Alles weg #1 und #2: das Fitness-Center im Oversum ist ausgeräumt und der Pool gammelt immer noch …

Optisport Winterberg
Der Health-Club im Oversum ist gähnend leer. (fotos: zoom)

Im letzten Monat hatten wir über den bevorstehenden Rückzug der niederländischen Optisport-Gruppe aus dem Oversum berichtet.

Jetzt ist alles leer. Ein trauriger Anblick, so trübe wie das Wasser im Außenpool des geschlossenen Schwimmbades:

Oversum Außenpool
Mein Mountainbike und der trübe Pool. Wenigstens der Rasen ist inzwischen gemäht.

Gomadingen: Oversum Investor Wolfram Wäscher plant „Bio-Vital-Park“. Besorgte Bürger melden sich zu Wort.

GomadingenMit einer gewissen Distanz berichtete die Journalistin Marion Schrade Ende Juni im Reutlinger Generalanzeiger über ein neues Projekt des auch in Winterberg bekannten Investors Wolfram Wäscher:

„Im Vital-Park Gomadingen soll man nach Vorstellung von Wolfram Wäscher nicht nur wohnen. Dahinter steht eine ganze Philosophie, die er wortreich darlegt, dabei aber nur wenig Greifbares liefert. Klar wird so viel: Dienstleistungen rund ums Wohlfühlen und die Gesundheit sollen breiten Raum einnehmen, Fitness, Ernährung und Nachhaltigkeit sind Schlagworte. Dafür brauchen Walser und Wäscher deutlich mehr Personal: Die Kirchengemeinde beschäftigt derzeit gut ein Dutzend Mitarbeiter im Feriendorf, künftig sollen es vier, wenn nicht gar fünf Mal so viele sein.“

Wir schrieben am 3. Juli:

„Die Vorgänge in Gomadingen beobachten auch wir hier in Winterberg schon seit einiger Zeit. Hoffentlich gibt es dort unten einige „wache Zeitgenossen“. Die Kirche scheidet wohl aus.

“Gemeinsam wollen sie in den nächsten Jahren zwischen 25 und 30 Millionen Euro in den Ferienpark in Gomadingen stecken.”

He, he – das könnte sogar zutreffen. Allerdings wird es wahrscheinlich nicht das Geld von Wäscher und Walser sein.

Wie sollen oder wollen die 2232 Einwohner von Gomadingen das Geld aufbringen?“

Wache Zeitgenossen in Gomadingen
Es gibt wache Zeitgenossen in Gomadingen. Einer von ihnen schrieb in Reaktion auf den Artikel von Marion Schrade folgenden Leserbrief an den Reutlinger General-Anzeiger, den wir hier mit seiner Erlaubnis dokumentieren:

„Wenn das Lautertal der Grand Canyon wäre“

Ein Ära geht zu Ende und die Gemeinde Gomadingen bekommt als vergiftetes Abschiedsgeschenk ein Investoren-Experiment von der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart präsentiert. Ich habe den Eindruck, die Gomadinger wissen nicht, ob sie weinen oder lachen sollen.

Ein Investor, der sich landauf, landab marode Freizeit-Immobilien angelt und sie in millionenschweren Projekten aufpeppt und sich dabei nicht unbedingt Freunde macht, tut sich mit einem oberschwäbischen Holzbau-Unternehmer zusammen, um die versteinerte Betonarchitektur des Feriendorfs durch Holzhäuschen zu ersetzen und das bestehende Hallenbad mit einer Außensauna und Fitnessräumen zu garnieren. Nun ja. Hotelcharakter soll es bekommen, sogar mit einem »Concierge«. Man darf gespannt sein, ob das ausreicht. Was ich an dem bislang nur rudimentär bekannten Konzept vermisse, ist die große Idee. Was, um Gottes willen, sollen die angekündigten 50 bis 60 Mitarbeiter dort den ganzen Tag machen – die müssen ja auch irgendwie bezahlt werden? Holz statt Beton wäre für mich als Familienvater nicht das Hauptargument, meinen Urlaub ausgerechnet im neuen Gomadinger »Bio-Vital-Park« zu verbringen. Ebenso die mangelnde Wärmedämmung. Bei einer Ferienimmobilie gelten andere Parameter als bei einem ganzjährig durchgehend bewohnten Privathaus. Statt der Erdwärme (die auf der Alb mit ihrem Karstuntergrund ohnehin stark reglementiert ist) wäre vielleicht ein Nahwärmeanschluss an eine Biogas-Anlage sinnvoller, statt Passivhausstandard anzustreben, um dann im Sommer wieder energieaufwendig aktiv belüften zu müssen.

