Wolken, Gedanken, Haushaltsreden

Spaziergang auf der Sonnenseite von Siedlinghausen. (foto: zoom)

Auch in diesem Jahr veröffentliche ich Haushaltsreden aus dem Winterberger Rathaus. Unredigiert. Unkommentiert.

Bis heute sind die Reden von FDP und SPD erschienen. Die CDU ist angefragt. Mehr Parteien gibt es nicht im Winterberger Rathaus.

Noch lieber, als die Gedanken der im Winterberger Rat vertretenen Fraktionen zu publizieren, würde ich den Winterberger Haushalt selbst analysieren.

Leider fehlt mir dazu die Zeit. Die einzige Idee, die ich hätte, um diesen Mangel auszugleichen wäre, sich mit ein paar Leuten zusammenzusetzen, sobald der Haushaltsvorschlag 2018 bekannt wird, den Haushalt lesen, mit „Bordmitteln“ zu analysieren und die Ergebnisse vor den Beratungen im Haushalt zu veröffentlichen.

Torben Firley sagt in seiner Haushaltsrede:

Unsere Demokratie lebt von unterschiedlichen Auffassungen zu einzelnen Themen, die Diskussion darüber muss aber immer sachlich bleiben und sollte dort geführt werden wo sie hingehört, in unsere gewählten Parlamente und kommunalen Vertretungen.

Diese Aussage hat bei mir einen Nerv getroffen, und dieser Nerv heißt Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Art 5:

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

In den sogenannten sozialen Medien (Stammtische, Facebook, Twitter, Geburtstagsfeiern) gibt es gute und schlechte Diskussionen. Manche Diskussionen sind besser als die in den Winterberger Ratssitzungen, andere sind „unter aller Sau“.

Das gibt allerdings niemandem das Recht Diskussionen außerhalb des Rathauses herabzuwürdigen.

Im Rathaus habe ich sachliche und schreckliche Diskussionen gesehen, Ratsmitglieder, die wie kleine Schuljungen von oben abgebügelt wurden.

Wir brauchen mehr Öffentlichkeit und keine Einhegung ins Rathaus.

Das Grundgesetz ist schon ziemlich gut. Ich mag es sehr.

Perlen des Newspeak (Neusprech***) in der Lokalpolitik: Wenn der Bürgermeister sensibilisiert …

<Polemik on> Ist das schon Zensur oder ist das in Winterberg üblich? <Polemik off>

Aus dem Mitteilungsblatt der Stadt Winterberg vom 12. Dezember 2014:

Der Vorsitzende der SPD-Fraktion weist die Kritik, dass seine Partei das Projekt Oversum nicht mehr unterstütze, entschieden zurück. Er habe lediglich angemerkt, dass der Rat bei der Umsetzung der Pläne zu blauäugig reagiert habe und er nur Kritik an der Umsetzung des Projektes geübt habe.

Abschließend sensibilisiert [sic!] Bürgermeister Eickler noch einmal [sic!] die gewählten politischen Vertreter dahingehend, dass der Bürger Äußerungen im öffentlichen Raum eine besondere Bedeutung beimesse und er deshalb anrege, egal um welches Thema es sich handle, immer sorgfältig Äußerungen in der Öffentlichkeit abzuwägen. Das gelte auch zu Äußerungen zum Oversum.

Welche Methode wendet ein Bürgermeister bei einer derartigen „Sensibilisierung“ an? Leichtes Streicheln? Schläge auf den Hinterkopf? Folter im Rathauskeller? „Isch mach Disch Oversum“?

Wir wissen es nicht.

Was wir wohl annehmen dürfen: seit der Sensibilisierung durch den Bürgermeister wägen die Ratsmitglieder ihre Äußerungen im Gespräch mit dem Bürger sorgfältig ab.

Das war die schlechte Nachricht.

Die gute Nachricht ist, dass die Sensibilisierung anscheinend nur für die „Äußerungen in der Öffentlichkeit“ gilt. Am Stammtisch machen wir weiter wie bisher, und da hört man Sachen … oho!

Demnächst in diesem Blog …

*** „Neusprech“ bezeichnet die vom herrschenden Regime vorgeschriebene, künstlich veränderte Sprache. Das Ziel dieser Sprachpolitik ist es, die Anzahl und das Bedeutungsspektrum der Wörter zu verringern, um die Kommunikation des Volkes [hier: des Rates, zoom] in enge, kontrollierte Bahnen zu lenken. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Neusprech

Winterberg. Interessante Themen im Haupt- und Finanzausschuss am Dienstag: Fracking, Tempo-30-Zone, Finanzsituation.

Rathaus Winterberg
Das Rathaus in Winterberg. (archiv: zoom)

Am kommenden Dienstag, dem 10. September, tagt um 18 Uhr der Haupt- und Finanzausschuss (Ratsinformationssystem) im Sitzungssaal des Rathauses Winterberg.

Die Themen hören sich sehr interessant an:

Fracking
Eingabe gem. § 24 GO*** hier: Unterstützung der Korbacher Resolution / online-Petition zum Thema „Energiewende ohne Fracking“

Tempo-30-Zone
Ausdehnung der „30er Zone“ in der Innenstadt von Winterberg, hier: Zwischenstandsbericht, erste Erfahrungen und weiteres Vorgehen

Finanzsituation
Aktuelle Finanzsituation der Stadt Winterberg, hier: Bericht über die Haushaltsausführung 2013 zum Stand 31.07.2013

Die Vorlagen zum Punkt „Fracking“ liegen im Ratsinformationssystem aus. Hier lesen.

Die Beschlussvorlage „Fracking“ lautet:

„Der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Winterberg nimmt den Antrag / die Eingabe der Herren Dr. Volker Thiele und Prof. Dr. Erhard Mohr zur Kenntnis und beschließt, die Korbacher Resolution / online Petition zum Thema „Energiewende ohne Fracking“ zu unterstützen.“

Zu den weiteren Punkten der Tagesordnung habe ich noch keine Vorlagen gefunden.

*** Gemeindeordnung NRW