Marion bei den Mexis, letzter Teil und Schluss: „Es gibt Aufforderungen, denen man ohne Widerspruch nachkommt.“

Dieser Artikel ist der letzte(?) Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Eine kleine mehrjährige Blog-Epoche geht zu Ende. Vielen Dank, Marion. Viel Spaß beim Lesen!

Diesen fantastischen Blick hat man vom Aussichtspunkt "Rückgrat des Teufels" im Bundesstaat Durango. Und der saß uns im wahrsten Sinne des Wortes im Nacken. Denn das, was hinter uns war, dürften wir nicht fotografieren: Angehörige eines Kartells. Und die waren auch der Grund, warum ich den Ausblick nicht so richtig geniessen konnte. (fotos: koerdt)
Diesen fantastischen Blick hat man vom Aussichtspunkt „Rückgrat des Teufels“ im Bundesstaat Durango. Und der saß uns im wahrsten Sinne des Wortes im Nacken. Denn das, was hinter uns war, dürften wir nicht fotografieren: Angehörige eines Kartells. Und die waren auch der Grund, warum ich den Ausblick nicht so richtig geniessen konnte. (fotos: koerdt)

Hola a todos!

„Die Landschaft dürft ihr fotografieren. Uns aber nicht!“

Es gibt Aufforderungen, denen man ohne Widerspruch nachkommt. Besonders dann, wenn derjenige eine Waffe trägt, der das fordert.

Das Reisemagazin „México desconocido“ –übersetzt „unbekanntes Mexiko“- hatte uns in diesen Winkel des Landes geführt. All die Jahre in Mexiko sind wir oft den Tipps des Magazins gefolgt und haben damit sowohl Tops als auch Flops erlebt. Jetzt also hatten wir die Durango-Ausgabe in der Hand.

Eine wahre Geisterstadt heute - der Hollywood-Glanz ist längst von den Fassaden gebröckelt. Eine Filmkulisse in der Nähe von Vicotria de Durango, wo John Wayne zahlreiche Western gedreht hat.
Eine wahre Geisterstadt heute – der Hollywood-Glanz ist längst von den Fassaden gebröckelt. Eine Filmkulisse in der Nähe von Vicotria de Durango, wo John Wayne zahlreiche Western gedreht hat.

Durango ist nicht gerade der Bundesstaat, den man als gemeiner Tourist so ansteuern würde, da es weder Paradiesstrände noch archäologische Stätten gibt. Dafür entschädigen aber fantastische Landschaften mit bizarren Felsformationen. Nicht umsonst hat John Wayne hier zahlreiche seiner Filme gedreht. An der touristischen Aufarbeitung mangelt es jedoch, obwohl laut „México desconocido“ ganz in der Nähe der Bundesstaathauptstadt Victoria de Durango gleich zwei Filmkulissen zum Besuch einladen. Die zu finden stellt jedoch eine Herausforderung dar: Denn Hinweisschilder gibt es nicht. Erst nachdem man durch ein etwas verfallenes Dorf gefahren ist, kommt eine Straße, die mal als Kulisse gedient hat. Tatsächlich bietet jemand in Cowboy-Tracht Filme an: Das sind allerdings DVD-Raubkopien und wir haben Mühe, ihm zu erklären, dass wir die nicht mitnehmen dürfen. Sein weiteres Angebot: aus dem Internet kopierten Film-Fotos. Zu essen und zu trinken gibt es nichts und nach fünf Minuten fährt man wieder. An dem anderen Ort gibt es zwar ein Restaurant, aber eine Bedienung taucht nicht auf. Eine Westernshow wird zwar angekündigt, findet aber nicht statt.

Nordwestlich von Victoria de Durango erstreckt sich die Sierra Madre Occidental, ein rund 1500 Kilometer langer Gebirgszug, der im US-amerikanischen Arizona beginnt und bis zum Bundesstaat Guanajuato reicht. Entlang der Mex 40 gibt es eindrucksvolle Gebirgsformationen. Das Magazin hat dazu noch einen besonderen Tipp: Nicht auf der Bezahlautobahn nach Mazatlán zur Küste fahren, sondern auf der Bundesstraße durchs Gebirge. Kurvenreich geht es auf rund 2800 Meter. Dort soll es einen besonderen Aussichtspunkt geben: „El Espinazo del Diablo“ – „das Rückgrat des Teufels“. Als wir am frühen Abend auf den kleinen Parkplatz halten, steht da eine Camioneta. Hinten auf den Lieferwagen hocken rund zehn Männer. Zwei stehen am Zaun vor der Böschung und pinkeln. Ihnen ist es offensichtlich unangenehm, als wir mit unseren Kameras aus dem Wagen springen. Hastig schließen sie ihren Hosenlatz. Wir grüßen noch freundlich, bevor wir an den Rand treten. Dann der zweite Blick: Die Männer sehen allesamt ziemlich abgerissen aus, die Vermutung, es seien Landarbeiter aus den umliegenden Dörfern, die am frühen Abend in ihre Siedlungen zurückkehren, schwindet völlig, als wir die geschulterten Gewehre sehen. Und das sind keine einfachen Jagdgewehre, das sieht sogar ein Laie wie ich. Das sind zum Teil Maschinengewehre, Kalaschnikows, manche haben auch noch einen Patronengürtel geschultert. Dann der Hinweis: „Die Landschaft dürft ihr fotografieren. Uns aber nicht!“

Ich wende meinen Blick ab und denke nur noch „weg, weg, weg“. Ich klicke zweimal hastig in die Gegend und husche dann wieder zum Auto. Ducke mich ein wenig auf dem Beifahrersitz, die Männer auf der Ladefläche schauen weg. Der Lieferwagen hat kein Kennzeichen, dafür aber an der Heckfläche einen Aufkleber mit einer nackten Frau. Dann rasen wir davon. Keiner von uns beiden sagt etwas. Ich schaue immer wieder von oben ins Tal und frage mich, wann wir endlich zu einer Ortschaft bzw. zur Autobahn kommen. Ich will nur weg aus diesem Gelände. Nach zwei Stunden erreichen wir die Autobahn und ich bekomme wieder das trügerische Gefühl einer Sicherheit.

Uns war ziemlich schnell klar, dass das keine Kleinkriminellen waren. Die hätten uns ja mal einfach so über den Haufen schießen und den Wagen klauen können. Sondern eben Mitglieder eines Kartells. Auf dem Weg zu einer Aktion oder von einer Aktion.

Der Polizei haben wir den Vorfall nicht gemeldet und leider hat die Nachricht aus Iguala im Bundesstaat Guerrero das auch mal wieder bestätigt: Dort soll die Polizei Ende September demonstrierende Studierende der Landwirtschaftsschule aus Ayotzinapa an Kartelle ausgeliefert haben. Wahrscheinlich sind alle 43 verschwundenen Studenten in der Nähe von Iguala ermordet und in Massengräbern verscharrt worden. Niemand weiß, wer mit wem kooperiert.

Frau mit Hüten vor Leguan am Strand von Mazatlán. Eine Erinnerung bleibt: Mexiko hat eben immer mehr als eine Facette.
Frau mit Hüten vor Leguan am Strand von Mazatlán. Eine Erinnerung bleibt: Mexiko hat eben immer mehr als eine Facette.

Das war der letzte Teil von „Marion bei den Mexis“. Nach viereinhalb Jahren bin ich nun nach Deutschland zurückgekehrt.

Ich hoffe, ich konnte einige Eindrücke jenseits der deutschen Berichterstattung aus Mexiko vermitteln. Vor allen Dingen den, dass es in Mexiko neben dem in den deutschen Medien immer wieder hilflos bemühten Begriffs des „brutalen Drogenkriegs“ noch so viele andere Facetten im Land gibt, die hier keinen Nachrichtenwert haben. Ich gebe zu, dass dieser Teil genau das konterkariert. Aber mit Widersprüchen lebt man eben: hier und dort.

Na ja, bedarf nicht keiner Worte. Das war der letzte Teil und ich bedanke mich bei allen, die meinen Spuren in Mexiko hier auf Hannes Seite gefolgt sind.
Na ja, bedarf nicht keiner Worte. Das war der letzte Teil und ich bedanke mich bei allen, die meinen Spuren in Mexiko hier auf Hannes Seite gefolgt sind.

Muchos saludos,
Marion

Marion bei den Mexis, Teil 33: „Sprechen Sie Deutsch?“ Die Wahl zwischen Oppenheimer Krötenbrunnen, Liebfrauenmilch und den Zeugen Jehovas.

Dieser Artikel ist der 32. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Heute begegnen wir den Zeugen Jehovas und wählen zwischen Oppenheimer Krötenbrunn und Liebfrauenmilch.

Auf dem Berg Tepeyac soll im Dezember 1531 -zehn Jahre nach der Eroberung der Aztekenhauptstadt Tenochtitlan- dem Indio Juan Diego Cuautlatoatzin viermal die Jungfrau Maria erschienen sein. Sie war dunkelhäutig und bot wohl so mehr Identifikationsfläche. Der Indio zeigte dem Bischof das Gnadenbild Marias. Der Auftrag war, hier eine Kapelle zu errichten. Im Laufe der Zeit kam eine Basilika hinzu und in den 70er Jahren ein futuristischer Neubau. Der Garten sieht ein wenig wie ein Freizeitpark aus - ist aber dennoch ganz hübsch. (fotos: koerdt)
Auf dem Berg Tepeyac soll im Dezember 1531 -zehn Jahre nach der Eroberung der Aztekenhauptstadt Tenochtitlan- dem Indio Juan Diego Cuautlatoatzin viermal die Jungfrau Maria erschienen sein. Sie war dunkelhäutig und bot wohl so mehr Identifikationsfläche. Der Indio zeigte dem Bischof das Gnadenbild Marias. Der Auftrag war, hier eine Kapelle zu errichten. Im Laufe der Zeit kam eine Basilika hinzu und in den 70er Jahren ein futuristischer Neubau. Der Garten sieht ein wenig wie ein Freizeitpark aus – ist aber dennoch ganz hübsch. (fotos: koerdt)

Hola a todos!