Da würden mich eher vielseitige Freizeitangebote (die Gomadingen ohne jeden Zweifel hat), Kinderbetreuung, Kurse, Unterhaltung etc. reizen. Aber vielleicht bin ich ja auch gar nicht die Zielgruppe? Wer dann? Unternehmen, die ihre Mitarbeiter auf Seminare schicken wollen? Oder Senioren? Zugegeben, meine erste Assoziation beim Wort »Bio-Vital-Park« waren Gesundheitssandalen und Kurangebote von Krankenkassen. Ja, vielleicht will man ja mit dem BVP ganz serviceorientiert und barrierefrei die »Best Agers« ansprechen. Aber so recht mag ich’s nicht glauben.

Mir scheint, es stand den Beteiligten erst mal ihre eigene Win-win-Situation im Vordergrund: Kirchenpfleger Beck ist endlich das lästige Feriendorf auf der Alb los, spart so 300 000 Euro im Jahr, die er gleich nolens volens in die darbenden Stuttgarter Kitas pumpen kann, Gomadingens Schultes hat, vorerst, sein Hallenband vor der Schließung bewahrt, der Schussenrieder Holzhäuschenbauer hat einen respektablen Auftrag an Land gezogen und der Hauptakteur ein neues Großprojekt auf die Beine gestellt.

Nach Fertigstellung soll das Projekt einem Hotelier aus Oberstaufen übertragen werden. Schön. Jetzt fehlt mir seitens der Initiatoren nur noch der Bezug zur Region, das Ganze wirkt ein wenig wie aus der Retorte, kein Vergleich mit dem Münsinger Campingplatz Hofgut Hopfenburg zum Beispiel. Und ich vermisse ein glaubhaft tragfähiges Finanzkonzept: 25 bis 30 Millionen Investition wollen refinanziert werden, die Personalkosten für 50 Mitarbeiter, dazu die hälftigen Betriebskosten des Hallenbads wie bisher plus die Betriebskosten inkl. Werbung und Marketing des neuen Bio-Vital-Parks müssen verdient werden. Das alte Feriendorf hatte 230 Betten, zu Glanzzeiten sogar knapp 300. Die Übernachtungszahlen lagen meist bei einigen zehntausend pro Jahr – d. h. die ganzjährige Auslastung kam nie über 30 bis 50 Prozent. Es müsste schon ein Wunder passieren, wenn man mit der neuen Anlage bei den projektierten 40 bis 60 Häuschen deutlich über die bisherige Bettenzahl und die seitherige Auslastung hinauskommen will. Betriebs- und anteilige Refinanzierungskosten geteilt durch Übernachtungszahlen ergeben einen Richtwert von dem, was jeder Gast pro Übernachtung zahlen muss, damit sich das Projekt rechnet. Nehmen wir mal drei Millionen jährliche Kosten an und 30 000 Übernachtungen, dann muss die Übernachtung 100 Euro kosten.

Hätten wir hinterm Sternberg die Niagara-Fälle oder wäre das Lautertal der Grand Canyon, wäre das ganze bestimmt kein Problem, die Massen würden strömen. Die Alb ist schön, absolut erlebenswert und bietet sehr vieles zu entdecken, aber sie taugt nicht für Großprojekte dieser Art. Wir werden vom Bio-Vital-Park sicher noch das eine oder andere hören, nicht nur gutes, fürchte ich.

