fest, sagt mir es gibt Bedenken, und nicht „wir wissen es wird gelogen!“
    Nun ja bei der Armenischen Familie aus Bestwig standen zumindest die Personalien fest.
    Ich bin stolz auf diese deutschen Vertreter der heiligen Bürokratie!
    Dazu bin ich noch stolz auf die deutsche Presse im Sauerland!

  2. Besonders bemerkenswert im negativen Sinne ist das Ende des Artikels:

    „Zuletzt wurde einer serbischen Asylbewerberin in Hallenberg ärztlich bescheinigt, sie sei depressiv geworden, weil sie auf die Sauerländer Berge starren musste – die Kreisverwaltung musste daraufhin ein Gegen-Gutachten in Auftrag geben, um die Reisefähigkeit zu beweisen.“

    Es ist kaum vorstellbar, dass dies Ursache und Begründung einer Traumatisierung sein kann. Dieses wohl einmalige Kuriosum, mit dem der Artikel schließt und das nicht weiter hinterfragt wird, voranzustellen, macht den Artikel erst recht tendenziös. So werden schwere Traumatisierungen, unter denen Flüchtlinge leiden (besonders denke ich an mir bekannte Kinder und Jugendliche), ins Lächerliche gezogen.

    Interessant wären die Fragen gewesen:
    – Bei wie vielen Asylsuchenden bestätigen sich deren Angaben zur Identität?
    – Wie viele machen tatsächlich falsche Angaben?

    1. @Sebastian

      „So werden schwere Traumatisierungen, unter denen Flüchtlinge leiden (besonders denke ich an mir bekannte Kinder und Jugendliche), ins Lächerliche gezogen.“

      Das ist in der Tat eine weitere Perfidität des Autors.

  3. Bereits der Einstieg in den WP-Artikel ist sehr merkwürdig. Da steht:
    „Die ungeklärte Identität von Asylbewerbern ist ein Massen-Phänomen:
    Von den aktuell 3509 Asylbewerbern im Hochsauerlandkreis stehen bei einem Großteil die Personalien nicht sicher fest. 2400 von ihnen hatten noch keine Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, von ihnen sind noch keine Fingerabdrücke genommen worden.“
    Nicht die Rede ist in dem Artikel von den Gründen für die nicht durchgeführten Anhörungen. Die Formulierungen vermitteln aber den Eindruck, dass es an den Flüchtlingen läge.
    Aber tatsächlich liegt es daran, dass die Behörden die Anhörungen nicht auf die Reihe bekommen! Viele Flüchtlinge warten schon seit mehreren Monaten vergeblich auf ihren Termin. Nachfragen werden meist abgewiesen.
    Die Verantwortung für Chaos in den Behörden liegt nicht bei den Flüchtlingen!!

  4. Es gibt Fälle da warten die Flüchtlinge seit über einem Jahr darauf, dass die Fingerabdrücke genommen und die erste Anhörung durchgeführt wird. An dieser Stelle haben die Flüchtlinge keine Möglichkeit den Vorgang zu beschleunigen. Sie müssen einfach warten.
    Diese Informationen sind im Artikel nicht genannt worden.

  5. Delikte wie Schwarzfahren seien „an der Tagesordnung“

    da hilft nur noch die Spiesser-Scharia der „Westfalenpost“ …

    Bahnhof Zoo, mein Zug fährt ein,
    ich steig aus, gut wieder da zu sein.
    Zur U-Bahn runter am Alkohol vorbei,
    Richtung Kreuzberg, die Fahrt ist frei,
    Cottbuser Tor, ich spring‘ vom Zug,
    zwei Kontrolleure ahnen Betrug.
    Im Affenzahn die Rolltreppe rauf,
    zwei Türken halten die Beamten auf …

    https://www.youtube.com/watch?v=VvPiIFoJxlg

    ich fordere die sofortige Ausweisung von Annette Humpe!

    1. @Ideal

      Delikte wie Schwarzfahren seien „an der Tagesordnung“

      Dieser Satz ist mir auch aufgefallen. Es sind dies Satzkonstruktionen, die zwar Stimmung transportieren, aber kaum Inhalt, denn sie enthalten weder ein vernünftiges Subjekt, noch ordentliche Prädikate und Objekte.

      Delikte sind an der Tagesordnung.
      Delikte sind an der Tagesordnung.
      Delikte sind an der Tagesordnung.
      Delikte sind an der Tagesordnung.
      Delikte sind an der Tagesordnung.
      Delikte sind an der Tagesordnung.
      Delikte sind an der Tagesordnung.
      Delikte sind an der Tagesordnung.
      Delikte sind an der Tagesordnung.
      Delikte sind an der Tagesordnung.
      Delikte sind an der Tagesordnung.
      Delikte sind an der Tagesordnung.
      Delikte sind an der Tagesordnung.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Bef%C3%B6rderungserschleichung_%28Deutschland%29

  6. @ zoom

    schlimmer als Delikte wie „Schwarzfahren“ ist noch die Erklärung von Multikulti zum Ideal:

    „Oranienstraße, hier lebt der Koran“

    „es riecht nach Oliven und Majoran“

    „Fenster auf, ich hör‘ Türkenmelodien,
    ich fühl‘ mich gut, ich steh‘ auf Berlin!“

    http://www.songtexte.com/songtext/ideal/berlin-6bda72ce.html

    Ist das Deutsche Leitkultur?

    Nein! Da sollte die „Westfalenpost“ mal aufräumen, weg mit Multikulti!

  7. Bemerkenswert ist auch, dass sich die Mitarbeiter der HSK-Ausländerbehörde anscheinend gerne Zeit nehmen, Fragen der WP-Redaktion zu beantworten. Schriftliche Anfragen einiger Fraktionen werden hingegen häufig auf die lange Bank geschoben. Die Begründung: “… Aus personellen Gründen kann die Beantwortung Ihrer Frage derzeit nicht erfolgen. …“ Aktuell passierte das der Fraktion DIE LINKE mit ihrer „Anfrage zum Thema Migranten vom 16.02.2016“. Die gerade auszugsweise zitierte „Zwischennachricht“ ist auf den 15.03.2016 datiert und wurde gestern per Mail an die Fraktionen geschickt.

  8. @Gabi:
    Wo kämen wir denn hin, wenn kritische Kreistagsfraktionen und ein häufig wohlgesonnenes Presseorgan gleich behandelt würden?

  9. Dieser Artikel ist mir auch sehr unangenehm aufgefallen. Besonders der Satz – in etwa: (..eine Frau hätte Depressionen bekommen, weil sie auf die Sauerländer „Berge“ schauen musste…) Abgesehen davon, „…dass es allgemein als große Leistung der Sauerländer gilt, den zahlreichen Niederländern diese Hügel als Berge zu verkaufen…“ Zitat „Sauerland-Kabarett“, frage ich mich auch, wie man dazu kommt, aus eigentlich datengeschützten Krankenakten zu zitieren. Und wenn, sollte man vielleicht mal zu Ende denken und nicht diffamieren. Die eventuelle Depression rührt sicher aus der Vergangenheit dieser Frau, dem Krieg, dem Elend der Flucht und der Ungewissheit der Ankunft und Zukunft. Das können wir alle nicht nachempfinden. Hierzulande bekommt mancher Beamter, denen es nun wirklich nicht existenzbedrohend schlecht geht, schon wegen weit Geringerem Burn-out oder Depressionen. Z. Bsp. wegen der Schüler oder zu vielen Akten auf dem Tisch. Oder mancher Abonnent auch wegen der „WP“ am Morgen…

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