„Sprechen Sie Deutsch?“ Eine Frage, die mir eher selten in meinem Supermarkt um die Ecke gestellt wird. Vor allen Dingen nicht auf Deutsch. In der Regel werde ich an der Kasse gefragt, ob mein Besuch angenehm war, ich alles gefunden habe oder ob ich noch mein Handy aufladen möchte. Nur einmal fragte mich ein Kassierer, ob ich Mexikanerin sei. Das hat mich doch überrascht, denn ich sehe nach wie vor so offensichtlich nicht-mexikanisch aus. Ich verneinte und fragte, warum er mich das fragen würde. Na, ich würde ja jetzt schon länger hier einkaufen und brächte immer meinen Stoffbeutel mit. Und da habe er sich gefragt, warum ich das mache, es gebe doch Plastiktüten.

Da die meisten doch erkennen, dass ich so offensichtlich keine Mexikanerin bin, wurde ich dann wohl auch vor einigen Tagen gefragt, ob ich Deutsch spräche. Ich stand vor den Weinregalen und habe mich genau in dem Moment gefragt, warum es in Mexiko nur zwei deutsche Weinsorten im Angebot gibt: Oppenheimer Krötenbrunnen und Liebfrauenmilch. Ich habe schon einige mexikanische Bekannte zum Lachen gebracht, wenn ich ihnen die Namen übersetzt habe. Bei Liebfrauenmilch muss ich unweigerlich an Muttermilch denken und wenn mich nicht alles täuscht, ist das ein Traubenverschnitt, der damals billig bei Aldi verkauft wurde. Aber da kann ich mich auch täuschen.

Aber meinen Ohren habe ich schon getraut, als ich die Frage hörte, mich umdrehte und eine lächelnde Frau hinter mir stand. Ich nickte. „Das ist ja toll“, entfuhr es ihr und ihr Lächeln wurde noch breiter. Sie hatte einen ziemlich großen Mund und auf dem zweiten Blick erinnerte sie mich auf einmal ein wenig an Angelina Jolie. Nur, dass Angelina Jolie sich bestimmt nie so anziehen würde.

Alles war ein wenig unförmig und zu weit. Eine orangene Parkajacke, die fast bis zu den Knien ging und bestimmt allen Witterungen standhält sowie ein olivgrüner, wadenlanger Rock. Sie sei aus Hamburg, war schon einmal für ein Jahr in Puebla und sei nun für zwei Monate in der Hauptstadt. Was sie denn machen würde, fragte ich. Sie mache Entwicklungsarbeit. Nun wurde ich neugierig und fragte nach, für welchen Entwicklungsdienst sie denn arbeite. Nun wurde das Lächeln ein wenig schmaler und sie sagte ernsthaft, nun, wir alle haben doch Lebensfragen, auf die wir keine Antworten haben. Mir fiel spontan keine ein. Sie schwang ihren Rucksack vom Rücken und drückte mir einen deutschsprachigen Flyer in die Hand. Ich schaute auf das Blatt: Was mache ich bei Trauer? war das Thema. Dann drehte ich den Flyer um. Tatsächlich, es waren die Zeugen Jehovas.

Ich schaute die Frau etwas irritiert an: Entwicklungsarbeit? Ja, sie bauten gerade eine Gemeinde hier in der Nähe auf. Auch ich sei herzlich zur Bibelstunde eingeladen. Auf Deutsch. Dafür böten sie auch Deutschkurse an. Deutschkurse? Für wen? Na, für die Mexikaner. Ich versuchte, das mal auf die Reihe zu kriegen: Über 90 Prozent der Mexikaner sind katholisch, Kirchenaustritte gibt es fast nicht, dafür haben die Mexikaner nach der Missionierung durch die Spanier ihre eigene Form des Katholizismus geschaffen. Und mit dem scheinen sie nach wie vor gut zurechtzukommen.

Ob sie denn bislang Erfolg gehabt hätten? Dieser Frage wich sie ein wenig aus. Dafür stellte sie mir die Gretchenfrage. Ich wollte nicht gerade jemanden, der mich vor zwei Minuten angesprochen hat, meine ganze Sicht auf die Welt mitteilen und zögerte ein wenig mit der Antwort. Na ja, ich habe da schon meine Zweifel, schwurbelte ich rum.

Die Mexikaner kommen eigentlich mit ihrem Katholizismus gut zurecht. Am 12.Dezember pilgern Zehntausende zu der Stelle am Rande Mexiko-Stadts, wo 1531 Maria vorbei geschaut haben soll. Die Jungfrau von Guadalupe ist in ganz Mexiko gegenwärtig und wird nach wie vor verehrt. Glaubensgemeinschaften wie die Zeugen Jehovas haben es da schwer: Sie lehnen ja nicht nur die Blutspende ab, sondern auch die Marienverehrung.
Die Mexikaner kommen eigentlich mit ihrem Katholizismus gut zurecht. Am 12.Dezember pilgern Zehntausende zu der Stelle am Rande Mexiko-Stadts, wo 1531 Maria vorbei geschaut haben soll. Die Jungfrau von Guadalupe ist in ganz Mexiko gegenwärtig und wird nach wie vor verehrt. Glaubensgemeinschaften wie die Zeugen Jehovas haben es da schwer: Sie lehnen ja nicht nur die Blutspende ab, sondern auch die Marienverehrung.

Da zog sie die Bibel aus ihrem Rucksack und sagte, hier stünden die Antworten auf alle Fragen des Lebens. Auch auf Zweifel. Sie las mir eine kurze Passage aus dem Johannesevangelium vor. Irgendwie ging es um das Böse. Sie interpretierte die Stelle dahin, dass Gott gar nicht gewollt habe, dass die Menschen sterben. Ich machte mhmm, da ich das zum ersten Mal so gehört hatte und mir vorstellte, wie die Welt aussehe, wenn tatsächlich noch nie jemand gestorben wäre. Keine schöne Vorstellung. Wie viel Platz hätte dann wohl jeder?

Um meine Zweifel noch weiter zu entkräften, ließ sie ihren Rucksack auf den Boden fallen. Mittlerweile war sie beim Du angekommen. „Was glaubst du, warum der Rucksack auf den Boden gefallen ist?“ fragte sie. „Die Schwerkraft? Die Erdanziehung?“ fragte ich rhetorisch zurück. „Na, hat Gott das nicht toll gemacht?“ „Was?“ „Die Erdanziehung. Stell dir mal vor, der Rucksack würde schweben.“

Ja, warum haben sich eigentlich Philosophen und ich weiß nicht wer sich jahrhudertelang mit Gottesbeweisen rumgequält, wenn es doch so einfach ist. Sie drückte mir noch ein paar Prospekte in die Hand und dazu ganz feste die Hand, ich sei herzlich eingeladen und lächelte mich noch einmal an. Dann ging sie. Ich stand wieder unentschlossen vor dem Weinregal und dachte kurz darüber nach, ob ich nicht wirklich mal dahin soll, wenn sie dort noch weitere amüsante Gottesbeweise präsentieren sollten. Aber eine Sekunde später wusste ich, dass ich nicht dahin gehen würde. Und auch, welchen Wein ich kaufen würde.

Muchos saludos,
Marion

Marion bei den Mexis, Teil 31: Hundeentführungen mit Lösegeldforderungen, Joaquin „El Chapo“ Guzmán geschnappt, „12 Years A Slave“ und Karneval in Veracruz.

Dieser Artikel ist der 31. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Wir lesen über eine neue Form von Kriminalität (Hundeentführungen) und erfahren, dass der Drogenbaron Joaquin „El Chapo“ Guzmán im nordmexikanischen Bundesstaat Sinaloa geschnappt worden ist.

¡Hola a todos!

Eine beliebte Aufgabe, um das Präteritum und Perfekt zu üben, ist es, die Schüler zu fragen, was sie am Wochenende gemacht haben. Eine Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache in Deutschland wird da wohl andere Antworten erhalten als eine in Mexiko.