Thomas Deuble, Römerstein

Ein weiterer wacher Zeitgenosse schrieb unter anderem:

„Es wäre an der Zeit, den Investoren und seine Firmen zu überprüfen, um einen eventuellen finanziellen Nachteil für die Gemeinde Gomadingen noch abwenden zu können. Jetzt ist noch Zeit.“

Da wir vom Hochsauerland aus  Wirtschaft, Politik und Medien beobachten, können wir nicht beurteilen, ob die Gomadinger noch Zeit zur Überprüfung des Investors haben, denn sobald die ersten Verträge geschlossen sind, verschwinden erfahrungsgemäß Diskussionen und Informationen im Untergrund der „Geheimhaltung“ eben dieser Verträge.

Ich bin gespannt, ob die aufmerksamen Gomadinger Bürger und die offensichtlich wache Journalistin zumindest Transparenz in die Abläufe vor Ort bringen können.

Immobilien Zeitung berichtet über das „Kuckucksei von Winterberg“: Katastrophe für den beliebtesten Tourismusort Nordrhein-Westfalens

Thorsten Karl berichtete vor drei Tagen in der „Immobilien Zeitung“ über das „Kuckucksei von Winterberg“.

Der Autor beschreibt in groben Zügen das Projekt von Beginn bis Heute. Lesenswert für alle, die sich mit der Zeit in den endlosen Details des gescheiterten PPP-Projekts verloren haben.

Wirklich neu ist für mich die folgende Feststellung: „Davon abgesehen zeigt der Badbereich aktuell bereits mit Salpeterausflockungen, dass beim Bau zumindest gespart, wenn nicht gepfuscht wurde“. Informationen zu dieser Problematik hier: http://www.hausbau-ratgeber.de/sanierung/salpeter-im-mauerwerk-durch-eindringende-feuchtigkeit-von-aussen-720.htm

In dem Artikel bleiben genau die Fragen offen, die ich zur Zeit auch zu verstehen bzw. erklären versuche:

„Vor etwa zehn Jahren ergaben Gutachten“ – in einem Gespräch habe ich den Tourismusdirektor der Stadt Winterberg gebeten, mir die Gutachten zugänglich zu machen. Er versprach sich zu kümmern. Bis heute keine Antwort.

„Welche Auswirkungen die Pleite der Objektgesellschaft auf den Hotelbetrieb und die anderen Elemente des Oversums haben wird, ist derzeit noch offen“ – es handelt sich um eine sogenannte Planinsolvenz. Die Stadt geht davon aus, dass nach dieser Insolvenz der linke Gebäudeteil mit u.a. Schwimmbad an sie „heimfalle“.

So wie ich als Laie eine Planinsolvenz verstehe, bleibt die „aquasphere Winterberg GmbH“ möglicherweise bestehen. Das ist ja gerade das Charakteristikum der Planinsolvenz. Warum sollte dann das Objekt an die Stadt fallen?

Gar nicht angesprochen werden im Artikel die fälligen Rückzahlungen der Stadt Winterberg an die Banken/Gläubiger bis ins Jahr 2042, wobei die Steigerungsrate, schon im Jahr 2017 die 700.000 Euro erreicht. Wir hatten hier im Blog auf Grundlage des Haushalts 2013 der Stadt Winterberg geschrieben:

„Schaut man sich die Steigerungsrate des “Mietzinz” alias “Sonstige ordentliche Aufwendungen” an, wird die Zahl 700.000 Euro lange vor dem Ende der 30 Jahre, nämlich im Jahr 2017, übersprungen. Das ist doch eine Erklärung wert, bewegten sich die Angaben der Stadt bisher immer im Rahmen von 600.000 bis 700.000 Euro.“

Siehe: http://www.schiebener.net/wordpress/?p=23918

Die Stadt Winterberg ist -es sei denn ich habe irgendwo etwas überlesen- eine Gesamtaufstellung der Kosten -real oder geschätzt- für das Oversum schuldig geblieben.

Das Oversum-Projekt bröckelt weiter: Betreiber des Fitness-Centers feiert am 29. Juli seine Abschiedsparty.

Optisport
Der letzte Monat für Optisport. Am 29. Juli ist Abschiedsparty. (foto: zoom)
Wieder bricht ein sogenanntes Modul aus dem Oversum-Projekt zusammen. Am 29. Juli findet ab 17 Uhr die Abschiedsparty des „Health Club Winterberg“, vormals Optisport, statt.

