Nachgereicht: Westfalenpost Brilon/Meschede verliert auch weiterhin Abonnent*innen

Die Westfalenpost hat auch im letzten Jahr Abonnent*nnen verloren. (screenshot ivw)

Die Westfalenpost (WP) hat im letzten Jahr 5,34% ihrer Abonnent*innen verloren. In der vergangenen Woche hat die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (ivw) die Zahlen für das erste Quartal 2020 veröffentlicht.

Im letzten Quartal, also von Januar bis März 2020, verlor unsere Regionalzeitung 272 Abonnent*innen (1,28%), im Vergleich zum ersten Quartal 2029 betrug der Verlust insgesamt 1.189 Abos = 5,34%.

Der Schwund konnte durch die steigenden (+330) digitalen Abos (ePaper) nicht kompensiert werden. Die Druckauflage sank um 7,22% auf 20.855 Exemplare.

Schon seit längerem sind die Artikel der Westfalenpost im Netz nur noch kostenpflichtig zu lesen. Um die potentiellen Leser*innen anzutriggern, hat sich der Stil der Überschriften verändert; keine Schlagzeile mehr, mit den wichtigsten Schlagworten des Artikels, sondern meist eine offene Feststellung bzw. Frage ohne den Inhalt preiszugeben.

Beispiel von heute: „Herbert Kunz aus Neheim merkt bei einer Fahrradtour, dass er an sein Limit kommt. Eine Verkäuferin aus Scharfenberg entpuppt sich als Retterin. So rührend bedankt sich Neheimer bei Briloner Alltagsheldin“

Wir erfahren weder, worin das Limit von H.K. bestand, noch wie ihn die Verkäuferin aus der nicht näher bezeichneten Situation rettete und wie der Dank aussieht.

Man kann sich jetzt alles Mögliche ausmalen, und wenn die Phantasie  schrecklich genug ins Kraut schießt, wird man den Bezahlknopf drücken.

Oder: „Eine neue Regelung soll dafür sorgen, dass Patienten in der Corona-Krise einfacher an Medikamente kommen und Versorgungsengpässe behoben werden. Corona: Neue Regel bringt mehr Schutz für Apotheken-Kunden“

Was ist die Regel?  Worin besteht der Schutz?

Ok – nur zwei Beispiele, und vielleicht stelle ich mir das zu schräge vor. Wenn es denn der Zeitung hilft, soll sie es versuchen.

Am Ende zählen Gewinne und Verluste.

Im letzten Jahr wurde die Redaktion Warstein geschlossen, die gemeinsam mit Brilon und Meschede einen Verbund bildete.

Siehe:

Funke schließt Westfalenpost-Redaktion Warstein. Der Ausstieg aus dem Print-Journalismus wird beschleunigt.

Zeitungssterben: Offline gegen Online? Print vs. digitale Medien? Vergesst es! Der Auflagenrückgang der Regionalzeitungen hat schon vor dem Internetzeitalter begonnen.


Das Zeitungssterben hat vor dem Internetzeitalter begonnen und wird auch heute nicht durch die sogenannten „Neuen Medien“ verursacht, meint der Kommunikationswissenschaftler Andreas Vogel.

In seiner 132 Seiten umfassenden Studie untersucht Vogel die „Talfahrt der Tagespresse“. Die Untersuchung ist als PDF bei der Friedrich-Ebert-Stiftung kostenlos herunterzuladen:

http://library.fes.de/pdf-files/akademie/10790.pdf

Die Zeitungsauflagen sinken seit den 1980er Jahren. Damals aber wäre, so Vogel in einem taz-Interview, „Online“ noch keine Konkurrenz zum Print gewesen.

Die Zeitungen hätten es verschlafen, auf die gesellschaftlichen Veränderungen zu reagieren. Sie schrieben für eine Zielgruppe, die zu großen Teilen nicht mehr existiere bzw. verschwinde oder sich gewandelt habe.

Am spannendsten waren für mich die Teile über die demografischen und die gesellschaftlichen Entwicklungen zu lesen.

Bei den demografischen Entwicklungen untersucht Vogel insbesondere Bevölkerungsentwicklung, Migration, Haushaltsgrößen und Familienstrukturen.

Gesellschaftliche Veränderungen spürt der Autor unter den Aspekten „Erwerbszeit und erwerbsfreie Zeit“, „Pendler, Mobilität und Ortsverbundenheit“ sowie „Milieus, Bildung und soziale Mobilität“ nach.

Ich habe den Text mit unserer heimischen Tageszeitung „Westfalenpost“ als Folie im Hinterkopf gelesen.

Auch für die Westfalenpost müsste der Studie zufolge gelten, dass sie nicht wegen der Online-Medien Leser und Abonnenten verliert, sondern, weil ihr Inhalt für mehr und mehr potentielle Leserinnen und Leser uninteressant (geworden) ist bzw. nicht mehr als Kaufanreiz dient.

Die Gretchenfrage für die Lokalzeitungen, ihre Verleger, Redakteure und Journalisten laute daher (siehe taz-Interview):

Wie werden unsere Redaktionen wieder zum Kompetenzzentrum, wie erhalten wir als Regionalzeitung die Hoheit über das Stadtwissen zurück.

Neue Quartalszahlen der IVW: Tageszeitungen weiter im Sinkflug. Auch die Westfalenpost verliert.

Die Zahlen für die WP Brilon, Meschede Warstein über einen Zweijahreszeitraum. (screenshot: zoom)
Die Zahlen für die WP Brilon, Meschede Warstein über einen Zweijahreszeitraum. (screenshot: zoom)

Gestern sind die neuen Quartalszahlen der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) erschienen.

In der Pressemeldung der IVW heißt es unter anderem:

Die verkaufte Auflage der Tageszeitungen einschließlich der Sonntagsausgaben und aktuellen Sonntagszeitungen lag im ersten Quartal 2014 insgesamt bei 19,94 Mio. Stück. Damit verliert die Gattung im Quartalsvergleich 0,8 %, innerhalb eines Jahres rund 2,7 % an Auflage (1/2013: 20,50 Mio.). Zwar legten in diesem Zeitraum die digitalen ePaper von 0,33 Mio. auf 0,54 Mio. (ein Plus von rund 63 %) Gesamtverkäufe nochmals zu, können in dieser Größenordnung aber die Rückgänge der Papierauflagen insgesamt nicht ausgleichen.

Auch unsere lokale Tageszeitung, die Westfalenpost, kennt seit Jahren nur eine Richtung der Auflagen-, Verkaufs und Abonnementszahlen – abwärts. „Neue Quartalszahlen der IVW: Tageszeitungen weiter im Sinkflug. Auch die Westfalenpost verliert.“ weiterlesen