So friedlich sieht normalerweise der Lincoln-Park an einem gewöhnlichen Mittwoch aus. Doch hier soll sich eine neue Form der Kriminalität etabliert haben: die Hundeentführung. In den letzten Wochen war es vermehrt zu bewaffneten Überfällen auf Männern in Polanco gekommen. Objekt der Begierde war die Armbanduhr. So wurde vor zwei Wochen auch der Arbeitsminister Mexikos in einem Parkhaus überfallen. (foto: koerdt)
So friedlich sieht normalerweise der Lincoln-Park an einem gewöhnlichen Mittwoch aus. Doch hier soll sich eine neue Form der Kriminalität etabliert haben: die Hundeentführung. In den letzten Wochen war es vermehrt zu bewaffneten Überfällen auf Männern in Polanco gekommen. Objekt der Begierde war die Armbanduhr. So wurde vor zwei Wochen auch der Arbeitsminister Mexikos in einem Parkhaus überfallen. (foto: koerdt)

Eine neue Form der Kriminalität: Hundeentführung
Ich habe vor einem Monat einen Fortgeschrittenen-Kurs für Erwachsene übernommen und stelle wieder einmal fest, wie froh ich darüber bin, diese ganzen Formen nie bewusst gelernt haben zu müssen. Aber ich stelle auch fest, dass mich nach wie vor Antworten verblüffen können: So erzählte eine Schülerin, dass sie am Sonntag mit ihrer Familie in einem Einkaufszentrum war, als nebenan ein Geschäft von fünf maskierten Männern überfallen wurde. Das Geschäft, in dem sie waren, machte sofort alle Schotten dicht und so harrten sie dort die Schießerei aus. So erschloss sich dem Kurs auch ein neues Wortfeld: Überfall, Raub, Schusswunde, Erpressung, Lösegeld. Zum letzem Wort meinte eine Schülerin, na ja, das brauche man im Deutschen ja wohl nicht so oft wie in Mexiko und eine andere erzählte von einer neuen Form der Kriminalität: Hundeentführung. Davon hatte ich bis dahin auch noch nichts gehört. Einer Freundin sei das in der letzten Woche passiert: Sie sei mittags mit ihrem Hund im Park spazieren gegangen, da hielt ihr auf einmal jemand eine Pistole unter die Nase. Doch er hatte es nicht nur auf ihr Geld, sondern auch auf ihren Fiffi abgesehen. Am Wochenende kam die Lösegeldforderung: 20 000 Pesos, das sind rund 1100 Euro. Mir fiel dazu auch nichts mehr ein, zumal dieser Park direkt bei uns um die Ecke liegt und ich dort fast jeden Tag vorbeigehe. Zum Glück habe ich ja keinen Hund, aber ich denke, die Ideen der Kriminellen kennen da auch keine Grenzen. Vielleicht steht demnächst blondes Haar auf der Liste.

Da ich ja nicht live dabei war, muss nun ein Magazintitel herhalten. Das ist "El Chapo" direkt nach seiner Festnahme am Samstag. Manche behaupten, dass "Proceso" so etwas wie der mexikanische Spiegel sei. Nun ja, ich finde ihn da eher monothematisch (als würde ganz Mexiko nur aus Narcos bestehen) und bei der Bilderauswahl im Heft habe ich auch schon öfter mal gedacht, die hätte ich mir mal besser auf leerem Magen angeschaut. (foto: koerdt)
Da ich ja nicht live dabei war, muss nun ein Magazintitel herhalten. Das ist „El Chapo“ direkt nach seiner Festnahme am Samstag. Manche behaupten, dass „Proceso“ so etwas wie der mexikanische Spiegel sei. Nun ja, ich finde ihn da eher monothematisch (als würde ganz Mexiko nur aus Narcos bestehen) und bei der Bilderauswahl im Heft habe ich auch schon öfter mal gedacht, die hätte ich mir mal besser auf leerem Magen angeschaut. (foto: koerdt)

Apropos Kriminalität: Am Samstag haben sie Joaquin „El Chapo“ Guzmán im nordmexikanischen Bundesstaat Sinaloa geschnappt.
In einem geschlossenen Wohnkomplex in Mazatlán, schön gelegen an der Pazifikküste (Mazatlán ist übrigens eine Partnerstadt von Hamm in Westfalen. Aber das nur als Halbwissen am Rande.). Er war zur Symbolfigur des Narcos schlechthin geworden. Fast wöchentlich gab es vermeintliche Meldungen zu seiner Festnahme. Mal wurde er in Guatemala, mal in den USA gesehen. Jenseits dieser Gerüchte war es jedoch eine Tatsache, dass „El Chapo“ im Januar 2001 aus einem Hochsicherheitsgefängnis fliehen und seine Geschäfte als Chef des Sinaloa-Kartells weiterbetreiben konnte. Einem Monat vor seiner spektakulären Flucht (er soll in einem Wäschetransporter versteckt einfach aus dem Gefängnis gefahren sein) hatte Vicente Fox von der konservativen PAN-Partei die Präsidentschaft übernommen. 2006 wurde sein Parteikollege Felipe Calderón Präsident. Und mehr als zwölf Jahre soll es niemanden geglückt sein, einen der angeblich gefährlichsten Verbrecher der Welt zu schnappen. Tja, und nun nachdem Enrique Peña Nieto von der PRI-Partei an der Macht ist, wird er zufälligerweise geschnappt. Die Gerüchte wollen nicht verebben, dass der Chef des Sinaloa-Kartells der PAN-Partei 20 000 US-Dollar für seine Flucht bezahlt haben soll.

Seinen possierlichen Namen „El Chapo“, der Kurze, hat Guzmán aufgrund seiner Körpergröße erhalten. Wobei die bei der Fahndung zwischen 1,55 und 1,68 angegeben wurde. Ich habe mich mal gefragt, wenn man selbst das noch nicht einmal weiß, wie soll man ihn denn dann fangen? Mal sollte er 59, dann wieder nur 57 Jahre alt sein. Auch seine Einkommensverhältnisse sind nicht genau geklärt: Aber immerhin hat es Guzmán in den letzten Jahren immer wieder auf die Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt geschafft (seine Spitzenposition war im Jahre 2009 der 41. Rang). Einen weiteren Erfolg konnte er auch im nördlichen Nachbarland verbuchen: Die USA kürten ihn zum Public Enemy No.1. Kein Krimineller seit Al Capone sei so gefährlich wie „El Chapo“ hieß es. Die US-amerikanische Anti-Drogeneinheit (DEA) hat bei der Festnahme richtig mitgemischt. Nun wird ernsthaft überlegt, ob man Guzmán nicht in ein US-amerikanisches Gefängnis stecken soll. Rechtlich soll das möglich sein. Er bzw. sein Kartell sollen auch in San Diego, Chicago, New York sowie in Texas Verbrechen verübt haben. Bei einem ersten Verhör soll er zugegeben haben, den Mord an 2000 oder vielleicht 3000 Menschen in Auftrag gegeben zu haben. Die Dimensionen sind wahrscheinlich so ungeheuerlich, so dass sie mit dem bloßen Verstand nicht zu fassen sind. Jedenfalls nicht mit meinem. Was mir aber mein Verstand leider auch sagt, ist, dass die Festnahme wahrscheinlich eine Hydra ist. Ein Kopf ist abgeschlagen, viele andere wachsen nach. So sollen seine Nachfolger Juan José „El Azul“ Esparragoza und Ismael „El Mayo“ Zambda bereits in den Startlöchern stehen. „El Mayo“ ist seit knappen 50 Jahren im Geschäft und saß im Gegensatz zu seinem Kompagnon Chapo noch nie im Knast. Dort sitzt aber bereits der Rest seiner Familie. Es ist womöglich auch nur eine Frage der Zeit ist, wann Guzmáns Leben verfilmt wird.

Ich war übrigens am Wochenende im Kino und habe „12 Years A Slave“ (ich glaube, in Deutschland läuft er auch unter seinem Originaltitel) gesehen. Die Geschichte ist ein Alptraum, aber mal angenehm langsam erzählt. Wer nun glaubt, das sei ja zum Glück eine Geschichte aus dem vorvergangenen Jahrhundert, dem sei noch folgende Meldung aus der letzten Woche mitgegeben. Wobei ich aber natürlich erwähnen muss, dass das auch in Mexiko absolut illegal ist. In Yautepec im Bundesstaat Morelos haben Angehörige des Sicherheitsministeriums elf Jugendliche im Alter zwischen 13 und 17 Jahren befreit, die im Dezember im Bundesstaat Puebla entführt worden waren. Sie haben in Yautepec, das keine 100 Kilometer von der Hauptstadt entfernt liegt, unter sklavenähnlichen Bedingungen auf Zuckerrohrfeldern arbeiten müssen. Drei Verantwortliche sind festgenommen worden.

Hier ist Karneval übrigens nur im Bundesstaat Veracruz angesagt. Deshalb werden die kommenden Tage hier auch narrenfrei ablaufen. Ich wünsche vor allen denjenigen im Rheinland (sofern sie denn wollen) eine jecke Zeit und ich hoffe, ich höre bald mal wieder etwas von euch!

Muchos saludos,
Marion

Marion bei den Mexis, Teil 30: Streik der privilegierten Lehrer …

Dieser Artikel ist der 30. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Wir erfahren Hintergründe des Lehrerstreiks in Mexiko und wundern uns, dass in Mexiko Lehrerstellen immer noch vererbt werden können.

¡Hola a todos!

Eigentlich sollten sie nicht mehr hier sein, eigentlich sollten sie schon vor über einer Woche in ihre Dörfer, ihre Städte zurückgekehrt sein und eigentlich dort das tun, wofür ihre Berufsbezeichnung steht: lehren.

Lehrerstreik in Mexiko
Seit zwei Monaten verteidigen Anhänger der Lehrergewerkschaft CNTE ihre Pfründe durch Proteste in der Hauptstadt. Wie viele von ihnen tatsächlich Lehrer sind und wie viele von der Gewerkschaft fürs Demonstrieren bezahlt werden, weiß niemand. Was aber klar ist, ist, dass es den Bewohnern langsam reicht. Zum Glück bleiben Gerüche bei Bildern außen vor: Denn nach einem Monat Belagerung des Revolutionsdenkmalplatzes riecht es hier nicht gerade wie in einem Rosengarten. (fotos: koerdt)

Aber die Lehrer und Lehrerinnen der Lehrergewerkschaft CNTE (steht für Nationalkommission der Bildungsarbeiter) -besonders aus den Bundesstaaten Oaxaca, Michoacán und Guerrero- harren in der Hauptstadt aus. Einige von ihnen bereits seit dem 21. August. Damals fingen die Demonstrationen gegen die vorgeschlagene Bildungsreform der Regierung an. Zwischenzeitlich campierten über Zehntausend auf dem Hauptplatz der Innenstadt, dem Zócalo, und legten fast täglich mit ihren Protestmärschen den Verkehr lahm.