Damit scheint sich die niederländische Gruppe um Erwin van Iersel doch nicht als „weißer Ritter“ für das stark angeschlagene Ei im Kurpark zu erweisen, wie ich es noch vor fünf Tagen hier im Blog spekuliert hatte.

Häme ist nicht angebracht, denn vor allem die Kundinnen und Kunden des Fitness-Center empfanden das Personal, die Betreuung und die Atmosphäre in der Einrichtung als sehr angenehm, „nicht so wie in anderen Mucki-Buden“.

Was bleibt vom Oversum? Es bleiben das „Ärztehaus“, die Touristeninfo und das Oversum-Hotel.

Für dieses Hotel könnte es ebenfalls eng werden. Denn ein 4-Sterne-Haus ohne Schwimmbad, ohne Fitness-Center, dafür mit mangelhafter Sauna ausgestattet, wird keine zahlungskräftigen, anspruchsvollen Gäste anlocken können. Hier noch einmal eine Erinnerung an den Unfug, den die Medien vor drei Jahren verbreiteten: http://www.schiebener.net/wordpress/?p=7397

30 Jahre lang dürfen die Winterberger Bürger mindestens 700.000 Euro/Jahr plus X Raten an die Banken bezahlen. Dazu kommen noch andere Kosten wie Baumängelbeseitigung, Beraterverträge, Rechtsanwaltskanzleien, juristische Auseinandersetzungen mit dem Investor etc.

Glücklich sind die Gemeinden, die nach einem Besuch von Herrn Wäscher beschlossen hatten, die Renovierung ihrer Schwimmbäder selbst durchzuführen.

Der Investor hat an Winterberg wahrscheinlich schon lange kein Interesse mehr.
Seinen Gewinn hat er gemacht. Die Projektfirmen wurden und werden jetzt abgewickelt. Ein bisschen oder auch mehr Geld kann er noch durch Druck bei gerichtlichen Auseinandersetzungen herausschlagen. So läuft das bei PPP-Projekten. Nicht nur in Winterberg.

Update Oversum Winterberg – jetzt geht auch die Betreibergesellschaft „aquasphere“ in die Insolvenz.

Oversum
Gefragt: Duchblick beim Oversum in Winterberg (archiv: zoom)

Heute meldet die Westfalenpost, dass die Aquasphere Winterberg GmbH beim zuständigen Amtsgericht in Arnsberg am 21. Juni den Antrag auf Eröffnung einer Planinsolvenz gestellt habe.

Zynisch könnte man sagen: Es läuft nach Plan, denn schon Mitte März hatten wir hier im Blog unter der Überschrift s.a.b. nicht mehr s.a.b. – die Metamorphosen eines PPP-Investors geschrieben:

„Was ist zu erwarten? Die sab wird sich neu erfinden und keinerlei Verantwortung mehr für das Schwimmbad in Winterberg tragen wollen. Da Hotels wie das Oversum auch nicht mehr zum Portfolio der sab gehören, werden sie dort auch keine Verantwortung mehr haben. Die aquasphere Gmbh kann bei Bedarf sterben bzw. in die Insolvenz gehen.

Der Bedarf ist da. Und bald werden wir sehen, ob es sich um eine organisierte Flucht oder um einen ungeordneten Rückzug des Investors handelt.

Zur Erinnerung ein Eintrag aus dem Handelsregister vom 13. März diesen Jahres: aquasphere Winterberg GmbH, Winterberg, Seestraße 1, 88045 Friedrichshafen. Nicht mehr Geschäftsführer: Wäscher, Wolfram, Kressbronn, *22.08.1958. Bestellt als Geschäftsführer: Wolff, Manfred Gustav Norbert, Singapur, *11.05.1948, einzelvertretungsberechtigt. Einzelprokura mit der Ermächtigung zur Veräußerung und Belastung von Grundstücken: Wäscher, Wolfram, Kressbronn, *22.08.1958.

Sieht also eher nach Plan aus, oder?

Update (28. 06. 2013) Die Meldung im Wortlaut auf dem Insolvenzportal. Im Handelsregister ist noch nichts zu finden:

„aquasphere Winterberg GmbH stellt Insovlenzantrag

Die Betreibergesellschaft des Badbereiches des Oversum Vital Resort Winterberg hat Insolvenzantrag gestellt.