Feiern und verkaufen in Mexiko
Im September ist der Mexikaner gemeinhin in Feierlaune. Zahlreiche Devotionalienstände bieten alles, was das patriotische Herz begehrt. Am 16. September 1810 begann der Unabhängigkeitskampf von Spanien, bei dem zahlreiche Köpfe rollten. Heute rollt höchstens der Peso, denn in keinem Monat gibt es soviele Feste und Aktivitäten wie im September.
Die Sympathien innerhalb der Bevölkerung nahmen rasch ab. Stau gab es natürlich auch schon vorher, aber nicht derart, dass die Einkommensverluste mancher Geschäfte im historischen Zentrum so hoch waren, dass sie geschlossen werden mussten.

Zócalo
Fast kein Mensch, nirgends. Der Zócalo an einem grauen Oktobernachmittag. Von denen es viele gab. Die Hurrikansaison macht sich hier in Form von Dauerregen bemerkbar. Aber kein Vergleich zu den Küsten: Dort ist teilweise der Notstand ausgerufen worden.
Am 16. September war Nationalfeiertag und da werden traditionell Paraden am Zócalo abgehalten. Man war gespannt, wie die Bundes- als auch die Stadtregierung reagieren würde. Und ob sie überhaupt reagieren würde. Sie reagierte und vertrieb die campierenden Lehrkräfte mit Wasserwerfer und Tränengas und riegelten den Hauptplatz weiträumig ab. Auch einen Monat später ist es so ruhig auf dem Hauptplatz des Landes und die Polizeipräsenz so hoch wie noch nie.

Und die Lehrer? Zogen rund dreihundert Meter weiter auf den Platz vor dem Revolutionsdenkmal. Vor einer Woche sollte offiziell der Unterricht wieder beginnen. Viele sind tatsächlich gegangen, viele sind aber auch geblieben. Und blockieren weiter das Leben in der Stadt. In den letzten Wochen wurden wechselweise die Zufahrt zum Flughafen, der Weg zum Präsidentenpalast, die Abgeordnetenkammer, der Senat sowie Botschaften und Fernsehsender belagert.

Doch warum geht es ihnen eigentlich? Als ich vor einiger Zeit nach Hause ging, geriet ich in eine Demo. An diesem Tag sollte die spanische Botschaft belagert werden. Die Straßen waren durch Polizeikräfte gesperrt, doch ich durfte passieren, da ich darlegen konnte, dass ich tatsächlich hier wohne. So konnte ich endlich mal direkte Informationen erhalten.

Ich gab mich als ahnungslose Ausländerin aus, die das alles nicht verstehen würde. Wir sind gegen die Bildungsreform, sagte mir ein Grundschullehrer von der Küste Oaxacas. Jaja, aber wogegen konkret? Einer sprang ihm bei: Wir sind auch gegen die Steuerreform. Und ein Dritter: Und auch gegen die Privatisierung des Mineralöls. Schön und gut. Aber was hat das mit der Bildung zu tun? Sie seien doch alle Lehrer und nun seit über einen Monat hätten ihre Schüler keinen Unterricht mehr. Was ist mit den Kindern? Na und, zuckte da der eine mit den Schultern, die sind bei ihren Eltern, denen geht es gut. Außerdem sei das Wetter in Oaxaca zurzeit noch schlechter als hier. Da konnte ich ihm nicht widersprechen: Die Hurrikans im September haben tatsächlich schwere Schäden an der Pazifik- als auch an der Golfküste angerichtet.

In Mexiko können Lehrerstellen immer noch vererbt werden. Das geschieht auch eher auf dem Lande als in der Hauptstadt. Die Reform will dieses Privileg streichen und darüber hinaus den Bildungsstand der Lehrer erfassen. Das wiederum mit einem einheitlichen Test. Doch die Niveaus sind hier dermaßen weit auseinander, so dass die Ungerechtigkeit einem sofort ins Auge springt. Kein Vergleich zwischen Bremen und Baden-Württemberg. Es gibt Gegenden in Mexiko, in denen findet seit fünf, sechs Jahren kein Unterricht mehr statt.

Bestimmt sind auch einige andere Reformvorschläge ungerecht. Aber ist es nicht auch ungerecht, Kinder und Eltern einfach so in Stich zu lassen? Mancherorts haben Eltern sich schon dazu geäußert, dass man diese Lehrkräfte nicht mehr haben möchte. Aber es gibt auch keine anderen.

Doch das sich etwas ändern muss, ist offensichtlich. Im OECD-Vergleich liegt Mexiko mit der Türkei auf den letzten zwei Rängen. Ich hatte nicht viele Gelegenheiten mit den protestierenden Lehrern zu sprechen, aber leider haben sie nur meine Vorurteile bestätigt.

Einfach mal dagegen sein ist ja auch eine Haltung. Als ich am letzten Freitag am Revolutionsdenkmal war, wurde ich schon vor dem Platz abgefangen, als ich meine Kamera hervorholte. Ob ich von der Presse sei? Nein, nein, ich sei Touristin, log ich. Man blieb skeptisch, ich dürfe zwar durch das Lager gehen, aber wenn ich Fotos machen würde, gebe es Ärger.

Was ich da noch nicht wusste: Am Vortag waren beim Protestmarsch durch den berüchtigten Stadtteil Tepito drei von ihnen krankenhausreif geschlagen worden. Sie sollten verschwinden, hätten die Leute dort geschrien. Eine Frau brüllte: Wegen euch Ärschen musste meine Cousine ihren Laden schließen. Ich habe mich wirklich über die Ruhe der Einwohner in den letzten zwei Monaten gewundert. Doch diese Stimmung scheint nun zu kippen. Ach ja, das Gehalt des Lehrergewerkschaftsführers von der tonangebenden Sektion 22 aus Oaxaca hat sich im letzten Jahr verdoppelt.

Ich hoffe, euch allen geht es gut.

Hasta pronto,
Marion

Marion bei den Mexis, Teil 28: Lehrergewerkschaftsführerin reich und korrupt, Hugo Chávez tot und ein Drogenboss verschwindet aus der Forbes-Liste.

Dieser Artikel ist der 28. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Heute berichtet unsere Autorin unter anderem über eine korrupte Gewerkschaftsführerin, den Tod von Hugo Chávez sowie über allerlei reiche Leute, mit und ohne Drogen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

¡Hola a todos!

Lässt man die Rechtschreibkorrektur über einen deutschsprachigen Text laufen, in dem der mexikanische Präsident Peña Nieto erscheint, kommt als erster Verbesserungsvorschlag für Nieto „Niete“.

Ob er aber wirklich eine Niete ist, lässt sich nach 100 Tagen Regierungszeit natürlich noch nicht sagen. Was sich aber jetzt schon zeigt, ist, dass er sich seiner politischen Macht sehr bewusst ist.

Frau Gordillo und Herr Peña Nieto konnten scheints auch herzlich miteinander lachen. Vielleicht hat sie ihm auch gerade nur für seine Frau ihren Schönheitschirurgen empfohlen und er dachte, das sei ein guter Witz.
Vorher: Frau Gordillo und Herr Peña Nieto konnten scheint’s auch herzlich miteinander lachen. Vielleicht hat sie ihm auch gerade nur für seine Frau ihren Schönheitschirurgen empfohlen und er dachte, das sei ein guter Witz.

Überaus deutlich wurde dies, als er vor zwei Wochen die Lehrergewerkschaftsführerin Elba Esther Gordillo nach ihrer Rückkehr aus den USA am Flughafen verhaften ließ. Nun gut, das hatte aber auch einen Grund: Frau Gordillo soll aus Gewerkschaftsgeldern umgerechnet zwischen 155 und 170 Millionen Euro unterschlagen haben. Mir ist bei der Summe erst einmal die Sprache weggeblieben. Dann dachte ich wiederum: Na ja, die stand ja schließlich auch 24 Jahre an der Spitze der Gewerkschaft. Einer meiner Deutschschüler klärte mich auf: Die Summe bezöge sich nur auf die letzten drei, vier Jahre. Da hat es mir wieder die Sprache verschlagen. „Marion bei den Mexis, Teil 28: Lehrergewerkschaftsführerin reich und korrupt, Hugo Chávez tot und ein Drogenboss verschwindet aus der Forbes-Liste.“ weiterlesen

Marion bei den Mexis, Teil 27: ein Einbruch, ein Drogentunnel und ein langer Ritt zum Vulkan.

Dieser Artikel ist der 27. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Heute berichtet unsere Autorin über einen Einbruch in ihre Wohnung, einen Drogentunnel in Uruapan und einen langen, schmerzhaften Ritt zum Vulkan Paricutín. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

¡Hola a todos!

Nun ist ja schon wieder ein Monat im neuen Jahr rum und ich kann nur mit Wilhelm Busch sagen, die Zeit geht im Sauseschritt und wir gehen mit.

Also, an dieser Stelle noch einmal an alle alles Gute für die kommenden Monate.

Dass ich mich solang nicht aus Mexiko gemeldet habe, hat den banalen Hintergrund, dass ich -wie einige von euch mitbekommen haben- in Deutschland war. Und meine Rückkehr hatte auch sofort eine böse Überraschung: Bei uns ist eingebrochen worden. Aber: Es wurde fast nichts entwendet – außer einem schwarzen Hut von mir.

Eine böse Überraschung
Die Vermutung liegt nahe, dass die Einbrecher gestört worden sind, denn sie haben in dem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite vier Wohnungen ausgeräumt und waren wohl schon einige Zeit beschäftigt gewesen. Hier wurde lediglich noch an der Wohnungstür der Nachbarin rumgefummelt, sie sind wohl dort gar nicht in die Wohnung gekommen und wie gesagt, in unserer Wohnung hält sich der Schaden auch mehr als in Grenzen. Nur das Wohnungsschloss sowie der Türrahmen mussten ausgetauscht bzw. repariert werden.

Die Erfüllung eines Mädchentraums
Nun liegt ein anderes Ereignis auch schon nun wieder etwas zurück, aber ich wollte trotzdem noch davon berichten. Denn es ging um die Erfüllung eines Mädchentraums von mir.

Beruhigen oder beunruhigen - das ist hier die Frage. Rund um den Zócalo von Uruapan nahm die Polizeidichte enorm zu. Von einer angeblichen Polizeikonferenz wusste niemand etwas. Dafür wurde ein paar Tage später ein Drogenschmuggeltunnel unter dem Platz ausgehoben. (fotos: koerdt)
Beruhigen oder beunruhigen – das ist hier die Frage. Rund um den Zócalo von Uruapan nahm die Polizeidichte enorm zu. Von einer angeblichen Polizeikonferenz wusste niemand etwas. Dafür wurde ein paar Tage später ein Drogenschmuggeltunnel unter dem Platz ausgehoben. (fotos: koerdt)

Seitdem wir in Mexiko sind, wollte ich immer zum Vulkan Paricutín im Bundesstaat Michoacán. Nun gab es ein paar freie Tage und wir machten uns auf den Weg nach Uruapan, der zum Vulkan nächstgelegenen Stadt. Das erste, das dort auffiel, war eine überdeutliche Polizeipräsenz am Hauptplatz, an dem wir nach einem Hotel Ausschau hielten.

Alles voller Polizisten: der Drogentunnel
Im ersten Hotel, das wir uns anschauten, wollte man uns weismachen, dass eine Polizeikonferenz in der Stadt sei. Von der aber in dem Hotel, in dem wir letztlich eincheckten, niemand etwas wusste. Jedenfalls waren die vier Hotels, die wir davor besichtigt haben, voll mit Polizisten. Und man nicht recht weiß, ob das nun einen beruhigen oder eher beunruhigen soll. Eine Woche später las ich dann die passende Meldung: Unter dem Kulturzentrum am Hauptplatz hatte man einen Tunnel entdeckt, durch den Drogen geschleust worden sind. Welches Kartell nun letztlich dafür verantwortlich war, weiß ich nicht.

Der jüngste Vulkan der Welt
Nun deswegen waren wir ja auch nicht dort, sondern um besagten Vulkan zu besteigen, der als der jüngste der Welt gilt. Ich hatte als Mädchen einen Kinderatlas, in dem von diesem Vulkan berichtet wurde.

Das Objekt der Begierde - der Vulkan Paricutín, der jüngste seiner Art weltweit. Hier noch in weiter Ferne und zu dem Zeitpunkt lediglich wolkenverhangen.
Das Objekt der Begierde – der Vulkan Paricutín, der jüngste seiner Art weltweit. Hier noch in weiter Ferne und zu dem Zeitpunkt lediglich wolkenverhangen.

Im Februar 1943 entdeckte ein Bauer auf seinem Feld Rauchwolken und schon ein paar Tage später, war dort ein beachtlicher Hügel von 10 Metern entstanden. Und die Gefahr wurde im wahrsten Sinne des Wortes ruchbar. Der Kegel wuchs um knappe 400 Meter an, dampfendes Geröll und Asche in die Luft schleudernd.

Da die ausgestoßende Lava sehr langsam floss, konnten die Dörfer San Juan Parangaricutiro und San Salvador Paricutín rechtzeitig evakuiert werden. Es mussten zwar keine Personenschäden beklagt werden, die Menschen hatten aber ihre Häuser und Felder hinter sich gelassen und die Regierung unterstützte sie keineswegs beim Aufbau eines neuen Lebens außerhalb der Gefahrenzone.

Neun Jahre spuckte der Vulkan und begrub dabei die beiden Dörfer unter sich. Jahrelang war der Himmel rußbedeckt und die Leute vom Stamme der Tarasken versuchten ohne jegliche staatliche Hilfe wieder Tritt zu fassen. Der Stolz der Tarasken darauf ist auch heute noch im Dorf Angahuan spüren, von dem aus die Touren zum Vulkan aus starten. Es bleibt eine gewisse Skepsis gegenüber dem Staat und auch dem Fremden begegnet man recht distanziert. Untereinander sprechen sie ausschließlich ihre Sprache: Purépecha.

Ein schmerzhafter Ritt zum Vulkan
Ich hatte mich frohgemut auf eine Wanderung eingestellt, als uns dort mitgeteilt wurde, der Vulkan läge 16 Kilometer entfernt und man könne eigentlich nur dorthin reiten und uns wurde unser Führer José vorgestellt. Ein Vorschlag, der mich regelrecht begeisterte. Nach einer halben Stunde im Sattel dann nicht mehr.

Jede Berührung mit dem Sattel tat ab da nur noch höllisch weh. Wir waren bis dahin um ein Lavafeld geritten, aus der die Kirchturmspitze herausragte, die ich bereits von Bildern aus meinem Kinderatlas kannte. Eine halbe Stunde später fragte ich José, wie weit es denn noch sei und er meinte, zum Vulkan seien es noch so drei Stunden. Ich biss mir auf die Zähne und blickte gen Horizont: Der Vulkan war wie ein Scheinriese, der nicht näher kam.

Der Scheinriese kommt nicht näher
José muss mir mein Leiden angesehen haben, denn er bot mir netterweise sein Pferd an. Dessen Sattel war um ein Vielfaches weicher, wenn auch nicht richtig weich. So trabten wir weiter.

Ross und Reiter - schon bald sollte sich zeigen, wer hier die Zügel in der Hand hatte
Ross und Reiter – schon bald sollte sich zeigen, wer hier die Zügel in der Hand hatte

Christophers Pferd hatte ziemlich schnell spitz gehabt, dass der Typ auf ihm überhaupt keine Ahnung vom Reiten hatte und so machte es eigentlich, was es wollte. José durfte das Pferd in regelmäßigen Abständen von Wiesen holen, wohin es zwecks Pausen-Snacks immer wieder hin verschwand.

Ein weiterer Blick auf den Vulkan verhieß nichts Gutes: Hinter ihm hatten sich riesige, schwarze Wolken aufgetürmt, die José lediglich mit einem „oh! oh!“ kommentierte.

Der Regen macht (fast) alles zunichte
Es kam, was kommen musste: Ein Regenschauer, der unsere Sicht auf ungefähr zwei Meter begrenzte. Und noch zwei Stunden bis zum Vulkan. Resignation überkam mich, die sich noch steigerte, als José meinte, bei dem Wetter könne man den Vulkan nicht mehr besteigen. Die Windböen seien zu heftig. Wir beschlossen umzukehren, um wenigstens noch das Lavafeld mit der Kirche zu erkunden.

Grau, grauer, am grausten - der sagenumwobene Kirchturm der Kirche San Juan vom Dorf Parangaricutiro. Mein Kinderatlas hatte allen Ernstes behauptet, es sei ein Wunder, dass ausgerechnet die Kirche der Lava standgehalten hätte. Die Wahrheit ist, wie so oft, viel banaler.
Grau, grauer, am grausten – der sagenumwobene Kirchturm der Kirche San Juan vom Dorf Parangaricutiro. Mein Kinderatlas hatte allen Ernstes behauptet, es sei ein Wunder, dass ausgerechnet die Kirche der Lava standgehalten hätte. Die Wahrheit ist, wie so oft, viel banaler.

Eine Angelegenheit, deren Spaß sich bei den Witterungsverhältnissen auch etwas in Grenzen hielt. Dort wurde mit der Legende aufgeräumt, die mein Kinderatlas (schließlich ein aufgeklärtes Buch vom Ende der siebziger Jahre) verbreitet hatte: Allein die Kirche sei von den Lavamassen verschont geblieben – ein Wunder? Wohl kaum, denn die Häuser drum herum waren nicht aus Stein gebaut gewesen, sondern einfache Holzhütten, so José. Und die konnten wohl kaum der Lava standhalten. Warum hatte mir mein Kinderatlas das verschwiegen? Jedenfalls war José sehr auskunftsfreudig und entsprach so gar nicht den Vorurteilen, die den Tarasken vorauseilen.

Nichts für „Warmduscher“ – der Schmerz geht weiter
Nach vier Stunden im Sattel kamen wir völlig durchweicht am Ausgangspunkt zurück. Es war einer der Tage, an denen ich mich auf eine heiße Dusche gefreut habe. Doch auch diese Freude wurde getrübt: Erst unter dem heißen Wasser bemerkte ich, dass sich die Haut unterhalb meines Pos völlig aufgescheuert hatte. Und ich auch noch in den kommenden zwei Wochen bei jeder Sitzgelegenheit an den Ausflug erinnert wurde. Ja, ich hatte einen Mädchentraum …

Mexiko-Stadt aktuell: PEMEX-Direktor Lozoya Austin spricht von bislang 32 Tote bei der Explosion im PEMEX-Tower.