 

Der Antrag wurde vom Geschäftsführer der aquasphere Winterberg GmbH, Herrn Wolf, am 21.06. beim AG Arnsberg beantragt.

 

Wie Thomas Krall, Berater der aquasphere Winterberg GmbH erkärte, hat das Amtsgericht zunächst Rechtsanwalt Dr. Kampmann aus Dortmund zum Gutachter bestellt. Er werde in einem ersten Schritt die wirtschaftliche Ist – Situation erfassen und diese dann gutachterlich feststellen. Dr. Krall werde dies mit einem Vorschlag verbinden, wie weiter zu verfahren ist.“

Vor einem Jahr: Wolfram Wäscher spricht in Winterberg … sehenswert.

„Wolfram Wäscher, Vorsitzender der SAB Bodensee AG, spricht beim Wirtschaftsdialog 2012. Diskussionsveranstaltung „Wirtschaftsraum Hochsauerlandkreis — Brüssel, Berlin, Düsseldorf — wo bleibt der HSK?“ im Tourismuszentrum Oversum in Winterberg.“

Bislang habe ich Wolfram Wäscher noch nicht live gesehen. Diese Rede ist schon interessant. Der Investor Wäscher erinnert mich ein wenig an diese evangelikalen Wanderprediger, die es schaffen, mit substanzlosem Geschmeichel die Gemeinde in ihren Bann zu ziehen.

Man achte darauf, wie Wäscher dem Winterberger Bürgermeister und den Ratsmitgliedern Honig um den Bart schmiert.

Einfach klasse! Der Mann hat ein Gespür dafür, was seine Zuhörer hören wollen, und er gibt es ihnen. Gnadenlos.

Das war’s natürlich nicht. Die sab macht weiter …

Euro Kindergarten
Wäre ich Investor – genau DAS wäre mein neues Geschäftsfeld (screenshot)

Der Artikel „War’s das? sab-consult AG ist aus dem Netz verschwunden“ ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte hatte ich hier im Blog schon am 4. März diesen Jahres in einem Kommentar verraten:

„Die sab ist nicht mehr auf Winterberg als Vorzeigeprojekt -mehr haben sie ja nicht nach all den anderen Desastern- angewiesen. Warum? Gucke Dir mal an, was sie den Kommunen jetzt anscheinend andienen wollen: KITAS“.

Das Investoren-Wohlfühl-Oase  „Schwimmbadsanierungen“ ist inzwischen, nach den vielen gescheiterten Unternehmungen, für die sab verbrannt. Ein Bürgermeister oder ein Rat, der sich jetzt noch auf derartige PPP-Projekte mit der sab einließe, riskierte, dass er von seinen Untertanen geteert und gefedert aus der Stadt gejagt würde.

Doch glücklicherweise hat sich schon längst eine neues Geschäftsfeld eröffnet. Mit dem Rechtsanspruch der Eltern auf Kinderbetreuung zum 1. August 2013 sind die immer noch finanziell klammmen Kommunen unter Druck, ausreichend Betreuungsplätze zur Verfügung zu stellen.

Wäre ich Investor – das wäre mein Turf. Wolfram Wäscher ist Investor. Kindergärten sind sein neuer Turf. Am 1. August letzten Jahres ist die sab eurokindergarten GmbH, Friedrichshafen, ins Handelsregister eingetragen worden. Stammkapital 200.000 Euro. Geschäftsführer Wolfram Wäscher und Wiltrud Heiss.

Jetzt muss ich als Investor nur noch Folgendes machen: die alten gescheiterten Projekte aus dem öffentlichen Bewusstsein tilgen und mit neuem Schwung und unbelastet den Kommunen mit Kindergartenmodulen unter die Arme greifen.

Wer wird mein Partner oder gar meine Partnerin?