Der Pemex-Tower (foto***: romantm)
Der Pemex-Tower (foto***: romantm*)

Mexiko-Stadt –  PEMEX-Direktor Emilio Lozoya Austin gab am Freitagmorgen bekannt, dass die Zahl der Toten bei der gestrigen Explosion auf dem PEMEX-Gelände auf 32 gestiegen sei. 20 Frauen und 12 Männer seien bei dem Unglück ums Leben gekommen. 20 von ihnen sind bislang identifiziert worden. Unter ihnen auch ein 13jähriges Mädchen. Von den 121 Verletzten würden noch 52 in Krankenhäusern behandelt. Die Suche nach der Explosionsursache hält an.

(Unsere Autorin Marion Koerdt berichtet aus Mexico-City.)

Tag Zwei nach der Katastrophe. Auch heute kreisen Hubschrauber über der mexikanischen Hauptstadt und Menschen suchen verzweifelt in Krankenhäusern nach ihren Angehörigen. Straßen sind weiterhin gesperrt. Im Internet wurden Suchlisten veröffentlicht.

Am Donnerstagnachmittag war es gegen 15.40 Uhr im Keller des Gebäudes B2 auf dem Gelände der PEMEX-Zentrale im Zentrum der Metropole zu einer Explosion gekommen. Die Detonation ereignete sich nicht im 214 Meter hohen Hauptturm, sondern in einem Nebenturm. Von den 13 Stockwerken wurden vier schwerbeschädigt. Das Gelände wurde umgehend evakuiert und die umliegenden Straßen gesperrt.

Zeugen berichten von zwei Detonationen. Es hätte Erschütterungen gegeben, das Licht sei ausgegangen, Glasscheiben seien zersplittert, überall sei weißer Rauch gewesen. In diesem Gebäude sollen 225 Mitarbeiter beschäftigt sein, von denen aber viele bereits vor dem Unglück nach Hause gegangen seien.

Von offizieller PEMEX-Stelle hieß es zunächst, eine Überhitzung der Kühlanlage könne die mögliche Ursache gewesen sein. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Erdöl-Techniker, Moisés Flores, sprach von einer mangelhaften Wartung der Heiz- und Kühlanlage. Einer der ersten Feuerwehrmänner, die vor Ort waren, berichtete dem Nachrichtensender CNN, er hätte Gasgeruch wahrgenommen, als er das Gebäude betrat.

PEMEX-Direktor Lozoya Austin erklärte jedoch am Freitagmorgen, die Gutachten seien sehr komplex. Ein Verhängnis wie das gestrige ließe sich nicht in ein paar Stunden klären, so Lozoy Austin.

Isaac Oxenhaut G., Katastrophenkoordinator des nationalen Roten Kreuzes, erklärte die Rettungsarbeiten und die Suche nach möglichen weiteren Verschütteten würden auch heute fortgesetzt. Es bestünde jedoch keine Einsturzgefahr des Turmes. Ob es noch weitere Tote und Verletzte in den Trümmern gebe, könne er nicht sagen.

Präsident Enrique Pena Nieto sowie Regierungschef des Bundesdistrikts Mexiko-Stadt, Miguel Àngel Mancera, waren gestern sofort zur Unglücksstelle gekommen. Pena Nieto versprach eine gründliche Untersuchung und warnte vor verfrühten Spekulationen. Erst am Mittwoch hatte er eine mögliche Privatisierung des staatlichen Mineralölkonzerns im Rahmen einer möglichen Energiepolitikreform dementiert. Am Freitagmorgen besuchte der Präsident die Verletzten im Krankenhaus Picacho.

Das Unternehmen PEMEX gehört mit einem Umsatz von 32 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr zu den größten Erdölkonzernen der Welt. Der 1984 errichtete PEMEX Tower ist das zweithöchste Gebäude der mexikanischen Hauptstadt und gilt als erdbebensicher. Er selbst soll bei dem gestrigen Unglück nicht beschädigt worden sein.

***cc creative commons by *romantm

Marion bei den Mexis, Teil 26: Schüsse auf Paco und eine geklaute Leiche

Und noch etwas Neues aus unserem Barrio: Seit kurzem stehen Leihfahrräder an den Straßen. Einmal registrieren lassen und schon kann es losgehen. Vielleicht ist das auch eine Form der natürlichen Bevölkerungsregulierung: Denn Radfahren ist hier eher lebensbedrohlich als gesundheitsfördernd. (fotos: koerdt)
Neues aus unserem Barrio: Seit kurzem stehen Leihfahrräder an den Straßen. Einmal registrieren lassen und schon kann es losgehen. Vielleicht ist das auch eine Form der natürlichen Bevölkerungsregulierung: Denn Radfahren ist hier eher lebensbedrohlich als gesundheitsfördernd. (fotos: koerdt)

Dieser Artikel ist der 26. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Heute berichtet unsere Autorin über die Gewalt in Mexico und wie der designierte Präsident Enrique Peña Nieto der Kanzlerin Angela Merkel auf Augenhöhe begegnet. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

Hola a todos!

„Dabei habe ich noch nicht einmal ein Handy.“ Die Fassungslosigkeit hatte mir bereits Tränen in die Augen getrieben. Doch nach diesem Satz merkte ich, dass die Wut immer stärker wurde. Wut darauf, dass es keine Antwort darauf gibt, warum auf Paco, unseren informellen Hausmeister, geschossen worden ist.

Paco war seit über einen Monat nicht zur Arbeit erschienen. Sämtliche Nachfragen in der Umgebung wurden mit einem Schulterzucken beantwortet. Niemand wusste etwas. Bis ich jetzt nach Hause kam und Paco im Treppenhaus stand.

Paco, der bislang wirklich nicht mit großen Gefühlswallungen aufgefallen war, kam auf mich zu und wollte mich umarmen. Ich konnte das mit einem freundlichen Handschlag abwehren und fragte, ob er wieder zur Arbeit da sei. Nein, er solle noch mindestens zwei weitere Wochen zu Hause bleiben. Aber er wolle unbedingt sehen, wie es seinen Leuten geht. Ob er denn Probleme mit seiner Epilepsie gehabt hätte, fragte ich. Ich hätte öfter versucht, etwas in Erfahrung zu bringen. Doch niemand hätte etwas gewusst.

Der Tod beschwert sich bitterlich darüber, dass man ihm sein Arbeitsmaterial geklaut hat.
Der Tod beschwert sich bitterlich darüber, dass man ihm sein Arbeitsmaterial geklaut hat.

Nein, nein, keine Probleme mit der Epilepsie. Auf ihn sei geschossen worden. Wie bitte? Paco zog seinen Hemdkragen zur Seite und zeigte mir eine frische Narbe, die quer über seine linke Halsseite ging. Dann zeigte er auf seine rechte Hüfte. Dort hätte man ihm eine zweite Kugel herausoperiert. Er sei an diesem Montagmorgen auf dem Weg zur Metro gewesen. Fast direkt bei seinem Haus wurde er niedergeschossen. Er kann sich an nichts erinnern. Er weiß nicht, ob es nur einer war oder mehrere. Er sei nicht aufgefordert worden, seine Sachen herauszugeben.

Als er wieder bei Bewusstsein war, war er längst im Krankenhaus und bereits operiert. Er muss wohl direkt gefunden und in ein Krankenhaus eingeliefert worden sein. Sonst hätte er das nicht überlebt. Ein ganz normaler Raubüberfall im Nordosten der Stadt? Sein Rucksack war jedenfalls weg. Und damit vielleicht umgerechnet 3 Euro, Metrotickets im Wert von vielleicht 2 Euro sowie Taschentücher und eine Flasche Cola. Nun konnte ich seine Euphorie verstehen. Womöglich reagiert man so, wenn man ein zweites Leben geschenkt bekommen hat. Für denjenigen ist es womöglich auch ein Wunder, dass alles noch so ist wie im ersten Leben, an das man wieder anschließen möchte.

Ob El Lazca noch lebt, lässt sich hingegen nicht so leicht klären. Heriberto Lazcano Lazcano, genannt El Lazca, der führende Kopf des Kartells „Los Zetas“ soll vor zwei Wochen im Bundesstaat Coahuila bei einer Schießerei mit der Polizei ums Leben gekommen sein. Warum sich die Identität nicht einfach klären lässt? Ganz einfach, der angebliche Leichnam ist aus dem Bestattungsinstitut geklaut worden. Und die Wiederbeschaffung wird nicht gerade dadurch erleichert, da sich die Behörden auf keine konkrete Personen- bzw. Leichenbeschreibung einigen können:

Der noch amtierende Präsident Felipe Calderón merkt an, dass man zu den bereits vorhandenen Kategorien „Tote“ und „Verschwundene“ in seiner Amtszeit nun auch noch die „verschwundenen Toten“ zufügen muss.
Der noch amtierende Präsident Felipe Calderón merkt an, dass man zu den bereits vorhandenen Kategorien „Tote“ und „Verschwundene“ in seiner Amtszeit nun auch noch die „verschwundenen Toten“ zufügen muss.

So schwankt El Lazcas Körpergröße zwischen 1,60 und 1,80 Meter. Vielleicht einigt man sich auf die Mitte: Die Drug Enforcement Adminstration, die US-amerikanische Drogenbekämpfungsbe-hörde, behauptet auf ihrer Webseite, El Lazca sei 1,72 Meter groß gewesen. Etwas näher liegen die Schätzungen zum Geburtsjahr: Da werden lediglich 1974 oder 1975 vorgeschlagen. Sachdienliche Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Wenn die Polizisten nicht gerade selbst in dem Fall verwickelt sind.