Das wüsste ich noch nicht. Wolfram Wäschers Partnerin allerdings ist laut Wirtschaftswoche eine Ex-Citigroup-Bankerin, die nach dem Platzen der Finanzblase 2008 ihren Job verlor und mit drei weiteren Partnern die Private-Equity-Gesellschaft Prolimity gründete. Heiss konzentrierte sich „auf Beteiligungen sowie die Sanierung und Restrukturierung mittelständischer Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz“.

Ich habe im Gefühl, dass Wiltrud Heiss für Wolfram Wäscher eine kongeniale Ergänzung ist. Sie scheinen zwar beide keine pädagogische Erfahrung zu besitzen, aber das Schriftbild auf der Kindergarten-Website passt zum Thema.

Welcher Bürgermeister wird nicht dahinschmelzen?

Null Risiko: „Sobald die Planung steht, kaufen wir ein von der Gemeinde zur Verfügung gestelltes Grundstück und bauen darauf auf eigenes Risiko Ihre neue Kita. Die geplante Fertigstellungsdauer nach Vertragsabschluss beträgt ca. 12 Monate. Und egal, welche Probleme oder Verzögerungen beim Bau auftreten sollten, die jährliche Miete für die Nutzung der Kita bleibt fix für eine individuell vereinbarte Vertragslaufzeit.“

War’s das? sab-consult AG ist aus dem Netz verschwunden.

sab ist weg
Die Website der sab kann nicht mehr aufgerufen werden. Pause oder endgültiges Verschwinden?

Die Website der Firma des Oversum Investors Wolfram Wäscher, sab-consult AG, vormals sab AG Friedrichshafen, ist anscheinend vom Netz genommen worden.

Noch vor drei Tagen hatten wir die Website besucht und uns verwundert die Augen gerieben: „Die Metamorphosen gehen weiter: sab Friedrichshafen im stetigen Wandel. Brücken zu gescheiterten Projekten abgerissen.“

„War es das?“, fragt die Leimener GALL in ihrer sab-Dokumentation:

15.6.2013 Die s.a.b.-homepage wird immer verwirrender. Googelt man nach s.a.b. bodensee, so trifft man zwar auf das altbekannte Layout, schaut man dann aber ins Impressum, so erfährt man, dass eine Deutsche Beteiligungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH für die Seite verantwortlich ist, die wie so viele andere Firmen auch, in der Seestraße 1 in Friedrichshafen residiert. Sie hat auch dieselbe Telefonnummer, wie die sogenannte s.a.b.-Unternehmensgruppe, aber nirgends wird erklärt, was sie tut und in welchem Verhältnis sie zur s.a.b. steht.

17.6.2013 Und was ist nun? Seit heute ist die s.a.b.-Seite im Internet nicht mehr zu erreichen. War es das?

Nach Handelsregisterauszug ist Wolfram Wäscher immer noch Vorstandsvorsitzender der sab-consult AG, außerdem hät er die Prokura bei der aquasphere Winterberg GmbH, Friedrichshafen, der Betreibergesellschaft des Oversum-Projekts.

Was mag das große Aufräumen im Internet bedeuten? Die Westfalenpost berichtet heute über den möglicherweise bevorstehenden „Heimfall“ des Oversumbades in einer Woche. Gibt es da einen Zusammenhang? Nicht Genaues weiß man nicht. Alle Seiten halten sich bedeckt.

Die Metamorphosen gehen weiter: sab Friedrichshafen im stetigen Wandel. Brücken zu gescheiterten Projekten abgerissen. Winterberg als Adabei: Public Management Konferenz in Frankfurt

sab website
Die sab Website Stand 16. Juni 2013 um 21 Uhr.

Wer die Website der sab eine zeitlang beobachtet, dem wird schwindelig vom beständigen Wechsel, Verschwinden und Austausch der Inhalte, Personen und Firmennamen.

Wer sich auf die Website der sab begibt, steht auf tückischem Flugsand.

Wir hatten unter anderem im März diesen Jahres über die Identitätswechsel der sab berichtet und eine merkwürdige Selbstdistanzierung angemerkt:

“Hinweis in eigener Sache:
Die sab AG ist nicht die Nachfolgegesellschaft der s.a.b. gmbh & co. kg.
Die sab AG führt keine Projekte in der Bäderbranche durch. Sie entwickelt, plant und baut keine Gesundheits- und Badeparks, betreibt keine öffentlichen Bäder und beschäftigt keine Bäderexperten.
An Projekten in der Bäderbranche sind wir nicht interessiert.”