Hinlänglich bekannt ist hingegen die Körpergröße des designierten Präsidenten Enrique Peña Nieto. Meist wird das auf Fotos geschickt kaschiert, dass er einen halben Kopf kleiner ist als seine dailysoapdarstellende Gattin, die –ungewöhnlich für eine Mexikanerin- nun meist ohne Stöckelschuhe das öffentliche Leben betritt (und erinnert damit ein wenig an das Ex-Präsidentenpaar eines deutschen Nachbarlandes).

Doch auf der gerade zu Ende gegangenen Europa-Reise des mexikanischen Politikers konnte man auf den Bildern sehen, dass Angela Merkel ihm auf Augenhöhe begegnet. Und das ist in diesem Zusammenhang nicht wörtlich gemeint: Die Europa-Reise wurde in den hiesigen Zeitungen seitenweise ausgewälzt und analysiert. Was insofern nicht verwundert, da deutsche Unternehmen in Mexiko rund acht Prozent des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaften. In den deutschen Medien war hingegen nichts zu finden. Und Frau Merkel wird wohl froh gewesen sein, dass Mexiko keinen Aufnahmeantrag in die EU stellen kann.

Ich hoffe, euch allen geht es gut!!!

Muchos saludos,
Marion

Von Wahlkämpfern, reichen Frauen und Peco: Marion bei den Mexis, Teil 23

Dieser Artikel ist der 23. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Heute berichtet unsere Autorin über den Wahlkampf in Mexico, Lehrer, Epileptiker und reiche Frauen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

Hola a todos!

schmierig
Und bei diesem schmierig grinsenden Mann wird es bald keine Lehrerverträge mehr geben. Dafür aber umso mehr Privatisierungen. (fotos: koerdt)

Wahlkampf

Der PRI-Präsidentschaftskandidat Peña Nieto verspricht auf seinen Wahlplakaten Medizin für alle. Und keine Schulgebühren. Beide Versprechen stehen wohl im eklatanten Widerspruch zur Wirklichkeit.

Wenn er Präsident werde, hat er verkündet, werde er sämtliche Lehrerverträge aufkündigen. Seine Begründung: Viele Lehrkräfte seien für den Schuldienst überhaupt nicht qualifiziert. Dem kann man nicht direkt widersprechen.

Auf dem Lande werden Lehrerstellen wohl gerne vom Vater an den Sohn vererbt oder es wird einfach jemand vor die Klasse gestellt, der sich dafür bereit erklärt hat. Die Befürchtung aber ist: Peña Nieto will das Bildungswesen komplett privatisieren. Wie das ohne Gebühren gehen soll, ist mir schleierhaft.

Die Sache mit Paco

Und Medizin für alle? Die gibt es -jedenfalls in den Städten- bereits in gewisser Weise schon heute. Zum Beispiel bietet das „Centro Medico“ in der Innenstadt Epileptikern jeden Samstag eine kostenlose Beratung und Behandlung an. Warum ich das nun weiß, hat einen Hintergrund:

Unser informeller Hausmeister und Parkplatzeinweiser Paco ist Epileptiker. Das hat in der Vergangenheit öfter mal dazu geführt, dass er auf der Straße zusammengeklappt ist. Nach einem Anfall ist er dann auch nach Hause gefahren. Nicht so in der letzten Woche. Bis zum frühen Nachmittag hatte er-laut Salvatore, der unten in unserem Haus ein Geschäft für Küchengeräte und-zubehör hat- bereits drei Anfälle gehabt.

Nun lag er wieder auf dem Bürgersteig und Salvatore wurde langsam sauer. Denn ein umgekippter, winselnder Mann vor dem Laden ist ja nicht gerade geschäftsfördernd. Den ersten Anfall hätte er wohl schon morgens in der Metro gehabt. Jedenfalls hatte Paco dort seinen Rucksack verloren, in dem seine Medikamente waren. Ob er ihn vergessen hatte oder ob er ihm geklaut wurde, konnte Paco nicht mit Gewissheit sagen.

Nun lag er wieder dort und als wieder bei Bewusstsein war, redeten wir auf ihn ein, nach Hause zu fahren. Doch Paco fuhr nicht und bekam kurz darauf den nächsten Anfall. Nun wurde ein Krankenwagen gerufen. Doch Paco wehrte sich. Er wollte auf keinen Fall ins Krankenhaus. Verwirrt irrte er über den Bürgersteig, stürzte wieder. Die Sanitäter rückten wieder ab.

Die Mitarbeiter im Geschäft und wir alle aus dem Haus waren ratlos. Was nun? Paco war offensichtlich verletzt und verwirrt. Ein Geschäftsmitarbeiter setzte ihn in seinen Wagen und dort schlief Paco sofort ein. Gegen Abend sah ich wie Paco seine Sachen zusammenräumte und ich war froh, dass er nun endlich nach Hause fahren würde. Doch dann hörte ich einen ohrenbetäubenden Knall unten im Hausflur. Als ich nachschaute, lag dort Paco in seinem Blut.

Wieder wurde ein Krankenwagen gerufen. Wieder weigerte sich Paco, der mittlerweile wieder bei Bewusstsein war, mitzufahren. Wir Hausbewohner versuchten ihn zu beruhigen und zu überreden, sich in ärztliche Behandlung zu geben. Unsere Nachbarin, die „Drogenbaronin“, hatte ein Epilepsie-Medikament aus der Apotheke geholt. Ein Sanitäter wollte ihm das geben. Paco wehrte sich. Die Sanitäter rückten unverrichteter Dinge ab.

Hätten sie ihn gezwungen mitzukommen, wäre das als Entführung ausgelegt worden. Paco schlief auf einem Stuhl im Flur ein. Er sah schrecklich aus: eingepinkelt, die Klamotten verschmutzt, Blut im Gesicht, verschrammt, total verschwitzt. Wir waren ratlos. Letztendlich riefen wir ein Taxi, denn Paco war wieder bei Bewusstsein und konnte uns seine Adresse nennen.

Dann hörten weder die Leute im Geschäft noch wir im Haus etwas von Paco. Zwischenzeitlich beschlich mich das ungute Gefühl, dass der Taxifahrer Paco einfach ausgesetzt und mit seinem Geld abgehauen ist. Doch gestern stand er auf einmal wieder auf der Straße, als sei nichts gewesen. Als ich auf ihn zugehen wollte, spürte ich, er weicht mir aus und grüßte lediglich.

josefina
Die Dritte im Bunde ist Josefina (der Nachname wird im allgemeinen Sprachgebrauch, besonders von Frauen, unterschlagen). Dieses Plakat will uns weismachen, dass sie Worte hat. Welche? Keine Ahnung.

Die Sorgen reicher Mütter

Entschieden dagegen bin ich, dass Deutschland die Kosten für das mexikanische Gesundheitssystem übernehme. Wie ich auf diesen Unsinn komme? Vor eineinhalb Wochen war ich zu einem Essen eingeladen worden. Dort saßen auch Mütter, deren Kinder aufs Colegio Alemán gehen. Merke wohl, mexikanische Mütter. Und ich rutschte in ein Gespräch über die anstehenden Wahlen.

praesident
Falls dieser freundlich lächelnde Mann Präsident wird, wird es eine Auswanderungswelle der Reichen geben. Schließlich sei er Kommunist, so die Ansicht einer mexikanischen Schicht. Damit lässt sich wohl heute kein Staat mehr machen – außer in Kuba und Nordkorea.

Die Frauen waren sich einig: Alles ist korrupt in diesem Land. Und eine Frau wusste auch schon, was passieren wird, wenn der linke Präsidentschaftskandidat López Obrador die Wahlen gewänne. Dann würden ihr Mann und sie das Land verlassen. Und sie seien bestimmt nicht die einzigen. Auch eine Lösung.

Doch wenn die Reichen das Land verlassen, wer soll dann die Bekämpfung des Drogenhandels bezahlen? Denn das erkannten die Frauen als drängendes Problem. Auch hier hatte eine Frau die Lösung: Das könnten ja dann die Deutschen bezahlen. Allgemeines Gelächter – nur ich stand kurz vor einem Wutanfall.

Da kann ich tatsächlich nur EU-Kommissionspräsident Barroso zustimmen. Er hatte an diesem Montag beim G-20-Treffen in Los Cabos gesagt, dass sie sich von niemanden Lektionen erteilen lassen. Damit hatte er zwar nicht direkt die Mexikaner angesprochen. Aber wenn ich hier die eine oder andere Bemerkung aufschnappe, denke ich auch manchmal, eure Meinung ist bestimmt nicht meine Meinung.

Ich hoffe euch allen geht es gut!

Muchos saludos,
Marion

‚Te gusta México?‘ Eine schwierige Frage: Gefällt mir dieses Land? Marion bei den Mexis, Teil 21

Dieser Artikel ist der 21. Teil einer persönlichen Serie über das Leben in Mexico und Mexico-City. Heute denkt unser Autorin darüber nach, ob ihr das Leben in Mexiko gefällt – und kommt dabei zu ganz widersprüchlichen Ergebnissen. Viel Spaß beim Lesen.

webhitlerjesus
DVD-Abteilung in einer christlichen Buchhandlung im Stadtteil
Coyoacán. Nach welchem System die Filme geordnet sind, ist nicht ganz
deutlich. Wenn Jesus Österreicher gewesen wäre, hätte das die Reihe
„Berühmte Österreicher“ gewesen sein können (fotos: koerdt)

Hola a todos!

„Gefällt Ihnen Mexiko?“ Ich weiß nicht, wie oft mir diese Frage in den letzten zwei Jahren gestellt worden ist. Gefühlt jeden Tag. Erst wieder vor zwei Tagen in einem Büroartikelgeschäft, als zu Hause mal wieder das Internet nicht ging und ich an den dortigen Terminals nach meinen Mails schauen wollte. Der Mann am Rechner neben mir wusste nicht, wie er eine bestimmte Einstellung in Word machen sollte und fragte mich. Kaum hatte ich ihm die Tastenkombination gezeigt, kam die Frage: „Te gusta México?“ Und dieses Mal war ich kurz davor mit der mir selbst zurechtgelegten Wahrheit rauszurücken:

Kollegin überfallen und ausgeraubt

Letzte Woche ist meine ehemalige mexikanische Kollegin aus der Schulbibliothek morgens auf dem Weg zur Arbeit überfallen worden. Sie hat sich ein Taxi heran gewunken. Kurz danach, als der Wagen an einer Ampel hielt, sprangen zwei Typen in den Wagen und keilten sie auf dem Rücksitz ein. Sie solle einfach die Augen zumachen und der Taxifahrer solle ihren Anweisungen folgen. Was dieser klugerweise auch tat, denn einer der Typen fuchelte mit einer Waffe herum. Dann musste sie, eine 24jährige Germanistikstudentin, ihr Konto leerräumen und ihnen ihr Handy überlassen. Nach einer halben Stunde war der Horror vorbei. Dass sie Todesangst hatte, ist mehr als verständlich, wenn ich hier in den Zeitungen fast jeden Tag lese, wie wenig ein Menschenleben wert sein kann.

Es geht nur ums Geld

Und wenn mir mein etwas dunkelhäutiger Bekannter Fernando erzählt, wie er aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert wird. Und er mir sagt, die Mexikaner kennen keine Solidarität. Für die meisten hier sei der einzige Wert Geld. Das würde auch erklären, warum eine 24jährige Studentin überfallen wird. Es ist einfach egal, wie viel zu holen ist. Hauptsache es wird geholt.

Die Polizei als Freund und Helfer – ein Witz

Ich fragte Fernando, ob das ein Armutsproblem sei. Er verneinte. Auch die Reichen würden raffen und rauben. Besonders die Politiker. Ob ich denn hier der Polizei vertrauen würde. Ich lächelte und schüttelte den Kopf. In Deutschland gebe es den Spruch „Die Polizei “ dein Freund und Helfer“, da musste Fernando lachen.

In neun Monaten 75 ermordete Journalisten

Fernando arbeitet mittlerweile als Spanischlehrer an der Uni. Zuvor war auch für kurze Zeit Zeitungsredakteur. Warum er denn aufgehört hätte? Er hätte auf Honorarbasis gearbeitet und sein Chef hat häufig seine Artikel nicht drucken wollen. Aus Angst, die Werbekunden würden sich beschweren. Nur die Werbekunden? Fernando zuckt die Schultern. Hier gebe es eine Zensur, die eben nicht nur den Werbekunden dient. Heute steht in „La Jornada“, dass zwischen September 2010 und Juni 2011 (also in neun Monaten) 75 Journalisten in Mexiko umgebracht worden sind. Fernando hat einen Sohn. Da ist es nur allzu verständlich, warum er sich eine andere Tätigkeit gesucht hat.

„Te gusta México?“ Nein, in solchen Fällen nicht.

„Te gusta México?“ Wenn die Menschen in Mexiko-Stadt dem Verkehrsirrsinn tagtäglich standhalten, wie gelassen sie auf chaotische Situationen reagieren und erst recht, wenn sie feiern. Dann mag ich Mexiko. Ich mag die phantastischen Landschaften, die kargen Plateaus, die beeindruckenden Vulkane. Und ich mich immer wieder frage, wie viel Mexiko kenne ich überhaupt und was verstehe ich überhaupt von dem, was ich sehe und erlebe. Dann mag ich Mexiko.

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Ein Land auf dem Eco-Tripp: Mit dem Fahrrad unterwegs

Und ich mag eben auch die Absurditäten, wenn versucht wird, Ideen zu kopieren. Seit geraumer Zeit ist ein Schlagwort ganz groß in Mode gekommen: Alles wird nun zu „Eco“ erklärt. So heißen die Leihfahrräder in den etwas besser gestellten Stadtteilen wie zum Beispiel La Condesa „Eco-Bici“ (Bici für Bicicleta, spanisch für Fahrrad). In dem Zusammenhang ergibt das ja noch einen Sinn. Auch wenn das Radfahren hier weniger unter ökologischen Gesichtspinkten betrachtet wird. Denn beim hiesigen Autoverkehr ist es beim Verlassen der ausgewiesenen Radrouten lebensgefährlich. So zeigt sich der hippe Condesa-Bewohner nun gerne mit Rad, um in sein Szene-Café zu gelangen.
Auch dass sich ein paar Nationalparks nun Öko-Parks nennen, erschließt sich mir noch. Aber warum nun in meinem Stadtteil Polanco das Parken zum Eco-Parq erklärt wird, erscheint mir doch der Gipfel der Absurdität.

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Ratlose Menschen vorm Parkautomaten. Zum Glück gibt es aber überall Rat.

Parkraumkonzepte: Ökoparken

Letzten Freitag wurden vor unserem Haus während einer Nacht-und Nebelaktion auf der Straße Parkflächen ausgewiesen und Parkautomaten aufgestellt. Ich erinnerte mich an Bilder von Lía Limón, wie sie bei der Einweihung dieser Parkautomaten etwas weiter südlich in unserem Viertel ihre gebleachten Zähne in Kameras lächelte.

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Das Ganze heißt jetzt Ökoparken und ist nichts anderes als zu bezahlender Parkraum. Dann flog ein Infozettel ins Haus, aus dem hervorging, dass Polanco bald nicht mehr automatenfrei sein wird. Aber nicht, wohin die Einnahmen überhaupt fließen sollen.

Und nunmehr ist Paco, Parkeinweiser vorm Haus und unser informeller Hausmeister, nicht bester Laune. Schließlich machte bislang ein Großteil seines Einkommens aus, dass er sich hier als Parkwächter generierte und die Leute ihm dafür ein paar Pesos in die Hand drückten. Wenn sie nun aber nur noch drei Stunden in der Straße parken dürfen und auch noch dafür zahlen müssen, wird wohl nicht mehr viel für Paco dabei abfallen. Vielleicht wird er bei den anderen Parkwächtern anheuern müssen, die nun ausstaffiert mit Leuchtweste, auf der dick ein P-Emblem gedruckt ist, durch das Viertel ziehen.

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Die Info-Box um Park um die Ecke. Der Andrang hält sich aber in Grenzen.

Im kleinen Park an der Straßenecke gibt es nun eine Eco-Parc-Info-Box. Und Information scheint wohl dringend erforderlich: Mehrere Tasten wollen gedrückt sein, bevor einem das ersehnte Ticket entgegen fliegt. Das Bild dieser Tage: Ratlose Menschen vor Automaten. Als ich heute einkaufen ging, kam mir eine Heerschar junger Leute entgegen, die alle ein P-Winkelement in den Händen hielt. Ich dachte allen Ernstes zuerst, dass seien Studenten, die gegen diesen Irrsinn protestieren. Doch dann sah ich, dass es eine weitere bezahlte Info-Kampagne war. Ich sollte mal meine Wahrnehmungen überdenken: Nicht alles, was knapp über 20 ist und mit einem Pappschild in einer Menschenmenge durch die Straße marschiert, ist zwingend ein demonstrierender Student.

Geschönte Frauen im Wahlkampf

Nun bin ich gespannt, was als Nächstes zu Öko erklärt wird. Ich glaube die Obst- und Gemüseabteilung im Supermarkt hat da noch Nachholbedarf. Vielleicht ein weiterer Einsatz für Lía Limón. Mir konnte ja niemand von meinen mexikanischen Bekannten erklären, was diese Frau will, welche Funktion sie hat und woher sie überhaupt kommt.

Im Gegensatz zu Josefina Vázquez Mota. Von der hingen zum Glück bislang noch keine Plakate in meinem Viertel. Die Frau hat so viele scheinbar nicht ganz geglückte Schönheitsoperationen hinter sich, so dass ich bislang bei ihrem Anblick auf Zeitungsfotos immer zusammengezuckt bin. Wahrscheinlich der Kitzel, der einen auch beim Horrorfilmgucken erwischen kann. Aber wahrscheinlich ist das nur eine Frage der Zeit, bis die Plakate kommen. Schließlich ist sie Präsidentschaftskandidatin der regierenden, konservativen PAN. Ich bin gespannt, welche Losung sie wohl bei einem Wahlsieg herausgeben wird: Kostenlose Schönheitsoperationen für alle?

Papst im Anmarsch

Zur Abwahl steht leider nicht ein Mann, der in ein paar Tagen das Land besuchen wird. Und der mittlerweile die Berichterstattung beherrscht und die gesamte Stadt in Aufruhr versetzt: Der Papst kommt und die Mexis (zum Glück nicht alle) sind total aus dem Häuschen. Ob Benedikt XVI. es schaffen wird, die Popularität seines Vorgängers abzulösen bleibt abzuwarten. Noch bekommt fast ausschließlich Johannes Paul II.-Devotionalien. Aber vielleicht ist es auch geschickt, erst einmal zu versuchen den alten Schrott wegzubekommen. Wie es wird, davon dann vielleicht demnächst mehr. Momentan steht mir der Sinn eher danach, die Stadt zu verlassen.

Hoffe, euch allen geht es gut!
Muchos saludos,
Marion