Pikanterweise sind auch die in diesem Artikel verlinkten Seiten der sab Website inzwischen wieder verschwunden.

Der oben zitierte Hinweis stand gestern noch in verkleinerter Schrift auf einigen Unterseiten der sab Website, ist aber heute anscheinend endgültig im digitalen Schredder gelandet.

Zeitlich auffällig nahe dem gescheiterten Oversum Schwimmbad-Projekt in Winterberg scheinen sich die Wechselspiele der sab mit ihrem „spiritus rector“ Wolfram Wäscher exponentiell zu beschleunigen.

Auf der neuen „weiter entwickelten“ Website taucht nun eine Firma des Investors auf, die den Namen „sab“ nicht mehr beinhaltet, aber nichtsdestotrotz -wie die meisten „Wäscher“-Firmen- in Friedrichshafen, Seestr. 1, residiert:

sab im beständigen Wandel
Deutsche Beteiligungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH: Wieder eine „neue“ Firma?

Schwimmbäder baue man zwar immer noch, aber als einzige Referenz existiert nun:

Leimen, Hechingen Winterberg - alles Past Tense: here comes Bad Schussenried
Leimen, Hechingen, Winterberg – alles Past Tense: here comes Bad Schussenried

Eine kleine Anmerkung und eine kleine Frage habe ich noch zum Schluss.

Ich unterstütze gerne die Stadt Winterberg im Kampf gegen die drohende „Schuldknechtschaft“, aber ich frage mich, warum die Stadt Winterberg bei dieser Public Management 2013 Konferenz am Dienstag in der in der Frankfurt School of Finance & Management mitmacht.

In Frankfurt trifft sich am Dienstag der PPP-Klüngel der Republik, von dem die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt gerade „eins auf die Nase bekommen haben“:

Agenda-Public-Management-Konferenz2013

„Klüngel“ ist ein wenig despektierlich, denn es sind große Namen dabei.

Ein Winterberger in Frankfurt.
Die Winterberger bleiben dem PPP-Umfeld anscheinend treu.

Auftritt in der Expertenrunde von 11:45 bis 12:45Uhr: Sebastian Vielhaber, Teamleiter Gebäudemanagement, Stadt Winterberg.

Besorgte Bürger in Aidenbach. Niederbayerischer Bürgermeister präsentiert die sab AG aus Friedrichshafen als Partner für eine geplante Ferienanlage.

Aidenbach20130427Aidenbach ist ein Markt im niederbayerischen Landkreis Passau, Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Aidenbach und staatlich anerkannter Erholungsort. Der Ort ist bekannt durch die Schlacht von Aidenbach 1706, die den letzten Widerstand der revoltierenden bayerischen Bauern gegen die kaiserlich-habsburgische Besatzung brach.

[Da einige unserer LeserInnen die beiden folgenden Orte verwechselt haben, hier ein Hinweis: Aidenbach (Bayern) ist nicht Adelberg (Baden-Württemberg)]

Im September letzten Jahres präsentierte Aidenbachs Bürgermeister Karl Obermeier den Bürgern der niederbayerischen 3000-Seelen-Gemeinde die sab AG aus Friedrichshafenden als Partner für eine geplante Ferienanlage. Die Firma berate und unterstütze Kommunen bei deren Entwicklung.

Das Interesse der Bürger war laut dem Vilshofener Anzeiger so groß, dass einige Besucher sogar vor dem Sitzungssaal Platz nehmen mussten.

Weiter heißt es in der Zeitung, dass der Vorstandsvorsitzende der sab, Wolfram Wäscher, in seinem Vortrag immer wieder von „gemeinsam“ und „zusammen“ gesprochen habe. Die Finanzierung des 100 Millionen Euro-Projekts sei kein Problem, ebensowenig der Bau. „Besorgte Bürger in Aidenbach. Niederbayerischer Bürgermeister präsentiert die sab AG aus Friedrichshafen als Partner für eine geplante Ferienanlage.“ weiterlesen